Bibelstudium

Gute Werke - Teil1

Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen. Epheser 2,10

„Gute Werke“ ist für Christen fast ein Schlagwort geworden. Jeder will sie tun. Manche meinen, jeder könnte sie tun. In dieser zweiteiligen Wortstudie werden einmal die Spuren verfolgt, die uns die guten Werke in der Schrift hinterlassen haben.

 

Aktualität und Wichtigkeit guter Werke

Das Thema „Gute Werke“ ist immer noch aktuell. Auch ungefähr 1900 Jahre nach Vollendung des Wortes Gottes hat es nichts von seiner Aktualität und Wichtigkeit eingebüßt. Der Herr hat uns nach unserer Bekehrung nicht von dieser Erde weggenommen, sondern hier gelassen, um seine Zeugen zu sein und seinen Namen in unserem Leben zu verherrlichen – unter anderem durch gute Werke. Wir sind hier gelassen, „damit (wir) die Lehre, die unseres Heiland-Gottes ist, zieren in allem“ (Tit 2,10).

Die meisten Menschen um uns herum glauben nicht an Gott und lesen auch nicht die Bibel, aber es ist der Wille des Herrn, dass sie unsere guten Werke sehen und dadurch zu Ihm geführt werden. Ich denke, wir unterschätzen allzu oft  die mächtige Aussagekraft eines gottesfürchtigen Lebenswandels. Sie ist oft viel mächtiger als unsere Worte.

Auch in der Welt wird viel von guten Werken gesprochen. Immer wieder wird in den Medien zu guten Werken aufgerufen, besonders nach Unglücken und Katastrophen. Doch wenn die Menschen von guten Werken reden, meinen sie dann das, was auch Gottes Wort unter guten Werken versteht? Sind nicht viele unserer Mitmenschen heutzutage immer noch der Meinung, dass man sich den Himmel durch gute Werke „verdienen“ kann? Sind ungläubige Menschen denn überhaupt zu guten Werken in der Lage?

Aber vielleicht gehören wir ja zu denen, die diesen Punkt schon lange hinter sich haben und schon einige Jahre als Christen leben. Ist es dann immer noch  so, dass wir „zu jedem guten Werk bereit sind“ (Tit 3,1) oder nur zu einigen, die uns persönlich zusagen? Suchen wir immer noch fleißig nach Gelegenheiten, um „die Werke zu tun, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen“ (Eph 2,10), oder sind wir mit uns ganz zufrieden und mit dem, was wir „geistlich“ erreicht haben?

Das Thema „Gute Werke“ nimmt im Neuen Testament und besonders in den Briefen von Paulus einen großen Raum ein. Immer wieder werden wir zu guten Werken aufgefordert, oder ermuntert, nicht darin zu ermatten. Insgesamt 29 Mal lesen wir im Neuen Testament von guten Werken oder gutem Werk; 9 Mal finden wir den Ausdruck „in/zu jedem guten Werk“. Es ist ein sehr praktisches Thema, das jeden einzelnen Christen persönlich anspricht.

 

Aufgaben, Fragen, Denkanstöße

  1. Was verstehen die Menschen allgemein unter „guten Werken”?
  2. Erstelle mit Hilfe einer Konkordanz/ Computerbibel eine Liste der Stellen, in denen der Ausdruck „gute Werke” (29), bzw. „in/zu jedem guten Werk” (9) vorkommt.

 

Was sind gute Werke?

Schon zur Zeit des Herrn Jesus stellten sich Menschen die Frage, auf welche Weise sie gute Werke tun könnten. In Johannes 6,28 hören wir sie fragen: „Was sollen wir tun, um die Werke Gottes zu wirken?“, und wir hören die entscheidende Antwort aus dem Mund des Herrn (V.29): „Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“ Diese Antwort ist von grundlegender Bedeutung. Das erste gute Werk, das ein Mensch je in der Lage ist zu tun, ist, „dass er an den glaubt, den der Vater gesandt hat“, nämlich den Herrn Jesus. Der lebendige Glaube an den Sohn des Vaters ist die Grundvoraussetzung zu guten Werken! Er versetzt uns überhaupt erst in die Lage, gute Werke zu tun. Ohne Glauben sind wir von vornherein disqualifiziert. Und kein Werk, das von einem Ungläubigen getan wird, wenn auch in bester Absicht, ist wirklich „gut“ in Gottes Augen. Es ist bestenfalls ein „totes“ Werk, da es nicht auf lebendigem Glauben beruht.

