Glaube im Alltag

Gemeinsam dem Herrn dienen

Christen haben das großartige Vorrecht, ihrem Herrn und Retter zu dienen. Das ist zunächst einmal ein persönlicher Dienst. Manche Aufgaben aber können wir auch mit Gläubigen zusammen tun. Auch das ist wertvoll. Was sagt Gottes Wort zu diesem Thema? Darum geht es in diesem Artikel.

 

Verschiedene Dienste – derselbe Herr

Wenn wir dem Herrn Jesus dienen wollen, dann tun wir es

  • im Auftrag des „Dienstherrn“;
  • aus Liebe zu Ihm;
  • zur Förderung seiner Interessen;
  • zum Nutzen der Menschen (Gläubige wie Ungläubige).

 

„Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn“ (1. Kor 15,58). Dieser Appell gilt uneingeschränkt allen Kindern Gottes jeden Alters. Jeder ist hier angesprochen. Dabei sind die Dienste, die wir verrichten, sehr unterschiedlich. Denn Gott hat uns unterschiedliche natürliche Fähigkeiten gegeben. Und auch die Gnadengaben und die damit verbundenen Dienste hat der Herr unterschiedlich zugeteilt. „Es sind Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist; und es sind Verschiedenheiten von Diensten, aber derselbe Herr“ (1. Kor 12,4.5).

So hat der Herr Jesus für jeden eine Aufgabe, einen Dienst, der zum Nutzen anderer ausgeübt werden soll. Das kann ein Dienst in der Öffentlichkeit oder auch im mehr privaten Rahmen sein. Einige solcher Dienste werden in Römer 12,4-8, in 1. Korinther 12 und in Epheser 4 mit Gnadengaben verbunden. Die Gnadengabe ist gewissermaßen die Quelle, der Dienst die Frucht daraus (vgl. 1. Tim 4,14; 1. Kor 16,15). Gnadengaben können eine persönliche Befähigung als Geschenk der Gnade sein, aber auch Personen selbst werden als Geschenke der Gnade dem Volk Gottes gegeben. Immer jedoch ist der Geber der Gabe und der „Dienstherr“ derselbe: der Herr Jesus. Es ist nicht unser Werk, es ist sein Werk, wozu all das gehört, was seine Interessen direkt betrifft und fördert. Daher sind wir in allem dem Herrn dafür verantwortlich, was wir tun, aber auch wie wir es tun und mit welcher Zielsetzung wir es tun.

 

Das Ziel des Dienstes

Zwei Zielpunkte des Dienstes finden wir in Gottes Wort, die Gott beide wertvoll und wichtig sind:

  • die Errettung verlorener Menschen (vgl. 1. Kor 9,16.19-23) und
  • die Auferbauung der Versammlung (Gemeinde) Gottes einschließlich der Befestigung der einzelnen Gläubigen (vgl. Eph 4,11-13).

Beide Ziele sollten wir vor Augen haben und freudig und mit Eifer verfolgen. Dabei ist die Arbeit im Evangelium der erste Schritt zur Auferbauung der Versammlung, dem weitere Schritte und Dienste folgen. Für unser Thema ist also bedeutsam, dass alle Dienste im Ergebnis das Ziel haben: die Vollendung, das Erwachsen werden der Heiligen, die Auferbauung des Leibes des Christus (das ist die Versammlung), die Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes (Eph 4,13). Wir wollen uns befleißigen, die uns anvertrauten Fähigkeiten in seinem Sinn treu einzusetzen und Dienste in seinem Sinn gewissenhaft auszuführen. Als Ermunterung wird uns gesagt: „Handelt, bis ich komme“ (Lk 19,13).

