Jesus Christus

Ein Tag im Leben des Herrn Jesus (Markus 1)

 

„Der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45), das sagt der Herr Jesus seinen Jüngern. Es war sein Lebensprogramm als der Mensch Christus Jesus – und gleichzeitig Gott der Sohn (Mk 1,1). Die beiden Seiten, Sohn Gottes und Diener, bringen wir in ein und derselben Person bei unserem beschränkten Denkvermögen nicht zusammen; dies liegt unter anderem in dem Wunder der Erniedrigung und Menschwerdung des Sohnes Gottes, unseres Retters und Herrn, begründet.

Sein ganzes Leben war Dienst, Dienst in Vollkommenheit. Vollkommenheit in der Handlungsweise des Dienens, Vollkommenheit in der Motivation des Dienens, Vollkommenheit in der Treue, Unermüdlichkeit und Selbstlosigkeit des Dienens. „Und sein Leben zu geben“ – das war der Höhepunkt seines Dienstes, für Gott und Menschen.

Im Evangelium nach Markus finden wir vom ersten Kapitel an die Beschreibung dieses einmaligen Dieners und seines Dienstes.

Nach einer recht kurzen Einführung mit der Erwähnung des Vorläufers Johannes des Täufers, der Taufe Jesu und der Stimme aus den Himmeln „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden“, beschreibt Markus in wenigen Worten Beginn und Hauptinhalt des Dienstes Jesu: Predigt des Evangeliums des Reiches Gottes – zunächst in Galiläa.

Dort am See von Galiläa, dem See Genezareth, so berichtet Markus als erstes, sah der Herr Jesus zwei Brüder, Fischer, die Netze auswarfen, kurz danach zwei weitere Brüder, die ihre Netze ausbesserten. Fleißige Leute bei nützlicher Arbeit. Aber der Herr unterbrach ihre Arbeit mit der Aufforderung, zu kommen und Ihm nachzufolgen. Er hatte für sie eine andere Arbeit, die ebenfalls Fleiß erforderte. Sie sollten Menschenfischer werden. Natürlich kannte Er sie, und offensichtlich kannten sie Ihn auch schon – in anderen Evangelien lesen wir von früheren Begegnungen. Jedenfalls folgten sie ohne zu zögern seiner Aufforderung. Sie sollen Diener werden, Ihn in seinem Dienst beobachten können, von Ihm lernen können und dabei immer mehr von seinen inneren Empfindungen erkennen. Nur so können sie Diener in seinem Sinn werden. Als der Herr später die 12 Jünger in seinen Dienst berief, tut Er es, „damit sie bei ihm seien und damit er sie aussende“ (Mk 3,14).  Es geht als erstes darum, „bei ihm“ zu sein. 

Dienst in göttlicher Autorität

Ein neuer Tag beginnt, ein Sabbat. Der Herr geht mit den vier Männern, Simon, Andreas, Jakobus und Johannes nach Kapernaum in die Synagoge. Es geht Ihm darum, das Wort Gottes zu lesen und zu lehren, d. h. es mit Autorität auszulegen. Niemand kann es so wie Er, das bemerken alle Zuhörer - der Unterschied zu der Belehrung der Schriftgelehrten ist überdeutlich. Plötzlich ertönt ein lautes Geschrei. Ein Mensch mit einem unreinen Geist greift den Herrn frontal an; dieser unreine Geist weiß, wer vor ihm steht, und fürchtet das über ihn kommende Verderben, das Gericht. Es zeigt sich: Wo der Geist Gottes wirkt und redet, da rührt sich auch der Feind, Satan, um das Werk Gottes in den Herzen zu stören und zu zerstören. Die Macht des Herrn, des Sohnes Gottes, treibt den unreinen Geist von dem armen Menschen aus, befreit ihn von der quälenden Herrschaft und ständigen Peinigung. Der Herr handelt einerseits in Macht über Satan und seine Dämonen, andererseits in Erbarmen mit dem von dem Dämon beherrschten und geplagten Menschen.

Das Geschehen bringt die Besucher der Synagoge, die zunächst die Lehre des Herrn gehört hatten, in ein erschrockenes Staunen – „sie entsetzten sich alle“ – und sie müssen anerkennen, dass die Lehre des Herrn, neu für sie,  verbunden ist mit seiner Vollmacht, den unreinen Geistern zu gebieten – denn diese „gehorchen ihm“.