In Titus 3,8b erwähnt der Apostel Paulus die zwei wesentlichen Eigenschaften guter Werke. Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass sie „gut sind und nützlich für die Menschen“. Gute Werke tragen also zwei Charakterzüge: Sie sind gut in Gottes Augen und nützlich in Bezug auf Menschen. Wie wir bereits sahen, verleiht Gott nur dann das Prädikat „gut“, wenn lebendiger Glaube vorhanden ist. Aber „nützlich für die Menschen“ sind auch die Werke Ungläubiger. Dafür gibt es sicherlich viele Beispiele. Ein Werk muss jedoch beide grundlegenden Eigenschaften aufweisen, um als „gutes Werk“ im Sinne von Titus 3,8 bezeichnet werden zu können. Und darauf kommt es schließlich an.

Wie sehr sich die Sichtweise Gottes von der des Menschen unterscheidet, wenn es um die Beurteilung von Werken geht, sehen wir auch an den zwei Beispielen, die der Apostel Jakobus in Kapitel 2 seines Briefes erwähnt. Dort erwähnt er als Beispiele für Werke des Glaubens das Werk Abrahams und Rahabs. Abraham war bereit, Isaak, seinen eigenen Sohn, auf dem Altar (V.21) zu opfern, und Rahab verriet ihr eigenes Volk (V.25). Sind dies Werke, die die Welt als gut bezeichnen würde? Wohl eher nicht. Ganz im Gegenteil, sie würden vielmehr Strafe nach sich ziehen. In diesem Sinn fallen diese Werke also nicht unter die Kategorie von Titus 3,8. Und doch fand Gott Gefallen an diesen Werken, nicht um der Werke selbst willen, sondern wegen des Herzenszustands, in welchem sie verübt wurden. Gott sah tiefer und sah den Glauben in Abrahams und Rahabs Herz und verlieh ihren Werken das Prädikat „gut“; denn die Schrift sagt in Bezug auf beide, dass sie „aus Werken gerechtfertigt wurden“.

 

Aufgaben, Fragen, Denkanstöße:

  1. Die Schrift benutzt in Verbindung mit dem Ausdruck „Werke” auch Ergänzungen. Suche folgende Begriffe in der Bibel: böse Werke, tote Werke, Werke des Fleisches; vollkommenes Werk, gesetzlose Werke, Werke der Gottlosigkeit, die ersten Werke, die letzten Werke.

 

Zweimal „gut“

Die griechische Sprache, in der das Neue Testament verfasst wurde, kennt zwei Ausdrücke für „gut“, die beide auch in der Verbindung „gute Werke“ vorkommen. Sie werden durch zwei Frauen besonders illustriert:  Agathos: gut in seinem Charakter und nützlich in seinen Auswirkungen; Illustration: Dorkas (Apg 9,36). Kalos: gut, wertvoll an sich; ohne unbedingt nützlich für andere zu sein. Illustration: Maria von Bethanien (Mk 14,6).

 

Glaube und gute Werke

Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Glauben und (guten) Werken. In gewisser Hinsicht bedingen sich im Leben eines Christen Glaube und Werke gegenseitig. Das eine ist ohne das andere nicht möglich. Wir finden manche Abschnitte in Gottes Wort, die dieses Verhältnis zwischen Glaube und Werken zum Thema haben, und oberflächlich betrachtet scheinen sie sich zum Teil sogar zu widersprechen. Doch Gottes Wort widerspricht sich nie. Was für uns vielleicht auf den ersten Blick wie ein Widerspruch aussieht, liegt oftmals nur in der Tatsache begründet, dass die Schrift einen bestimmten Gegenstand aus verschiedenen Blickrichtungen beleuchtet. Bei näherem Hinsehen lösen sich die meisten Widersprüche wie Nebel auf.

Vor allem der Römer- und Jakobusbrief haben den vor uns liegenden Gegenstand zum Thema. Sie haben einen unterschiedlichen Blickwinkel und dadurch ergänzen sie sich auf vollkommene Weise.

