Bibel praktisch

 Gut oder böse/besser?

Wie sieht Gott meine Lebenspraxis?

Wenn es um die Errettung geht, macht die Bibel oft radikale Aussagen. Zwischen Errettung und Verlorenheit gibt es keinen Kompromiss, keinen „dritten Weg“. Beurteilt die Bibel unser praktisches Verhalten ebenfalls mit einem eindeutigen „richtig“ oder „falsch“?

 

Schwarz - weiß

Niemand wird nur ein bisschen errettet, oder geht nur halb verloren: „Geht ein durch die enge Pforte; denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die durch sie eingehen. Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden“ (Mt 7,13-14-9.

Dann macht die Bibel sehr deutlich, dass nur der Glaube an Jesus Christus zur Errettung führt: „ Und es ist in keinem anderen das Heil, denn es ist auch kein anderer Name unter dem Himmel, der unter den Menschen gegeben ist, in dem wir errettet werden müssen“ (Apg 4,12). „Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich“ (Joh 14,6). In diesen Punkten enthält die Bibel also das, was wir „Schwarz-weiß-Denken“ nennen. Wir tun gut daran, diese radikalen Trennungen zwischen „Leben“ und „Verderben“, und zwischen „den Sohn haben“ und „den Sohn nicht haben“ (1 Joh 5,12) nicht aufzuweichen.

 

Gut – besser

Doch kennt die Bibel auch Bereiche, wo sie behutsam und differenziert (das heißt, auf kleine Unterschiede achtend) unterscheidet. Wo die Bibel nicht vom rettenden Glauben, sondern von unserem Verhalten spricht, geht es oft nicht um „alles oder nichts“, sondern um „gut oder besser“. Das ist eine wichtige Feststellung, denn wir Menschen neigen dazu (vor allem dann, wenn wir den Glauben ernst nehmen), unsere Mitgläubigen kritisch zu beurteilen. Wer in praktischen Fragen nicht meine Ansicht teilt, der bekommt vielleicht schnell von mir das Etikett „ungeistlich“, „weltlich“ oder „schwach“ aufgeklebt.

Lasst uns dazu einige Bibelstellen untersuchen, die unterschiedliche Verhaltensweisen ausgewogen bewerten, und zwar ohne dabei eine Seite zu verurteilen.

 

In 1. Korinther 7 geht es um eine der wichtigsten Fragen im Leben: ob jemand heiratet, oder ob er/sie unverheiratet bleibt. Bei einer so wichtigen Frage will man doch unbedingt alles richtig machen – und jeder, der es anders macht, macht es falsch! Oder doch nicht? Paulus macht klar, dass es hier nicht so sehr um „gut oder schlecht“ geht, als mehr um „gut oder besser“: „Also, wer heiratet, tut wohl, und wer nicht heiratet, wird besser tun“ (V. 38).

 

In Matthäus 23 verurteilt der Herr Jesus in einer längeren Rede verschiedene Auswüchse der Heuchelei im religiösen Leben seiner Zeit. Es gab Menschen, die die Vorschriften für den Zehnten (5. Mo 14,28-29) so genau nahmen, dass sie sogar den Ertrag ihrer Kräutergärten verzehnteten (Mt 23,23). Das heißt: Wenn sie einige Minze-Blätter aus dem Garten ernteten, dann achteten sie darauf, von dieser winzigen Menge Gott den Zehnten abzugeben. Aber obwohl sie das Gesetz in diesen „Kleinigkeiten“ so genau nahmen, ließen sie doch „die wichtigeren Dinge des Gesetzes“ beiseite.

Was sagt nun der Herr zu dieser ungesunden Vermischung von Kleinlichkeit und Fahrlässigkeit? Er hätte jetzt sagen können: „Lasst doch die Kleinigkeiten, darauf kommt es in Gottes Augen nicht an! Kümmert euch lieber um die wichtigen Dinge“. Aber der Herr sagt etwas anderes.

Er gibt seinen Zuhörern den Rat, mit ihrer genauen Einhaltung des Gesetzes weiterzumachen, aber dann noch etwas hinzuzufügen. Die sorgfältige Beachtung des Gesetzes war eine gute Sache, und wurde nicht dadurch schlecht, dass sie mit Unachtsamkeit in wichtigeren Bereichen zusammenging. Darum ist die Ermahnung nicht: „Hört mit dem einen auf, und macht das andere!“, sondern: „Macht das eine weiterhin, und macht dann auch noch das andere!“.

 

In Lukas 10 finden wir den Herrn Jesus im Haus einer Frau, die Martha hieß (Lk 10,38-42). Martha nahm ihre Pflichten als Gastgeberin ernst: Sie war „sehr beschäftigt mit vielem Dienen“, und „besorgt und beunruhigt um viele Dinge“. Das können wir gut verstehen: Offensichtlich war der Herr gemeinsam mit seinen Jüngern bei ihr eingekehrt. Das war eine größere Gesellschaft, und es gab viel zu tun.

Nun störte es Martha, dass ihre Schwester Maria sich nicht an der Arbeit beteiligte, und darüber beschwert sie sich beim Herrn. Der Herr nimmt Maria in Schutz, und erklärt, dass diese „das gute Teil“ erwählt hat. Heißt das nun, das Martha das „schlechte Teil“ erwählte hatte? War sie oberflächlich, oder ungeistlich, weil sie die praktischen Dinge wichtiger fand als die Worte des Herrn? Das sagt der Herr gerade nicht. Er bestätigt Martha, dass sie fleißig war, wobei Er offenbart, dass sie sich Sorgen machte, die in diesem Ausmaß nicht notwendig gewesen wären. Sie kümmerte sich um viele Dinge. Ohne ihren fleißigen Einsatz zu verurteilen, erklärt der Herr, das Maria „das gute Teil“ erwählt hatte.

Mit anderen Worten: Jesus verurteilt nicht den fleißigen (äußeren) Dienst Marthas, sondern dass sie ihre Schwester verurteilte. Und weil sie das tat, muss der Herr Martha vorhalten: „Eins aber ist nötig.“ Sie hatte zu wenig den Herrn selbst vor Augen und zu viel sich selbst. Das aber machte ihren Dienst nicht wertlos für ihren Meister.

 

Lasst uns aus diesen Beispielen folgendes lernen:

  • Kann ich anerkennen, dass es nicht immer um „gut oder böse“ geht, sondern dass es innerhalb der christlichen Freiheit auch um „gut oder besser“ gehen kann?
  • Kleinigkeiten sind keine Nichtigkeiten. „Wer im Geringsten treu ist, ist auch in vielem treu, und wer im Geringsten ungerecht ist, ist auch in vielem ungerecht“ (Luk 16,10). Lasst uns in unserem eigenen Leben die kleinen Dinge beachten, aber darüber die wichtigeren Dinge nicht vergessen. Wir wollen das eine tun, und das andere nicht lassen.
  • Verhalten Gläubige sich unterschiedlich, dann lasst uns auf jeden Fall das Gute würdigen und nachahmen. Es ist vielleicht gar nicht nötig, das „nicht so Gute“ zu kritisieren.