Jeden Tag

Dein Herz ... beeifere sich jeden Tag um die Furcht des HERRN (Spr 23,17).

Das erste, was Gott in 1. Mose 1 "erschuf“, war der Tag. Gott hat es so eingerichtet, dass der Tag ein ganz bestimmter Zeitabschnitt ist, nicht zu kurz und nicht zu lang. Die Tage werden durch die Nächte voneinander getrennt. In der Nacht können wir im Schlaf die Eindrücke des vergangenen Tages verarbeiten und uns auf einen neuen Tag einstellen. Wir dürfen jeden neuen Tag aus der Hand Gottes als ein Geschenk annehmen. Jeder Tag ist taufrisch und darf zu einem Erlebnis in der Gemeinschaft mit dem Herrn werden. Außerdem sind Gottes Erbarmungen jeden Morgen neu (Klgl 3,23).
Es ist entscheidend für den Verlauf eines Tages, wie wir den vorhergehenden Tag abschließen und den neuen beginnen. Beginnen wir einen Tag bewusst, indem wir ihn mit Dankbarkeit aus der Hand Gottes annehmen, und beenden wir ihn, indem wir über die wesentlichen Punkte noch einmal mit Ihm sprechen? Danken wir Gott für alle Gnadenerweisungen, und sprechen wir mit Ihm über mögliche Korrekturen, bekennen wir Sünde, die uns deutlich geworden ist, um dadurch die verlorengegangene Gemeinschaft zurück zuerlangen?
Es ist eine Gefahr unserer Tage, dass die gegenwärtige Kurz- und Schnelllebigkeit uns meist in größeren Zeitabschnitten denken und handeln lässt. Wochen fliegen vorbei, oft Monate, manchmal ganze Jahre. Es fällt uns schwer, uns an einzelne Jahre zu erinnern.
Eine weitere Gefahr besteht darin, dass wir entweder in der Zukunft oder in der Vergangenheit leben. Dann leben wir nicht dem jeweiligen Tag. Oder verachten wir möglicherweise den Tag kleiner Dinge (Sach 4,10), weil es nichts Außergewöhnliches gab? Wir haben verlernt, über all die Wunder Gottes zu staunen, die uns täglich umgeben und begegnen.
Der Herr Jesus hat den Jüngern einmal gesagt, dass sie wie die Kinder werden müssten, um in das Reich Gottes eingehen zu können. Kinder leben viel mehr dem Heute, dem Augenblick. Das können Erwachsene von ihnen lernen.
In Sprüche 23,17 werden wir aufgefordert, uns jeden Tag um die Furcht des HERRN zu beeifern. Wir können nicht für ein Jahr eifern, auch nicht für einen Monat und auch nicht für eine Woche. Das ist die Sache eines jeden Tages. Darin liegt etwas Tröstliches. Wir dürfen in gewissem Sinn jeden Tag einen neuen Anfang machen. Jeder neue Tag bietet dazu Gelegenheit. Wir brauchen weder den Ballast eines vergangenen Tages mitzuschleppen noch uns von der Sorge um den zukünftigen Tag niederdrücken lassen.
Die Furcht Gottes ist die Achtung vor Ihm und die vertrauensvolle Hinwendung zu Ihm,die rechte Ausrichtung all unserer Gedanken, Worte und Handlungen auf Ihn hin. Das ist eine Sache unserer Herzen und betrifft alle Bereiche unseres Lebens. Darum müssen wir uns täglich bemühen. Bei diesem Bemühen können uns andere Schriftstellen behilflich sein, die davon sprechen, was wir täglich tun sollen:

1. Täglich das Wort Gottes lesen

"Und es soll geschehen, wenn er [der König] auf dem Throne seines Königtums sitzt, so soll er sich eine Abschrift dieses Gesetzes in ein Buch schreiben, aus dem, was vor den Priestern, den Leviten, liegt. Und es soll bei ihm sein, und er soll alle Tage seines Lebens darin lesen" (5. Mo 17,18.19). Um wirkliche Furcht Gottes zu praktizieren, ist es nötig, Gottes Gedanken kennenzulernen bzw. uns immer wieder daran zu erinnern. Wie sollen wir Gott fürchten, wenn wir Ihn nicht kennenlernen?
a) Das ist wichtig für Könige. Wer an den Herrn Jesus glaubt, ist seiner Stellung nach ein König (Offb 1,6; 5,10). Zu einem königlichen Verhalten brauchen wir die Anleitung des Wortes Gottes.
b) Das Wort Gottes wird in der Bibel oft mit Speise verglichen. Der Herr Jesus hat gesagt, dass der Mensch nicht von Brot allein leben soll, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht. Wenn sich ein gelesenes Wort so einprägt, dass wir weiter darüber nachdenken, haben wir es gut aufgenommen (vgl. Psalm 1,2; Josua 1,8).
c) Das Volk Israel las in der Wüste das Manna täglich auf (2. Mose 16).

