Bibelstudium

Bibelstudium - Jakobs Testament für uns

Lektionen aus 1. Mose 49 (Teil 1)

Manche Bibeltexte wirken beim ersten Lesen schwer, unverständlich. Dazu gehören sicher auch die letzten Worte Jakobs in 1. Mose 49. Doch auch hinter diesem schwierigen Text verbergen sich wertvolle Hinweise. Belehrungen über göttliche Prophetie, aber auch Glaubens-Lektionen, die wir uns in zwei Folgen zu Herzen nehmen sollten. Weil sie mitten in unser Leben hineinleuchten und uns aufrütteln und stärken sollen.

 

Jakobs Lebensende – Leuchten der Gnade Gottes  

Wenige Gläubige in der Bibel haben ein so bewegtes, oft eigenwilliges Leben hinter sich wie Jakob. Und von nur wenigen wird ein so strahlendes Lebensende geschildert. Der „Gott aller Gnade“ (1. Pet 5,10) hat sein Ziel mit Jakob erreicht: Er betet seinen Gott an (1. Mo 47,31). Drei Glaubenstaten an Jakobs Lebensende werden in seiner „Biographie“ geschildert:

  1. Seine Bitte um ein Grab in Kanaan, nicht in Ägypten (1. Mo 47,26-31);
  2. Sein Segnen der Söhne Josephs (1. Mo 48);
  3. Sein Segnen der Söhne Jakobs (1. Mo 49).

Jakobs Perspektive war auf die Zukunft gerichtet, er freute sich auf die Auferstehung (1. Mo 47). Die Auferstehung ist für uns eine Tatsache, die uns durch viele Stellen im Neuen Testament gelehrt und bestätigt wird. In der Zeit Jakobs gab es diese Bibelstellen nicht. Daher ist es erstaunlich und bewundernswert, dass Glaubensmänner der damaligen Zeit die feste Überzeugung hatten, dass es eine Auferstehung geben wird.

Jakob schaute auch dankbar zurück auf Gottes Barmherzigkeit in seinem Leben, auf die Hirtentreue Gottes (1. Mo 48,15: „… der Gott, der mich geweidet hat“). Wie sieht es bei uns aus: Haben wir die richtige Blickrichtung auf die Zukunft, schauen wir dankbar auf Gottes Wege mit uns zurück? Oder stehen noch eigene Pläne, „Schachzüge“, gar listige Vorhaben auf unserer Agenda? Der Herr möchte mit uns sicher gerne weniger als 147 Jahre benötigen, bis Er sein Ziel mit uns erreicht hat …

 

Jakobs Segen der zwölf Söhne (1. Mo 49) – Prophetie und Praxis 

Prophetische Skizze 

Beim Lesen des 49. Kapitels, dem Segen Jakobs für seine Söhne, kann man sich fragen: Hat Jakob einfach nur irgendwelche charakterlichen Eigenarten seiner Söhne auflistet? Oder hat er, geleitet durch den Geist Gottes, darüber hinausgehend tiefere Gedanken skizziert? Mindestens zwei Details machen deutlich, dass die zweite Frage zu bejahen ist:

 

  1. Der Ausdruck „Ende der Tage“ kommt im Alten Testament 14-mal vor[1]  und weist immer auf die Endzeit in Verbindung mit dem Tausendjährigen Friedensreich hin.
  2. Jakob greift zwar durchaus auch die Charaktere seiner Söhne auf, aber eben nicht nur und auch nicht in chronologischer oder „geographischer“ Ordnung:

 

    • Sebulon hatte sein Erbteil zum Beispiel gar nicht am Meer;
    • Sebulon wird vor Issaschar genannt, war aber der 6. Sohn Leas (Issaschar der 5.).

 

Es geht also nicht um die Söhne persönlich oder als Stamm, sondern um Kennzeichen, die das Volk als Ganzes zu bestimmten Zeiten aufweist.

