Personen in der Bibel

Puzzleteile zum Gesamtwerk

Wer meint, Dienst für den Herrn Jesus sei immer mit einem für alle sichtbaren Wirken in der Öffentlichkeit verbunden, der irrt. Das Gegenteil ist der Fall. Die meisten Dienste für Christus finden hinter den Kulissen statt. Oder sind Dienste, die vielleicht kaum jemand beachtet.

Wer sich in der Bibel einmal auf die Suche macht nach „einfacheren“ Diensten oder Hilfeleistungen, die Gläubige getan haben, wird erstaunt feststellen, wie viele dieser Dienste Gott in seinem Wort festgehalten hat. Es sind eben nicht nur die großen Diener des Herrn, wie die Apostel Petrus, Paulus und Johannes, von deren Arbeit der Heilige Geist in der Bibel berichtet. Viele andere Tätigkeiten von treuen Christen werden erwähnt. Manche zwar fast nur beiläufig. Wer aber ein wenig genauer hinschaut, wird merken, wie wertvoll und unabdingbar diese Dienst-Puzzleteile für das „Gesamtwerk“ des Herrn Jesus waren. Ohne sie wäre zum Beispiel das öffentliche Wirken des Paulus so nicht möglich gewesen.

Wir wollen einen kleinen Streifzug durch das Neue Testament unternehmen und uns einige dieser „kleineren“ Dienste anschauen.