 

Gemeinschaft im Dienst für den Herrn

Der Herr beauftragt in einem Fall Einzelne mit persönlichen Diensten, in einem anderen Fall wünscht Er, dass mehrere Gläubige gemeinsam einen Auftrag für Ihn ausführen. Wenn wir gemeinsam dienen, brauchen wir gleiche Interessen und Ziele. Ein gemeinsamer Dienst zeichnet sich durch innere Verbundenheit aus, die wiederum untrennbar mit der Gemeinschaft mit unserem Herrn Jesus und mit Gott, dem Vater, verknüpft ist (vgl. 1. Joh 1, 3). Alles, was nicht zu dieser Gemeinschaft passt, sollten wir vermeiden.

Wer also mit anderen zusammen für den Herrn arbeitet, sollte es in innerer Übereinstimmung mit dem Herrn und seinem Wort tun. Das heißt, auch bei der (gemeinsamen) Evangeliumsarbeit muss die Arbeit („was“ und „wie“) und die Zielsetzung in Übereinstimmung mit dem Herrn Jesus und seinem Wort sein. Damit wird deutlich, dass die gemeinsame Arbeit nicht nur die Errettung von Ungläubigen zum Ziel haben muss, sondern auch die Auferbauung der Versammlung (Gemeinde). Evangelisation und Auferbauung kann man in diesem Sinn nicht voneinander trennen (Eph 4,11-13).

Ein schönes Beispiel einer inneren Verbundenheit im Dienst der Verbreitung des Evangeliums finden wir im Philipperbrief. Die Philipper hatten Gemeinschaft mit dem Apostel Paulus durch ihre „Teilnahme [wörtlich: Gemeinschaft] an dem Evangelium vom ersten Tag an bis jetzt“ (Phil 1,4-5). Aus Philipper 1,5.7 gewinnt man den Eindruck, dass sie die Verbreitung des Evangeliums aktiv unterstützten. Die Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus und die Liebe zu Ihm waren die Triebfeder für ihre praktische Gemeinschaft mit dem Apostel, auch in materieller Hinsicht (Phil 4,10.14-16). Wir finden im Philipperbrief wichtige Hinweise für die Zusammenarbeit im Werk des Herrn, nicht zuletzt durch die Ermahnung zweier Gläubiger in Kapitel 4, die im Dienst anscheinend nicht miteinander harmonierten.

 

Zusammenarbeit erfordert übereinstimmende Gesinnung

Paulus fordert die Philipper auf, würdig des Evangeliums des Christus zu wandeln – mit dem Ziel, dass sie feststehen sollten in einem Geist und mitkämpfen sollten mit einer Seele (Phil 1,27). Dies sollten sie in der Gesinnung Christi tun (Kap. 2). Diese Gesinnung ist geprägt von Demut und Gehorsam gegenüber Gott und seinem Wort. Die Betonung dieser Stellen liegt auf einer inneren und äußerlich wahrnehmbaren einheitlichen Ausrichtung unter Beachtung des Wortes Gottes. Gesinnung und Lebenswandel müssen zusammenpassen.

Das Maß dieser Übereinstimmung orientiert sich am Wort Gottes. Das heißt, man muss auf der Basis der Bibel „übereingekommen“ sein (vgl. Amos 3,3), wenn man im Dienst „miteinander“ zusammenarbeiten will. Das betrifft zum einen den Diener in seiner Beziehung zu Gott und zum anderen die Zusammenarbeit mit anderen Gläubigen.

Für den gemeinsamen Dienst liefert uns das Neue Testament gute Hilfestellung: Paulus wählte sich mehrfach Mitarbeiter aus, die ihm dafür geeignet erschienen, zum Beispiel Silas und Timotheus (Apg 15,40; 16,3). Mit ihnen wusste er sich in Übereinstimmung mit dem Gesamtbild der Lehre des Wortes Gottes und durch die Liebe Gottes verbunden.

Anders verhielt es sich dagegen, als er mit Johannes Markus und Barnabas eine Zeit lang keinen gemeinsamen Dienst tun wollte: Hier ging es um die Frage der Bewährung und Zuverlässigkeit im Dienst, obwohl sicherlich alle Betroffenen weiter Gemeinschaft am Tisch des Herrn pflegten (Apg 15,37-39).

