Sehen und Glauben

Niemals wurde dem Auge so viel geboten wie heute. Doch nicht wenig davon ist schmutzig und brutal. Auch ungewollt kommen wir oft genug in Kontakt damit. Aber die größere Gefahr liegt doch in der Verlockung, sich freiwillig schlechten Bildeindrücken auszusetzen. Der heutige Stand der Technik eröffnet sogar im häuslichen Bereich zahlreiche Möglichkeiten dazu. Manches, wie z. B. Computerspiele, ist einfach nur spannend, verschlingt aber viel kostbare Zeit. In dieser Situation kann uns nur große persönliche Entschiedenheit davor bewahren, die Augen mit schädlichen oder unnützen Dingen zu füttern. Entschieden kann aber nur der sein, für den die unsichtbare Wirklichkeit des Glaubens den größeren Wert besitzt. — Wir wollen uns jetzt einmal mit Sehen und Glauben beschäftigen. Beides beeinflusst die Vorstellungswelt, die Motive und das Verhalten des Menschen, wenn auch auf unterschiedliche Weise.

Das Auge wird des Sehens nicht satt

Durch die Augen gelangen ständig Bildeindrücke in das Innere. Sie werden dort aber nicht nur abgespeichert, sondern wecken auch Empfindungen — Freude, Wut, Mitleid, Begierde usw. Über diese Empfindungen können Bilder sogar zum Auslöser für positive oder negative Handlungen werden. Das Betrachten eines Sonnenuntergangs kann uns zur Anbetung des Schöpfers führen, das Anschauen mancher Videos zur Sünde. So macht die Tatsache, dass die Augen nicht bloß der optischen Wahrnehmung dienen, sondern auch auf unser Inneres einwirken, das Sehen zu einem zweischneidigen Schwert und verlangt uns Verantwortung ab. Nichts bringt uns wohl so leicht und so oft mit Bösem in Kontakt wie unsere Augen. Und wie wir aus Erfahrung wissen, ruft Sehen schnell das Haben-Wollen bzw. das Selbst-erleben-Wollen hervor. Deshalb weist unser Herr in der Bergpredigt sehr deutlich auf die Gefahren hin, die vom ungezügelten Sehen ausgehen: "Ich aber sage euch, dass jeder, der ein Weib ansieht, ihrer zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat in seinem Herzen. Wenn aber dein rechtes Auge dich ärgert, so reiß es aus und wirf es von dir; denn es ist dir nütze, dass eines deiner Glieder umkomme und nicht dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde" (Mt 5,28.29). Was "ärgert" in diesem Zusammenhang bedeutet, erklärt die Fußnote. Man könnte danach auch übersetzen: "Wenn aber dein rechtes Auge dir zum Fallstrick wird".

Zum Fallstrick

Wie man durchs Auge zu Fall kommt, schildert Achan in seinem Schuldbekenntnis: "Fürwahr, ich habe gegen den HERRN, den Gott Israels, gesündigt, und so und so habe ich getan: Ich sah unter der Beute einen schönen Mantel aus Sinear und zweihundert Sekel Silber und eine goldene Stange, fünfzig Sekel ihr Gewicht, und mich gelüstete danach, und ich nahm sie" (Jos 7,20.21). Ich sah - mich gelüstete — ich nahm. Welche Macht haben die Augen!
In der Bibel ist eine erschütternd lange Reihe von Personen zu finden, denen das Auge zum Fallstrick, zum Auslöser für Ungehorsam gegen Gott geworden ist: Eva (1. Mo 3,6), Lot (1. Mo 13,10), Dina (1. Mo 34,1), Juda (1. Mo 38,2), Simson (Ri 14,1), David (2. Sam 11,2), Ahas (2. Kön 16,10). Vielleicht müssen wir auch Demas (2. Tim 4,10) hinzunehmen. Er war kein Neuling und hatte jahrelang mit dem Apostel Paulus zusammen gearbeitet. Aber eines Tages konnte sich wieder der "jetzige Zeitlauf" vor seinen Glaubensblick schieben. In der gleichen Gefahr stehen auch wir.