  • Apg 6,1-6: Sieben Brüder bedienten die Tische zur Versorgung der Witwen. Dass dies keine unwichtige Aufgabe war, zeigt, dass auch Stephanus, ein Mann „voll Heiligen Geistes“, mit dieser Arbeit betraut wurde, der zudem auch eine Gabe als Prediger hatte, wie Apostelgeschichte 7 zeigt. Der Dienst der sieben Brüder verhinderte letztlich eine Spaltung in der noch jungen Versammlung.
  • Apg 9,10-19: Ananias trat als Bote in Erscheinung. Wir lesen nur an dieser Stelle von ihm. Aber wie weitreichend und wichtig war dieser Dienst für das segensreiche Wirken des Apostels Paulus später! Treu hat Ananias seinen Auftrag trotz seiner anfänglichen Bedenken erfüllt. Sicher war Ananias‘ Begrüßung „Bruder Saul“ für Paulus auch eine Ermunterung (Apg 9,17).
  • Apg 9,36ff: Tabitha war eine große praktische Hilfe unter den Gläubigen und besonders für bedürftige Witwen. Sie war „reich an guten Werken“ und setzte ihre handwerklichen Fähigkeiten im Dienst für den Herrn ein. Der Herr Jesus schätzte ihren Dienst so sehr, dass Er sie aus den Toten auferwecken ließ.
  • Apg 16,5: Lydia übte wahre christliche Gastfreundschaft. Es war die erste Frucht ihrer Bekehrung; sofort war sie bereit zu dienen.
  • Apg 18,26: Das Ehepaar Aquila und Priszilla diente in der persönlichen Belehrung von Gläubigen. Die beiden nahmen Apollos mit zu sich nach Hause und erklärten ihm „den Weg Gottes“ genauer. Ihm fehlte noch die Kenntnis über die Auferstehung und Verherrlichung des Herrn Jesus zur Rechten Gottes. Höchstwahrscheinlich gaben sie ihm auch die Lehre des Apostels Paulus über die Verbindung des verherrlichten Christus mit der Versammlung weiter.
  • Apg 28,15: Die Brüder aus Rom kamen Paulus entgegen und machten ihm damit Mut für die ungewisse Zeit der Gefangenschaft in Rom. Wie wertvoll dieser schlichte Dienst war, zeigt die Reaktion bei Paulus: Als er die Brüder sah, „dankte er Gott und fasste Mut“.
  • Röm 16,2: Phöbe war vielen ein Beistand, auch dem Apostel Paulus. Sie war eine Dienerin der Versammlung in Kenchreä (Röm 16,1). Was ihr wohl diesen Titel gegeben hat? Wir wissen es nicht, aber es ist ein großartiges Zeugnis! Könnte man das auch von dir und mir sagen, dass wir Diener und Dienerinnen der Versammlung sind?
  • Röm 16,4: Aquila und Priszilla haben für Paulus‘ Leben „den eigenen Hals preisgegeben“. Worin dies bestand, wird nicht gesagt. Offenbar hatten sie aber wirklich ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Das war natürlich kein Dienst für den Herrn im engeren Sinn, aber damit trugen sie offenbar Sorge, dass Paulus weiterhin seinen Aufgaben nachkommen konnte. Sogar alle Versammlungen der Nationen hatten davon gehört und waren ihnen dankbar. Es muss also eine ziemlich große Gefahr gewesen sein, in die sie sich aus Liebe zu ihrem Bruder Paulus begeben hatten.
  • Röm 16,5; 1. Kor. 16,19: Aquila und Priszilla hatten ein offenes Haus für die Gläubigen. Sie hatten auch die Versammlung aufgenommen. Die Zusammenkünfte fanden in ihrem Haus statt. Sie waren zudem also gastfrei, wie wir auch schon bei ihrer Aufnahme des Apollos gesehen haben.
  • Röm 16,6.12: Maria, Tryphäna, Tryphosa und Persis haben im Herrn gearbeitet. Worin dies konkret bestand und was ihre Arbeit war, sagt Gottes Wort nicht, aber die Dienste dieser Schwestern sind für immer im Wort Gottes verzeichnet. Von Persis heißt es sogar, dass sie „viel“ im Herrn gearbeitet hat. 
  • Röm 16,22: Tertius war Schreiber des Apostel Paulus. Er führte zwar nur aus, was Paulus ihm diktierte, aber auch das war ein wichtiger Dienst, der auch alle Sorgfalt erforderte. Denn er schrieb inspirierte Worte Gottes auf! Sein Dienst ist zudem bis heute sichtbar, weil wir die Briefe noch immer in Händen halten.
  • Röm 16,23: Auch Gajus, der „Wirt der Versammlung“, hatte die Zusammenkünfte der Gläubigen in seinem Haus. Dieser Dienst wird ganz sicher zum Segen des Hauses, der ganzen Familie gewesen sein. Und: Der Herr Jesus selbst kam in dieses Haus, denn Er ist in der Mitte, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind (Mt 18,20).
  • 1. Kor 16,15: Stephanas und sein Haus hatten sich den Heiligen zum Dienst verordnet. Das bedeutet nicht nur, dass sie zum Dienen bereit waren, sondern dass sie sich selbst dazu verpflichtet hatten, den Gläubigen tatsächlich zu dienen. Auch hier steht nicht, worin dieser Dienst bestand, vielleicht in einem Aufseherdienst, vielleicht auch in auch in vielen praktischen Hilfeleistungen.
  • Eph 6,21-22 und Kol 4,7-8: Tychikus überbrachte wichtige Informationen im Werk des Herrn. Er war ein treuer Informant für Paulus. Zuverlässige Information ist im Werk des Herrn sehr wichtig und unabdingbar. Tychikus muss zudem geistliches Verständnis gehabt haben, um die Umstände richtig einzuschätzen, über die er berichtete. Paulus konnte seinem Urteil vertrauen. Ein Mann aus der „zweiten Reihe“ – aber wie wichtig war sein Dienst!
  • Phil 2,25: Epaphroditus war ein Diener des Bedarfs des Paulus. Er hatte eine Gabe der Philipper zu Paulus gebracht (vgl. Phil 4,18) und damit die Bedürfnisse des Apostels erfüllt.
  • Kol 4,9.10-11: Tychikus war nicht nur ein guter Informant, sondern auch ein Tröster. Auch Aristarchus, Markus und Justus waren für Paulus ein Trost gewesen. Trost zu spenden ist auch ein wichtiger Dienst im Werk des Herrn!
  • Kol 4,12: Epaphras übte seinen Dienst auch besonders auf den Knien aus: Er war ein intensiver Beter, der allezeit für die Kolosser rang in den Gebeten. Gebet ist sicher eins der wichtigsten Dienste im Werk des Herrn, und gerade diese Arbeit geschieht ganz im Verborgenen (vgl. Mt 6,6). Ohne Gebet geht es nicht, und diesen Dienst hat jeder… Und wie oft werden wir zum Gebet aufgefordert!
  • Kol 4,15: In Nymphas finden wir erneut jemand, der die Versammlung in seinem Haus beherbergte. Offenbar kamen die Gläubigen zu dieser Zeit sehr oft in den Häusern freigebiger Gastgeber zusammen. 
  • 2. Tim 1,16-18: Onesiphorus wandte alle Mühe an, um Paulus in der großen Stadt Rom zu suchen. Als er ihn dann gefunden hatte, besuchte und erquickte er ihn oft im Gefängnis.
  • Tit 3,13: Titus sollte Zenas und Apollos mit Sorgfalt für die Reise ausrüsten, sie geleiten.  Für die äußeren Bedürfnisse reisender Diener und Dienerinnen des Herrn zu sorgen, ist keine geringe Sache. Ohne diese Hilfsleistung wäre ihre Arbeit nicht möglich. Auch Gajus in 3. Johannes 6 sollte fremde Brüder „auf eine Gottes würdige Weise geleiten“.
  • Phlm 7: Philemon war von Liebe zu den Heiligen gekennzeichnet und war anderen Gläubigen dadurch zur Erquickung gewesen.
  • Phlm 22: Paulus bittet Philemon darum, ihm eine Herberge zu bereiten. Wir können uns sicher sein, dass Philemon dieser Bitte sehr gern nachgekommen ist. Übrigens: Auch Philemon hatte die Versammlung in sein Haus aufgenommen (Phlm 2), was seine Gastfreundschaft zeigt.
  • Jak 1,27: Jakobus belehrt uns darüber, was ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist: Witwen und Waisen in ihrer Drangsal zu besuchen. Auch das ist ein Dienst, der mehr im Verborgenen geschieht und sicher oft mühsam ist. Sind wir aber bereit, ihn zu tun?

