Die Predigt eines Weihnachtskaktusses
Die Predigt eines Weihnachtskaktusses
Ein reichliches halbes Jahr war der Weihnachtskaktus aus dem Blickfeld gerückt. Er hatte geblüht – nicht gerade üppig. Nun sollte er eine Zeit der Ruhe haben. Wenig beachtet. Nur ab und zu wurde er ein wenig gegossen.
Als ihn meine Frau bei einer solchen Gelegenheit mal etwas genauer in Augenschein nahm, stellte sie fest, dass er ganz reichlich Blütenknospen angesetzt hatte. Nun wurde er gewissermaßen aus „der Versenkung“ hervorgeholt und bekam einen Platz an einer allen sichtbaren Stelle im Wohnzimmer. Mittlerweile haben sich viele der Knospen zu herrlichen Blüten entwickelt. Jetzt erfreuen wir uns jeden Tag über die Blütenpracht. In Jahren, wo wir ihm keine Ruhephase gegönnt haben, hat er nicht so reich geblüht.
Bei Betrachten dieser Blütenpracht kamen mir folgende Gedanken in den Sinn
- Ist nicht auch für uns als Christen so eine Ruhezeit ganz wichtig? Ich muss dabei an die Stelle in Markus 6,31 denken, als der Herr Jesus zu seinen Jüngern sagte: „Kommt ihr selbst her an einen öden Ort für euch allein und ruht ein wenig aus.“ Eine Zeit angestrengter Tätigkeit lag hinter den Jüngern. Sie fanden kaum Zeit, um zu essen. Da wollte der Herr Jesus sie in die Stille bringen, um neue Kraft zu tanken. Aus meinen eigenen Erfahrungen kann ich sagen, dass es Zeiten gibt, in denen man sich innerlich wie ausgebrannt fühlt. Es kann selbst in Zeiten sein, wo man, dem eigenen Empfinden nach, manches für den Herrn getan hat. Dann ist es ganz wichtig, jede nur irgend mögliche Gelegenheit wahrzunehmen, um sich zurückzuziehen, die Bibel zur Hand zu nehmen, sie unter Gebet zu lesen und einfach mal in der Stille darüber nachzudenken. Auch eine Quelle braucht einen verborgenen Zufluss, um Wasser spenden zu können. Das gilt für Ältere und Jüngere. Viele große Männer wurden in der Stille für ihre Aufgaben vorbereitet. Denken wir an Mose, an David, an Elia. Auch Paulus war eine Zeit in Arabien. Und selbst vom Herrn Jesus lesen wir, dass Er vor der Berufung seiner Jünger die ganze Nacht im Gebet mit seinem Vater zubrachte (Lk 6,12). Aber auch während des Dienstes und danach haben wir die Stille und intensive Gemeinschaft mit unserem Herrn und unserem Vater nötig. Auch darin ist uns der Herr Jesus das vollkommene Beispiel (vgl. z.B. Lk 5,16).
- Nach einer Zeit der Ruhe kommt aber wieder eine Zeit des Schaffens. Der Schöpfer hat es so eingerichtet, dass die Pflanzen nach einer Zeit der Ruhe wieder Früchte oder Blüten bringen zu unserem Nutzen bzw. zu unserer Freude. So möchte unser Gott nicht, dass wir unser Leben als Eremiten zurückgezogen für uns selbst leben, sondern wir sollen die Gaben, die Er uns geschenkt hat, nutzen, um anderen zur Hilfe und zur Freude zu sein. So spricht der obige Vers aus Markus 6 auch davon, „ruht ein wenig aus“. Sicher hat der Herr uns nicht zum Ausruhen in der Welt gelassen. Denken wir einmal an die lange Liste, die der Apostel Paulus in Römer 16 aufgeschrieben hat. Wie viele Brüder und Schwestern werden dort aufgezählt, die alle an ihrem Platz anderen gedient, ja sich sogar für andere verzehrt haben. „Wenn ihr wirklich das königliche Gesetz erfüllt nach der Schrift: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, so tut ihr recht’“ (Jak 2,8). Wir leben heute leider in einer Zeit, wo die meisten Menschen sich nur um sich selbst kümmern: „... und sich selbst weiden; Wolken ohne Wasser“ (Jud 12).
Lieber junger Bruder, liebe junge Schwester, vielleicht lebst du schon eine längere Zeit „in der Versenkung“ nur für dich selbst. Denke daran! Für jeden sollte die Zeit kommen, wo er zum Segen und Nutzen seiner Mitmenschen, insbesondere auch der Gläubigen, sein sollte.
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