Um das Verhältnis zwischen Glaube und Werken besser zu verstehen, ist es hilfreich, sich zunächst über die Bedeutungsunterschiede der Begriffe „Glaube“ und „Rechtfertigung“ im Römer- und Jakobusbrief klar zu werden. Sowohl Paulus als auch Jakobus verwenden diese Begriffe häufig, verstehen unter ihnen jedoch Unterschiedliches.

 

a) Glaube und Rechtfertigung im Römerbrief

Im Römerbrief lernen wir, dass der Mensch aus Glauben ohne Gesetzeswerke gerechtfertigt wird (Röm 3,28; 5,1). Wenn Paulus von Glauben spricht, denkt er an den lebendigen Glauben im Herzen eines Menschen, den nur Gott sieht. Dieser Glaube an Gott ist die Grundlage unserer Rechtfertigung, und gute Werke spielen dabei keine Rolle. Eine Gerechtigkeit aufgrund guter Werke kann vor Gott nicht bestehen. Gott rechtfertigt den, der des Glaubens an Jesus ist (Röm 3,26b). Gott betrachtet einen solchen als Gerechten. Er sieht ihn in dem Herrn Jesus, durch den er Gerechtigkeit geschenkt bekommen hat (1. Kor 1,30); und er, der begnadigte Sünder, ist Gottes Gerechtigkeit geworden im Herrn Jesus (2. Kor. 5,21).

Bei Paulus geht es um die Frage: Wie kann ein Mensch gerecht sein vor Gott? Es geht um unsere Rechtfertigung vor Gott. Dies wird aus Römer 4,2 ersichtlich. „Wenn Abraham aus Werken gerechtfertigt wird, so hat er etwas zu rühmen – aber nicht vor Gott.“ Vor Gott kann sich niemand durch Werke rechtfertigen. Allein der Glaube ist es, der vor Gott zählt und der Abraham zur Gerechtigkeit gerechnet wurde (V.3).

Ohne Glauben ist es also unmöglich, Gott wohlzugefallen (Heb 11,6a). Ist lebendiger Glaube aber einmal vorhanden, werden sich gute Werke wie von selbst „einstellen“. Sie sind die „natürliche“ Folge echten Glaubens.

Der Glaube ist dabei nicht etwas Statisches und Passives, sondern etwas Lebendiges und Aktives. Er ist allseits bestrebt, Gott zu gefallen und sich in guten Werken zu äußern. Er passt sich den jeweiligen Lebensumständen an und bringt der Situation entsprechende Werke hervor. Lebendiger Glaube ist in dieser Hinsicht „erfinderisch“ (vgl. 2. Mo 2,3; Ri 6,11b). Wie sieht es dabei mit uns aus?

 

b) Glaube und Rechtfertigung im Jakobusbrief

Jakobus hat einen anderen Blickwinkel. Der Glaube hat bei Jakobus vielfach die Bedeutung von Glaubensbekenntnis, das echt oder unecht sein kann. Es geht ihm um die Frage: Wie kann sich ein Mensch gerecht erweisen vor Menschen? Wie kann man seinen Glauben zeigen? Wie kann ich zeigen, dass mein Glaubensbekenntnis echt ist, dass es auf eine innere Wirklichkeit zurückgeht? Es geht ihm also im Gegensatz zu Paulus um die Rechtfertigung vor Menschen.

In Jakobus 2 heißt es von Abraham und Rahab, dass sie aus Werken gerechtfertigt wurden (V.21.25). Gott wusste, dass Abraham und Rahab glaubten; er sah den lebendigen Glauben in ihren Herzen und wusste, dass sie gerecht waren. Vor ihm mussten sie sich nicht durch Werke rechtfertigen. Aber Gott wollte sie vor den Augen der Welt rechtfertigen, und das geschah durch ihre Werke. Die Werke, die sie taten, erwiesen sie als Gerechte.

Unsere Mitmenschen können nicht in unsere Herzen sehen und wissen daher nicht, ob Glaube vorhanden ist. Wie können die Menschen um uns her denn erkennen, ob wir glauben, wenn nicht durch unseren Lebenswandel? Unser Betragen, unsere Taten sind es, die uns als Gerechte ausweisen. Sie rechtfertigen uns vor Menschen. Das ist es, was Jakobus meint, wenn er in Kapitel 2,18 schreibt: „Du hast Glauben, und ich habe Werke; zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich werde dir meinen Glauben aus meinen Werken zeigen.“ Ohne Werke können wir unseren Glauben nicht zeigen, aber durch einen gottgemäßen Lebenswandel und gute Werke machen wir unseren Glauben allen offenbar; wir zeigen ihn. Ein Glaubensbekenntnis ohne die entsprechenden Werke ist tot, in anderen Worten, nicht glaubwürdig (V.26).

