Jesus Christus

Jesus Christus – einzigartig! (5)

Andachten über den Erlöser

Das Schweigen des Herrn

In den letzten vier Andachten über den Herrn Jesus ging es um einige Aspekte seines Menschseins, besonders in seinen Leiden. Doch den Herrn zeichnen weitere Besonderheiten aus, in denen Er ebenfalls einzigartig und großartig ist. Dazu gehört das Schweigen des Herrn – wie auch sein Schreien. Über das Schweigen wollen wir dieses Mal nachdenken.

Schweigen beim Erleiden von Unrecht und Leid war noch nie populär. Wenn möglich, soll das Erlittene berichtet und dagegen protestiert werden – und auch die Bibel zeigt, dass Böses Tun über kurz oder lang tatsächlich ans Licht kommen wird. Aber dafür sorgt dann Gott, nicht der Mensch. Der Herrn Jesus hat in seinen ca. drei bis dreieinhalb „Dienstjahren“ das Reich Gottes verkündigt, Reden gehalten und auch seine Gegner deutlich gewarnt (vgl. Mt 4,23; 5-7; 23,13-39). Doch als seine Stunde der Leiden gekommen war, schwieg Jesus oft, selbst in Extrem-Situationen:

  • Bei seinem ersten von insgesamt sechs (!) Verhören, mitten in der Nacht, im Synedrium (Sanhedrin), dem jüdischen Gericht, trugen falsche Zeugen Anklagen gegen den Herrn vor, und der Hohepriester forderte Ihn zur Antwort auf. Doch Jesus schwieg (Mt 26,62; Mk 14,61) – Er verteidigte sich nicht (es wäre Ihm ein Leichtes gewesen). Als es um Gottes Ehre ging, antwortete Er (Mt 26,64; Mk 14,62).
  • Direkt am Morgen führten die Hohenpriester und Ältesten den Herrn zu Pilatus und klagten den Herrn vieler Dinge an. Wieder schwieg der Herr (Mt 27,12). Wohl bestätigte Er Pilatus gegenüber seine Königswürde. Er hätte die Chance zur Verteidigung nutzen können – aber Er übergab alles Gott, der gerecht richtet (1. Pet 2,23).
  • Pilatus schien Jesus dann beinahe eine Art Hilfestellung geben zu wollen, als wollte er sagen: „Gib doch Antwort, dann klären sich die Dinge“. Doch Christus blieb ein zweites Mal stumm, antwortete ihm auch nicht ein einziges Wort – zu Pilatus‘ großer Verwunderung (Mt 27,3.14; Mk 15,4.5). Jesus, das Lamm Gottes, tat seinen Mund zur eigenen Verteidigung nicht auf (Jes 53,7.8)!
  • Nun wurde Herodes in den unwürdigen „Prozess gegen Jesus“ einbezogen und befragte den Herrn mit vielen Worten. Hinzu kamen wieder heftige Anklagen der Hohenpriester und Schriftgelehrten. Die Reaktion Jesu: „Er aber antwortete ihm nichts“ (Lk 23,8-11). Der Herr wurde entwürdigt – aber Er blieb selbst vollkommen würdig, ohne Makel in diesem Schauprozess!
  • Der Herr kam dann zurück zu Pilatus, der ihn ein weiteres Mal verhörte und Ihn fragte: „Woher bist Du?“ Pilatus hatte vorher – vielleicht in einer Art Privatgespräch – genau erfahren, wer der Herr war (Joh 18,33-38). Die neue Frage war wohl nur eine Provokation. Doch darauf reagierte der Herr ein weiteres (fünftes!) Mal mit Schweigen! Pilatus reagierte nun gereizt – und behauptete etwas, was den Herrn um der Ehre Gottes willen zum Reden veranlasste (Joh 19,8-11). Schweigen, wenn es um Ihn selbst ging, reden, wenn es um Gottes Ehre ging – beides offenbart Vollkommenheiten unseres Herrn!
  • Auch wenn der Bibeltext es nicht wie bei den Verhören ausdrücklich erwähnt: Wir erstaunen vor dem Schweigen unseres Erlösers bei den schlimmen Misshandlungen, Verhöhnungen, dem Spott, dem entwürdigendem Zuschauen – vor dem Kreuz und auf dem Kreuz! Schweigen hatte seine Zeit (vgl. Pred 3,7) in diesen Leidensstunden – es zeigte die innere Größe und die Würde des Lammes Gottes! Herr – deine Leiden offenbaren Herrlichkeiten!