2. Tägliches Gebet

a) Gott preisen: "Jeden Tag will ich dich preisen und deinen Namen loben immer und ewiglich“ (Psalm 145,2). Wie viele Wunder und Beweise der Gnade Gottes gibt es täglich! Welche Beziehung haben wir zur Natur? Freuen wir uns von Herzen an all den herrlichen Pflanzen, die uns umgeben. Keine Blume ist der anderen gleich; kein Grashalm ist wie der andere. Keine Schneeflocke ist der anderen gleich. Wie viele unterschiedliche Farbtöne gibt es in der Natur. Lies noch einmal nach, wie Gott zu Hiob über die Wunder der Natur gesprochen hat (Hiob 38; 39); ganz zu schweigen von den Wundern, denen wir im Wort Gottes begegnen (Ps 139,17).
b) Darbringung eines täglichen Brand- und Speisopfers: "Und dies ist es, was du auf dem Altar opfern sollst: zwei einjährige Lämmer des Tages beständig. Das eine Lamm sollst du am Morgen opfern, und das zweite Lamm sollst du opfern zwischen den zwei Abenden" (2. Mo 29,38.39). Brand- und Speisopfer sind ein Vorbild von dem Herrn Jesus in Seinem Opferwerk und Seinem hingebungsvollen Leben für Gott. Gott möchte von uns daran erinnert werden. Kein Tag sollte vergehen, an dem wir uns nicht bewusst werden, mit welchem Wohlgefallen Gott auf den Herrn Jesus als Mensch herniedergesehen hat (Mt 3,17; 17,5).
c) Die tägliche Bitte um Brot: "Unser nötiges Brot gib uns täglich" (Lk 11,3). All unserer Bedürfnisse wegen dürfen wir den Herrn täglich bitten und Ihm auch für die Erfüllung danken. Nichts ist selbstverständlich in unserem Leben.

3. Das Kreuz täglich aufnehmen

"Wenn jemand mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf täglich und folge mir nach" (Lk 9,23)
a) Selbstverleugnung: das ist die Nicht-Behauptung unseres eigenen Ichs, die beständige Verurteilung aller sündigen Neigungen in uns.
b) Das Aufnehmen des eigenen Kreuzes: Wer sein Kreuz aufnimmt, begibt sich auf den Weg zur Hinrichtung. Wer zum Tode verurteilt ist, hat mit der Welt abgeschlossen. Bei diesem Kreuz geht es nicht um die Widerwärtigkeiten im Bereich des normalen menschlichen Lebens, denn die erfahren auch Menschen, die keine Christen sind. Wer sein Kreuz aufnimmt, bekennt sich dadurch zu Christus, der in dieser Welt den Tod gefunden hat. Das drücken wir übrigens auch in der Taufe aus.
c) Die Nachfolge: Selbstverleugnung und Aufnehmen des Kreuzes sind die beiden Voraussetzungen für Nachfolge. Ohne diese Voraussetzungen kann man Ihm auch nicht wirklich dienen. Wer Christus dienen möchte, muss Ihm nachfolgen, von Ihm lernen. Auf diesem Weg erfährt man Seine Gemeinschaft, die mehr wert ist als alle Schätze dieser Welt. Nichts in dieser Welt ist damit vergleichbar. Nicht vergessen: das ist eine Sache jeden Tages.

4. Tägliches Ermuntern unserer Mitgeschwister

"Seht zu, Brüder, dass nicht etwa in jemand von euch ein böses Herz des Unglaubens sei in dem Abfallen vom lebendigen Gott, sondern ermuntert euch selbst jeden Tag, solange es heute heißt“ (Heb 3,12.13). Leider sind wir von vielen Menschen umgeben, die sich zwar Christen nennen, die aber Gott nicht kennen. Früher oder später erweisen sie sich als Feinde Gottes, falls sie sich nicht bekehren. Wir sind sicherlich nicht mehr weit von dem allgemeinen Abfall der Christenheit entfernt. Dieser Abfall übt bereits jetzt eine starke Sogwirkung aus. Wenn wir für uns selbst die Punkte 1-3 erfüllen, dann lasst uns auch Zeit und Energie gebrauchen, diese Aufforderung aus dem Hebräerbrief zu befolgen. Der Bruder und die Schwester neben uns warten auf ein Wort der Ermunterung, einen verständnisvollen Händedruck oder einen liebevollen Hinweis auf eine erforderliche Korrektur. Wie viele Gelegenheiten gibt es dazu täglich! Wir wollen sie nicht ungenutzt verstreichen lassen.