Buchbesprechung

Mose und die Wüsten-Wanderung des Volkes Gottes

Lektionen aus dem 2. und 4. Buch Mose

Manche Themen ordnet man als junger Mensch vielleicht eher älteren Christen zu. So möglicherweise auch die „Wüstenwanderung“. Doch wir alle leben auf einer Erde, die in mancher Hinsicht eine Wüste ist. Dazu gibt es von Georges André, einem inzwischen heimgegangenen Bibellehrer aus der Schweiz, zu diesem Thema ein Doppel-Buch: Der erste Teil beschreibt Mose und seinen Dienst; der zweite das Volk Gottes und ihre Wanderung durch die Wüste. Beide Teile sprechen junge Leute an – auch durch die gute Struktur und durch viele prägnante Ausführungen.

 

Teil 1:  Mose, der Mann Gottes – 2. Mose

Wenige Personen aus der Bibel sind so bekannt wie Mose – doch wie sieht es mit unserem Detail-Wissen über ihn aus? Und was können wir von ihm lernen? Ist er eine Art Gigant des Glaubens, zu dem man allenfalls ehrfürchtig aufschaut, den man aber dann gerade deshalb lieber nicht weiter auf sich einwirken lässt? G. André mach deutlich: Ja, Mose war eine Ausnahmeerscheinung, aber er war doch durch und durch Mensch, musste viele Lektionen lernen und erteilt uns dadurch selbst Lektionen. Da das zweite Buch Mose über viele Kapitel hinweg immer wieder von Mose berichtet, ergibt sich beim Lesen von G. Andrés Buch zugleich ein guter Überblick über das 2. Buch Mose.

 

Moses Jugend und Berufung – Auszug aus Ägypten

Mose wird am Hof Pharaos in aller Weisheit der Ägypter erzogen – beste Voraussetzungen, um von dort aus das Volk Israel aus der Knechtschaft zu befreien? Gut gedacht, aber ohne Gottes bessere Pläne zu kennen: Mose flieht, wird Schafhirte und nach 40-jähriger Schule (!) in der Wüste berufen. Doch dann bekommt er heftigen Gegenwind vom Pharao und vom eigenen Volk. „Ist in den Missgeschicken, den Enttäuschungen und Prüfungen des Lebens für einen jeden von uns nicht auch eine große Bedeutung?“ (S. 20).

 

Erste Schritte in der Wüste – Mose, der Hirte und Fürsprecher

Endlich durchs Rote Meer von Ägypten befreit – doch schon fehlt es an gutem Wasser! Jetzt entfaltet Mose einen besonderen Wesenszug: Er wird zum Fürsprecher für sein Volk – und ist damit ein Vorausbild auf den Herrn Jesus, der sich kontinuierlich für uns einsetzt. Weiter im nächsten „Camp“, in Rephidim, fehlt Wasser – Mose schreit wieder zum Herrn. „Er soll jetzt eine neue Lektion lernen: Die Gegenwart Gottes selbst genügt“ (S. 36).

 

Der Zug durch die Wüste – Murren, Fürbitten, Lernen

Mose wird zum Übermittler des Gesetzes vom Sinai – das noch vor dem Inkrafttreten durch Götzendienst vom Volk torpediert wird. Moses Zorn ist verständlich, und doch bleibt er der Fürbitter für das Volk.

Im weiteren Verlauf des Buches, das sich inhaltlich teilweise mit dem zweiten Buchteil überschneidet, beschreibt G. André anschaulich, wie Mose sich mit dem immer wieder murrenden Volk abmüht, es leitet, dabei selbst immer wieder hinzulernt.  Wen wundert es, dass Gott gerade ihn gerade als den sanftmütigsten Mann auf Erden bezeichnet (4. Mo 12,3)? Selbst bei der Revolte in 4. Mose 16 bleibt Mose besonnen: „Was wird Mose tun? Wie so viele Male fällt er auf sein Angesicht und überlässt Gott die Entscheidung“ (S. 63). „Als Mann Gottes, Mann des Glaubens, Befreier, Führer und Hirte, Gesetzgeber, Fürsprecher und Prophet, in sich selbst so oft ein Bild von Christus, bleibt die große Gestalt Moses vor uns, einzigartig und einsam, damit wir, den Ausgang des Wandels anschauend, seinen Glauben nachahmen“ (S. 71).

Es lohnt sich, diesen ersten Buchteil zu lesen: Mose als Beispiel von Glauben, Fürbitte und Vertrauen wird uns größer, und die Geschichte des Volkes Gottes wird uns mit vielen praktischen Hinweisen hilfreich beschrieben.

