Augenblick

Gebet fällt aus

Vor mir liegt der Kalender einer alten Christin, die die letzte Zeit ihres Lebens im Altenheim verbracht hat. In dem Kalender hat sie ihre Tagesereignisse festgehalten. Beim Durchblättern fällt mir auf, dass am Mittwoch fast immer eingetragen ist: 19.30 Uhr Gebetsstunde. Das war ihr wohl sehr wichtig! Manchmal steht dort aber auch, vor allem in den letzten Monaten ihres Lebens: Nicht in der Gebetsstunde. Und einmal heißt es: Gebet fällt aus – wohl aufgrund einer Notsituation im Altenheim.

Meine Gedanken wandern zu meinem persönlichen Gebetsleben. Wie oft heißt es auch da: Gebet fällt aus.

  • Da verschlafe ich am Morgen und stehe zu spät auf. Jetzt zählt jede Sekunde! Mein persönliches Gebet? – Fällt aus!
  • Da bin ich beim Mittagessen in der Kantine, ob allein oder mit anderen, und habe keinen Mut, zu beten. – Mein Gebet fällt aus!
  • Da ist der Abend voll ausgefüllt, bis mir die Augen zufallen. Zum Beten bin ich jetzt zu müde. – Es fällt aus!
  • Da knie ich in der Gebetsstunde und bin zu keinem klaren Gedanken fähig, weil mir das ereignisreiche Wochenende durch den Kopf geht. – Mein Gebet fällt aus!

Gebete werden nicht nur durch zwischenmenschliche Konflikte „verhindert“ (1. Pet 3,7), sondern auch dann, wenn sie gar nicht erst gesprochen werden. Wenn es in meinem – und vielleicht auch deinem – Leben heißt: Gebet fällt aus!


„Im Gebet haltet an“ – „verharrt im Gebet“ (Röm 12,12; Kol 4,2).