Bibel praktisch
Vertraue und gehorche
„Und Gott sprach zu Jakob: Mache dich auf, ziehe hinauf nach Bethel und wohne daselbst, und mache daselbst einen Altar dem Gott, der dir erschienen ist, als du vor deinem Bruder Esau flohest. Da sprach Jakob zu seinem Hause und zu allen, die bei ihm waren: Tut die fremden Götter hinweg, die in eurer Mitte sind, und reiniget euch, und wechselt eure Kleider; und wir wollen uns aufmachen und nach Bethel hinaufziehen, und ich werde daselbst einen Altar machen dem Gott, der mir geantwortet hat am Tage meiner Drangsal und mit mir gewesen ist auf dem Wege, den ich gewandelt bin" (1. Mo 35,1-3).
Lies des Zusammenhangs wegen die Kapitel 25-35!
In einem englischen Lied heißt es: „Trust and obey, for there is no other way to be happy in Jesus, but to trust and obey." Zu deutsch heißt das: „Vertraue und gehorche, denn einen anderen Weg, in Jesus glücklich zu sein, gibt es nicht - als zu vertrauen und zu gehorchen."
Allzuoft singt man die Worte dieses christlichen Liedes leicht daher, ohne besonders darüber nachzudenken. Diese wichtigen Worte vermitteln genau das, was die Bibel lehrt. Das Geheimnis des Glücks und geistlicher Segnungen besteht darin, einfach dem Herrn zu vertrauen und zu gehorchen. Häufig denken heranwachsende Christen, das Geheimnis des Glücks in Christus beruhe auf irgendeiner anderen Methode, vielleicht "geistlichen Erfahrungen". Nein! Der göttliche Weg zu Glück und Segen ist volles Vertrauen auf Gott und unbedingter Gehorsam gegenüber Seinem Wort. Mangel an Glauben und teilweiser Gehorsam machen nur unglücklich und mindern den Segen; zugleich ziehen sie im Leben des Gläubigen ernste Folgen nach sich.
Die Bibel enthält viele Stellen, die das Prinzip des Glücks durch Vertrauen und Gehorsam lehren (siehe als Beispiel Psalm 119). Darüber hinaus veranschaulichen manche Charakterstudien aus der Schrift dieselbe Wahrheit. Jakob ist dafür ein Beispiel. Er war ein Gläubiger, der während seines ganzen Lebens immer wieder zu lernen hatte, daß halbes Vertrauen und halber Gehorsam noch kein Glück und keinen Segen bringen. Könnte es möglich sein, daß einer von uns deshalb niedergeschlagen ist, weil es ihm an Glauben fehlt und er es mit dem Gehorsam nicht so genau nimmt?
In 1. Mose 31 begegnen wir Jakob, als er nach Bethel zurückkehrt. Er hatte gerade zwanzig schwere Jahre hinter sich, die er fern von der Heimat verlebte, wo er darauf wartete, daß der Zorn seines Bruders Esau sich abkühlen würde. Er hatte dessen Zorn auf sich gezogen, weil er ihn um das Erste-burtsrecht und die darauf beruhenden Segnungen betrogen hatte (1. Mo 25-27). Die Tatsache, daß Jakob meinte, er müsse betrü-gen, um diese Segnungen zu erlangen, zeigt erstmalig einen Mangel an Vertrauen bei ihm. Gott hatte schon früher angekündigt, daß Esau seinem Bruder dienen würde (1. Mo 25,23). Da brauchte Jakob nicht selbst Hand anzulegen und sich den Segen von seinem Bruder zu erschleichen. Er hätte „im Vertrauen ruhen" und auf Gott warten können, daß Er zu Seiner Zeit und auf Seine Weise die Verheißung erfüllt hätte.
Gott hat auch uns viele Zusagen gegeben. Er hat versprochen, uns Freude und Zufriedenheit in Christus zu schenken, und Er hat verheißen, für alle unsere physischen Bedürfnisse zu sorgen (siehe Mt 6,33 und Phil 4,19). Wir brauchen nicht selbstsüchtig auf andere einzuwirken oder Gottes Hand zu zwingen suchen.
Noch ungefähr am Anfang seiner langen, traurigen Reise weit weg von Zuhause hält Jakob an, um sich ein Nachtlager herzurichten. Natürlich ahnte er da noch nicht, daß er für eine so lange Zeit in der Fremde weilen und seine geliebte Mutter Rebekka nie wiedersehen würde. Während der Nacht gab Gott Jakob einen Traum, den wohlbekannten Traum von Jakobs Leiter. In diesem Traum teilte Gott Jakob mit, was Er mit ihm vorhatte. Nachdrücklich versicherte Er ihm, daß Er mit ihm sein werde. Er würde ihn behüten, ihn segnen, ihm das Land geben, auf dem er lag, ihn schließlich zu seiner Heimat zurückbringen (1. Mo 28,13-15). Was für eine Gnade!
