Zum Nachdenken

Versuchungen: Der externe Faktor - die Welt

Versuchungen begegnen uns jeden tag. Sie verleiten uns zum Sündigen und sind deshalb so weit es in unserem einflussbereich liegt zu vermeiden. Oftmals begegnen sie uns aber, ohne dass wir sie vermeiden können. Die Frage ist also wichtig, wie wir als kinder gottes mit solchen Versuchungen, die von außen an uns herantreten, umgehen.

 

 

drei Feinde des christen

Der Christ hat drei Feinde, die das eine große Ziel haben, uns irgendwie zu Fall zu bringen und zu verleiten. Diese drei Feinde kooperieren miteinander.

  • Der erste Feind ist der Teufel. Er ist der große Widersacher des Herrn Jesus. Es ist ein Feind gegen uns. Das ewige Leben kann er uns nicht nehmen. Aber er will verhindern, dass wir zur Ehre Gottes leben.
  • Der zweite Feind ist die alte Natur (in der Bibel manchmal das „Fleisch“ genannt). Das ist ein Feind in uns. Die alte Natur will uns dazu bringen, unseren eigenen Willen zu tun. Sie streitet gegen den Heiligen Geist, der das Gegenteil bewirken will.
  • Der dritte Feind ist diese Welt. Das ist ein Feind, der um uns herum ist. Die Welt umgibt uns wie die Luft. Wir leben ja mitten in ihr. Wir sind in der Welt, aber nicht von der Welt. Die Welt umgibt uns mit ihren Verlockungen. In ihr sind die „Lust des Fleisches“, die „Lust der Augen“ und der „Hochmut des Lebens“ (1. Joh 2,16). Das alles wird zwar vergehen, übt aber leider täglich seinen Reiz auf uns aus. Die Versuchungen dieser Welt sind allgegenwärtig. Dieser Feind ist gegen den Vater und seine Liebe gerichtet.

Wie gehen wir mit diesem Gefahrenpotential um? Wie reagieren wir? Ich möchte das gerne an zwei Beispielen aus der Bibel klarmachen. Das eine Beispiel ist negativ. Wir finden es in Sprüche 7,6-23. Das andere ist positiv. Wir finden es in 1. Mose 39,7-23. Bitte lies beide Bibelabschnitte zunächst sorgfältig durch!

eine fremde Frau (Spr 7,6 ff.)

Im Buch der Sprüche ist mehrfach von einer „fremden Frau“ die Rede. Zum ersten Mal in Kapitel 2,16. Dort werden wir gewarnt vor „der Fremden, die ihre Worte glättet“. In dieser fremden Frau erkennen wir ein Bild der Welt, die mit ihren Versuchungen und Umgarnungen zu uns kommt, um uns für sich zu gewinnen. Es geht in dem Bild der fremden Frau nicht nur um die Warnung vor unerlaubten sexuellen Kontakten (das auch), son- dern vielmehr darum, dass Gott uns vor dem Versuchungspotential der Welt warnen will. Die Beschreibung dieser Frau übertragen wir jetzt auf die uns umgebende Welt:

 

