Die Rekabiter - eine alte Geschichte mit moderner Lektion

Eine alte Geschichte mit moderner Lektion – Die Rekabiter

Die Rekabiter führen in unserem Bibelwissen meistens ein „Schattendasein“. Dabei haben sie Besseres verdient und sollten ins rechte Licht gerückt werden. Der Prophet Jeremia wird während der Herrschaft des Königs Jojakim angewiesen, diese Familie mit einem merkwürdigen Auftrag zu besuchen. Ihre Standfestigkeit und ihr Gehorsam gibt uns eine wirklich aktuelle Lektion – auch wenn wir sie manchmal als unmodern abtun. Die Entdeckungsreise nach Jeremia 35 wird sich lohnen ...

Ein widerspenstiges Volk und ein gnädiger Gott

Die Geschichte des Volkes Israel war leider ganz häufig durch ein Auf und Ab ihres Gehorsams gegenüber Gott geprägt. Das Buch der Richter bietet dazu eindrücklichen Anschauungsunterricht. In Zeiten des Wohllebens hatten sie die Liebe ihres Gottes und seine Anrechte an sie aus dem Auge verloren. Wenn Gott dann Zeiten der Not kommen ließ, erinnerten sie sich an seine Anordnungen und kehrten von ihren eigenen Wegen, die oft mit dem Götzendienst verbunden waren, zu ihrem Gott um. Und dieser Ungehorsam war auch zur Zeit des gottlosen Königs Jojakim (ein Sohn des treuen Josia!) Anlass zu ernsten Ermahnungen durch Jeremia. So führt Gott ihn zu der Familie der Rekabiter, die ein seltsames Leben führten. Was war der Grund dafür?

Das Beispiel der Familie der Rekabiter

Inmitten der Dunkelheit der Abtrünnigkeit der Juden ihrem Gott gegenüber lässt Gott das Verhalten einer treuen Familie hell aufleuchten. In Jeremia 35 wird von dem Haus bzw. der Familie der Rekabiter berichtet, dass sie über Generationen hin den Geboten ihres Vorvaters Jonadab treu gefolgt sind. Dieser Jonadab lebte zur Zeit Jehus (2. Kön 10,15), also ca. 200 Jahre früher. Er hatte seinen Kindern und Nachkommen geboten, keinen Wein zu trinken, keine Häuser zu bauen, keine Weinberge und Felder zu haben. Sie sollten in Zelten wohnen.

Warum hat dieser Vater seinen Kindern solche Forderungen auferlegt? Hatte er überhaupt ein Recht dazu? Gott hatte doch alle diese Dinge seinem Volk zum Genuss gegeben, wenn sie Ihm gehorsam sein würden. Für das 1000-jährige Reich machen sie einen Teil des Segens Gottes für sein Volk aus. Vielleicht kann man es so erklären, dass Jonadab in einer Zeit eines gewissen Wohlstandes den Verfall sittlicher Werte und ein Abweichen von Gottes Anordnungen beobachtete. Er wollte seinem Gott treu sein. Vielleicht erinnerte er sich an seine Vorfahren Abraham, Isaak und Jakob, die sich in dem verheißenen Land wie Fremdlinge aufhielten und in Zelten wohnten, weil sie auf die Verheißungen Gottes warteten. Ich bin überzeugt, dass wir dieses Verhalten nicht als Askese oder Mönchtum abqualifizieren können. Gott hätte es in einem solchen Fall nie als ein nachahmenswertes Vorbild hingestellt.