Auch wenn in diesem Artikel der Schwerpunkt auf den Glaubenslektionen für uns liegt, ist es doch nützlich, die prophetische Linie des Textes zu erfassen. Daraus ergeben sich dann Anwendungen auf uns heute. Das Kapitel gibt anhand der Söhne also einen Abriss der Geschichte des Volkes Israel, den man in etwa folgendermaßen zusammenfassen kann:

  1. (1.-3. Sohn) 49,3-7; Ruben, Simeon und Levi: Geschichte Israels bis auf Christus.
  2. (4.) 49,8-12; Juda: Israel unter dem Segen Judas ist im Keim die Zeit unter König David, in Fülle bei Christus in der Zukunft – Aussetzen durch Verwerfung des Messias.
  3. (5.-7.) 49,13-17; Sebulon, Issaschar, Dan: Israel in der Zerstreuung, also auch heute, bis zum Auftreten des Antichristen.
  4. Vers 18: Bitte um Rettung – der Überrest in der Zukunft ruft: „Bis wann, Herr?“
  5. (8.-10.) 49,19-21; Gad, Aser, Naphtali: Wiederherstellung, Überrest, Frucht.
  6. (11.-12.) 49,22-27; Joseph, Benjamin: Aller Segen Israels, verkörpert in Christus im Tausendjährigen Reich.

 

 

12 Söhne – 12 Segenssprüche auch für heute 

Nun kommen wir zu den praktischen Aspekten des Kapitels – und wir staunen, wie hell, manchmal sogar grell, Gott in unser Leben hineinleuchtet. Er möchte uns wachrütteln, stärken, formen – auch wenn es bei uns manchmal ziemlich stark auf und ab geht, oder sogar richtig abgeht … 

Nach einem kurzen Abriss der jeweiligen prophetischen Bedeutung des Segens[2] ziehen wir dann jeweils eine Parallele zur praktischen Anwendung. Auf diese Weise kann man gut erkennen, was wir aus diesem Segen für uns persönlich lernen können. Die Namensbedeutung ist dann mit angegeben, wenn sie in dem Ausspruch Jakobs aufgegriffen wird.

 

(1.) Ruben („Siehe, ein Sohn“)  – Enttäuschung im Glaubensstart

·      Prophetisch:

  • Israel, der „erstgeborene Sohn“ des Herrn (2. Mo 4,22), verliert seinen Anspruch auf Erstgeburt durch Verdorbenheit, schon direkt nach dem Auszug aus Ägypten und besonders in der Wüste. Götzendienst, Verbindung mit den Nationen – so hat Israel wörtlich und auch übertragen Hurerei getrieben, sich verdorben und seinem Gott allen Grund gegeben, sich von ihm abzuwenden.

 

·      Praktische Lektion:

  • Auch als Christen, ob zum Start unseres Glaubenslebens oder später, erfahren wir die Wahrheit der Aussage des Herrn Jesus: „Das Fleisch nützt nichts“ (Joh 6,63) – es ist total verdorben. Das ist eine harte Erkenntnis – was ist denn daran ein Segen? Das Erkennen des Bösen in mir kann segensreich sein, denn es richtet meinen Blick weg von mir auf den Herrn Jesus, auf die Kraft des Geistes (Röm 7,24-8,1). Der „Schuss vor den Bug“ in unserem Leben kann und soll uns wachrütteln und näher zum Herrn bringen, der uns zuruft: „Außer mir könnt ihr nichts tun“ (Joh 15,5).

 

(2.-3.) Simeon und Levi – Gesetz von Saat und Ernte

 ·      Prophetisch:

  • Israel degeneriert durch Gewalt[3]. Es geht um die Zeit der Richter bis ungefähr zur Zeit Davids.
  • Verteilen, zerstreut werden als Strafe wurde bei Simeon durch Ansiedlung mitten in Juda (Jos 19,1-9) und durch weniger Nachkommen (1. Chr 4,24 ff.) bewirkt. Bei Levi dagegen verwandelt Gott das Gericht in Segen durch Aufteilung auf die 48 Städte und Bezirke (Jos 21,41) im Rahmen des Dienstes dieses Stammes für Gott und das ganze Volk.

