Post von Euch

Das Zusammenkommen als Versammlung

Das Zusammenkommen als Versammlung und das Schweigen der Frauen Liebe Geschwister im Herrn, zum Thema „Versammlung Gottes“ habe ich eine Frage: In 1. Korinther 14,33–35 heißt es: „…wie es in allen Gemeinden der Heiligen ist, sollen die Frauen in den Gemeinden (Versammlungen) schweigen“. Ich frage mich, wo Versammlung anfängt, d.h. ob es überhaupt biblisch ist, zu unterscheiden zwischen Hauskreis oder Bibelstunde und der Versammlungsstunde am Sonntag? In „meinem“ Hauskreis kann ich als Frau durchaus zu Wort kommen (z.B. fragen). Mit meiner Frage möchte ich keineswegs die Geschwister dort verurteilen, aber ist es möglich, dass ich etwas in der Heiligen Schrift nicht oder falsch verstanden habe? Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr mir die Fragen anhand der Bibel beantworten würdet. Im Herrn Jesus verbunden grüßt Euch

Eure R. V.

 

Liebe R., gerne gehe ich auf die Fragen in Deinem Schreiben ein, die ich einmal mit meinen Worten formuliere:

  1. Ist es biblisch, zwischen verschiedenen Arten des Zusammenkommens von Gläubigen (Versammlungsstunden am Sonntag, Bibelstunden, Hauskreis etc.) einen Unterschied zu machen, oder stehen sie alle auf „derselben Ebene“?
  2. Inwieweit findet die Aussage der Schrift, dass die Frauen in den Versammlungen schweigen sollen, ihre Anwendung auf die verschiedenen Zusammenkünfte?

Das Wort Gottes spricht durchaus von Zusammenkünften, die einen besonderen Charakter tragen.

„Wenn er aber nicht auf sie hört, so sage es der Versammlung; wenn er aber auch auf die Versammlung nicht hört, sei er dir wie der Heide und der Zöllner ... Wahrlich, wiederum sage ich euch: Wenn zwei von euch auf der Erde übereinkommen werden über irgendeine Sache, welche sie auch erbitten mögen, so wird sie ihnen zuteil werden von meinem Vater, der in den Himmeln ist. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte“ (Mt 18,17–20).

„Denn zuerst einmal, wenn ihr als Versammlung zusammenkommt, höre ich, es seien Spaltungen unter euch, und zum Teil glaube ich es“ (1. Kor 11,18 ).

Der Zusammenhang von Matthäus 18,15– 20 macht deutlich, dass hier nicht eine Gruppe von Gläubigen mehr oder weniger informell versammelt ist, sondern hier ist die Versammlung, d.h. die örtliche Versammlung (Gemeinde) versammelt. Sie ist zu seinem Namen hin versammelt. Das bedeutet, dass der Herr die Autorität hat. Durch sein Wort und seinen Geist regelt Er alles. Menschliche „Gemeindeordnungen“ wären ein Eingriff in die Rechte des Herrn. Wo Christen so auf der Grundlage der Bibel als örtliche Versammlung zusammenkommen, hat der Herr seine persönliche Gegenwart in ihrer Mitte verheißen. Natürlich ist der Herr in einer gewissen Weise „alle Tage“ bei uns (Mt 28,20). Aber seine persönliche Gegenwart „in der Mitte“ der Versammelten verheißt der Herr denen, die im oben genannten Sinn versammelt sind. Damit verbindet Er eine besondere Autorität (aber auch Verpflichtung): Die örtliche Versammlung, die zum Namen des Herrn versammelt ist, übt, wenn notwendig, auch Versammlungszucht (Gemeindezucht) aus. Sie hat die Autorität des „Bindens und Lösens“, d.h., sie schließt einen, der sich als ein „Böser“ erwiesen hat, aus ihrer Mitte aus (1. Kor 5), oder sie lässt ihn wieder zu, wenn seine Wiederherstellung deutlich geworden ist (2. Kor 2). Allein schon dieser Punkt zeigt den großen Unterschied zu anderen Zusammenkünften (Hauskreis, Jugendstunde, Bibelkonferenz), die niemals diese Autorität besitzen. So kommt die örtliche Versammlung als Versammlung zusammen, z.B. zum Gebet (Mt 18,15–20), um den Tod des Herrn zu verkündigen beim Abendmahl, um unter der freien Wirksamkeit des Heiligen Geistes der Verkündigung von Gottes Wort zuzuhören.

Auf solche Zusammenkünfte der Versammlung bezieht sich auch die Aussage in 1. Korinther 14,34: „Die Frauen sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern unterwürfig zu sein, wie auch das Gesetz sagt.“

Damit kommen wir zu der zweiten Frage. Wenn es sich also um Zusammenkünfte als Versammlung handelt, ist es nach Gottes Gedanken, dass die Frau schweigt. Und wie ist es nun bei anderen Zusammenkünften, die nicht diesen Charakter tragen? Dazu möchte ich zuerst auf 1. Timotheus 2,12 hinweisen: „Ich erlaube aber einer Frau nicht zu lehren, noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein.“ Es ist nicht nach den Gedanken der Schrift, dass eine Frau lehrt, weil sie damit eine Leitungsfunktion übernimmt, die Gott dem Mann und nicht der Frau gegeben hat. So wird sicher eine gottesfürchtige Schwester jeden Eindruck vermeiden wollen, dass sie in einem Kreis, wo auch Brüder anwesend sind, die Rolle der „Belehrenden“ übernehmen will.

Grundsätzlich entspricht es der Schöpfungsordnung Gottes, dass der Mann seinen Platz und seine Verantwortung sowohl im öffentlichen als auch im privaten Bereich und Dienst hat, die Frau hingegen wirkt eher im privaten Bereich, in einer gewissen Zurückgezogenheit. Diese Gedanken Gottes gelten heute in unserer Gesellschaft zwar längst als altmodisch und unpopulär. Doch immer dann, wenn sowohl der Mann als auch die Frau ihren Platz nach Gottes Gedanken einnehmen und ihn auch unter der Führung des Herrn ausfüllen, wird dies zum Segen ausschlagen – für den Betreffenden wie auch für die Umgebung.

Was dies praktisch in den verschiedenen denkbaren Treffen von Gläubigen für die Frau für Konsequenzen hat, ist weniger eine Frage einer konkreten Anweisung der Schrift, als eine Frage der geistlichen Einsicht oder, um es einmal so zu formulieren, der „geistlichen Schicklichkeit“. Ich bin überzeugt, dass der Herr einer geistlichen Schwester, die Ihn in ihrem Leben ehren will, helfen wird, deutlich zu erkennen, wo eine privatfamiliäre Atmosphäre aufhört – in der sich eine Frau ungezwungen zum Beispiel durch Fragen und Bemerkungen an geistlichen Gesprächen beteiligen kann – und ein eher öffentlicher Bereich beginnt, der ihr mehr Zurückhaltung auferlegt.

Mit Grüßen der Verbundenheit in unserem gemeinsamen Herrn

Dein Michael Vogelsang