Sich jemandem anvertrauen - wozu?

Sich jemandem anvertrauen – wozu?

„Gebete bekommen besonderen Inhalt und Kraft, wenn man von den Nöten des anderen weiß!“ Diesen Satz las ich kürzlich einmal, und er hat mich nicht mehr losgelassen. Wieviel weiß ich eigentlich von meinem Bruder, der Sonntag für Sonntag auf der Bank neben mir sitzt? Wir unterhalten uns viel, über so manche Dinge, offensichtlich geht es ihm gut. Oder doch nicht? Wir scherzen und lachen, freuen uns an vielen Gemeinsamkeiten, auch am Wort Gottes.

Sag mal, sind wir nicht alle gute Schauspieler? Da ist ein Problem, und keiner weiß davon, weil man es gut verbergen kann. Eigentlich ist doch alles in Ordnung, du hast dich bekehrt, du hast dich taufen lassen, du gehst mit deinen Eltern regelmäßig zu den Versammlungsstunden. Alle finden dich nett, manche meinen sogar, du seist doch recht geistlich.

Aber da gibt es etwas in deinem Leben, das ist nicht in Ordnung. Und das weißt du ganz genau. Das hat dir Gott schon oft gezeigt, aber du hattest keine Kraft, es wegzutun. Und es kommt immer wieder. Dann geh doch, und sag es jemand. Natürlich, Gott zu allererst. Er allein kann dir wirklich helfen. Aber geh doch zu einem Freund, oder zu jemand, zu dem du Vertrauen hast. Und öffne dich ihm. Dann kannst du mal darüber sprechen. Es tut gut, wenn man jemand hat, der zuhört, der einen versteht, der nachempfinden kann, was einen belastet, weil er selbst schon Erfahrungen gemacht hat im Leben. Sicher kannst du dann auch mit ihm über dein Problem beten.

Wir leben heute in der Versammlung (Gemeinde) leider sehr zurückgezogen. Wir tun viel zusammen, aber wir öffnen uns nicht gegenseitig und vertrauen uns nichts mehr an. Aus gutem Grund, will ich meinen, denn es ist schon viel Missbrauch damit getrieben worden. Man hat weitererzählt, was einem anvertraut wurde, und hat damit Beziehungen zerstört, weil man Vertrauen enttäuscht hat. Das darf man nicht tun, schon gar nicht unter Geschwistern, unter Brüdern.

Ich will dir dennoch einfach Mut machen: Man braucht im Leben jemand, dem man sich rückhaltlos anvertrauen kann, einen Freund. Sieh dich einmal um, ob du nicht doch jemand unter den Geschwistern findest, der vertrauenswürdig ist. Das heißt nicht, dass der andere für dich Entscheidungen treffen wird oder dir deine Probleme abnehmen kann – ganz und gar nicht. Aber oft kann er dir einen Tipp geben, der nicht blanke Theorie ist, sondern aus der Erfahrung kommt.

Und dann gibt es noch einen großen „Krafthebel“, den ich anfangs genannt habe. Wenn jemand deine Not kennt, dann kann er dafür beten, für dich beten, dass du nicht darin umkommst, sondern Befreiung und Hilfe erfährst.

Das ist meine Erfahrung. Ich wünsche dir, dass du sie auch machst. Zu deiner Bewahrung.