Wir wandeln durch Glauben

Denn unser Glaube beruht nicht auf eigener Anschauung, sondern hat es mit unsichtbaren Dingen zu tun; er ist "eine Überzeugung von Dingen, die man nicht sieht" (Heb 11,1). Die Gegenstände des Glaubens sind deshalb aber nicht weniger real als das, was man sehen kann. Eigentlich sind sie sogar wirklicher als das Sichtbare, denn wir lesen: "Das, was man sieht, ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, ewig" (2. Kor 4,18). Unseren fünf Sinnen sind nur vergängliche Dinge zugänglich. Bezüglich der unsichtbaren Wirklichkeit, der ewigen Dinge, sind wir völlig auf Mitteilungen von seiten Gottes angewiesen, wenn wir uns nicht gerade auf eigene oder fremde Phantasiegebilde stützen wollen.
Glauben ist das Für-wahr-Halten einer Mitteilung. Es hängt deshalb unlösbar mit Vertrauen zusammen, weil man immer jemand etwas glaubt. Das gilt für jede Glaubensüberzeugung, auch für eine, die im Gegensatz zur Bibel steht. Wie wichtig ist es daher, mit Paulus sagen zu können: "Ich weiß, wem ich geglaubt habe, und bin überzeugt" (2. Tim 1,12). Für den, der Gott und Seinem Wort vertrauen kann, zählt die unsichtbare Welt des Glaubens durchaus zur Wirklichkeit. Das Rechnen mit Gott wird zugleich einen sichtbaren Einfluss auf unser tägliches Leben ausüben. (Ohne Glauben ist es überhaupt nicht möglich, Gott wohlzugefallen, d.h. in Seinem Sinne zu handeln; vgl. Heb 11,6.)

Als sähen wir den Unsichtbaren

Vor allem verbindet uns der Glaube mit unserem unsichtbaren Herrn im Himmel. So schreibt Petrus: "Welchen [d.i.Jesus Christus] ihr, obgleich ihr ihn nicht gesehen habt, liebt; an welchen glaubend, obgleich ihr ihn jetzt nicht seht, ihr mit unaussprechlicher und verherrlichter Freude frohlockt" (1. Pet 1,8). Im Hebräerbrief lesen wir: "Wir sehen aber Jesum"; "betrachtet ...Jesum"; "hinschauend auf Jesum" (Heb 2,9; 3,1; 12,2). Unsere natürlichen Augen sind unfähig dazu. Es geht da um ein Sehen, das sich nur mit der Hilfe und durch die Kraft des Heiligen Geistes verwirklichen lässt. "Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben; uns aber hat Gott es geoffenbart durch seinen Geist" (1. Kor 2,9.10). In seinem Gebet für die Epheser spricht Paulus ebenfalls von dieser wunderbaren Tätigkeit des Heiligen Geistes und nennt ihr Ergebnis "an den Augen des Herzens erleuchtet sein" (Eph 1,18). ) Aber auch von unserer Seite sind Anstrengungen nötig. Wir werden aufgefordert: "Suchet, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. Sinnet auf das, was droben ist, nicht auf das, was auf der Erde ist" (Kol 3,1.2).
Es liegt Satan sehr viel daran, uns den Glaubensblick zu verstellen. Denn die Freude am Herrn ist unsere Stärke. Sobald wir Ihn aus den Augen verlieren, beginnen wir zu sinken wie Petrus. Die Dinge um uns her sind ja durchaus imstande, unsere Sinne und Gedanken abzulenken oder gar zu fesseln. Denn sie sind für uns vordergründig, "fallen ins Auge". Darum schließt man die Augen, wenn man sich gedanklich auf eine bestimmte Sache konzentrieren möchte. Und genau das müssen wir Christen tun, wenn wir den inneren Blickkontakt mit unserem Herrn aufrechterhalten wollen. Wir dürfen unsere Blicke dann nicht wahllos umherschweifen lassen. Die Aufforderung in Hebräer 12,2, auf Jesum hinzuschauen, lautet ja eigentlich (s. Fußnote) "wegschauend auf Jesum hin". Das erinnert sogleich an Jesaja 33: "Wer ... seine Augen verschließt, um Böses nicht zu sehen: der wird auf Höhen wohnen, Felsenfesten sind seine Burg; sein Brot wird ihm dargereicht, sein Wasser versiegt nie.
Deine Augen werden den König schauen in seiner Schönheit" (Verse 15-17). Das erfordert Disziplin beim Sehen. Nur wenn wir die Augen bewusst vor bösen Dingen verschließen, können wir glaubend den unsichtbaren Herrn im Blick behalten. Das war zu keiner Zeit einfach für die Gläubigen. Aber heute ist es besonders schwer geworden. Denn in zwei wesentlichen Punkten unterscheidet sich unsere Situation von der unserer Vorväter:
- Das Böse darf sich fast uneingeschränkt öffentlich zeigen.
- Ein Christ muss nicht erst weltliche Stätten aufsuchen, er kann sich alles Böse dieser Welt recht einfach in die Wohnung holen.