  • Sie trägt die kleidung einer Prostituierten: Durch ihre Kleidung versucht sie, die Aufmerksamkeit besonders auf sich zu ziehen – und sie hat damit Erfolg. Die Welt zeigt sich uns in der Regel in einer attraktiven Art und Weise. Sie wirkt auf den ersten Blick anziehend und nicht abstoßend. Aber gerade dann ist besondere Aufmerksamkeit gefragt.
  • Sie hat ein verstecktes herz: Ein verstecktes Herz ist ein unehrliches Herz. Die Welt hat keine ehrlichen Absichten. Sie täuscht oft etwas vor, was nicht der Wirklichkeit entspricht. Das erlebte Simson ziemlich brutal, als er sich mit Delila einließ. Es kostete ihn am Ende sein Leben.
  • Sie ist leidenschaftlich und unbändig: Die Welt bietet sich uns an. Der Teufel kennt unsere Lüste und Begierden, und die Welt täuscht vor, uns Befriedigung zu geben. Es geht in dieser Welt um das Ausleben der verschiedensten Leidenschaften. Es geht besonders um Triebbefriedigung. Das Beispiel des „verlorenen Sohnes“ (Lk 15) macht das ganz klar.
  • ihre Füße bleiben nicht zu hause, sie lauert neben jeder ecke und auf den Straßen: Die Welt wartet nicht, bis wir zu ihr kommen. Im Gegenteil. Sie ist – um in dem Bild zu bleiben – aktiv auf der Suche nach uns: in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Freizeit. Die Gefahr lauert an jeder Ecke.
  • Sie ergreift ihn und küsst ihn: Die Welt bietet sich nicht nur an, sondern sie will tatsächlich Besitz von uns ergreifen. Hat sie uns einmal ergriffen, ist jede Bewegungsfreiheit für unseren Herrn dahin. Simson genoss zuerst die sanfte Umarmung von Delila und schließlich litt er unter der brutalen „Umarmung“ der ehernen Fesseln seiner Feinde. Da war es mit der Freiheit aus und vorbei.
  • Sie spricht zu ihm mit unverschämtem angesicht: Die Welt kennt keine Scham. Sie ist oft schamlos. Gott wirft seinem Volk einmal vor, dass es eine Nation ohne Scham ist (Zeph 2,1). Die Welt möchte uns als Christen verleiten, ebenso zu werden wie sie.
  • Sie verführt und verleitet ihn: Das ist das Endergebnis. Die Welt will uns verführen und verleiten. Sie will uns verführen, Dinge zu tun, die gegen den Willen unseres Herrn sind. Sie will uns auf Wege bringen, die vom Ziel wegführen.

auf den leim gegangen

Der junge Mann in Sprüche 7 geht der Frau auf den Leim. Daran ist er selbst nicht unschuldig. Natürlich hat die Frau ihn verführt. Aber er selbst hat einige Grundfehler gemacht. Dass die Welt „zieht und lockt“, können wir nicht verhindern. Das ist so. Aber wie wir damit umgehen, ist eine andere Frage:


er ging hin und her: Offensichtlich hat er kein festes Ziel vor Augen gehabt. Er ließ sich einfach von Umständen treiben – mal hierhin und mal dorthin. Wenn wir so leben, brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn wir von der eigenen Lust hin und her getrieben werden. Es wird nicht lange dauern, bis die Lust uns im Griff hat. Gerade wenn wir jung sind, brauchen wir klare Ziele vor Augen, wir brauchen feste Aufgaben. Müßiggang und Trägheit sind der beste Nährboden für Dinge, die unserem geistlichen Leben nur schaden können.


er ging neben ihrer ecke, den weg zu ihrem haus hin: Es gibt Orte (auch virtuelle), die eine besondere Gefahr für uns darstellen. Um solche Lokalitäten sollten wir von vornherein einen großen Bogen machen. Wir sollten schon die Nähe der Gefahr meiden. Wir kennen den Satz: „Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um“ (lies dazu Sprüche 6,27). Wer meint, den Freitagabend in der Disco verbringen zu müssen oder am Samstagnachmittag ins Stadion zu gehen, wird wohl nicht ohne geistlichen Schaden davonkommen.


er ging in der Dämmerung, am abend des tages, in der Mitte der nacht, in der Dunkelheit: Die vierfache Erwähnung der Tageszeit ist nicht von ungefähr. Dieser junge Mann lebte zur falschen Tageszeit auf. Er war zu einer Zeit aktiv, wo er besser zu Hause geblieben wäre. Ist das nicht manchmal unser Problem? Es gibt besondere Zeiten in unserem Leben, wo wir für den Herrn aktiv sein können. Leider verpassen wir diese Zeiten zu oft. Und dann, wenn wir besser nicht aktiv wären, werden wir munter und geraten in eine Falle dieser Welt.

