Die Versammlung Gottes und der Heilige Geist
Die Versammlung Gottes und der Heilige Geist
Versammlung Gottes – Teil 9
In der Themenreihe „Die Versammlung (Gemeinde, Kirche) Gottes“ beschäftigen wir uns dieses Mal mit dem Heiligen Geist und seinem Wirken in der Versammlung. Die Anwesenheit des Heiligen Geistes auf dieser Erde ist ein charakteristisches Merkmal der christlichen Zeitperiode. Was bedeutet es aber, sich persönlich bzw. gemeinschaftlich unter die Leitung des Geistes zu stellen?
I. Einige Grundsätze
Der Heilige Geist ist mit der Versammlung Gottes sehr eng verbunden. In Ihm wurde die Versammlung zu Pfingsten gebildet, und Er wohnt und wirkt seitdem in ihr:
Er hat die Versammlung gebildet:
„Denn auch in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt worden“ (1. Kor 12,13). Am Tag der Pfingsten war die Geburtsstunde der Versammlung. Dort fand die Taufe mit dem Heiligen Geist statt, d.h., der Heilige Geist, der auf die Erde kam, verband die Gläubigen mit Christus in der Herrlichkeit und untereinander. Der Heilige Geist ist dabei das verbindende Element: In seiner Kraft wurde der Leib gebildet und durch das „Trinken“ von ihm (d.h. den persönlichen Empfang des Heiligen Geistes) wird ein Glied dem Leib hinzugefügt.
Er wohnt in der Versammlung: „Wisst Ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?“ (1. Kor 3,16). Der Heilige Geist ist nicht nur ein Einfluss oder eine Kraft, sondern Er ist als Person auf diese Erde gekommen und wohnt unter den Gläubigen, die zusammen eine Behausung Gottes, seinen Tempel, bilden (Eph 2,22). Daneben wohnt der Heilige Geist in jedem Gläubigen persönlich: “Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid?“ (1. Kor 6,19, siehe auch Röm 8,11). Das ist eine besondere Stellung, die aber auch mit der Verantwortung verbunden ist, dass wir „nicht mehr unser selbst sind“. Dies bedeutet in der Praxis, dass wir die Gegenwart des Heiligen Geistes in uns beachten, uns von Ihm weisen, mahnen und warnen lassen. Wir sollen „im Geist wandeln“ (Gal 5,16), „mit dem Geist erfüllt sein“ (Eph 5,18) und Ihn nicht „betrüben“ (Eph 4,30).
Er wirkt in der Versammlung: „Alles dieses aber wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend, wie er will“ (1. Kor 12,11). Noch während der Herr auf dieser Erde war, versprach Er den Jüngern, ihnen „einen anderen Sachwalter“ zu senden (Joh 14). Der Heilige Geist sollte sie „lehren“, von Ihm „zeugen“ und sie „in die ganze Wahrheit leiten“ (Joh 14,26; 15,26; 16,13). Das Ziel der Wirksamkeit des Heiligen Geistes ist dabei immer die Verherrlichung Christi: „Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er empfangen und euch verkündigen“ (16,14). Zur Aufer- bauung der Versammlung bedient Er sich dabei insbesondere der geistlichen Gaben. Diese Gaben sind dem Leib gegeben (z.B. Evangelisten, Hirten und Lehrer, Eph 4,11), und der Heilige Geist möchte durch sie „austeilen, wie Er es will“. Dies tut Er insbesondere in den Zusammenkünften. Dort übt der Heilige Geist außerdem eine weitere, eher unsichtbare Wirkung aus, indem Er in den Gläubigen Gedanken und Empfindungen hervorruft, die sie gemeinsam haben und die Er dann durch einen Bruder ausdrücken lässt – etwa durch ein Gebet, ein Lied, oder durch das Lesen einer Bibelstelle.
Der Heilige Geist erhebt also einen klaren Anspruch darauf, in der Versammlung zu wirken, und zwar nach seinem eigenen Willen (1. Kor 12,11). Welche Konsequenzen dies in den Zusammenkünften für uns hat, sowohl gemeinschaftlich als auch persönlich, werden wir in den folgenden Abschnitten untersuchen.
