Die gute Saat

Es klopft an der Tür

„Und dieses noch, da wir die Zeit erkennen, dass die Stunde schon da ist, dass wir aus dem Schlaf aufwachen sollen ...: Die Nacht ist weit vorgerückt, und der Tag ist nahe“ (Römer Kapitel 13 Verse 11.12).

Aus alter Zeit, als noch Straßen- und Brückenzoll erhoben wurden, wird folgende Geschichte erzählt: Ein alter Zolleinnehmer bewohnte ein kleines Häuschen an einer Brücke. Bei Nacht pflegte er die Schranke herunterzulassen und sich in der Nähe der Eingangstür schlafen zu legen.

Bei einer solchen Gelegenheit klopfte eines Abends ein Reisender, der durchgelassen werden wollte. „Ich komme!“, antwortete der Alte. Als sich nichts rührte, klopfte unser  Reisender noch einmal. Wieder dieselbe Antwort: „Ich komme!“ Aber der Zöllner ließ sich immer noch nicht sehen.

Schließlich verlor der Reisende die Geduld. Er stieß die Tür der Hütte auf und rief: „Wie ist das möglich, dass Sie seit einer Viertelstunde immer antworten ‚Ich komme‘ und doch nicht kommen?“

Der Alte stand schleunigst auf und entschuldigte sich mit den Worten: „Ich bin so daran gewöhnt, das Klopfen an der Tür zu hören, dass ich oft sogar im Schlaf antworte: ‚Ich komme!‘“

Bei wie vielen Predigten ertönt Sonntag für Sonntag der Ruf Gottes, der sich durch das Evangelium an die Menschen richtet: Komm, lass dich versöhnen mit Gott! – Komm, nimm seine Vergebung an! „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben“ (Matthäus Kapitel 11 Vers 28).

Aber viele machen es wie unser Zollbeamter: In einer vorübergehenden Regung sagen sie: „Ich komme“ – aber dann verfallen sie sogleich wieder in ihre Schläfrigkeit und nehmen die Einladung des Herrn nicht ernst.