Das Schweigen der Frauen in den Zusammenkünften

Das Schweigen der Frauen in den Zusammenkünften

FRAGE :

Liebe Geschwister im Herrn,

in 1. Korinther 14,33–35 wird gesagt, dass die Frauen in der Versammlung schweigen sollen. Wie ist das gemeint? Dürfen Frauen im Gottesdienst Gedichte aufsagen? Wenn Zeit zum Gebet gegeben wird, in der Versammlung laut beten und bei der Evangelisation ihre Bekehrung erzählen? In den Bibelstunden in der Gemeinde sind nur Männer aufgefordert zu arbeiten. Und wieso soll man zu Hause Fragen vorbereiten, wenn man sie sowieso nicht stellen darf?

Mit freundlichen Grüßen, Katharina W.

 

ANTWORT: Liebe Katharina,

. . . Als erstes möchte ich klarstellen, dass Deine Fragen die Ordnung betreffen, wie Gott sie in seiner Versammlung (oder Gemeinde) sehen will. Was uns Gläubige dagegen in unserer Beziehung zu Gott betrifft, haben wir die Aussage des Wortes Gottes: "Da ist nicht Jude oder Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann noch Frau, denn ihr seid einer in Christus Jesus" (Gal 3,28). Aus diesem Vers, der unsere Beziehung zu Gott, unsere Stellung als Söhne zum Vater beschreibt, entnehmen nun manche - fälschlicherweise -, dass das auch für unsere Beziehungen, Aufgaben und Dienste (von "Rechten" wollen wir da lieber nicht sprechen) auf der Erde, im Volk Gottes, gelte. Darüber spricht Gottes Wort aber anders, und eindeutig. 

Ohne auf die vielen Stellen der Schrift einzugehen, die die „Schöpfungsordnung“ Gottes betreffen, möchte ich doch die Hinweise im 1. Korintherbrief aufgreifen, wo man als ersten Grundsatz findet: „Ich will aber, dass ihr wisst, dass der Christus das Haupt jeden Mannes ist, das Haupt der Frau aber der Mann, das Haupt des Christus aber Gott“ (11,3). Hier wird eine klare „Führerschaft“ festgestellt, denn in einem Leib geht alle Führung vom Haupt aus. Das will dem modernen Menschen nicht mehr recht einleuchten, sind Mann und Frau doch gleichberechtigt! Vor dem staatlichen Gesetz ist das in der Tat so. Aber in Fragen des Volkes Gottes auf dieser Erde wollen wir ja Gottes Gedanken folgen, die Er in seinem Wort mitteilt.

1. Korinther 11,1–16 spricht von dem grundsätzlichen Verhalten des oder der Einzelnen in dieser Hinsicht (beim Beten und Weissagen den Kopf bedecken oder nicht, lange Haare tragen oder nicht), wodurch er oder sie die jeweilige Führung (Gott gegenüber Christus – Christus gegenüber dem Mann – der Mann gegenüber der Frau) anerkennt und dies zeigt. Ab Kapitel 11,17 geht das Wort Gottes dann zu dem wünschenswerten Verhalten in den Zusammenkünften der Versammlung über (siehe V. 18: „... wenn ihr als Versammlung zusammenkommt ...“). Da werden grundsätzliche Belehrungen gegeben (Mahl des Herrn, Brotbrechen, „Herkunft“ und Wert von „Gnadengaben“), Kapitel 13 ist ein Einschub und zeigt das Motiv und die Quelle alles Dienstes innerhalb des Volkes Gottes. Kapitel 14 geht auf den Dienst und die Ausübung der Gnadengaben in den Zusammenkünften ein; es wird gezeigt, wie dies praktisch geschehen soll – mit geistlicher Einsicht und zum Nutzen aller.