II. Leitung des Geistes in den Zusammenkünften (gemeinschaftliche Verantwortung)
Damit der Heilige Geist bei einem Zusammenkommen von Gläubigen ungehindert wirken kann, müssen einige Prinzipien beachtet werden.
Es gibt kein Predigeramt: „Denn ihr könnt einer nach dem anderen alle weissagen, damit alle lernen und alle getröstet werden“ (1. Kor 14,31). In einer örtlichen Versammlung sind verschiedene Gaben vertreten, und der Geist kann nur „austeilen, wie er will“, wenn Er diese auch gebrauchen kann. Jeder soll aus der Gemeinschaft mit dem Herrn heraus zum gegebenen Zeitpunkt zum Nutzen der Versammlung seine Gabe ausüben können (und darunter fällt ja auch das „Weissagen“). Wenn man aber von vornherein regelt, wer spricht, dämpft man das Wirken des Geistes. Wenn man Gaben gar nicht zu Wort kommen lässt, indem man z.B. ein Predigeramt einführt, kann das Wirken des Geistes ganz beiseite gesetzt werden: „Den Geist löscht nicht aus, Weissagungen verachtet nicht“ (1. Thes 5,20). Selbst wenn wir diese Prinzipien grundsätzlich beachten, können wir das Wirken des Geistes mitunter einschränken, z.B. wenn von einem bekannten Bruder erwartet wird, dass er die Predigt in jedem Fall übernimmt.
Es gibt keine Liturgie: „Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder von euch einen Psalm, hat eine Lehre, ...“ (1. Kor 14,26, siehe auch 1. Petr 2,5). Der Ablauf des Gottesdienstes unterliegt keiner vorgegebenen Ordnung. Wo der Geist frei wirken kann, bestimmt Er Form, Zeitpunkt und Inhalt der Beiträge. „Wo der Geist des Herrn ist, ist Freiheit“ (2. Kor 3,17). Kann diese Freiheit nicht auch durch eine aus Gewohnheit eingebürgerte Reihenfolge in Art oder Inhalt der Beiträge eingeschränkt werden?
Es wird manchmal gesagt, dass diese Freiheit des Geistes ein gutes Prinzip sei, das aber in der Praxis zu oft missbraucht würde und daher nicht zu verwirklichen sei. Auffallend ist aber, dass Paulus in 1. Korinther 14 gerade einen solchen Missbrauch der Freiheit des Geistes behandelt. Dabei tadelt er den Missbrauch, zieht daraus aber keinesfalls den Schluss, dass deshalb die Freiheit an sich aufzugeben sei. Er stellt stattdessen Kriterien vor, nach denen sich der Einzelne richten und leiten lassen soll. Lässt sich der Einzelne durch den Geist leiten, so wird auch die äußere Ordnung vorhanden sein. In einem anderen Zusammenhang sagt Paulus dies den Galatern einmal so: „Denn ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brüder; nur gebraucht nicht die Freiheit zu einem Anlass für das Fleisch“ (Gal 5,13)
III. Leitung des Geistes in den Zusammenkünften (persönliche Verantwortung)
Vielleicht fragst du dich, wie es vorkommen kann, dass ein Lied vorgeschlagen wird, das die Empfindungen anderer Geschwister ausdrückt. Oder wie es sein kann, dass ein Bruder über ein Thema redet, das genau den Bedürfnissen der Geschwister entspricht.
