Bibel praktisch

Christliches Teamwork oder: Was wir von den Wildgänsen lernen können!

Im Leitartikel einer Zeitschrift fand ich vor einiger Zeit ein paar interessante Hinweise über Wildgänse. Ich möchte gerne versuchen, diese Hinweise heute einmal auf unser gemeinsames geistliches Leben anzuwenden. Wildgänse werden zwar in der Bibel nicht direkt erwähnt, aber es sind doch Geschöpfe Gottes, von denen wir etwas lernen können. Im Vordergrund steht dabei der Gedanke an christliches „Teamwork“.

Teamwork = gemeinsam arbeiten  Teamwork begegnet uns in vielen Bereichen unseres Lebens. Viele Dinge – z.B. im Berufsleben – können wir nicht allein bewerkstelligen. Wir brauchen die Hilfe anderer. Dabei wird den meisten hinreichend bekannt sein, dass „Team“ nicht bedeutet:

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Das Wesen von Teamwork ist es ja gerade,  dass wir etwas gemeinsam tun.

 

Teamwork in der Bibel

Dieses Prinzip finden wir auch in der Bibel fest verankert. Kaum hatte Gott Adam geschaffen, hören wir Ihn sagen: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Ich will ihm eine Hilfe machen“ (1. Mo 2,18). Und der weise Salomo schreibt die bekannten Worte: „Zwei sind besser daran als einer“ (Pred 4,9). Wenn wir das Neue Testament aufschlagen, lesen wir dort von „Mitarbeitern“, von „Mitkämpfern“ und von „Mitstreitern“. Das macht deutlich, dass es im Leben des Christen – und ganz besonders im Dienst für den Herrn – ein Miteinander und ein Füreinander geben soll. Natürlich ist jeder Einzelne seinem Herrn für sein Tun und Lassen verantwortlich. Das ändert aber nichts daran, dass es auch ein glückliches Miteinander geben soll.

 

Wildgänse

Nun zu den Wildgänsen: Wenn die Wildgänse im Herbst wärmere Regionen im Süden aufsuchen und im Frühjahr zurückkehren, können wir sie beobachten. Dabei fällt ganz besonders die pfeilförmige Flugformation dieser Vögel auf. Wissenschaftler haben dieses Phänomen untersucht und sind zu interessanten Feststellungen gekommen:

  • Jeder Flügelschlag einer Wildgans schafft  einen ganz bestimmten Aufwind, den der jeweils nachfolgende Vogel für sich selbst nutzt, um sich weniger anstrengen zu müssen. Wildgänse, die in einer Formation fliegen, haben eine um ca. 70% höhere Flugleistung (Reichweite) als allein fliegende Tiere.
  • Ein aus der Gruppe ausscherender Vogel spürt den höheren Luftwiderstand und kehrt in der Regel schnell in die Formation zurück, um den Aufwind der „Anführer“ zu nutzen.
  • Wird eine vorn fliegende Wildgans müde, lässt sie sich an das Ende der Formation zurückfallen und überlässt den unmittelbar hinter ihr fliegenden Tieren die Führung. Auf diese Weise kann sie neue Kraft schöpfen.
  • Hinten fliegende Wildgänse feuern die vorn fliegenden an, indem sie laut und vernehmlich schreien.
  • Wird eine Wildgans beim Flug so müde oder krank, dass sie nicht mehr folgen kann, bleiben mindestens zwei gesunde Vögel bei ihr, bis sie sich erholt hat. Dann fliegen sie gemeinsam zur Formation zurück oder schließen sich einer nachfolgenden Formation an.
  • Hat uns das Verhalten der Wildgänse nicht auch etwas für unser gemeinsames Leben als Christen zu sagen?

 

1. Gemeinsam leisten wir mehr

Die gemeinsame Flugleistung der Wildgänse ist um 70% höher als die Flugleistung eines einzelnen Tieres:

Wie im natürlichen Leben erreichen wir auch im Werk des Herrn deutlich mehr, wenn wir zu mehreren „am gleichen Strick ziehen“ – und zwar in der gleichen Richtung. Menschen, die ein gleiches Ziel haben, erreichen dies effektiver, wenn sie es zusammen tun und sich gegenseitig helfen. Nicht umsonst hat der Herr seine Jünger paarweise ausgesandt. Gerade in der Apostelgeschichte – dem Buch des christlichen Zeugnisses – sehen wir immer wieder, dass Missionare gemeinsam (zu zweit, zu dritt, und auch zu mehreren) auf die Reise gingen. Gemeinsame Einsätze für den Herrn machen auch viel mehr Freude. Man kann sich austauschen, sich beraten und einander helfen. Wenn einer mal müde wird, kann der andere ihm wieder Mut machen. Und so sind wir auch in der Lage, einander in guter Weise zu korrigieren.

