Bibel praktisch

Das Erbteil einnehmen - oder den Himmel erobern

Das Erbteil einnehmen

Im Buch Josua wird beschrieben, wie das Volk Israel das Land eingenommen hat, das Gott ihnen geschenkt hatte. Gott hatte schon Abraham versprochen, ihm und seinen Nachkommen das Land Kanaan zu geben. Jetzt war die Zeit gekommen, dass Gott sein Versprechen einlösen würde. Noch wohnten die Feinde des Volkes Israels in diesem Land, aber Gott forderte das Volk auf, mit ihren Füßen das Land zu betreten. Alles Land, auf das sie mit ihren Füßen treten würden, sollte ihnen gehören (Jos 1,3). Er würde helfen, die Feinde zu vertreiben. Sein Versprechen lautete: „Es soll niemand vor dir bestehen!“

Die Einnahme des Landes verlief in zwei Phasen. In einer ersten Phase kämpfte das Volk unter der Führung Josuas gemeinsam und eroberte Stadt um Stadt. So ging ein Teil des Landes nach dem anderen in ihren Besitz über. Als Josua jedoch alt geworden war, blieb noch viel Land übrig, das in Besitz genommen werden sollte (Jos 13,1). Da forderte Gott Josua auf, das Land zu verteilen. Jedem Stamm des Volkes sollte ein bestimmter Teil des Landes als Erbe zugewiesen werden. So erhielt jeder Stamm und jede Familie einen ganz persönlichen Teil des Landes Kanaan als Besitz. In diesem Land durften sie wohnen und von dem, was in diesem Land wuchs, konnten sie sich ernähren. Sie durften genießen, was Gott ihnen in diesem Land schenkte. Allerdings waren noch Feinde in diesem Land. Diese Feinde mussten ausgetrieben werden! Das war die zweite Phase der Einnahme des Landes – jeder Stamm sollte die Feinde austreiben, die noch in seinem Erbteil lebten. Das könnte man vielleicht mit einem persönlichen Kampf vergleichen.

 

Den Himmel „erobern“

Das Land Kanaan im Alten Testament spricht für uns heute von dem Himmel. Das Alte Testament zeigt uns, dass Gott sein Volk aus Ägypten herausrief, um es durch die Wüste hindurch in dieses Land hineinzubringen, das er ihnen als Erbteil verheißen hatte. So sind heute alle, die den Herrn Jesus angenommen haben, herausgerufen aus dem Machtbereich Satans, um Bürger eines neuen Landes, des Himmels, zu sein. Sicher – der Himmel ist das Ziel, dem sie entgegen gehen. Aber sie sind auch heute schon Bürger des Himmels und dürfen somit heute schon „den Himmel erobern“ – sie dürfen jetzt schon über das nachdenken und etwas von dem verstehen, was im Himmel ist und sich darüber freuen. Davon ist das Land Kanaan in erster Linie ein Bild. Es entspricht damit dem himmlischen Teil, das Gott heute schon jedem Gläubigen geschenkt hat. Dieses Teil mehr und mehr zu verstehen und zu genießen – das darf heute schon dein und mein persönlicher „Eroberungskampf“ sein!

Wenn wir anfangen, über das nachzudenken, was im Himmel ist, dann denken wir zuerst daran, dass der Herr Jesus dort ist. Nachdem Er am Kreuz auf Golgatha zur Ehre Gottes und zum Heil für Sünder sein Leben gelassen hat, hat Gott Ihn auferweckt und nach einer Zeit von vierzig Tagen in den Himmel aufgenommen. Er hat Ihm den Ehrenplatz zu seiner Rechten gegeben. Dort im Himmel ist der Herr Jesus jetzt als verherrlichter Mensch – der erste Mensch, der im Himmel in der unmittelbaren Gegenwart Gottes ist. Dort werden wir einmal bei Ihm sein. Aber weil wir heute schon zu Ihm gehören, dürfen wir auch heute schon „erobern“ und „besitzen“, was uns in Ihm dort geschenkt ist! Dazu hat uns Gott den Heiligen Geist gegeben – damit wir die Dinge kennen, die uns von Ihm geschenkt sind (vgl. 1. Kor 2,12).

Das ist das Erbteil für uns heute – die geistlichen Segnungen in den himmlischen Örtern (oder „im Himmlischen“, Eph 1,3). Der Teufel möchte natürlich nicht, dass wir darüber nachdenken, was im Himmel ist. Er kann uns den Himmel als das Ziel unserer Reise nicht streitig machen. Aber heute schon mit diesem Ziel beschäftigt zu sein und uns daran zu freuen – das will er verhindern. Auch wir selbst haben oft kein Interesse an den Dingen des Himmels.