In derselben Weise schüttet Gott Seine Gnade auch auf uns aus. Wir versagen so oft, halbherzig in Vertrauen und Gehorsam, aber Er steht immer treu zu Seinen Verheißungen. „Seine Erbarmungen sind nicht zu Ende; sie sind alle Morgen neu, deine Treue ist groß" (Klgl 3,22.23). Es ist wohl wahr, daß wir, wie Jakob, die Folgen unseres Mangels an Glauben und Gehorsam ernten müssen, doch Gott ist gnädig und will das gute Werk vollenden, das Er in uns angefangen hat (Phil 1,6). Bezeichnend ist in diesem Zu-sammenhang, daß Jakob unter den „Glau-benshelden" im Hebräerbrief nicht fehlt - beachte jedoch, daß er erst am Ende seines Lebens dazugerechnet werden konnte (Heb 11,21).
Die Antwort Jakobs auf die Ankündigung Gottes in dem Traum bezeugt wiederum den geringen Glauben, den er damals be-saß. Obwohl er etwas Glauben bekundete, indem er den Ort Bethel nannte (1. Mo 28,19), was „Haus Gottes" bedeutet, schränkt er ihn durch sein Gelübde wieder ein: „Wenn Gott mit mir ist und mich behütet ... und mir Brot zu essen gibt ... und ich in Frieden zurückkehre ..., so soll der HERR mein Gott sein" (Verse 20.21).
Klingt das nicht ähnlich wie unsere „Glaubens"-Gebete? Aber was für eine Art von Vertrauen und Gehorsam ist das? Vielleicht sollte man das eher einen selbstsüchtigen Handel mit Gott nennen als Vertrauen auf Gott. Unmißverständlich klar waren die einzelnen Zu-sagen, die Gott dem Jakob gab, und dennoch besaß er die Dreistigkeit, sein Vertrauen und seinen Gehorsam von einem "WENN" abhängig zu machen. Aber laßt uns trotzdem nicht spöttisch über Jakobs Glauben und Gehorsam denken, bevor wir uns selbst geprüft haben.
Können wir ohne Vorbehalt sagen, daß wir einfältig vertrauen und gehorchen, oder müssen wir bekennen, daß wir ichsüchtig mit Gott handeln? „Wenn Du mir hilfst, diese Prüfung zu bestehen, o Herr, will ich Dir mehr Zeit widmen und Dein Wort lesen."
„Wenn Du mich bei diesem Ereignis gut abschneiden läßt, o Herr, will ich für Dich zeugen. „Wenn Du mir aus dieser mißlichen Lage hilfst, will ich Dir mehr dienen." Diese Art von Vertrauen und Gehorchen bringt weder Glück noch Segen. Kein Wunder, daß Jakob nicht sonderlich erfreut war über diese Erfahrung in Gottes Gegenwart. Er reagiert mit Furcht und Scheu (V. 17). Das entspricht nicht dem Glück in dem Herrn Jesus. Während der nächsten zwanzig Jahre im Land Paddan-Aram belehrte Gott Jakob, daß Glück nicht durch eine von Selbstsucht geprägte Art von Vertrauen und Gehorchen zu erreichen ist.
In 1. Mose 31 waren die langen Jahre der Erziehung Jakobs vorüber, und er war bereit heimzukehren. Er hatte harte Jahre in der Schule Gottes durchlaufen, und jetzt war für Gott die Zeit gekommen, ihn nach Bethel zurückzusenden an den Ort des Traumes und der Verheißungen und des selbstsüchtigen Gelübdes (1. Mo 31,3.13).
Beachte, daß Gott in Vers 13 sogar den geringen Glauben anerkennt, den Jakob bei seinem selbstsüchtigen Gelübde einst bekundet hatte. Wie gnädig und herablassend ist unser Gott! Jakob gehorchte dem Gebot Gottes und verließ Paddan-Aram und zog nach Bethel, Esau entgegen. Sein Vertrauen und sein Gehorsam hatten zugenommen! In 1. Mose 32 - es war am Abend vor der Versöhnung mit Esau - durchstand Jakob einen ringenden Kampf mit dem Engel Got-tes. Hier lernte er, daß das eigene Ich zerbrochen und das Vertrauen völlig auf Gott gerichtet sein muß, wenn er Segen empfangen wollte. Nach einer solchen Erfahrung mit Gott möchten wir geneigt sein, Jakobs Geschichte zu beschließen und nur noch zu schreiben: „Jakob versöhnte sich mit seinem Bruder Esau, um danach ein glückliches Leben zu führen und dem Herrn mit ungeteiltem Herzen zu vertrauen und zu ge-horchen.'
Doch die Bibel gibt uns nirgendwo solch einen Abschluß wie im Märchen, denn sie erzählt die Lebensgeschichte echter Men-schen. Gottes Wort gibt sehr genaue Beschreibungen wirklicher Menschen wie du und ich und Jakob. Ganz sicher hatte Jakob etwas gelernt, war im Glauben und Gehorsam gewachsen und durch die zwanzig Jahre dauernde Erziehung gereift, die ihren Höhepunkt in diesem Kampf fand (vgl. die Gebete Jakobs in 1. Mose 28,20 und 32,10). Aber all dies war noch keine Garantie dafür, daß er im Glauben nie mehr versagen würde, und genau das sehen wir in 1. Mose 33.
