Bibelstudium
Lektionen aus dem Buch Esra (Teil 3)
Das Buch Esra ist für Christen heutzutage eine große Hilfe. Es berichtet, wie damals ein Teil des Volkes Gottes nach Jerusalem zurückkehrte. Viele der Ereignisse sind lehrreiche Illustrationen für das Volk Gottes heute. Im Folgenden geht es um die Kapitel 4-6.
Wenn die Arbeit für Gott Fortschritte macht, ist direkt mit dem Widerstand des Feindes zu rechnen. Auf den ersten Blick wundert man sich vielleicht, warum diese Menschen, die den Tempelbau unterstützen wollen, „die Feinde Judas und Benjamins“ genannt werden (V. 1). Sie wirken eher freundlich und hilfsbereit: „Wir wollen mit euch bauen; denn wir suchen euren Gott wie ihr“ (V. 2). Was will man mehr?
Doch der nächste Satz verrät sie: „… und ihm opfern wir seit den Tagen Esar-Haddons, des Königs von Assyrien, der uns hierher heraufgeführt hat.“ Ein Vergleich mit 2. Könige 17 zeigt, was geschehen war. Die zehn Stämme waren nach Assyrien gebracht worden und der König von Assyrien hatte das Land Samaria mit Leuten aus Assyrien bevölkert. Aber Gott sandte Löwen, die einige Menschen töteten. Daraufhin sandte der König einen Priester, der diesen Menschen die Weise des Gottes des Landes (also israelitische Gebräuche) lehren sollte, um so den Gott Israels zu besänftigen. Das Ergebnis war eine Vermischung von echtem Gottesdienst und falschem Götzendienst.
Zusammenarbeit mit Fremden
Das Angebot musste also konsequent abgelehnt werden und das geschah auch so. Nach der Absage ließen die Feinde ihre freundliche Maske schlagartig fallen und fingen an, das Volk Juda zu entmutigen und vom Bauen abzuschrecken. Sie beauftragten Ratgeber, um zu verhindern, dass der Plan der Juden gelang. Und das probierten sie nicht nur einmal, sondern über viele Jahre – „bis zur Regierung Darius, des Königs von Persien“ (V. 5.6). Mit anderen Worten: Es gab ständigen Widerstand.
Bis heute muss am Haus Gottes gearbeitet werden. Dabei geht es nicht um ein Gebäude wie damals, sondern um die Auferbauung der Versammlung (Gemeinde) Gottes (1. Kor 3,9-17). Wenn die Welt da ihre Zusammenarbeit anbietet, müssen wir ablehnen. Tun wir das, wird sie schnell ihr wahres Gesicht zeigen. Tun wir es nicht, wird die Arbeit Schaden nehmen. Die Arbeit, die wir für Gott tun wollten, würde dann durch die Welt und ihre Prinzipien bestimmt werden.
In einem gewissen Maß lässt sich dieses Prinzip der Kooperation auch auf Gläubige anwenden, mit denen wir keine Gemeinschaft am Tisch des Herrn haben können. Wenn ich nicht mit ihnen gemeinsam das Brot brechen kann, kann ich dann wirklich mit ihnen zusammenarbeiten, ohne Gefahr zu laufen, die Botschaft, die ich überbringen will, zu gefährden oder abzuschwächen?
Was im Rest des Kapitels berichtet wird, ist tragisch. Wir lesen, dass eine der feindlichen Attacken erfolgreich war. Während der Regierung von Ahasveros wurde ein Brief gegen die Juden und Jerusalem geschrieben. In einigen Beschuldigungen, die gegen Jerusalem vorgebracht wurden (es habe dort Empörung gegen andere Könige gegeben, etc.), schien ein Körnchen Wahrheit zu sein. Daraufhin befahl der persische König, den Bau sofort einzustellen. Jetzt hatten die Feinde volle Autorität und nutzten sie auch. Sie „wehrten ihnen [den Bauenden] mit Gewalt und Macht“ (V. 23).
Die Konsequenz war fatal: „Damals hörte die Arbeit am Haus Gottes in Jerusalem auf“ (V. 24).
Gott sendet Propheten
Auf den ersten Blick scheint die mehrjährige Unterbrechung der Arbeit am Tempel die Folge der äußeren Umstände gewesen zu sein. Was konnten die Rückkehrer schon tun, wenn sie mit Gewalt und Autorität davon abgehalten wurden zu bauen?
Kapitel 5 erwähnt gleich zu Anfang zwei Propheten, Haggai und Sacharja, die ihnen weissagen, und sogleich wird wieder angefangen zu bauen (V. 2). Es muss also noch andere Gründe für den Baustopp gegeben haben, die nicht so offensichtlich waren. Im Buch des Propheten Haggai wird die eigentliche Ursache offengelegt: Das Volk hatte kein Interesse mehr, das Hauses Gottes zu bauen, stattdessen konzentrierten sie sich darauf, ihre eigenen Häuser zu bauen. Haggai musste eine ernste Botschaft überbringen, die sich an ihre Gewissen richtete. Sie hatten die Prioritäten falsch gesetzt. Erst danach konnte der Prophet eine Botschaft des Trostes an das Volk richten, indem er dem Volk die Gegenwart und Hilfe Gottes versicherte (Haggai 1).
Das bedeutete aber nicht, dass der Widerstand der Feinde aufhörte. Die Feinde kamen wieder, stellten Fragen und forderten eine Begründung für den Bau. Daraufhin geben die Führer des Volkes eine schöne Antwort, indem sie erklären, dass
- sie Knechte des Gottes des Himmels und der Erde sind,
- dass sie von Gott gezüchtigt worden waren, weil ihre Väter gesündigt hatten
- und dass der König Kores den Befehl gegeben hatte, das Haus wieder aufzubauen.