 

·      Praktische Lektion:

  • In der Erziehung Gottes gilt auch heute das „Gesetz von Saat und Ernte“ (vgl. Gal 6,7.8). Die Sünde wirkt wie ein Bumerang. Gott, unser Vater, richtet unser Werk (1. Pet 1,17). Lassen wir uns warnen vor verkehrten Wegen, vor einem Durchdrücken eigener Vorstellungen, notfalls mit Gewalt? Gott gibt uns dann manchmal unsere Wünsche, aber Er bewirkt zugleich Armut, Magerkeit (vgl. Ps 106,15).
  • Gott kann in Gnade unsere verkehrten Wege zum Guten wenden (Levi). Wie gütig ist der Herr oft schon unserem Leben gewesen! Aber lasst uns Ihn nicht herausfordern, sondern lieber von falschen Wegen rechtzeitig umkehren!

 

(4.) Juda („Preis, Lob“)  – „Christus wird dir leuchten“

·      Prophetisch:

  • Der „Herrscherstab“ liegt seit Davids Salbung beim Stamm Juda, auch wenn das Zepter später faktisch verschwand (Hes 19,14) und Juda verarmte (vgl. Joseph und Maria, Mt 2,6). Aber in Gottes Plänen bleibt Juda immer der Segenskanal für das Volk – in Christus, dem besten Herrscher aller Zeiten (Mt 23,39).
  • Der Löwe spricht von der Kraft und Macht des Herrn Jesus (vgl. Off 5; 4. Mo 23,24; 24,9).
  • Der Ausdruck „Schilo“ (der Ruhebringende, der Friedenschaffende) stellt einen direkten Bezug zum König des Friedens (Heb 7,2), dem Friedefürsten (Jes 9,6), her.
  • Die Völker der Erde werden Christus gehorchen, sich Ihm anschließen[4] (vgl. Ps 72,9.10).
  • Der Segen des Tausendjährigen Reiches (Vers 11.12) wird unermesslich sein.

 

·      Praktische Lektion:

  • Auch wir Gläubige können geistlich verarmen, selbst wenn wir uns – wie Juda – äußerlich am richtigen Ort befinden. Der „richtige Name“ garantiert nicht die richtige persönliche Gesinnung.
  • Eine harte Lektion wie bei Simeon und Levi kann uns wieder auf die rechte Spur bringen. Wenn der Herr Jesus in unserem Leben (wieder) groß wird, loben wir Ihn gerne. Was bedeutet uns der Herr Jesus ganz persönlich, ganz privat?
  • Der Friedefürst schenkt seinen Frieden, und der „starke Gott“ gibt Kraft im Alltag. Lasst uns Ihm auch nach Phasen ohne Ihn wieder neu und ganz vertrauen!
  • Wie der irdische Segens-Überfluss in Israel (Vers 11), werden auch wir in der gelebten Gemeinschaft mit dem Herrn „Leben im Überfluss“ erleben (Joh 10,10).
  • Echtes Leben mit dem Herrn bewirkt Segen für andere – so wie sich später andere Völker Israel „anschließen“ werden. Fließen aus unserem Leben „Ströme lebendigen Wassers“ für unsere Mitgeschwister (Joh 7,38)?

  



[1] 1. Mo 49,1; 4. Mo 24,14; 5. Mo 4,30; 31,29; Jes 2,2; Jer 30,24; 48,47; 49,39; Hes 38,16; Dan 2,28; 10,14; 12,13; Hos 3,5; Mi 4,1 und Heb 1,1.
[2] Ausführliches dazu kann man in der Zeitschrift „Halte Fest“, Jahrgang 2018, Heft 3, 4 und 5 lesen (www.haltefest.ch).
[3] Diese beiden Kennzeichen des Bösen, Gewalt und Verdorbenheit in 1. Mo 6,11 zum ersten Mal erwähnt, durchziehen die ganze Bibel.
[4] So eine Übersetzungsmöglichkeit des Wortes „gehorchen“ in 1. Mose 49,10.