der weg zu Bewahrung

Wie können wir bewahrt bleiben? Der Kampf gegen die Verlockungen dieser Welt ist ein Kampf, den wir alle kennen. Die Gefahren, wie sie uns in Sprüche 7 beschrieben werden, sind real und allgegenwärtig. Ein billiges Patentrezept zur Bewahrung gibt es nicht. Wir brauchen vor allen Dingen die Nähe zu unserem Herrn. Wir brauchen die Bewahrung durch Ihn. An dieser Stelle können wir aus der Geschichte Josephs einiges lernen. Joseph war in einer äußerst schwierigen Lage als die Frau seines Chefs in ständig bedrängte und ins Bett zerren wollte. Er hatte sich nicht selbst in die Gefahrenzone manövriert. Er konnte nichts dazu, als die Frau Potiphars ihn verführen wollte. Dennoch ging er als „Sieger“ vom Feld. Warum?

  1. Joseph hatte einen herzensentschluss gefasst: Er wollte seinen Gott nicht betrüben. Es ging ihm wie Daniel, der in einer schwierigen Zeit lebte. Dieser war von Jerusalem nach Babel deportiert worden und sollte sich nun dem Leben in Babel anpassen. Hatte er überhaupt eine Wahl? Musste er nicht gehorchen? Trotzdem nahm er sich in seinem Herzen vor, sich in Babel nicht zu verunreinigen. Das war das Geheimnis des Sieges von Joseph und von Daniel. Wir wollen uns gegenseitig Mut machen, einen solchen Entschluss in unseren Herzen zu fassen. Auch dann, wenn wir damit gegen den Strom gängiger Meinungen in dieser Welt schwimmen. Wir müssen nicht sündigen.
  2. Joseph hatte ein tiefes empfinden, was Sünde in den augen gottes ist: Er hatte das, was uns oft fehlt: ein klares Empfinden für das, was Sünde in Gottes Augen ist: „... wie sollte ich dieses große Übel tun und gegen Gott sündigen?“ (1. Mo 39,9). Er schämte sich nicht, dieser Frau das ganz klar zu sagen. Würden wir nicht vor mancher Sünde bewahrt bleiben, wenn wir immer vor Augen hätten, dass der Herr jede einzelne unserer Sünden an seinem Leib auf dem Kreuz tragen musste (1. Pet 2,24)? Jede Sünde ist eine Beleidigung Gottes und schmerzt Ihn.
  3. Joseph hatte den Mut zur Flucht: Die Frau Potiphars ließ nicht locker. Sie kannte alle Tricks. Sie wusste um die Waffen einer Frau. Und sie setzte diese geschickt ein. Die Welt handelt nicht anders. Irgendwann muss doch jeder Christ mal schwach werden?! Muss er nicht! Joseph tat das einzig Richtige. Er ließ sich gar nicht erst auf einen Kampf ein. Er floh. Flucht klingt nach Feigheit, ist es aber nicht! Joseph war kein Schwächling. Im Gegenteil. Er war ein wirklicher Mann. In solchen Situationen beweisen wir – ob Mann oder Frau – Mut, wenn wir die Flucht ergreifen. Das Neue Testament fordert uns mehrfach zur Flucht auf (1. Kor 6,18; 10,14; 1. Tim 6,11; 2. Tim 2,22). Joseph wusste: Wenn ich bleibe, werde ich das Feld als Verlierer verlassen.

Der Sieg Josephs lag in diesen drei Punkten begründet. Das wird bei uns nicht anders sein. Der Herr Jesus will uns dabei helfen, siegreich zu sein und uns nicht von der Welt überwinden zu lassen. Wir können „mehr als Überwinder“ sein durch den, der uns geliebt hat (Röm 8,37). Wir wollen solche sein, die die Welt überwinden: „ … und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube“ (1. Joh 5,4).

„Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus!“ (1. Kor 15,57).

ernst-august bremicker