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Sicherheit der Errettung

Kann man sich seiner Errettung sicher sein?


2. Petrus 1,10

Hey Martin,


ich hab gesehen, dass du vor längerer Zeit mal mehrere Artikel zu dem zweiten Petrusbrief in Folge mir nach geschrieben hast.

Ich habe eine Frage zu Kapitel 1,10: Irgendwie verstehe ich den Vers praktisch nicht wirklich. Ich habe mich in letzter Zeit länger damit beschäftigt und meine, dass der erste Teil meint, dass man sich seiner eigenen Errettung sicher sein soll. Ich finde, das wird deutlich, wenn man den ganzen Brief liest, weil Petrus immer wieder vor falschen Propheten, falschen Wegen warnt und von befestigen spricht (1,12; 2,1.2.15; 3,17).

Deswegen denke ich auch, dass sich das "Straucheln" im zweiten Teil darauf bezieht, dass man sich seiner eigenen Errettung persönlich nicht sicher ist. Allerdings, wenn man "diese Dinge" (ich würde sagen, das ist ein Bezug auf die Verse 5 bis7, weil direkt in Vers 8 auch von "diesen Dingen" gesprochen wird) tut, wird man nicht straucheln in Bezug auf seine Errettung. Jetzt ist die Frage: Warum ist das so? Aus Vers 8 wird deutlich, dass man dadurch, dass man diese Dinge tut, "Erkenntnis" über den Herrn Jesus Christus bekommt. Ich glaube die Erkenntnis spielt in dem Brief auch eine besondere Rolle (s. 1,2.3,8; 2,20; 3,18). Wenn wir diese Dinge tun, erkennen wir also "den, der uns berufen hat" (Kapitel 1,3), durch den wir auch die "göttliche Natur" haben (Kapitel 1,4) und können uns so unserer Bekehrung sicher sein.

Das meine ich theoretisch aus diesem Abschnitt schließen zu können.

Allerdings finde ich es sehr schwierig, das in der Praxis wiederzuerkennen. Also als Beispiel, wenn ich Bruderliebe übe, wird mir vielleicht der Herr Jesus größer, weil ich weiß, dass er das vollkommen geübt hat, aber ich bin mir dadurch nicht sicher(er), dass ich errettet bin...
Deswegen frage ich mich, ob vielleicht mein "theoretisches" Verständnis nicht so ganz richtig ist. Vielleicht kannst du mir da weiterhelfen:)

Liebe Grüße


T.

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Hallo T., 

 

gerne möchte ich versuchen, Deine Frage zu beantworten. Der von Dir erwähnte Bibeltext lautet:

Darum, Brüder, befleißigt euch umso mehr, eure Berufung und Erwählung fest zu machen; denn wenn ihr diese Dinge tut, so werdet ihr niemals straucheln.

Erstens: Nach dem Grundsatz  "die Schrift kann nicht aufgelöst werden" (Johannes 10,35), dass es also keinen Widerspruch zwischen zwei Bibelstellen geben darf, ist auf jeden Fall klar, dass der Wiedergeborene nie aus der Hand des Herrn und des Vaters geraubt werden kann (Joh 10,28.29). 

Zweitens: Nun geht es in 2. Petrus 1, wie so häufig bei Petrus, um das praktische Leben. Und du hast richtig geschrieben, dass wir ja die Aufforderungen aus den Versen 5-7 beherzigen sollen, die auf unsere Position/Stellung als Erlöste aufbauen (Vers 3-5).

Drittens: Es ist dann interessant, dass selbst der 'Versager' in Vers 9 nicht als jemand beschrieben wird, der nicht gereinigt ist, sondern nur als jemand, der die Reinigung seiner Sünden vergessen hat. Auch werden die Empfänger, die hier zum Festmachen ihrer Erwählung aufgefordert werden, in Vers 3 als Personen angeschrieben, die einen Glauben empfangen haben – der war also „fest gebucht“, natürlich durch Gnade, aber auch durch Gerechtigkeit.

Viertens: In Vers 10 handelt es sich daher darum, die Berufung und Erwählung vor Menschen fest zu machen, sie unter Beweis zu stellen. Ein ähnlicher Gedanke findet sich übrigens auch in 1. Thessalonicher 1,4.5: Die Auserwählung der jungen Christen in Thessalonich wurde durch ihre Aufnahme der Botschaft und ihren Glauben gegenüber anderen deutlich. Der Gesichtspunkt, dass man sich der ewigen Errettung vor Gott nicht sicher sein könne, steht weder hier noch an anderer Stelle „zur Debatte“ – diese Unsicherheit kennt Gottes Wort nicht. Im Gegenteil versichert es dem Glaubenden immer wieder seiner Errettung (vgl. z.B. „ewiges Heil“ oder „ewige Erlösung“ in Heb 5,9;9,12).

Fünftens: Das „niemals Straucheln“ bezieht sich auf den „Erfolg“ eines gottesfürchtigen Lebensstils, durch innere Nähe zum Herrn und durch das Tun der beschriebenen Dinge (im Gegensatz zu Jakobus 3,2, wo wir - durch Distanz zum Herrn - als oft Strauchelnde bezeichnet werden). Straucheln bedeutet nicht Unsicherheit über die Erlösung, sondern beschreibt, dass wir leider manchmal der Sünde Raum geben in unserem Leben – und zwar als Erlöste.

Es geht also zusammengefasst nicht darum, sich durch gutes Verhalten seiner eigenen Berufung und Erwählung sicherer zu werden; das wäre eine traurige Ausgangsposition für ein glückliches Christenleben. Sondern das Ziel besteht darin, die christliche Stellung als Motivation für ein Leben in der Nachfolge des Herrn anzusehen, das dann auch andere erkennen werden.

 

Ich hoffe, dass ich dir mit diesen wenigen Ausführungen ein wenig weiterhelfen konnte, die großartige Sicherheit der Erlösten und ihre Verantwortung in rechter Beziehung zueinander zu erfassen. Sonst schreib mir gerne zurück. 

 

Herzliche Grüße, 

Martin