Das Volk zeigte sich standhaft und zugleich demütig. Daraufhin schreiben die Feinde einen weiteren Brief, dieses Mal an den König Darius. Was würde das Ergebnis sein?
Gott schützt sein Volk
Die Feinde Judas hatten König Darius einen Brief geschrieben – mit dem Ziel, den Bau des Tempels und der Stadt zu stoppen. Aber der Schuss ging nach hinten los. Durch Gottes Vorsehung wurde der alte Erlass von König Kores in einem Archiv in Achmetha, in der Landschaft Mediens, gefunden (Kap. 6,2).
Dieser Erlass besagte unter anderem auch, dass die Kosten für das Bauprojekt vom persischen König bezahlt werden sollten. Das Ergebnis des Angriffs war also, dass die Arbeit erleichtert wurde! Darius gab den Befehl, dass niemand die Arbeit stören oder behindern sollte.
Kapitel 6,14 lässt uns wieder hinter die Kulissen schauen: „Die Ältesten der Juden bauten; und es gelang ihnen durch die Weissagung Haggais, des Propheten, und Sacharjas, des Sohnes Iddos; und sie bauten und vollendeten."
Die Propheten hatten das Gewissen des Volkes erreicht. In den Herzen der Israeliten hatte sich etwas bewegt, ihre Einstellung hatte sich geändert. Daraufhin segnete Gott das Volk und stellte sicher, dass ihre Arbeit nicht weiter behindert wurde.
Gott prüft uns
Wenn man auf die Kapitel 4 bis 6 als Ganzes schaut, kann man Folgendes lernen: Gott prüft uns. Wenn unsere Herzen nicht für Ihn und seine Sache schlagen, wird Gott vielleicht durch äußere Umstände die Arbeit erschweren – oder sogar die Tür ganz schließen. Dann sieht es erstmal so aus, als wenn die Arbeit durch „höhere Gewalt“ unmöglich gemacht worden wäre. Aber der eigentliche Grund ist, dass es in den Herzen an Hingabe fehlt. Gott prüft dann weiter: Er sendet Propheten, um uns wachzurütteln. Werden wir auf die Propheten hören? Wenn sich die Herzen zu Ihm umkehren, wird Er sich auch um die äußeren Umstände kümmern. Nicht immer wird Gott sie ändern. Doch niemand wird in der Lage sein, die Arbeit zu stoppen, bis sie vollendet ist, „nach dem Befehl des Gottes Israel.“
Opfer für das ganze Volk Israel
In der Erweckungsbewegung in Israel sind wir jetzt an einem Zeitpunkt angekommen, wo der Tempel fertiggestellt ist und mit Opfern eingeweiht werden kann (V. 15.16). Ein Opfer sticht sofort heraus. Sie opfern „zum Sündopfer für ganz Israel zwölf Ziegenböcke, nach der Zahl der Stämme Israels“ (V. 17).
Sie waren nur ein Überrest, der nur aus zwei von ursprünglich zwölf Stämmen bestand, aber trotzdem denken sie an das gesamte Volk. Sie opfern zwölf Ziegenböcke und zeigen damit, dass das Volk aus zwölf Stämmen besteht und alle zwölf Stämme gesündigt hatten und dass Gott das Volk nur auf der Grundlage des Sündopfers segnen und ihm vergeben konnte. Die Tatsache, dass die zehn Stämme total zerstreut waren und dass viele, die zu Juda und Benjamin gehörten, in Babylon geblieben waren, hinderte sie nicht daran, an das ganze Volk zu denken.
Auch heute noch: ein Leib
Was hat uns diese Handlung heute zu sagen? Wir sehen, dass Christen in eine riesige Zahl von verschiedenen Kirchen, Gemeinden und Organisationen aufgeteilt sind. Äußerlich ist da nichts mehr von der Einheit aller Christen zu sehen. Wir können das nicht rückgängig machen. Niemand kann alle Christen dazu bewegen zu dem zurückzukehren, was Gott seit Bestehen der Versammlung gegeben hat, wovon Jerusalem ein Bild ist (obwohl wir jeden dazu ermutigen wollen, soweit wie es möglich ist). Was wir aber tun können, ist, in unserem Denken und Handeln immer die Einheit der Versammlung vor Augen zu haben. Wir gründen keine Kirchen oder formen Gemeinschaften, sondern erkennen einfach an, was Gott sagt: „Da ist ein Leib“ (Eph 4,4). Wenn wir zum Beispiel jemanden zum Brotbrechen aufnehmen, nehmen wir ihn nicht auf, weil er zu einer christlichen Gruppierung gehört, sondern weil er erstens Glied am Leib Christi ist und zweitens nicht durch Dinge, die den Herrn verunehren, verunreinigt ist.
Passah dem Herrn
Diesen letzten Aspekt finden wir hier auch beim Passahfest, das nach Jahren wieder gefeiert wurde (V. 19-22). Alle Priester und Leviten hatten sich gereinigt und „jeder, der sich von der Unreinheit der Nationen des Landes zu ihnen abgesondert hatte, um den Herrn, den Gott Israels zu suchen“, aß von dem Passah. Nichts von dem, was Gott verunehrte, durfte mit dem Fest in Verbindung gebracht werden, das sie an die Nacht erinnerte, in der Gott sie durch das Blut des Lammes verschont hatte (2. Mose 12).
Kein Wunder, dass sie das Fest der ungesäuerten Brote feierten – und das mit Freude (V. 22). Außerdem stärkte der König von Assyrien ihre Arbeit im Werk des Hauses Gottes. Dieses Prinzip gilt zu jeder Zeit: Gehorsam bringt Freude und Segen.
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