Bibel praktisch

Irdische Gesinnung? Schätze im Himmel sammeln!

In Philipper 3,19 spricht Paulus traurig über solche, „die auf das Irdische sinnen“. Und die Kolosser fordert er auf: „Sinnt … nicht auf das, was auf der Erde ist“ (Kol 3,2). Was ist das überhaupt – irdisch gesinnt sein? Und warum werden wir davor gewarnt? In der Geschichte Israels finden wir Hinweise, die uns helfen, eine Antwort auf diese Fragen zu finden.

Ein warnendes Beispiel

Zweieinhalb Stämme des Volkes Israel – Ruben, Gad und der halbe Stamm Manasse – sind mit dem Volk durch das Schilfmeer gezogen und haben die Befreiung aus dem Machtbereich Pharaos erlebt. Sie haben auch Gottes Führung in der Wüste erfahren. Aber über den Jordan wollen sie nicht ziehen (4. Mo 32,5).

Der Bericht über diese Stämme beginnt mit den Worten: „Und die Kinder Ruben und die Kinder Gad hatten viel Vieh, in gewaltiger Menge; und sie sahen das Land Jaser und das Land Gilead, und siehe, der Ort war ein Ort für Vieh“ (4. Mose 32,1). Das Land östlich des Jordan hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Was sie hemmte, mit den anderen über den Jordan in das verheißene Land zu gehen, ist das, was sie „hatten“, und das, was sie „sahen“.

Irdisch gesinnt

Der irdisch gesinnte Gläubige gleicht diesen zweieinhalb Stämmen. Er gibt sich damit zufrieden, durch den Tod Christi aus der Sklaverei Satans befreit zu sein und die göttliche Führung des Herrn Jesus in den irdischen Umständen zu erleben. Aber das Interesse an den himmlischen Dingen, an den Segnungen, die „jenseits des Jordan“ liegen, ist gering oder gar nicht vorhanden. Der Segen, den Christen durch Christus im Himmel ja besitzen, wird schnell in den Hintergrund gedrängt. Und wie groß ist dieser Segen (lies dazu zum Beispiel Epheser 1,3 ff.)! Doch wenn man das eigentliche Ziel Gottes für unser Leben, den Genuss dieser himmlischen Schätze, aus dem Auge verliert, werden dann nicht auch die täglichen Entscheidungen oft in die falsche Richtung führen?

Was hemmt einen Gläubigen, das für sich in Besitz zu nehmen, was Gott uns über die Erlösung hinaus an geistlichen Segnungen geschenkt hat? Es ist das, was er „hat“, und das, was er „sieht“. Er sinnt nicht auf das, was droben ist, sondern auf das, was auf der Erde ist und was er dort besitzt. Die Beschäftigung mit dem irdischen Besitz und der Genuss irdischer Annehmlichkeiten nehmen ihn derart in Beschlag, dass für die unsichtbaren, ewigen Dinge, die man sich durch fleißiges Bibelstudium und ein Leben in Gemeinschaft mit Gott erkämpfen muss, kaum Gelegenheit, Zeit und Energie mehr übrig bleibt.

Gefahren einer irdischen Gesinnung

Die Entscheidung der zweieinhalb Stämme brachte manche negativen Folgen mit sich. Sie dienen als Warnung vor den Gefahren, in die auch der irdisch gesinnte Christ kommen kann.

  1. Sie reden immer mehr von „wir“ und „sie“, von „unseren Kindern“ und „euren Kindern“ (4. Mo 32,19; Jos 22,24-28). Die Einheit des Volkes Gottes ist ihnen nicht so viel wert. Das Getrenntsein von ihren Brüdern und Schwestern macht ihnen nicht sehr zu schaffen. – Eine irdische Gesinnung kann zu einer geringeren Wertschätzung der Wahrheit führen, dass alle Gläubigen zusammengehören und Glieder des einen Leibes sind, mit Christus als Haupt im Himmel.
  2. Sie kämpfen zwar mit ihren Brüdern den Glaubenskampf, aber nicht mit ganzer Kraft. Ihre Herzen sind bei ihren Frauen und Kindern diesseits des Jordan, und von gut 110.000 Gemusterten (4. Mo 26,7.18.34) ziehen nur 40.000 in den Kampf (Jos 4,13). – Eine irdische Gesinnung führt zu Halbherzigkeit und schwächt im Glaubenskampf.
  3. Sie nehmen die Entfernung vom Zentrum Israels, vom Heiligtum Gottes, in Kauf. In Josua 22 lesen wir, dass sie zurückkehrten, „weg von den Kindern Israel, von Silo“, aus dem „Land des Eigentums des Herrn, wo die Wohnung des Herrn weilt ... in das Land ihres Eigentums“. – Eine irdische Gesinnung kann den Genuss der Nähe des Herrn und der Gemeinschaft mit den Geschwistern stören. Auch die innere Entfernung von dem Ort, wo der Herr das Zentrum, wo Er „in der Mitte“ ist, wird früher oder später die Folge sein. Diese zweieinhalb Stämme waren die ersten, die in Gefangenschaft geführt wurden.
  4. Sie bauen einen Altar, der aber nicht zum Opfern benutzt werden soll, sondern nur als Zeuge ihrer Zugehörigkeit zum israelitischen Gottesdienst dienen soll (Jos 22,26.27). – Eine irdische Gesinnung kann dazu führen, dass der Gottesdienst (die „Opfer des Lobes“; vgl. Ps 50,23; 116,17; Heb 13,15) zu einer toten Form erstarrt.
  5. Sie haben Sorge, dass ihre Kinder einmal wegen der räumlichen Trennung durch den Jordan Schwierigkeiten haben würden, ihre Zugehörigkeit zum Volk Israel zu beweisen (Jos 22,24). – Eine irdische Gesinnung bleibt nicht ohne Folgen für Kinder und nachfolgende Generationen.

 

Positiver Schutz – positiver Genuss

In Kolosser 3,1.2 werden wir aufgefordert: „Sucht was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Sinnt auf das was droben ist, nicht auf das was auf der Erde ist.“ Die Beschäftigung mit Christus und den himmlischen Dingen und deren Genuss sind das beste Bewahrungsmittel vor einer irdischen Gesinnung. Josua und Kaleb, die als Kundschafter die Herrlichkeit des Landes gesehen hatten und in ihren Herzen diese Eindrücke nie vergessen haben (Jos 14,9.12), sind nicht auf den Gedanken gekommen, ihr Erbteil diesseits des Jordan zu suchen.