Wir sind mit vielen Dingen beschäftigt, die nur für unser Leben auf der Erde Wert haben, so dass die Gefahr besteht, dass wir kaum noch Zeit haben, an den Himmel zu denken. Dann werden wir über kurz oder lang zu müden und unglücklichen Christen, weil für uns hier auf der Erde letztendlich doch nur kurze und vergängliche Freuden sind – wenn überhaupt.

Den Herrn Jesus im Himmel und das, was er uns geschenkt hat mehr und mehr zu verstehen; dabei alles vertreiben, das uns stören will – das ist der Kampf, den wir kämpfen dürfen. Es ist ein Kampf, bei dem wir alles, was uns am Genuss der himmlischen Dinge hindern will, vertreiben. Niemand kann uns von dem, was uns geschenkt ist, tatsächlich etwas wegnehmen. Aber wir können die Freude an den himmlischen Dingen und das Verständnis dafür verlieren, wenn wir nicht wachsam sind.

 

Kein Kampf aus eigener Kraft

Diesen Kampf müssen wir nicht in eigener Kraft führen, wie das Volk Israel auch nicht in eigener Kraft gekämpft hat – wir könnten es auch gar nicht. Gottes Kraft steht uns zur Verfügung. Er hat uns verschiedene Waffen gegeben, um das zu vertreiben, was uns den Genuss an dem „Land“ wegnehmen möchte, vgl. Eph 6, 10–20. Und Er ist es auch, der jede Furcht vor und in diesem Kampf vertreibt (vgl. Jos 1,9).

Im Buch Josua lautete die Kampfanweisung Gottes an das Volk, einfach das Land zu betreten. Er hatte es ihnen schon geschenkt. Und wenn sie es betreten würden, dann würde Er die Feinde vor ihnen vertreiben. Alle Feinde, die im Weg standen, konnten geschlagen werden. Dazu war „nur“ Gehorsam gegenüber Gottes Anweisungen und Vertrauen auf seine Hilfe nötig. So sind auch wir aufgefordert, einfach Stück für Stück der himmlischen Segnungen anzuschauen, darüber nachzudenken und mehr und mehr davon zu verstehen. Dazu hat uns Gott viele Hilfsmittel gegeben – sein Wort (die Bibel), seinen Geist (der uns sein Wort erklärt), Mitgeschwister (denen wir Fragen stellen können), Versammlungsstunden, Bibelkonferenzen, Bibelauslegungen und nicht zuletzt auch das Gebet – das Zwiegespräch mit Gott über seine Gedanken. Wenn wir neu damit anfangen, so den Himmel zu erobern, dann dürfen wir alles, was sich uns in den Weg stellt, mit Gottes Hilfe in die Flucht jagen.

 

Ein Ausblick

Wenn wir einmal im Himmel angelangt sind, dann wird jeder Kampf aufhören. Aber solange wir uns heute schon mit den himmlischen Dingen beschäftigen, bedeutet das Kampf. Kampf gegen unsere eigene Bequemlichkeit und Kampf gegen den Teufel, der uns die Freude an den himmlischen Dingen rauben möchte. Doch diesen Kampf mit Gottes Hilfe zu führen, ist eine lohnende Sache! Ein Christ wird nur dann wirklich glücklich sein, wenn er sich mit dem Teil beschäftigt, das naturgemäß zu ihm gehört – mit dem, was zu seinem Bürgertum im Himmel gehört. Dieses Glück im persönlichen Genuss der Dinge des Himmels wird uns für jede Mühe des Kampfes entschädigen!

Leider haben die Israeliten nicht alle Feinde vertrieben. Sie waren mit einem Teil des Landes zufrieden und haben den übrigen Teil nicht eingenommen. Zunächst waren die Feinde ruhig und zurückgezogen. Aber immer wieder sind sie gekommen und haben Land zurückerobert. Das gleiche werden wir auch erleben, wenn wir „zufrieden“ sind mit einem Teil von dem, was Gott uns geschenkt hat. Der Vergleich mit dem Volk Israel, das immer wieder Probleme mit den nicht ausgetriebenen Feinden hatte, sollte uns ein Ansporn sein, mehr und mehr von unserem „Land“ zu „erobern“. Und der Gedanke daran, dass wir einmal wirklich das ganze Land, den ganzen Himmel und den Herrn Jesus als Mittelpunkt des Himmels besitzen und genießen werden, wird uns erst recht eine Motivation sein, Ihn jetzt schon mehr und mehr anzuschauen!