Ungesuchte Bilder

Wir leben in einem Land, das die traditionellen, christlich geprägten Moralvorstellungen über Bord geworfen hat. Das spiegelt sich am deutlichsten in der Mode, der Werbung und den Medien wider. Wir können wohl kaum durch die Straßen gehen, Verkehrsmittel benutzen oder in Urlaub fahren, ohne dass schmutzige Eindrücke ungesucht auf uns eindringen und versuchen, sich in unserem Bewusstsein festzusetzen. Ein Verschließen der Augen, um Böses nicht zu sehen, ist da nicht immer möglich. Das weiß auch der Herr. Wir dürfen Ihn täglich bitten: "Wende meine Augen ab, dass sie Eitles nicht sehen! Belebe mich in deinen Wegen!" (Ps 119,37). Im Vertrauen auf Seinen Beistand sollten wir außerdem dem Beispiel Daniels folgen, der sich in seinem Herzen vornahm, sich nicht zu verunreinigen. Denn es ist ganz entscheidend, ob wir schmutzige Eindrücke noch innerlich ablehnen oder ob wir vielleicht Gefallen daran finden. Sobald wir das letztere bemerken, sollten wir es umgehend vor Gott bekennen, damit unser Auge uns nicht zum Fallstrick wird. Ein weiteres Hilfsmittel ist es, sich anhand der Bibel klarzumachen, wie Gott über diese Dinge urteilt.

Im Innern unseres Hauses

Aber selbst in den eigenen vier Wänden sind unsere Augen nicht mehr unerreichbar für Versuchungen. Die heutigen Möglichkeiten von TV, Videotechnik und Computern haben zu der merkwürdigen Situation geführt, dass ein sorgloser Christ zu Hause leichter und öfter als außerhalb mit Bösem in Berührung kommen kann. Unmoral, Horror, Gewalt, SCIENCE-FICTION, Okkultismus begehren auf vielen Wegen Einlass, kitzeln unsere Neugierde. Welch ein Maß an persönlicher Entschiedenheit verlangt uns das ab! Wir wollen uns an dieser Stelle ehrlich fragen: Wie viel Schädliches für unser Glaubensleben bringen wir bewusst vor unsere Augen? Schädliches — das ist nicht nur sittlicher Schmutz, sondern alles, was uns vom Herrn abzieht, was unsere Gemeinschaft mit dem Herrn unterbricht, was Er nicht mit uns betrachten könnte. Wenn wir unterwegs schon unreinen Eindrücken nicht immer ausweichen können, dann wollen wir uns wenigstens zu Hause davor bewahren. David fasste einst den Entschluss: "Im Innern meines Hauses will ich wandeln in Lauterkeit meines Herzens. Ich will kein Belialsstück vor meine Augen stellen; das Tun der Abtrünnigen hasse ich: es soll mir nicht ankleben. Ein verkehrtes Herz soll von mir weichen, das Böse will ich nicht kennen" (Ps 101,2-4).
Im Gegensatz zum ungewollten Kontakt unterwegs, wird sich gewohnheitsmäßiges Aufnehmen schlechter Bilder wie schlechter Umgang auf unser Christentum auswirken — zersetzend! Gottes Wort warnt uns: "Lasst euch nicht verführen: Böser Verkehr verdirbt gute Sitten" (1. Kor 15,33). Unsere Väter hätten erst aus dem Haus gehen müssen, um schlechten Umgang haben zu können. Wir haben heute viele Möglichkeiten, daheim vom Sessel aus Örtlichkeiten und Praktiken kennenzulernen, deren Existenz unsere Vorfahren nicht einmal ahnten. Aber vier Jahrzehnte Fernsehen haben uns gelehrt, wie verhängnisvoll die Resultate sind, wenn wir Christen uns "nur so zur Zerstreuung" häufig der Atmosphäre Babylons, Sodoms oder Athens aussetzen. Lasst uns vor dem Herrn erneut und ernster den Entschluss fassen: Das Böse will ich nicht kennen! Vielleicht sollten wir parallel dazu einiges wegwerfen.