 

2. Gemeinsam spüren wir den Widerstand weniger

Die in der Formation fliegenden Wildgänse spüren weniger Luftwiderstand:

Wo Menschen für den Herrn arbeiten, ist der Teufel nicht untätig. Er kommt entweder mit Macht und Gewaltandrohung (als brüllender Löwe) oder mit List und Tücke (als verführerische Schlange). Er will uns davon abhalten, für den Herrn zu arbeiten. Wie gut, wenn wir uns da (auch) an anderen orientieren können, die der Herr uns an die Seite stellt. Mein Bruder oder meine Schwester hat vielleicht einen robusteren Charakter als ich und kann mir helfen, in meiner Arbeit nicht nachzulassen. Gott stellt uns Menschen an die Seite, die uns Vorbild und Ansporn sein können. Ganz besonders gilt das natürlich für unser großes Vorbild, den Herrn Jesus: „Denn betrachtet den, der so großen Widerspruch von den Sündern gegen sich erduldet hat, auf dass ihr nicht ermüdet, indem ihr in euren Seelen ermattet“ (Heb 12,3).

 

3. Gemeinsam sind Lasten besser verteilt

Eine müde gewordene Wildgans kann sich in der Formation ausruhen:

In der gemeinsamen Arbeit für den Herrn ist der eine für den anderen da. Wenn bei einem die Kräfte schwinden, kann der andere ihm nicht nur helfen, sondern ihn vielleicht sogar ersetzen. Als Mose seine Unfähigkeit spürte, zu dem Pharao zu gehen, stellt Gott ihm seinen Bruder Aaron nicht nur zur Seite, sondern sichert ihm zu, dass Aaron für ihn reden sollte (2. Mo 4,16). So dürfen auch wir uns gegenseitig helfen. Vielleicht hatten wir auch solche zur Seite, die uns über viele Jahre hinweg Vorbild und Ansporn gewesen sind, die aber dann älter und schwächer geworden sind. Sind wir bereit, ihren Platz zu übernehmen und selbst für andere zum Vorbild zu werden? Timotheus hatte Paulus zum Vorbild gehabt, aber am Ende seines Lebens fordert Paulus ihn auf, ein Vorbild der Gläubigen zu sein (1. Tim 4,12).

 

4. Gemeinsam machen wir uns Mut  Hinten fliegende Wildgänse feuern die vorn fliegenden an:

Nun brauchen wir uns im Dienst für den Herrn sicherlich nicht gegenseitig lautstark wie bei einem sportlichen Wettkampf anzufeuern. Aber wir dürfen uns doch gegenseitig Mut machen und uns immer wieder motivieren. Und vor allen Dingen dürfen wir füreinander und miteinander beten. Diejenigen, die vielleicht nicht ganz vorn „fliegen“, d.h. nicht an vorderster Front kämpfen, stehen manchmal in Gefahr, andere durch lieblose Kritik zu entmutigen. Kritisieren – das wissen wir sehr gut – ist immer viel einfacher, als es selbst besser zu machen. Wir sollten vielmehr lernen, unsere Aufgabe genau da, wo der Herr uns hingestellt hat, treu und zuverlässig zu tun, ob nun ganz vorn, in der Mitte, oder weiter hinten. Nicht jeder ist berufen, ganz vorn zu kämpfen, wohl aber, dem anderen zu helfen.

 

5. Gemeinsam helfen wir uns  Kranke Tiere werden nicht allein gelassen:

Kann es nicht passieren, dass jemand, der mit uns gearbeitet hat, plötzlich seinen Dienst aufgibt? Die Gründe mögen verschieden sein. Kann es nicht passieren, dass jemand aus unserer Mitte von „einem Fehltritt ereilt wird“? Genau das ist der Ausgangspunkt in dem oben zitierten Vers aus dem Prediger: „Zwei sind besser daran als einer ..., denn wenn sie fallen, so richtet der eine seinen Genossen auf. Wehe aber dem Einzelnen, der fällt, ohne dass ein zweiter da ist, um ihn aufzurichten“ (Pred 4,9-10). Und im  Neuen Testament denken wir an die Worte von Paulus an die Galater: „Brüder! Wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt würde, so bringt ihr, die Geistlichen, einen solchen wieder zurecht im Geist der Sanftmut, indem du auf dich selbst siehst, dass nicht auch du versucht werdest“ (Gal 6,1). Statt jeden lieblos „seinem Schicksal“ zu überlassen, dürfen wir uns als Christen gegenseitig helfen.

Als Schlussgedanken möchte ich an ein weiteres Wort des Apostels Paulus erinnern. Er schreibt an die Philipper: „Wandelt nur würdig des Evangeliums des Christus, damit, sei es, dass ich komme und euch sehe oder abwesend bin, ich von euch höre, dass ihr feststeht in einem Geist, indem ihr mit einer Seele mitkämpft mit dem Glauben des Evangeliums“ (Phil 1,27). Das ist Teamwork im Evangelium – jeder an seinem Platz. Vielleicht können die Wildgänse dazu beitragen, dass wir das besser begreifen und in die Tat umsetzen.