Liebevoller Dienst an der einzelnen Seele

Unmittelbar danach verlässt der Herr mit seinen vier Begleitern die Synagoge, um zum Haus von Simon und Andreas zu gehen. Normalerweise wäre das Haus ein Ort zum Ausruhen, aber nein, Er wird sogleich in Beschlag genommen: „Die Schwiegermutter Simons aber lag fieberkrank danieder; und sogleich sagen sie ihm von ihr.“ Ist Er vielleicht genau deshalb in das Haus Simons gegangen? Er weiß ja alles im Voraus. Und sie hat in der Tat Hilfe gebraucht, solches Fieber war in der damaligen Zeit ganz sicher eine schwere Krankheit (s. Lk 4,38), die sogar Lebensgefahr bedeuten konnte. Der Herr lässt sich zu einem Dienst bitten. Der biblische Text berichtet sehr knapp, was der Herr tut: „Er trat hinzu“, Er nähert sich der Kranken, Er lässt sie merken, dass Er sich um sie kümmert; Er „richtete sie auf“ – sie darf seine Kraft spüren – „indem er sie bei der Hand ergriff“. Ein Griff der Zuwendung des Herzens, des Erbarmens. Da steht sie, und das Fieber ist verschwunden. Sie hat auf einmal Kraft und weiß nichts anderes als dem Herrn und den Seinen zu dienen.

Vom Standpunkt des natürlichen Menschen aus ein Wunder des Herrn, der die Nöte und Bedürfnisse sieht und in Liebe handelt, auf einer höheren Ebene ein viel größeres Wunder, wenn wir bedenken, dass das Fieber ein Symbol für die Sünde im Leben darstellt, die den Menschen kraftlos, aber auch friedlos und hektisch macht - unfähig, Gott zu dienen. Das gilt für den Menschen allgemein, aber in einem weiteren Sinn auch für den Gläubigen, der in weltlichen Verstrickungen lebt.

Geduldige „Dienstbereitschaft“ für alle Kranken und Hilfsbedürftigen

Der Sabbat geht zu Ende, die Sonne geht unter. Nach den Vorschriften des Gesetzes und den Überlieferungen war es jetzt den Juden erlaubt, zu arbeiten und längere Wege zu unternehmen. Jetzt wagen die Menschen, ihre Kranken, „alle Leidenden und Besessenen zu ihm“ zu bringen, von dem man in dem ganzen Gebiet von Galiläa sprach (s. V. 28). Die ganze Stadt ist an der Tür versammelt, die Bewohner von Kapernaum erwarten Heilung und Befreiung von unreinen Geistern. Das Beispiel der Macht des Herrn in der Synagoge treibt sie an. Der Herr entzieht sich keineswegs den großen Nöten und Leiden seines Volkes. Er war ja gekommen, „damit erfüllt würde, was durch den Propheten Jesaja geredet ist, der spricht: Land Sebulon und Land Naphtali, gegen den See hin, jenseits des Jordan, Galiläa der Nationen: Das Volk, das in Finsternis sitzt, hat ein großes Licht gesehen … Licht ist ihnen aufgegangen“ (Mt 4,14-16). Der Herr heilte viele und trieb die Dämonen bei Besessenen aus. Man sollte meinen, dass alle Leute in Kapernaum durch diese großartige Erfahrung an diesen von Gott gesandten Retter glauben würden, aber leider muss der Herr schon bald über sie klagen und Gericht ankündigen (Mt 11,23). Er kannte die Herzen, sah den Unglauben darin und die deshalb nur äußerliche Begeisterung, die das Geschenk der Heilung feierte, aber den Heiland nicht als Messias und Herrn akzeptierte. Dennoch hatte der Herr in seiner Hingabe Zeit für sie und handelte unermüdlich in Gnade.

Dienst in vollkommener Abhängigkeit von Gott

Eine nur kurze Nachtruhe für den hingebungsvollen Diener endet, bevor der Tag anbricht. Alles schläft noch, als Er in die Einsamkeit geht; Er zieht sich zurück, um mit seinem Gott und Vater zu sprechen. In der vollen Übereinstimmung mit dem, der Ihn gesandt hatte (s. Joh 6,38), handelte Er in Gehorsam und Treue des vollkommenen Dieners. Als die vier Jünger Ihn fanden, sagen sie: „Alle suchen dich“, doch darauf geht Er nicht ein, denn Er kannte die Herzen aller. Stattdessen fordert Er sie auf: „Lasst uns woanders hingehen in die nächsten Ortschaften, damit ich auch dort predige, denn dazu bin ich ausgegangen“. Gehorsam, Treue, Hingabe, Liebe und Erbarmen eines Dieners.

24 Stunden des beständigen Dienstes durften die vier Jünger erleben, sie werden noch mehr erleben - ein einzigartiges Vorbild für jeden, der diesem wunderbaren Diener folgen und dienen möchte.