Die verkannte Gefahr

Noch einige rückblickende Bemerkungen zum Fernsehen! — Es war sicher die gefährlichste und am schwierigsten zu durchschauende Herausforderung, die an die Christenheit herantrat; sie war ihr nicht gewachsen. Man kann in den Auswirkungen eine gewisse Parallelität zu dem verderblichen Ratschlag Bileams erkennen (4. Mo 22-25; 31,16). Gott hinderte diesen Wahrsager daran, das Volk Israel, wie vom Moabiterkönig Balak gewünscht, zu verfluchen. Um auf die versprochene königliche Belohnung nicht verzichten zu müssen, gab Bileam den hinterhältigen Rat, Israel zu den moabitischen Götzenopfern einzuladen. Die Rechnung ging auf. Das bloße Zuschauen bei dieser zügellosen Szene ließ das Volk im Nu die Gebote Gottes vergessen und alle Hemmungen über Bord werfen. Israel hielt plötzlich ein Zusammengehen mit den Moabitern und ihrer Religion für möglich. Nur göttliches Gericht konnte den sofort einsetzenden Vermischungsprozess wieder stoppen. Das gemeinsame Betrachten moabitischer Praktiken hätte beinahe das ganze Bundesvolk zum Abfall verleitet; wie raffiniert hatte Bileam den Fallstrick "Auge" eingesetzt.
1954 gab es in der Bundesrepublik ca. 5500 Fernsehgeräte, heute über 25 Millionen. Erwachsene sehen zwischen zwei und drei Stunden täglich fern. In anderen Ländern ist es ähnlich. Mit zunehmender Verbreitung ist aus dem anfänglichen Unterhaltungsmittel ein gigantisches geistiges Machtinstrument geworden. Seit vielen Jahren lenkt und formt es erfolgreich Meinungen, Denk- und Verhaltensweisen. Daneben beschleunigt es die Aushöhlung sittlicher Werte, bricht es dem Okkultismus Bahn und verhilft es modernen Götzen (Stars) zu weltweiter Verehrung. Welcher Geist und welche Zielsetzung stehen dahinter? Für den Bibelleser sollte das keine Frage sein. Nach der Offenbarung endet das christliche Abendland in einer beispiellosen Diktatur, in einer totalen politischen und religiösen Gleichschaltung.

Wer beeinflusst wen?