Damit wollen wir unsere kleine Reise durch das Neue Testament beenden. Wir sind vielleicht verwundert, über wie viele Dienstleistungen „aus der zweiten Reihe“ der Heilige Geist berichtet. Gott hat sie nicht unerwähnt gelassen. Wir sehen: Nicht nur solche Diener sind wichtig, die ihre ganze Zeit für den Dienst des Herrn einsetzen. Nein, die meisten der erwähnten Gläubigen hatten ganz normale Berufe, die sie neben dem Dienst für den Herrn nach wie vor ausfüllten: Sie waren Stadtkämmerer (Röm 16,23), Gesetzgelehrte (Tit 3,13), Zeltmacher (Apg 18,3) oder Landwirte (wie Philemon wahrscheinlich).

Bereit für kleine Dinge?

Die Frage ist, ob wir bereit sind, kleinere Dienste zu tun. Solche, die niemand sieht. Paulus ermahnt die Römer: Sinnt nicht auf hohe Dinge, sondern haltet euch zu den Niedrigen (Röm 12,16).

Der Dienst für den Herrn Jesus ist sehr vielfältig. Der größte Teil des Werkes findet wahrscheinlich im Verborgenen statt. Ob es die Mutter ist, die 24/7 für die Kinder da ist und sie zum Herrn Jesus führt. Oder auch der Klempner, Schreiner, Bank- oder Büroangestellte, Außendienstmitarbeiter oder auch der Geschäftsführer eines Unternehmens: Gehen wir davon aus, dass diese Gläubigen neben ihren irdischen Berufen ihren Platz im Werk des Herrn haben und ihren Dienst für den Herrn Jesus treu ausüben. Denn: „Was irgend ihr tut, arbeitet von Herzen, als dem Herrn und nicht den Menschen“ (Kol 3,23).

Es kommt nicht auf die Größe unseres Dienstes an, sondern auf die Treue, in der wir unsere Aufgaben für den Herrn Jesus erfüllen. Jeder kann und soll dem Herrn Jesus dienen und kein in unseren Augen auch noch so kleiner Dienst ist vor Ihm vergessen.

 

„Denn Gott ist nicht ungerecht, euer Werk zu vergessen und die Liebe, die ihr für seinen Namen bewiesen habt, da ihr den Heiligen gedient habt und dient.“

Hebräer 6,10