Jesus Christus

Jesus Christus – einzigartig! (7)

Andachten über den Erlöser

Das Angesicht des Herrn

Zum Abschluss dieser kleinen Andachtsreihe über den Herrn Jesus wollen wir über das Angesicht von Jesus Christus nachdenken. Die Reihe kann jeder für sich fortsetzen und so wachsen in der Erkenntnis des Herrn Jesus Christus – mit dem Ergebnis, Ihn mit besonderer Freude zu preisen und anzubeten.

Das Angesicht beschreibt in der Bibel einerseits direkt das Gesicht einer Person, andererseits ist damit oft auch die Person selbst gemeint (zum Beispiel in 2. Mo 33,14; Ps 34,17; 2. Kor 2,10[1]). So ist das Wertschätzen der Person oft mit dem Achten des Angesichts dieser Person verbunden. Oder auch nicht, wie es der Herr Jesus erfahren hat …

 

  • Die Evangelien berichten nichts Näheres über das Angesicht des Herrn Jesus während seines Dienstes hier auf der Erde. Er war bestimmt auch in seinem Gesicht und erst recht in seiner Würde „schöner als die Menschensöhne“ (Ps 45,3), auch wenn sein Volk ein anderes Aussehen und Auftreten von seinem Messias erwartet hatte (Jes 53,2). Doch als Er dann mit drei Jüngern auf dem Berg war und vor ihnen verwandelt wurde, leuchtete sein Angesicht wie die Sonne (Mt 17,2). Seine ganze strahlende Herrlichkeit als Sohn des Menschen, der einmal als König herrschen würde, wurde erkennbar. Das war eine Art „Preview“ auf die Zukunft – doch vorher musste Jesus noch Schlimmes durchleiden, was auch sein Angesicht in Mitleidenschaft zog.
  • Christus wusste, dass Er nach Tod und Auferstehung wieder in den Himmel aufgenommen werden würde. Aber dieser Weg nach Jerusalem, nach Golgatha erforderte Entschlossenheit – und so stellte Er sein Angesicht[2] fest, nach Jerusalem zu gehen (Lk 9,51-53). Nichts und niemand konnte Ihn von diesem Weg abbringen – weder der Teufel, noch die Jünger und auch nicht das Wissen um die bevorstehenden Leiden.
  • Diese feste Entschlossenheit, gespeist aus der Liebe zu Gott und zu uns, ließ Ihn sein Angesicht[3] wie einen Kieselstein machen – und Er wusste, dass Er in dieser Haltung nicht beschämt werden würde, dass Gott Ihm durchhelfen würde (Jes 50,7). Das war keine „Augen-zu-und-durch-Haltung“, kein menschliches Hartwerden, sondern eine Willenshaltung, die durch Abhängigkeit von Gott und tiefe Ergebenheit in dessen Willen gekennzeichnet war. Großartiger Herr!
  • Der Mensch Christus Jesus rang in Gethsemane und fiel auf sein Angesicht (Mt 26,39) – als Ausdruck tiefster Not und intensivsten Flehens.
  • Kaum war diese schwere Not vorüber, da wurde Jesus verhaftet und direkt in der Nacht vom jüdischen Rat verhört. Nach ungerechter Verurteilung fielen diese Räte und ihre Diener über Ihn her, spuckten Ihm ins Angesicht, schlugen Ihm ins Angesicht und begannen es zu verhüllen, um mit Ihm ein unwürdiges Ratespiel zu spielen (Mt 26,67; Mk 14,65). Anspucken war auch in der jüdischen Kultur Ausdruck tiefster Verachtung (vgl. 4. Mo 12,14; 5. Mo 25,9). Und ein Schlag ins Gesicht ist bis heute eine schlimme Hassreaktion. Doch der Herr verbarg sein Angesicht nicht vor Schmach (ins Angesicht schlagen) und Speichel (anspeien) (Jes 50,6)!
  • Auch die römischen Soldaten schlugen Ihm ins Angesicht, nachdem sie Ihn überstellt bekommen hatten (Joh 19,3). Er hätte alle seine Hasser binnen einer Sekunde vernichten können – aber Er blieb stumm, zeigte seine völlige Sündlosigkeit und damit seine Eignung als Lamm Gottes!
  • Faustschläge, Schläge ins Gesicht, eine Dornenkrone auf dem Kopf, Schläge mit dem Stock auf den Kopf, eine grausame Geißelung, zum Kreuz geführt und dort angenagelt – wen wundert es, wenn Jesaja ausruft, dass sich viele über Christus entsetzt hatten, weil sein Aussehen so entstellt war (Jes 52,14)! Der Mensch hat sein wahres Gesicht, seine „Fratze“, gezeigt, Bosheit über Bosheit – und seinen Schöpfer regelrecht verunstaltet. Die Schrift nennt keine Details und zeigt uns vielmehr viele innere Leiden des Herrn. Aber auch diese Leiden trafen Christus tief. Schande bedeckte sein Angesicht (Ps 69,8), sein ganzer entstellter Körper war Ausdruck von Schändlichkeiten anderer und von Schmach für unseren Herrn.
  • Szenenwechsel: Christus ist auferstanden, die Jünger freuten sich, als sie den Herrn sahen. Kein Wort mehr von entstelltem Angesicht – wohl aber von durchbohrter Seite und durchbohrten Händen und Füßen (Joh 20,20.27; Lk 24,39).
  • Christus im Himmel – ohne Ihn physisch sehen zu können, sehen wir die Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi (2. Kor 4,6). Der Erlöser verherrlicht im Himmel beweist uns die ganze Spannbreite des Wesens Gottes – Liebe, Licht, Gnade, Heiligkeit. So groß ist ER!
  • Erneuter Szenenwechsel: Johannes sieht seinen geliebten Herrn ganz anders – als Richter, dessen Angesicht leuchtet wie die Sonne in ihrer Kraft (Off 1,16; vgl. Off 10,1). Der erniedrigte Sohn des Menschen ist hier der erhöhte Menschensohn, der Autorität über das ganze Universum hat. Nichts ist vor der Glut dieser „Sonne“ zu verbergen (Ps 19,7). Jesus ist Retter – und bald Richter. Vor seinem Angesicht werden Himmel und Erde entfliehen – doch niemand wird seinem Urteilsspruch entkommen. Kennst Du Jesus schon als Retter? Dann brauchst du Ihn nicht mehr als Richter zu fürchten, sondern kannst dich auf eine faszinierende Zukunft freuen:
  • Die Pracht und Schönheit des Erlösers erkennen wir hier als Menschen mit begrenzten Kapazitäten immer nur stückweise und wohl auch nie in allen Einzelheiten. Aber bald, im Himmel, werden wir „von Angesicht zu Angesicht“ unseren Herrn sehen (1. Kor 13,12). Direkt in das Angesicht des Erlösers zu schauen, „sein Angesicht sehen“, und Ihn endlich zu sehen, wie Er ist – großartige Perspektive (Off 22,4; 1. Joh 3,2)! Würdig ist das Lamm, alle Ehre und Herrlichkeit zu empfangen – auch von mir heute und bis zu seinem Wiederkommen!



[1]„Person“ in 2. Kor 2,10 entspricht im Griechischen dem Wort für „Angesicht“ in Kap. 4,6.
[2] Hier im übertragenen Sinn für „Persönlichkeit, Inneres, innere Haltung“ gemeint.
[3] Siehe Anmerkung 2.