Zusammenarbeit erfordert die Anerkennung des Wortes Gottes
„Mitarbeitend [für Christus] aber ermahnen wir auch, dass ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt; …; indem wir in keiner Sache irgend einen Anstoß geben, damit nicht der Dienst verlästert werde, sondern uns selbst in allem als Gottes Diener erweisen , … in Reinheit, in Erkenntnis, … im Heiligen Geist, … im Wort der Wahrheit …“ (2. Kor 6,1-10).

Jeder Dienst, auch der am Evangelium, muss in Übereinstimmung mit dem Wort der Wahrheit erfolgen. Das meint das ganze Wort Gottes und schließt die Wahrheit über die eine Versammlung und den gemeinsamen Weg der Kinder Gottes mit ein. Die Bereitschaft, das ganze Wort Gottes in Lehre und Praxis anerkennen zu wollen, ist auch für den (gemeinsamen) Dienst am Evangelium notwendige Voraussetzung.

 

Zusammenarbeit setzt die Absonderung vom Bösen voraus

Das Haus Gottes, die Versammlung, ist nach Gottes Willen heilig. Das bedeutet, dass diejenigen, die sich in diesem Haus befinden, Ihn als Mittelpunkt des Lebens haben und sich zu Ihm hin absondern. Das heißt zugleich, dass sie sich vom Bösen trennen. Wer den Herrn vor Augen hat, meidet das Böse.

Wir sind Gefäße in seiner Hand (vgl. 2. Tim 2,20) und sollen daher abgesondert leben und handeln. Diese Notwendigkeit der Absonderung kann sogar im Blick auf Gläubige nötig werden. Wenn sie nämlich Böses in ihrem persönlichen oder gemeinschaftlichen Leben zulassen, zum Beispiel Irrlehre oder Unmoral, haben wir die Pflicht, uns von ihnen fernzuhalten (2. Tim 2,21). Biblische Absonderung ist also nicht nur notwendig im Blick auf Ungläubige, sondern in einer Zeit des Niedergangs, wo Böses inmitten mancher christlichen Gemeinschaft geduldet wird, auch leider von Gläubigen.

Zusammenarbeit im Dienst für den Herrn und dabei die Absonderung vom Bösen (d.h. von allem, was nicht in Übereinstimmung mit dem „Dienstherrn“ ist) aufgeben, wäre ein „fauler Kompromiss“, falsch verstandene Toleranz und entspräche nicht den Anweisungen des Wortes Gottes.

Zusammenarbeit unter Berücksichtigung der Einheit des Geistes
Eine Zusammenarbeit mit Gläubigen, die z. B. andere Überzeugungen und Praktiken im Blick auf die Grundsätze des Zusammenkommens der Gläubigen haben, würde in der Zielsetzung des Dienstes zwangsläufig zu Differenzen führen. Erforderliche Distanzierungen von nicht biblischen Lehren, gerade im Blick auf die Frage nach dem gemeinschaftlichen Weg der Kinder Gottes (Versammlung), würden zugunsten einer nur scheinbaren Einheit außer Acht gelassen. Doch eine solche Einheit widerspricht der Aufforderung, die Einheit des Geistes zu bewahren (Eph 4,3).[1]

 

Echte Demut

Dabei sollten wir den Dienst von Gläubigen anerkennen, mit denen aus den genannten Gründen eine Zusammenarbeit nicht möglich ist. Es kann durchaus sein, dass sie dem Herrn treuer und hingebungsvoller dienen als wir selbst. Jeder Diener steht vor seinem Herrn und ist Ihm verantwortlich. Wenn wir von dem Dienst anderer Gläubiger hören, beten wir dafür, dass der Herr ihren Dienst segnet. Wie der Apostel freuen wir uns über jeden Dienst, durch den Christus verkündigt wird (Phil 1,18). Hinzu kommt, dass wir angesichts unseres eigenen Versagens und unserer Schwachheit keinen Anlass haben, auf irgendjemand herabzusehen.