Ist dies nicht auch ein Ansporn für uns, unseren Glauben vermehrt zu zeigen, unter Beweis zu stellen?

Paulus Jakobus
(Römerbrief) (Jakobusbrief)
Paulus spricht Jakobus spricht
Grundsätzlich Praktisch
Rechtfertigung vor Gott Rechtfertigung vor Menschen
Gesetzeswerke (stehen dazu im Gegensatz) Glaubenswerke (sind die Bestätigung)
Abraham gerechtfertigt vor Gott: 1. Mo 15 Abraham gerechtfertigt vor Menschen: 1 Mo 22

    

Die Motive guter Werke

Der Glaube wirkt durch die Liebe (Gal 5,6b). Die Liebe sollte der Beweggrund sein für all unser Tun. In Jakobus 2 werden uns in Abraham und Rahab die zwei Seiten dieser Liebe vorgestellt. Es ist die Liebe zu Gott und die Liebe zum Volk Gottes.

a) Liebe zu Gott

In Abraham sehen wir die Liebe zu Gott. Seine Liebe zu Gott war größer als seine Liebe zu Isaak, seinem einzigen Sohn. Er war bereit, ihn auf dem Altar zu opfern (Jak 2,21). Durch dieses (gute) Werk wurde sein Glauben allen offenbar. Er erwies sich als Gerechter. Dieses Werk hatte Abraham aus Liebe zu Gott getan, daher wurde er Freund oder Liebhaber Gottes genannt (Jak 2,23b). Die Liebe zu Gott ist ein wichtiges Motiv für gute Werke.

b) Liebe zum Volk Gottes

In Rahab wird uns die Liebe zum Volk Gottes vorgestellt. Ihre Liebe zum Volk Israel veranlasste sie, die Boten Israels aufzunehmen und auf einem anderen Weg hinauszulassen (Jak 2,25). Ihre Liebe zum Volk Israel war größer als die Liebe zu ihrem eigenen Volk und ging so weit, dass sie ihr eigenes Volk verriet. Wahrhaftig kein gutes Werk in den Augen dieser Welt, aber gut in den Augen Gottes. Durch dieses (gute) Werk erwies sich Rahab als Gerechte, und ihr Glaube wurde allen offenbar. Neben der Liebe zu Gott ist die Liebe zum Volk Gottes das zweite wichtige Motiv für gute Werke.

c) „Der Schrecken des Herrn“ und „die Liebe des Christus“ (2. Kor 5,11.14)

Neben den zwei bereits erwähnten Motiven für gute Werke möchte ich hier noch ein drittes vorstellen. Es ist zum einen das Bewusstsein des „Schreckens des Herrn“, der bald über die ungläubigen Menschen kommen wird, und zum anderen die „Liebe des Christus“, die uns drängt, der ungläubigen Welt das Evangelium zu bringen, solange noch Gnadenzeit währt.

Es ist in der Tat ein schreckliches Gericht, das diese Welt ereilen wird und vor dem es kein Entrinnen geben wird. Sollte dies nicht Ansporn für uns Gläubige sein, Menschen zum Heiland zu führen, solange wir noch Gelegenheit dazu haben? Es ist jedoch nicht nur der „Schrecken des Herrn“, der uns veranlasst, verlorenen Menschen das Evangelium zu bringen, sondern auch die „Liebe des Christus“. Es ist unsere Liebe zu Christus, die uns „drängt“, gleichsam nötigt, den Menschen Christus vorzustellen.

Sicherlich, wir verkünden das Evangelium durch Worte. Aber auch durch gute Werke und einen gottesfürchtigen Lebenswandel kam schon manch einer zum Nachdenken. Unterschätzen wir nicht die mächtige Aussagekraft eines gottesfürchtigen Lebenswandels! Möge es uns nicht nach dem Sprichwort ergehen: „Deine Taten reden so laut, dass ich deine Worte nicht hören kann.“