Standfestigkeit selbst vor dem Propheten Jeremia

Über den Anordnungen Jonadabs waren mittlerweile mehr als 200 Jahre bis zur Zeit des Königs Jojakim vergangen. Da kam der Prophet Jeremia und setzte ihnen im Auftrag des HERRN Kelche mit Wein vor. Sicher hätten wir eine ganze Reihe von Argumenten gefunden, dass wir dieser Aufforderung nachkommen müssen. Jeremia war ein Prophet und kam sogar im Auftrag Gottes (dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich nicht um eine absolute Anweisung Gottes handelte; Jeremia hatte den besonderen Auftrag, die Nachkommen Jonadabs zu prüfen). Aber, war das Gebot Jonadabs eigentlich noch zeitgemäß? Die Reihe der Argumente ließe sich bestimmt noch fortsetzen. In der Regel sind wir im Ausdenken von Argumenten, bestimmten Anweisungen aus dem Weg zu gehen, recht erfinderisch. Aber diese Leute antworteten Jeremia: Wir trinken keinen Wein! Da gab es kein Drumherumreden. Wir haben bisher allen Geboten unseres Vaters gehorcht, sowohl wir als auch unsere Frauen und Kinder. Ist eine solche Antwort nicht herzerfrischend? Sie gewinnt an Wert, wenn wir bedenken, wie es um sie herum aussah. Gott muss im Zusammenhang mit seinem Lob für die Rekabiter den Leuten von Jerusalem und Juda sagen: „Aber ihr habt nicht auf mich gehört“ (Jer 35,14). Was müsste Er uns sagen? Kommen wir nicht oft mit der Antwort: „Ich denke aber so!“? Schade! Wie viel schöner wäre eine Einstellung, wie diese Leute sie an den Tag gelegt haben.

Wir wollen auch dieses kleine Wort „alle“ nicht aus dem Auge verlieren. Manches Gebot würden wir ja gerne noch befolgen. Aber alle? Hier ging es um den Gehorsam gegenüber allen Geboten.

Lektion für uns: Gott belohnt Gehorsam

Und dieser Gehorsam war mit Segen verbunden. Gott benutzt ihn, um dem übrigen Volk dessen Untreue und Ungehorsam deutlich zu machen. Sollten wir uns nicht Gedanken darüber machen, wieweit unser Gehorsam dem in der Bibel deutlich gemachten Willen Gottes entspricht? Gott wurde durch diesen Gehorsam geehrt. Und Er hat Lohn dafür versprochen und dieser Familie gesagt, dass es allezeit unter den Nachkommen Rekabs jemanden geben soll, der vor Ihm steht (Vers 19).

In der praktischen Anwendung dieses Beispieles geht es uns nicht darum, einfach bestimmten Traditionen zu folgen, die unsere (Vor-)Väter eingeführt haben. Wenn sie in Übereinstimmung mit der Bibel sind, wollen wir sie deshalb übernehmen. Denn wer Gottes Wort konsequent befolgt und ihm gehorcht, wird heute – wie damals – reich belohnt: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren“ (Joh 14,21). Ist das nicht motivierend, als „Belohnung“ für das Halten der Gebote, vom Vater und dem Herrn Jesus geliebt zu werden?!

Darüber hinaus ist Gehorsam auch geradezu ein Erkennungsmerkmal von Bruderliebe: „Hieran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten“ (1. Joh 5,2).

An dieser Stelle wollen wir noch einen kurzen Blick auf die Dinge werfen, in denen die Rekabiter ihrem Vorfahren gehorsam sein wollten. Sie verzichteten freiwillig auf Wein: Sie wollten sich den Blick nicht trüben lassen und eine uneingeschränkte Urteilsfähigkeit erhalten. Der Verzicht auf Sesshaftigkeit, ausgedrückt durch das Wohnen in Zelten und den Verzicht auf das Kultivieren von Feldern, Gärten oder Weinbergen, zeigt uns ein Verlangen, ähnlich dem von Abraham, der nach einem besseren Erbteil ausschaute, nach einer Stadt, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. Hier wollten sie Fremdlingen gleichen, bereit, ihrem Gott zu folgen, wohin irgend Er sie rief.

Gibt es vielleicht Situationen, wo wir die Anweisungen Gottes nicht verstehen? Lasst uns dennoch bemüht sein, diesen Anordnungen zu folgen. Wir dürfen mit der Anerkennung Gottes rechnen.

Über eine Sache können wir übrigens auch völlig sicher sein: Wenn wir gehorsam sind, selbst wenn wir die Notwendigkeit oder den Sinn in dem einen oder anderen Fall (noch) nicht verstanden haben, wird Gott den Gehor- sam belohnen. Und uns in aller Regel auch bald zeigen, wie gut und „sinnvoll“ das Halten dieses Gebots ist.

Wollen wir uns nicht durch die Familie der Rekabiter anspornen lassen? Gott erkennt ihren Gehorsam an. Lasst uns ihre Stetigkeit als Vorbild nehmen. Lasst uns daher ihr Beispiel nachahmen, auch wenn es um uns herum nicht mehr üblich ist. Lebendige Fische schwimmen gegen den Strom!

Hieran erkennen wir, das wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. (1. Johannes 5,2)