Auch wir mögen in der Erziehungsschule Gottes lange und beschwerliche Übungen durchmachen. Vielleicht erleben wir sogar innerliche Kämpfe mit unserem Gott. Er zerbricht unser ichhaftes Selbst, um uns danach zu segnen. Das Ergebnis mögen tüchtige Fortschritte sein in Richtung auf Vertrauen und Gehorsam, aber das bedeutet nicht, daß wir vor neuem Versagen sicher sind. Waren wir dem Herrn nicht schon einmal untreu in einer Sache, von der wir meinten, sie überwunden und Ihm ausgeliefert zu haben?
Laßt uns in 1. Mose 33 sehen, wie Jakob darin versagte, Gott völlig zu vertrauen und zu gehorchen. Nach seiner Versöhnung mit Esau, der ihm eine Strecke entgegengekommen war, setzte er seinen Weg zurück nach Bethel nicht im Gehorsam gegenüber dem Befehl Gottes fort. Statt dessen schlug er eine andere Richtung ein und hielt sich in Suk-koth auf (1. Mo 33,17). Gott hatte Jakob ge-sagt, er solle nach Hause zu seinen Verwandten zurückkehren, und Er würde Sorge für ihn tragen (1. Mo 31,3). Er brauchte Esau weiterhin nicht zu fürchten. Aber noch einmal ging Jakob abseits vom Pfad des Vertrauens und des Gehorsams. Er entschied sich offenbar, für eine unbestimmte Zeit von Bethel wegzubleiben, da er sich in Sukkoth ein Haus und für sein Vieh Hütten baute. Als Folge davon durchlebte Jakob weitere unglückliche Jahre und entbehrte den Se-gen.
Das Leben in Sukkoth brachte weitere Probleme mit sich. Nicht sehr weit entfernt war die heidnische Stadt Sichem. Es erschien Jakob natürlich, sich mit seiner Familie dort eine Zeitlang aufzuhalten und mit den Leuten Handel zu treiben. Vielleicht errichtete er den Altar in der Nähe, um seine Beziehung zu dieser heidnischen Stadt zu rechtfertigen (1. Mo 33,18-20).
Gläubige können sich aber nicht mit einem Schein von Vertrauen und Gehorsam umgeben und dabei annehmen, unversehrt davonzukommen. 1. Mose 34 berichtet die Tragödie, die sich in Jakobs Familie ereignete. Das war eine Folge davon, daß er nicht zurück nach Bethel zog. Jakobs Tochter Dina wurde verführt und vergewaltigt, und seine Söhne Levi und Simeon wurden zu Lügnern und Mördern. Was für ein Lehrstück für uns! Es hat immer negative Auswirkun-gen, wenn Glaube und Gehorsam vergessen werden. Und das betrifft über uns hinaus auch andere.
Gott hat uns viele Vorschriften und Grundsätze gegeben, durch die Er uns in unserm Leben als heranwachsende Christen leiten will. Sein Wort ordnet alles: Zucht in den Gedanken, das Verhältnis zu den Eltern, die Berufswahl, das Geschlechtsleben, die Aufgabe als Mann oder Frau, das Borgen von Geld, das Verzeihen gegenüber den Mitmen-schen. Gott möchte nicht, daß wir Seine Gebote in Frage stellen, verändern oder Kompromisse eingehen. Er erwartet, daß wir Ihm einfach vertrauen und gehorchen. Nur auf diesem Weg finden wir geistlichen Segen und Glück.
Am Ende war Jakob aber doch bereit, gleichsam mit beiden Ohren auf Gott zu hören. In 1. Mose 35,1 sagt Gott zu Jakob: „Mache dich auf, ziehe hinauf nach Bethel und wohne daselbst, und mache daselbst einen Altar dem Gott, der dir erschienen ist." Jakob hörte auf diese Worte. Die Verbindungen mit dem Heidentum wurden gelöst, und in völligem Vertrauen und Gehorsam kam Jakob nach Bethel (V.2-6). Hier baute er einen Altar (V.7), und hier segnete Gott ihn (V.9). Wenn Jakob doch früher hierher gekommen wäre!
Wirst du in zehn oder fünfzehn Jahren zurückblicken und über dein Leben sagen müssen: „Wenn ich Gott nur mehr vertraut und gehorcht hätte - gleich von Anfang an!"?
Gott fährt fort, in Jakobs Leben zu wirken. Auch in unserem Leben setzt Gott Seine Bemühungen fort. Abkürzungswege gibt es in Seiner Schule nicht. Gott will uns segnen und uns „glücklich in dem Herrn Jesus" machen, aber das kann nur geschehen, wenn wir Ihm vertrauen und gehorchen.
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