Bibel praktisch

Die tägliche Bibelandacht (7)

Jeder kennt Zeiten in seinem Leben, in denen er keine große Vorfreude hatte, die Bibel zu lesen. Dennoch ist es gut, auch in solchen Phasen eine Bibelandacht zu machen. Da ist es hilfreich, sich gute Vorbilder zu suchen. Es verwundert wohl niemanden, dass es ein besonderes Vorbild gibt...

 

Gibt es Vorbilder für das Bibellesen?

Es ist immer schön, für ein Gott gemäßes Verhalten Vorbilder in der Bibel zu suchen. Wenn es um das Bibellesen geht, gibt es solche Vorbilder. Dabei gilt es zu bedenken, dass die Gläubigen im Alten Testament oft nur das Gesetz (also die fünf Bücher Mose) besaßen. Die Gläubigen im Neuen Testament verfügten über das ganze Alte Testament und nach und nach über das Neue Testament. Du dagegen hast die komplette Bibel in deinen Händen.

Das schönste Vorbild ist immer der Herr Jesus selbst. Er konnte sagen: „Dein Gesetz ist im Innern meines Herzens“ (Ps 40,9). Er beschäftigte sich Nacht und Tag mit Gottes Wort. Denn das, was von dem gottesfürchtigen Mann in Psalm 1 gesagt wird, trifft in vollkommenem Maß auf den Herrn Jesus zu: „Glückselig der Mann, der ... seine Lust hat am Gesetz des Herrn und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht!“ (Ps 1,2).

Dieses Verhalten unseres Herrn ist außerordentlich erstaunlich. Er hatte es überhaupt nicht nötig, sich mit dem Gesetz zu beschäftigen. Er ist der Gesetzgeber, der das Gesetz dem Volk Israel gegeben hatte. Dennoch war Er bereit, sich als Mensch damit zu beschäftigen. Wir lesen sogar noch mehr. Er begab sich jeden Morgen in bewusste Abhängigkeit von Gott: „Und frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er auf und ging hinaus; und er ging hin an einen öden Ort und betete dort“ (Mk 1,35). Wenn Er die Gemeinschaft mit Gott gesucht hat, wie viel mehr ist dies für uns nötig! Denn wir tragen im Unterschied zu Ihm bis zu seinem Wiederkommen unser Fleisch an uns, die alte Natur.

Genauso beeindruckend ist das, was vorbildlich von Ihm im Propheten Jesaja gesagt wird: „Der Herr, Herr, hat mir eine Zunge der Belehrten gegeben, damit ich wisse, den Müden durch ein Wort aufzurichten. Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre wie solche, die belehrt werden. Der Herr, Herr, hat mir das Ohr geöffnet“ (Jes 50,4.5). Der Herr Jesus „ging“ jeden Morgen zu Gott, seinem Vater ins Gebet. Jeden Morgen ließ Er sich das Ohr öffnen, um sich für seinen Dienst durch die Worte seines Vaters zubereiten zu lassen. Hatte Er, der Sohn Gottes, das nötig? Er hat es getan in seiner Liebe und Demut und Erniedrigung. Willst du Ihm nicht nacheifern? Solch ein Verhalten hilft uns sehr, an jedem neuen Tag innerlich bewahrt zu bleiben. Denn seine Worte begleiten uns den ganzen Tag über.

Wir finden in der Schrift aber nicht nur den Herrn Jesus als Vorbild. Es gibt auch Glaubensmänner, von denen wir lesen, dass sie diese stille Zeit mit Gott gesucht haben. Nimm Esra, der in Gottes Wort geforscht hat (Esra 7,10). Oder sieh auf Paulus, der seine Begleiter auf ein Schiff vorausschickte, um dann in Ruhe und allein Gemeinschaft mit seinem Gott haben zu können (vgl. z. B. Apg 20,13). Mach es wie diese beiden!

Daniel hatte sogar drei Gebetszeiten pro Tag (Dan 6,11). Und in dieser Zeit hat er sicher nicht nur gebetet. Wie sonst hätte er im Propheten Jeremia herausfinden können, dass die Zeit der Gefangenschaft Israels 70 Jahre sein würde und nun zu Ende ging (vgl. Dan 9,2)? Ahme diesen treuen Gottesmann nach!

 

Wer soll eigentlich lesen?

Gerne möchte ich auch der Frage nachgehen, wer eigentlich in der Bibel lesen soll. Jetzt wirst du sagen: Das ist doch klar! Wir alle. Stimmt genau. Und Gott sagt das in seinem Wort auch so. Schon im Alten Testament hat Er die Wichtigkeit dieses Lesens seinem Volk aufs Herz gelegt.

„Versammle das Volk, die Männer und die Frauen und die kleinen Kinder und deinen Fremden, der in deinen Toren ist; damit sie hören und damit sie lernen und den Herrn, euren Gott, fürchten und darauf achten, alle Worte dieses Gesetzes zu tun. Und ihre Kinder, die es nicht wissen, sollen es hören, damit sie dem Herrn, euren Gott, fürchten lernen alle Tage, die ihr in dem Land lebt“ (5. Mo 31,12).

Damals konnte nicht jeder das Wort Gottes lesen. Denn von der Thora, dem Gesetz, gab es keine Abschriften. Die sind erst später gemacht worden. Daher sollten alle, die Alten und die Jungen, die Großen und die Kleinen, die Männer und die Frauen, die Eltern und auch ihre Kinder – einfach jeder – diesem Wort zuhören.

Danke einmal Gott, deinem Vater, dafür, dass du die Bibel in Händen halten kannst! Dass du ein eigenes Exemplar hast, vielleicht sogar mehrere Übersetzungen von Gottes Wort. Das ist alles andere als selbstverständlich, auch heute noch.

Und wenn wir für diesen Schatz dankbar sind, werden wir ihn auch gerne nutzen. Dann werden wir, egal ob wir alt oder jung sind, weiblich oder männlich, in diesem Wertstück regelmäßig lesen. Denn der Dank soll ja nicht ein reines Lippenbekenntnis sein. Er ist ein Schatz für unsere Herzen. 

„Und die Ohren des ganzen Volkes waren auf das Buch des Gesetzes gerichtet! (Nehemia 8,3).