 

Teil 2: Die Wüstenwanderung des Volkes Gottes – 4. Mose

Vor 36 Kapiteln, viele davon auch noch ziemlich lang, hat man als Bibelleser durchaus Respekt. Und wer sich dann doch das 4. Buch Mose einmal vornimmt, stößt auf manche Geschichten, deren Bedeutung gar nicht so leicht zu erfassen ist. Dabei hat Gott dieses Buch doch gar nicht als Geschichtsbuch für Israel, sondern als „Fibel“ für Christen niederschreiben lassen, sagt uns Paulus (1. Kor 10,11). Wie kommt man dann weiter? Der zweite Teil des Buches von Georges André gibt da wertvolle Verständnishilfe. In drei großen Hauptabschnitten, unterteilt in etliche kleinere Kapitel, skizziert der Autor die wesentlichen Aspekte und Lektionen dieses Bibelbuches.

 

Gottes Armee in der Wüste – gerüstet und motiviert

Die ersten 10 Kapitel von 4. Mose beschreiben, wie Gott sein Volk Israel damals für den Weg durch die Wüste fit machte. G. André zeigt in dem ersten Teil seines Buches sehr schön die Übertragung dieser Anordnungen auf uns Christen heute und gibt auch Appelle für die Lebenspraxis. Ein Beispiel (zu 4. Mose 6): „Ohne praktische Heiligung kann es im Dienst Gottes und im Wandel keine Kraft geben (…). Wenn im Leben eines Gläubigen ein tiefer Fall eingetreten ist, so ist die Folge immer ein Verlust. Aber die Gnade kennt den „achten“ Tag: Es darf eine Wiederherstellung erfolgen“ (S. 87/88).

 

Lernen aus Niederlagen?

Besser gerüstet als Israel ist nie je ein Volk zu einer „Wüstenexpedition“ aufgebrochen. Doch kaum beginnt die Reise, dann beginnt auch schon die Kritik: Erst nur das Volk, dann sogar Mirjam, anschließend entmutigen die Spione das Volk, das Land zu erobern. Dann gibt es noch eine Art Palastrevolte der Leute um Korah – und nach einem Zeitsprung von fast 40 Jahren, gegen Ende der Wüstenreise, geht’s weiter mit Kritik an Mose und an dem ganzen Weg überhaupt. Gott greift ein, mal mit Wundern, mal mit schwerem Gericht. G. André zeigt im zweiten Abschnitt deutlich Parallelen zu uns heute auf. Zu der Sehnsucht des Volkes nach den angeblich herrlichen Zuständen in Ägypten schreibt er: „Wenn wir feststellen, dass unser Interesse am Wort abgenommen hat, sollten wir die Dinge nicht in diesem Zustand lassen. Unsere Gemeinschaft mit dem Herrn steht auf dem Spiel; sie ist vielleicht unterbrochen worden. Suchen wir Ihn wieder auf! Nehmen wir uns Zeit, um zu beten und unsere Wege vor Ihm zu prüfen“ (S. 108).  So wird selbst die Kette an Niederlagen des Volkes noch zu einem Weckruf für jeden.

 

Kraft zum Überwinden?

Ein mutloses, glaubensschwaches Volk in der Wüste – wie soll das gutgehen? Im dritten Abschnitt beschreibt G. André die Hilfen zum Siegen, zum Bestehen in Schwierigkeiten auf: Der Herr Jesus als Hoherpriester ist da und verwendet sich für uns (4. Mo 17); Bekenntnis und Rückblick auf Christus als Opfer führt in frohe Gemeinschaft zurück (4. Mo 19); der Fels, dieses Mal Christus als Segensspender, gibt neue Kraft (4. Mo 20) und schließlich vermittelt der Blick Gottes auf sein Volk ein Bewusstsein der großen Gnade Gottes (4. Mo 22-24). G. André bringt auch in diesem Teil manche Praxis-Themen auf den Punkt. Zum Verbrennen von Ysop und Zedernholz in 4. Mo 19 schreibt er zum Beispiel: „Für den Glauben verschwindet die Herrlichkeit dieser Welt im Gericht des Kreuzes“ (S. 142).

Wer einen guten, verständlichen, griffigen (ersten) Zugang zu Mose, zum 2. und zum 4. Buch Mose sucht, ist mit diesem Buch gut beraten. Das Buch hat 172 Seiten, ist in viele gut lesbare Kapitel und Abschnitte gegliedert und kostet € 9,90, wahlweise ist es auch als E-Book für € 2,90 erhältlich. Es kann beim Herausgeber von „Folge mir nach“ bezogen werden. Tipp: Gleich online bestellen: (Hier den QR-Code einsetzen).