Diese Einteilung – nach dem Inhalt – ist nicht unwichtig. Wollen wir wissen, wie wir uns in den Zusammenkünften verhalten sollen, d.h. wer wann und wie dort einen Dienst tun darf, müssen wir auf 1. Korinther 14 schauen. Für einen Dienst der Frauen in den Zusammenkünften sagt Vers 34-35:"Die Frauen sollen schweigen in den Versammlungen, denn es ist ihnen nicht erlaubt zu reden, sondern sie sollen unterwürfig sein, wie auch das Gesetz sagt. Wenn sie aber etwas lernen wollen, sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen, denn es ist schändlich für eine Frau, inder Versammlung zu reden." Hier wird übrigens in einem Nebensatz von ihrer Unterwürfigkeit, d.h. Unterordnung und nicht Führung gesprochen. Daraus wird deutlich, dass nach Gottes Gedanken das Reden in der Versammlung, sei es zum Gebet oder zur Auferbauung und Belehrung, gleichgesetzt wird mit "Führung übernehmen, anführen, anleiten". Das nun soll die Frau nicht. Bestätigt wird diese Aussage noch durch 1. Timotheus 2,11.12: "Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterwürfigkeit. Ich erlaube einer Frau aber nicht, zu lehren noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein."

Wenn du nun Fragen aufgeschrieben hast, warum stellst du sie nicht vor der nächsten Zusammenkunft einem Bruder - vielleicht auch deinem Vater, wenn er die örtlichen Zusammenkünfte besucht? Das wäre eine gute Möglichkeit, Antworten auf deine Fragen zu erhalten. Ich bin sicher, dass solche konkreten Antworten auf deine persöhnlichen Fragen zu weiterem Nachdenken anregen.

Worin besteht denn  nun der Dienst der Frauen? Gibt es ihn denn überhaupt? Natürlich gibt es einen solchen Dienst! Römer 16,1 empfiehlt den Gläubigen in Rom eine Frau namens Phöbe, die "eine Dienerin der Versammlung in Kenchreä ist"; Priska und Aquila von dem Apostel Paulus "meine Mitarbeiter" genannt (Röm 16,3); und es könnten noch viele Frauen als Beispiele genannt werden. Diese Dienste waren, wie man hier sieht, nicht  nur "materielle" oder etwa "hauswirtschaftliche", nein, sie konnten auch geistlicher Natur sein. Wo dienten sie? Wahrscheinlich in ihrem Haus (s. Apg 18,26) oder bei anderen Gelegenheiten, jedenfalls außerhalb der Zusammenkünfte der Versammlung. Das Wort Gottes macht eben nur deutlich, dass ein solcher Dienst nicht in der breiten Öffentlichkeit geschehen soll, und dass bestimmte Bereiche, wie das Lehren (weil da "Führung" ausgeübt wird), ausdrücklich ausgenommen sind (vgl.noch einmal 1. Tim 2,12). Ansonsten besteht ein weites Feld: private oder halbprivate Gespräche (vgl. Tit 2,4), Sonntagsschule, Singkreis, Familie, und Zusmmenkommen, wo keine Männer anwesend sind (Stichwort: keine Führung!). Aber vergessen wir nicht, dass auch eine Frau selbstverständlich ihr eigenes Bibellesen oder auch Bibelstudium betreiben darf und sollte (!), um ihren Herrn und die biblische Wahrheit besser kennen zu lernen, denn sie möchte doch, genau wie ihr Mann, ihrem Herrn mit Lob und Dank dienen - mit vielleicht auch anderen Gaben -, um ihn einfach zu erfreuen. Wieso "braucht" sie (oder er) Selbstbestätigung vor anderen oder gar in breiter Öffentlichkeit? Wollen wir vorne anstehen, oder wollen wir unserem Herrn diesen Platz lassen? Brauchen wir dazu einen entsprechenden "Freiraum", den Gottes Wort nicht gibt? Der Herr Jesus möchte doch durch den Heiligen Geist leiten.

Mit herzlichen Grüßen, im Herrn Jesus verbunden

Dein Rainer Brockhaus