 

 Zusammenfassung

  • Zusammenarbeit im Dienst für den Herrn setzt voraus, dass man im Blick auf die Zielsetzung (Rettung Verlorener im Zusammenhang mit der Auferbauung des Leibes Christi, Förderung der Einheit des Glaubens und Erkenntnis des Sohnes Gottes) „übereingekommen“ ist (im Sinn von Amos 3,3).
  • Daraus ergibt sich auch, dass die gemeinsame Praxis des „Brotbrechens“ zwar eine wichtige Vorbedingung, aber keine für jeden Einzelfall hinreichende Grundlage für Dienstgemeinschaft ist.
  • Zusammenarbeit setzt die verbindliche Anerkennung des Wortes Gottes im Blick auf das persönliche Leben wie auch den gemeinsamen biblischen Weg in Lehre und Praxis der Kinder Gottes voraus.
  • Zusammenarbeit im Dienst für den Herrn kann nur in Übereinstimmung mit dem „Dienstherrn“ erfolgen – mit der Konsequenz, dass biblische Absonderung vom Bösen zwingend notwendig ist (2. Tim 2,21). Unsere persönliche Treue respektiert die Heiligkeit des Hauses Gottes auf dieser Erde.
  • Liebe zu allen Kindern Gottes darf nie zu Lasten der Wahrheit gehen (1. Joh 5,2) – auch nicht in der Zusammenarbeit im Dienst für den Herrn.
  • Zugleich sollten wir jeden Dienst schätzen, den Gläubige für ihren Herrn ausüben – auch dann, wenn uns eine Zusammenarbeit mit ihnen nicht möglich ist. Deshalb wollen wir für sie und ihren Dienst beten und uns nie über sie stellen.
  • Wir wollen auch nicht die Notwendigkeit und den Wert eines persönlichen Dienstes aus dem Auge verlieren. „Sieh auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst“ (Kol 4,17). Das gilt allgemein – auch für evangelistische Dienste.
  • Wir dürfen uns freuen, wenn das Evangelium durch vielerlei Art und Weise verkündigt wird. Das tat auch Paulus (Phil 1,15-18). Es gibt aber keinen Hinweis, dass er selbst sich nach seiner Freilassung denen anschließen wollte, die es aus anderen Beweggründen taten als er. Er empfiehlt das auch nicht.
  • Zusammenarbeit kann durch „atmosphärische Störungen“ beeinträchtigt, vielleicht sogar unmöglich gemacht werden, wie das Beispiel von Paulus und Barnabas in Apostelgeschichte 15,39 zeigt (selbst wenn man miteinander das Brot bricht). Wir finden dieses Problem von „atmosphärischen Störungen“ aufgrund unterschiedlicher Gesinnungen auch in Philipper 4,2 (Evodia und Syntyche). Wieviel größer sind die Beeinträchtigungen einer Zusammenarbeit, wenn unterschiedliche Überzeugungen in Grundsatzfragen vorhanden sind!

Ein schönes Beispiel von Gott gewollter Zusammenarbeit im Dienst finden wir in den vielen Grüßen des Apostels Paulus in Römer 16:

„Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus. Grüßt Urbanus, unseren Mitarbeiter in Christus, und Stachys, meinen Geliebten. Es grüßen euch Timotheus, mein Mitarbeiter, und Luzius und Jason und Sosipater, meine Verwandten“ (Römer 16,9.21).
 

 



[1] Ergänzend sei bemerkt, dass die angeführten Hinweise und Vorgehensweisen für jeden Dienst gelten, für den Dienst des Evangelisten genauso wie für den Dienst der Hirten und Lehrer und für jeden anderen geistlichen Dienst an Gläubigen und Ungläubigen (vgl. Eph 4,11-13).