ProChrist 2003 - wohin führt der Weg?

ProChrist 2003 – Wohin führt der Weg?

In fünf Wochen ist es wieder so weit. In der Zeit vom 16. bis 23. März 2003 soll zum vierten Mal die evangelistische Großveranstaltung „ProChrist“ stattfinden. Sicherlich wird sich nicht für jeden Leser die Frage einer Teilnahme an dieser Kampagne stellen. Jedoch mag es Kontakte zu Christen geben, die an den einzelnen Orten an der Vorbereitung und Durchführung mitarbeiten. Oder der eine oder andere Leser überlegt vielleicht auch, ob er Menschen zu einer ProChrist-Veranstaltung vor seiner Haustür einladen sollte. Der folgende Beitrag gibt dazu einige Hintergrundinformationen.

ProChrist – eine Großkampagne

Die Hauptveranstaltung von „ProChrist“ wird aus der Essener Grugahalle per Satellit live an circa 1000 Orte in Deutschland und an viele hundert Orte in ganz Europa übertragen. Das Motto der Veranstaltung lautet: „Zweifeln und Staunen“. Hauptredner ist Ulrich Parzany, Generalsekretär des Christlichen Vereins junger Menschen (CVJM). Seine abendlichen Vorträge, die in der Vergangenheit im Allgemeinen ein biblisches Evangelium für einen sündigen Menschen enthielten, werden eingerahmt durch ein Programm aus Musik, Interviews und Theater. Beteiligt an der Durchführung der Großveranstaltung sind neben der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA) und der Lausanner Bewegung (Deutscher Zweig) beide in Deutschland vertretenen Volkskirchen (evangelische und katholische), der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden, der Bund Evangelischer Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) und der Bund Freier Evangelischer Gemeinden (FEG)1.

Wer wollte sich nicht darüber freuen, dass in einem zunehmend atheistischen Westeuropa das Evangelium der Gnade Gottes durch so viele christliche Kirchen und Gemeinschaften an so viele Orte gebracht wird?

Wenn im Folgenden dennoch Bedenken gegen das ProChrist-Konzept vorgebracht werden, soll das nicht in einer richterlichen Haltung geschehen, sondern aus biblischer Sicht. Zunächst halten wir fest, dass Gott in seiner Souveränität das verkündigte Evangelium immer segnet. Auch wollen wir den vielen an der Vorbereitung und Durchführung von ProChrist beteiligten Personen keine unlauteren Motive unterstellen („Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet“, Mt 7,1). Und gerne erkennen wir das persönliche Engagement vieler Christen an, die mit Liebe und Ernst Menschen zur Buße und Umkehr zu Gott aufrufen.

Im Zeichen der Ökumene

Trotzdem kommen bei einem genaueren Hinsehen Fakten zutage, die im Licht der Bibel kritisch beurteilt werden müssen. ProChrist ist keine einmalige evangelistische Großveranstaltung, sondern läuft mit anderen ökumenischen Veranstaltungen wie z.B. 2003 – Jahr der Bibel und dem Ökumenischen Kirchentag 2003 zusammen. Sie ist Teil einer groß angelegten Gesamtbewegung. Ein Merkmal dieser Bewegung ist die zunehmende Zusammenarbeit verschiedener Konfessionen und christlicher Gruppen. Was auf der Ebene der Lehrauffassungen nur schwierig zu verwirklichen ist, wird durch gemeinsame Evangeliumsverkündigungen zustande gebracht.

Schon im Dezember 1997 hatte Ulrich Parzany betont, er stehe „für die Arbeit nur zur Verfügung, wenn sich grundsätzlich Christen aller Konfessionen beteiligen können“2.

Dabei fällt auf, dass die beiden großen Volkskirchen die Veranstaltung insbesondere über die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (AcK) unterstützen. Unter einem „Download“ auf der offiziellen Internetseite von ProChrist betont die AcK, dass das Jahr 2003 „von besonderen ökumenischen Projekten und Ereignissen bestimmt“ wird, und ruft dazu auf, „die verschiedenen Ereignisse des Jahres 2003 als wichtige Stationen auf einem gemeinsamen Lernweg zu verstehen und als ‚Aufbruch zu einer missionarischen Ökumene’ zu nutzen.“

Gemeinsame Sache mit falschen Lehre[r]n machen?