Dies ist möglich, wenn der Heilige Geist von den Anwesenden nicht in seinem Handeln gehindert wird, sondern aktiv die Leitung übernehmen kann. Wir im Vergleich dazu beeinflussen diese Auswirkungen seines Handelns nicht direkt, sondern werden durch den Geist geleitet1. Unsere aktive Verantwortung liegt darin, bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen, damit wir durch den Geist geleitet werden können. Dazu gehört es, dass wir vor Gott über unseren Herzenszustand wachen. Zudem gibt uns die Bibel zu diesem Thema einige praktische Verhaltensmaßstäbe. Im Folgenden wollen wir daher drei wichtige Voraussetzungen zur Geistesleitung in den Zusammenkünften näher untersuchen.2
1. Kennen wir in unserem täglichen Leben die Leitung des Geistes?
Zunächst einmal können wir nicht erwarten, sonntags in den Zusammenkünften die Leitung des Geistes zu erfahren, wenn wir nicht auch in der Woche gewohnt sind, seiner Stimme zu folgen. Wir sollten nämlich nicht meinen, die Leitung des Geistes würde sich auf diese wenigen Stunden in der Woche beschränken. Vielmehr möchte der Heilige Geist ununterbrochen im Leben eines Gläubigen entsprechend seiner Souveränität wirken. Zwar hat die Leitung des Geistes in den Zusammenkünften ohne Zweifel einen besonderen Charakter – da der Herr selbst in der Mitte ist (Mt 18,20) –, aber einen prinzipiellen Unterschied zwischen der Leitung des Geistes in den Zusammenkünften und im praktischen Leben gibt es nicht.
Gerade die Versammlung im Anfang des Christentums ist uns darin ein gutes Beispiel. In der Apostelgeschichte lesen wir häufiger davon, dass die Gläubigen ein feines Empfinden dafür hatten, wen der Geist wann und wofür gebrauchen wollte, gerade wenn es um Wegweisung im Glaubensleben ging:
- Wen will Er benutzen? „... sprach der Heilige Geist: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus“ (Apg 13,2).
- Was will Er erreichen? Petrus durfte erkennen und konnte berichten: „Der Geist aber sagte mir, ich solle mit ihnen gehen, ohne irgend zu zweifeln“ (Apg 11,12).
- Wann soll es geschehen? „Sie versuchten nach Bithynien zu reisen, und der Geist Jesu erlaubte es ihnen nicht“ (Apg 16,6.7).
Dazu ist eine innere Haltung der Abhängigkeit erforderlich. Wir müssen immer wieder lernen, in der Kraft des Geistes uns selbst zu kontrollieren, und unsere Ideen, Aktivitäten und Gewohnheiten bewusst unter seine Leitung zu stellen.
Konkret kann dies zum Beispiel bedeuten,
- auch bei „banalen“ Entscheidungen in Alltagssituationen zunächst unsere Motive unter Gebet zu prüfen und nach dem Willen des Herrn zu fragen;
- im regelmäßigen Selbstgericht auch eingeschliffene Verhaltensweisen „unter die Lupe zu nehmen“;
- alle Ideen oder Einschätzungen anhand der Bibel und in Bezug auf den Nutzen für mich und meine Mitchristen zu beurteilen.
2. Stimmt unser Motiv?
Wenn wir nicht über unsere Ideen und Neigungen wachen, kommen in unseren Herzen leicht falsche Beweggründe auf. Falsch sind sie deshalb, weil sie nicht von der Liebe zu unserem Herrn und zu den Mitgeschwistern geprägt sind. Wir wollen vielleicht selbst im Vordergrund stehen. Bei solchen Motiven des Herzens wird die Leitung des Geistes unmöglich. 1. Korinther 13 zeigt uns, dass ein Dienst, der ohne Liebe zum Herrn und den Geschwistern geschieht, ganz wertlos ist. Dieses Kapitel steht nicht ohne Grund zwischen Kapitel 12 und Kapitel 14. In Kapitel 12 wird uns die Kraft vorgestellt, in der wir eine Gabe ausüben oder eine Aufgabe ausführen, in Kapitel 14 die Art und Weise, in der das geschehen soll. Im Zentrum aber steht in Kapitel 13 das Motiv, die Liebe. Nur wenn das Motiv stimmt, können wir auch in Übereinstimmung mit den Zielen des Geistes Gottes handeln:
- Verherrlichung Christi: „Er wird mich verherrlichen“ (Joh 16,14). Das Ziel des Geistes ist es immer, die Herrlichkeit des Sohnes Gottes zu zeigen. Das kann auch auf eher indirekte Weise erfolgen, indem zum Beispiel die Versammlung korrektive Ermahnungen zum Nutzen erhält und danach Christus wieder stärker in ihnen gesehen wird (vgl. 1. Kor 14,12).