Und wir Christen? — Unsere Tragik scheint darin zu liegen, dass wir das Fernsehgerät bereits als informierend und unterhaltend in die meisten Familien geholt hatten, bevor es sich zum gefährlichen Manipulationsinstrument gemausert hatte. Aber da war es schon unentbehrlich geworden. Das Resultat? Was Aufklärung, Evolutionstheorie, Tiefenpsychologie, höhere Bibelkritik, Philosophien und Ideologien nicht erreicht hatten, weil sie auf literarischem Wege in der großen Masse der einfachen, biblisch geprägten Christen kaum ein Echo fanden, schaffte das Fernsehen in knapp zwei Generationen: die Christenheit ins Schlepptau der Welt zu nehmen. — Das Salz der Erde ist kraftlos geworden (Mt 5,13). Die das Licht der Welt sein sollten, lassen Licht aus der Welt per Bildschirm in ihre Häuser fallen. Die wie Himmelslichter scheinen sollten inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts (Phil 2,15), lassen sich über künstliche Himmelslichter (Fernsehsatelliten) Gesinnung und Praxis jenes verdrehten und verkehrten Geschlechts aufprägen. Wie raffiniert hat Satan den Fallstrick "Auge" eingesetzt.
Auch unsere Mitmenschen empfinden das irgendwie; sie sprechen vom "nachchristlichen Zeitalter", verlassen die Kirchen. Sie sehen ein welthöriges Christentum als entbehrlich an. An eine Mauer unweit unseres Hauses hat jemand groß gesprüht: "2000 Jahre Christentum, 2000 Jahre Lüge sind genug!"

Alles, was in der Welt ist

Nun gut, ich weiß, dass das klassische Fernsehen schon etwas Neuem Platz macht, Stichwort: Multimedia. Radio und Kino verschmolzen einst zum Fernsehen. Bis zum Ende unseres Jahrzehnts wollen die Techniker die Möglichkeiten von Fernsehen, Telefon, Btx, Fax und Video mit dem Computer verbinden. Der Chef der Microsoft Corporation, Bill Gates, beschrieb das vor einigen Tagen so: "Sie sitzen dicht vor dem Computer, im Büro oder zu Hause, machen Banküberweisungen, verschicken Briefe, Nachrichten, Einladungen oder rufen Filme, Bücher und Videospiele ab." Mit einem Tastendruck könntest du dir dann alles, was in der Welt ist, vor die Augen holen. Die Versuchung wird noch stärker und raffinierter an uns herantreten.
Für uns Christen ändert sich damit nichts: Nur persönliche Entschiedenheit kann uns vor freiwilliger Verunreinigung durch unsere Augen bewahren. Der betagte Johannes schrieb einst den jungen Männern: "Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm; denn alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern ist von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit" (1. Joh 2,15-17).

Die Herrlichkeit des Herrn anschauend

Wie hat sich eigentlich Johannes bewahrt? Als junger Mann folgte er der Aufforderung des Herrn: "Kommt und seht!" (Joh 1,39). Jetzt war der auf der Erde, von dem Asaph einst gesagt hatte: "Wen habe ich im Himmel? Und neben dir habe ich an nichts Lust auf der Erde" (Ps 73,25). Nun lohnte es sich, von allem anderen weg- und nur auf Ihn hinzuschauen. Johannes hat es freudig getan. Jahrzehnte später noch, beim Schreiben seines Evangeliums, muss er es zwischendurch hinausjubeln (Kap. 1,14): "Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut!" Der Sohn Gottes hatte ihn so gefesselt, dass alles andere daneben verblasste. Trotzdem vergaß Johannes nie, dass Satan sich pausenlos bemüht, uns etwas anderes wichtiger als den Herrn zu machen. Das zeigt uns der unvermutete Schlusssatz seines ersten Briefes: "Kinder, hütet euch vor den Götzen!"
Heute ist der Herr wie zu Asaphs Zeit im Himmel. Auch wir "wandeln durch Glauben, nicht durch Schauen" (2. Kor 5,7). Trotzdem dürfen die Augen unserer Herzen Ihn anschauen und bewundern. Und solange wir das tun - nur dann! -, werden wir Ihm ähnlicher (2. Kor 3,18). Andersherum werden wir automatisch "diesem Zeitlauf" ähnlicher (Röm 12,2), sobald wir den Blick auf Dinge richten, durch die der "Gott dieses Zeitlaufs" (Satan) die Gedankenwelt der Ungläubigen verwirrt, um sie vom Evangelium abzulenken (2. Kor 4,4). Unsere bevorzugte Blickrichtung wird in unserem Leben sichtbar werden.
Hans-Joachim Kuhley