Bibel erklärt

Christus - einzigartiger Diener

In der Mitte zu stehen, Mittelpunkt zu sein – das gefällt uns Menschen recht gut. Das schmeichelt uns, weil wir uns dann von anderen beachtet und bewundert, vielleicht auch als Anführer fühlen. Auf uns hört man, auf uns sieht man. Man ist wichtig. So oder ähnlich denken wir Menschen, und zwar nicht erst, wenn wir älter geworden sind.

Diesen Platz in der Mitte verdient jedoch nur einer. Der Herr Jesus allein hat das Recht, alle Blicke auf sich zu ziehen und in diesem Sinn in der Mitte zu stehen. Das zeigt uns die Heilige Schrift an manchen weiteren Stellen.

Dabei ist der Gedanke des Herrn von ganz anderer Art und Gesinnung, als es unsere menschlichen Gedanken sind. Bei Ihm findet sich nichts von Hochmut und dem Wunsch, bewundert zu werden – dabei muss gerade Er in allem bewundert werden. Er steht in der Mitte der Jünger und hört sie von Größe und Wichtigkeit reden, wobei sie an sich selbst denken und sich gegenseitig einschätzen und vergleichen. Sie streiten sich deshalb sogar; offenbar sind sie da unterschiedlicher Meinung: „Es entstand aber auch ein Streit unter ihnen, wer von ihnen für den Größten zu halten sei.“ (Lk 22,24) Größer zu sein als andere, das scheint auch uns manches Mal recht erstrebenswert. Wir beginnen dann, uns mit anderen zu vergleichen, um insgesamt besser wegzukommen als diese. Natürlich sagen wir das nicht so platt heraus, indem wir von uns sprechen, aber wir sagen von anderen vielleicht etwas Abfälliges. Insgesamt stehen wir dann – so meinen wir es, und so wollen wir es – gar nicht so schlecht da.

Diese Haltung – übrigens eine böse Haltung, denn sie kommt aus der verderbten alten Natur – kann sich in den verschiedenen Bereichen unseres Lebens zeigen, sogar in dem „geistlichen“. Selbst da beurteilen wir einander, und zwar nach verschiedenen Kategorien: nach der Liebe zum Herrn, nach der Schriftkenntnis, nach der „Größe“ des Dienstes, nach der Treue – alles Dinge, die in sich wichtig sein mögen, die aber nicht wir, sondern der Herr beurteilt. Und es sind Dinge, die wir bei Ihm – in seinem ganzen Leben als Mensch hier auf der Erde – vorbildlich sehen: Sein Leben bestand aus Dienst, Er war der Dienende.

 

Selbstverleugnung statt Selbstsucht

Wenn wir lernen wollen, wie wir „dienen“ können und sollen, dann müssen wir zu Ihm hinblicken. Sein ganzes Auftreten war von Hingabe geprägt, und darum fehlte völlig, was uns so leicht kennzeichnet: Selbstsucht, Selbstgefälligkeit, „Selbstverwirklichung“, Selbstbestimmung. Er dagegen war charakterisiert von Selbstverleugnung. Er war sanftmütig und von Herzen demütig. Er kam in Niedrigkeit und zeigte, „dass er, da er reich war, um euretwillen arm wurde, damit ihr durch seine Armut reich würdet (2. Kor 8,9.10). So suchte Er nichts für sich selbst. Es ist ja z.B. auffällig, dass Er nicht ein einziges Wunder für sich selbst getan hat; Er machte eben nicht aus Steinen Brot, als Er Hunger hatte, wie Satan bei der Versuchung in der Wüste vorschlug; zum einen, weil Er nichts ohne oder gegen den Willen Gottes, seines Vaters, tun wollte, zum anderen, weil Er sich zum Dienst für Gott (und für Menschen) geweiht hatte.

 

Wie war sein Dienst?

  • Er war voll Eifer für Gottes Ehre. So treibt Er die Verkäufer und Geldwechsler zum Tempel hinaus (Joh 2,14ff; s.a. Ps 69,10: „Denn der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt“). Sein Dienst war darin ganz selbstlos und rein.
  • Er tat seinen Dienst in Übereinstimmung mit der Wahrheit und zum Zeugnis der Wahrheit, sein Verhalten ließ keinen Zweifel an Gottes absoluten Maßstäben: Die im Ehebruch ergriffene Frau und ihre Ankläger werden von dem Licht der göttlichen Wahrheit „durchleuchtet“ (Joh 8,1–11).
  • Er ließ sich in seinem Dienst nicht von Menschen beeinflussen oder gar unter Druck setzen, denn Er wartete auf Gottes Anweisung: Er ging nicht auf das Fest, weil seine Brüder ihn dazu bringen wollten, sondern erst später, als Gott sein Zeugnis vor den Juden wollte (Joh 7,3.8.14ff.). Auch die Liebe zu Lazarus und seinen Schwestern ließ Ihn nicht seine selbst gewählte Abhängigkeit von Gott vergessen, denn Gott sollte verherrlicht werden (Joh 11,4–6.14.15. 41.42).
  • Er tat seinen Dienst in Liebe und großer Barmherzigkeit und erfüllt von Mitleid mit den elenden und kranken Menschen, die zu Ihm kamen oder zu denen Er hinging: der 38 Jahre lang gelähmte Mann am Teich Bethesda (Joh 5,5–9), der Blindgeborene (Joh 9), die Volksmengen, über die Er „innerlich bewegt“ war, weil sie „wie Schafe waren, die keinen Hirten haben“ (Mt 9,36; Mk 6,34), sie alle erfuhren sein Erbarmen.
  • Er ist unermüdlich: „Und sie kommen in ein Haus. Und wiederum kommt die Volksmenge zusammen, so dass sie nicht einmal Brot essen konnten“ (Mk 3,20).
  • Er handelte in großer Geduld: Er kommt Thomas und seinem zweifelnden Herzen entgegen, ohne ihn wegen seines Unglaubens hart zu tadeln, wie wir es enttäuscht getan hätten (Joh 20,27).
  • Er trägt in Vollkommenheit das unabdingbare Merkmal hingebungsvollen Dienstes: Er ist in allen Lagen gehorsam. Es war ein Gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz (Phil 2,8).

Wir singen mit Recht:

„Keiner war Dir jemals gleich, der, an Macht und Liebe reich, diente Gott in Treue.“

Keiner wird Ihm jemals gleich sein, aber wir dürfen von Ihm lernen.