- Erbauung der Versammlung: „... alles geschehe zur Erbauung“ (1. Kor 14,26).
Darüber hinaus dient sein Wirken zum Nutzen der Zuhörer, zu ihrem geistlichen Wachstum (1. Kor 12,7).
3. Handeln wir besonnen?
Da 1. Korinther 14 die Art und Weise zeigt, wie alles in den Zusammenkünften ablaufen soll, mögen wir uns fragen, warum der Heilige Geist ausgerechnet hier nicht erwähnt wird. Ist die Leitung des Heiligen Geistes nicht gerade dort ganz wichtig, um die Ordnung in den Zusammenkünften zu gewährleisten? Vielleicht können wir das mit einem Vergleich erklären. Die menschliche Atmung registrieren wir kaum, sie läuft quasi im Hintergrund ab, und doch ist sie von lebenswichtiger Bedeutung. So werden wir auch durch den Geist geleitet, wenn die Voraussetzungen stimmen, ohne dass es auffällig wäre oder es besonders betont werden müsste. Statt einer Erwähnung des Heiligen Geistes finden wir daher in 1. Kor 14 eine weitere Voraussetzung, die wir erfüllen müssen, damit der Geist in seinem Wirken nicht gehindert wird, nämlich den Einsatz unseres Verstandes zur Beurteilung, ob wir den Zielen des Geistes gerecht werden. Es wäre grundverkehrt zu meinen, man müsse den Verstand in den Versammlungsstunden „ausschalten“ und brauche nur auf einen inneren Impuls warten, dem man dann unkontrolliert folgt. Im Gegenteil werden die Korinther dazu aufgefordert, mehr ihren Verstand einzusetzen, um ihren eigenen Dienst zu beurteilen: „Brüder, werdet nicht Kinder am Verstand, sondern an der Bosheit seid Unmündige, am Verstand aber werdet Erwachsene“ (1. Kor 14,20). Dabei gibt es manche Fragen, die wir mit einem gesunden Sinn abwägen sollten.
Einige Beispiele:
- Bin ich zum Nutzen der Zuhörer (1. Kor 14,26b)?
- Werde ich von den Zuhörern verstanden (1. Kor 14,9)?
- Steht meine Beteiligung in einem richtigen Verhältnis zur Beteiligung der anderen (1. Kor 14,26a)?
- Habe ich mein Temperament im Griff? Sage ich als zurückhaltender Typ zu wenig oder als spontaner Mensch zu viel (1. Kor 14, 31)?
- Bin ich jederzeit offen für alle Themen, zu denen mich der Geist gebrauchen möchte (1. Kor 12,11)?
Dabei sollten wir immer auf den Herrn warten und uns fragen: Soll ich? Soll ich jetzt? Soll ich gerade das? Alles, was uns in Erinnerung gerufen oder besonders wichtig wird, müssen wir in dieser Art beurteilen, um zu überprüfen, ob es vom Heiligen Geist ist, denn „die Geister der Propheten sind den Propheten untertan“ (1. Kor 14, 32).
Auf der anderen Seite heißt es, dass die geistlichen Gaben „einem jeden“ gegeben sind (1. Kor 12,7) und dass „ein jeder“ ein Lied, ein Wort, oder eine Auslegung hat (1. Kor 14,26). Auch durch falsche Zurückhaltung können wir die Freiheit des Geistes einschränken. Wollen wir uns nicht gegenseitig anspornen, den Geist in unserem täglichen Leben und in den Versammlungsstunden ungehinderter wirken zu lassen?
1 Fragen wie „Wie kann ich wissen, ob mein Dienst auch dieses Lied wirklich aus, was die meisten Geschwister brauchen uns nicht zu beunruhigen.
2 Der Geist möchte dabei in Brüdern und Schwestern wirken, auch wenn einige der praktischen Hinweise gemäß 1. Korinther 14,34 auf die Brüder beschränkt sind.
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