Es stellt sich die Frage, wie man mit einer Kirche zusammen arbeiten kann, in der Theologen seit Jahrzehnten das Wort Gottes auf die Ebene menschlicher Worte herabziehen, und in der man sich dem Zeitgeist anpasst (z.B. durch die Feministische Theologie und die Segnung von Homosexuellen- „Ehen“). Oder wie man mit einer Kirche an einem Tisch sitzen kann, die feststellt, dass die von ihr aufgestellten kirchlichen Lehren alleiniger Maßstab für die Auslegung der Heiligen Schrift sind, und die lehrt, dass neben der Taufe viele andere Bedingungen notwendig sind, um errettet zu werden (z.B. Unterwerfung unter den Papst, Empfang der Sakramente). Dabei sind auch gute Werke ein Weg, um das Heil zu erlangen. Oder wie kann man mit Mitarbeitern aus der Pfingst- und Charismatischen Bewegung mit ihren Lehren und Praktiken von der Geistestaufe, Krankenheilungen und Sprachenreden bis zu „Geistlicher Kriegsführung“ in einem Boot sitzen? Ist es zudem geistlich zu verantworten, wenn man bereit sein muss, Neubekehrte in evangelische, katholische, pfingstlerische und charismatische Gemeinden weiter zu vermitteln, und sie damit deren falschen Lehren ausliefert? Denn Ziel von ProChrist ist es, dass Menschen, die den lebendigen Glauben an Jesus Christus gefunden haben, von der Gemeinde oder Kirche betreut werden, in deren Mitte sie ProChrist erleben.

Freudig erkennen wir an, dass es in diesen Kirchen und Gemeinden viele wiedergeborene Christen gibt. Wir sollten nie vergessen, Liebe „zu allen Heiligen“ (Eph 1,15) zu haben und für „alle Heiligen“ zu beten „in allem Anhalten und Flehen“ (Eph 6,18). Aber wir können nicht gemeinsam mit Kirchen und Gemeinden das Evangelium verkündigen, die sich durch ihre menschliche Organisation und mit ihren Lehren im Widerspruch zu der in Gottes Wort offenbarten Wahrheit befinden oder ein „anderes Evangelium“ verkündigen (2. Kor 6,14b; 2. Joh 9.10; Gal 1,6-9). Auch werden wir als Christen in der Bibel nicht aufgefordert, eine Einheit herzustellen. Wir können sie auch gar nicht machen, weil Gott, der Heilige Geist, sie schon längst geschaffen hat (1. Kor 12,13). Wir müssen sie nur in Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift verwirklichen und bewahren (Eph 4,3).

Evangelisation – ein Auftrag auch für uns?

Zum Schluss soll nochmals betont werden, dass wir das Anliegen der Verantwortlichen von ProChrist, Menschen mit dem Evan- gelium in Berührung zu bringen, schätzen. Wir dürfen dafür beten, dass durch diese Großevangelisation Menschen zum lebendigen Glauben an den Herrn Jesus kom- men. Auch wenn wir aus den genannten Gründen von einer Mitarbeit an ProChrist abraten müssen, sollten wir unsere Hände nicht in den Schoß legen. Es gibt neben der „persönlichen Evangelisation“ in unserer Nachbarschaft, in der Schule und am Arbeitsplatz viele andere Möglichkeiten, Menschen auf den Herrn Jesus als den einzigen Erlöser hinzuweisen, z.B. durch das Verteilen von Traktaten, Büchertischarbeit, Messestände, Gefängnisevangelisation ... Bitten wir den Herrn, dass Er uns den evangelistischen Auftrag zeigt, den Er für uns persönlich hat!

„Geht hin in die ganze Welt, und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung.“ (Mk 16,15)

 

Und er sprach zu ihnen: Geht hin in die ganze Welt und predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung. (Markus 16,15)

 

1 Jens Grapow, ProChrist wohin? S. 11f

2 idea 138/97, Anhang A