Der Blick unseres Heilands

Der Blick unseres Heilands

Wir alle kennen die Wirkung eines Blickes. Es gibt z.B. das Sprichwort: „Wenn Blicke töten könnten ...“. Ein solcher Blick ist uns unangenehm. Aber wir kennen auch den liebevollen Blick unserer Mutter oder unseres Ehepartners oder unserer/s Verlobten. Vielleicht erinnern wir uns auch an den Blick unseres Vaters nach einem Verhalten, das ihm überhaupt nicht gefallen hat. Blicke haben eine Wirkung auf uns.

Auch unser Heiland blickte den Menschen, mit denen er umging "in die Augen". Der Herr Jesus war als vollkommender Mensch hier auf der Erde, der auch menschliche Empfindungen kannte - nur viel intensiver, da Er im Gegensatz zu uns auch die Beweggründe und Gedanken der Menschen sah. Zudem waren seine Empfindungen nicht durch Sünde "abgestumpft".

Wenn der Herr Jesus einen Menschen anblickte, geschah dies aus einem Herzen heraus, das gleichzeitig von Gottes Liebe und von Gottes Herrlichkeit erfüllt war. Gott ist Liebe (1. Joh 4,8), aber auch Licht (1. Joh 1,5) und zu rein von Augen, um Böses zu sehen (Hab 1,13). Diese beiden Wesenszüge Gottes werden wir auch im Auftreten des Herrn Jesus immer erkennen - auch in seinem Blick. 

Jesus aber blickte ihn an, liebte ihn und sprach zu ihm: Eins fehlt dir; geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach! (Mk 10,21)

Unser Heiland-Gott "will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen" (1. Tim 2,4). Der Herr Jesus ist auf diese Erde gekommen, um am Kreuz auf Golgatha zu sterben, damit Menschen errettet werden können. So war es der Ratschluss Gottes, der vor Grundlegung der Welt gefasst wurde. Während der Herr Jesus hier auf der Erde lebte, begegnete Er täglich Menschen. Für diese Menschen hatte der Herr Jeus ein Herz voller Liebe. In Markus 6,34 lesen wir:"Und als er ausstieg, sah er eine große Volksmenge und wurde innerlich bewegt über sie, weil sie wie Schafe waren, die keinen Hirten haben.“ Der Herr Jesus sah mit einem Herzen voller Liebe und Mitgefühl auf die Menschen, die Ihn umgaben.

Er sah aber auch die einzelne Seele, die einen Retter brauchte: „Jesus aber blickte ihn an, liebte ihn und sprach zu ihm: Eins fehlt dir; geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach!“ (Mk 10,21).

Dieser suchende junge Mann war zum Herrn Jesus gekommen. Leider mit einer falschen Einstellung, die dem ins Herz blickenden Heiland nicht verborgen blieb. Diesen Menschen traf ein Blick voller Liebe. Zwar ging er betrübt hinweg, denn er war reich und wollte seinen Reichtum (zunächst) noch nicht aufgeben. Aber ich denke, der Blick des Heilands hat ihn noch verfolgt – vielleicht war dieser Blick nicht vergebens in sein Herz gedrungen.

Haben wir auch einen Blick der Liebe für die Menschen um uns her? Wenn wir die ersten Verse von Epheser 2 lesen, wird uns deutlich, wo wir herkamen, was mit uns los war, aber auch, was aus uns geworden ist (Vers 4), und das sollte uns zu Lob und zur Anbetung Gott gegenüber führen. Aber es sollte uns auch dahin bringen, an die zu denken, die diese Errettung noch nicht erfahren haben. Hätten wir mehr ein solches Herz und einen solchen Blick der Liebe wie unser Heiland, vielleicht würde mancher heute noch ein Christ.

Ein Blick im Zorn

Ja, auch einen Blick im Zorn hat unser Heiland gekannt. „Und er blickte auf sie ringsum mit Zorn, betrübt über die Verstocktheit ihres Herzens“ (Mk 3,5). Der Herr Jesus wollte den Menschen, besonders denen aus dem Volk der Juden, nur Gutes tun, aber sie lehnten Ihn kategorisch ab. Sie wollten Ihn und seine Gnade einfach nicht. Manchmal können auch wir zornig werden, wenn einer einfach nicht will. Wir haben ihm schon zigmal den Retter vorgestellt, aber er will einfach nicht. Steht uns dann auch ein Blick voll enttäuschtem Zorn zu, weil man unser Zeugnis nicht annehmen wollte? Ich denke nicht. Denken wir lieber daran, welche Mühe der Heiland mit uns manchmal hat. Wie viele Male hat Er uns schon das eine oder das andere gezeigt, aber wir haben es immer noch nicht getan oder gelassen. Müsste Er da nicht auch auf uns mit Zorn blicken, betrübt über die Verstockung unseres Herzens? Möge der Herr es schenken, dass so ein Blick bei uns nicht nötig ist.

Ein Blick, der veränderte

Der Herr Jesus kennt jeden mit Namen. Er kennt nicht nur unseren Namen, er weiß auch, wo wir herkommen, ja Er kennt uns durch und durch. Vor Ihm können wir nichts verbergen. Als Petrus durch seinen Bruder Andreas zum Herrn Jesus geführt wurde (übrigens ist es auch unsere erste Aufgabe, in unserem engsten Familienkreis zu evangelisieren), brauchte Ihm nicht gesagt zu werden, mit wem Er es zu tun hatte: „Jesus blickte ihn an und sprach: DU bist Simon, der Sohn Jonas“ (Joh 1,42). Er sagte Petrus, wer er war, woher er kam und was aus ihm werden würde.

Der Blick des Herrn Jesus verändert. Einen Sünder, den dieser Blick zur Bekehrung führt, aber auch uns, wenn wir uns auf einer falschen Bahn befinden.

Ein Blick mitten ins Herz

In unserem Leben kennen wir alle auch solche Blicke. In einem Volkslied lautet der Refrain: „Deine Blicke trafen mich mitten ins Herz.“ Ein Mann ist von dem Blick einer Frau so getroffen, dass er nicht mehr klar denken kann. Wir erinnern auch noch einmal an den enttäuschten Blick eines Vaters, dessen Kind sich absolut nicht so verhalten hat, wie der Vater es wünscht. Ein solcher Blick sagt und bewirkt manchmal mehr als eine körperliche Züchtigung, denn er lässt uns einen Blick ins Herz und auf die Empfindungen unseres Vaters werfen.

Der Herr Jesus hat einen seiner Jünger auch so angesehen. Mit einem Blick, aus dem der ganze Schmerz und die Enttäuschung (wenn man das so sagen darf, denn der Herr Jesus wurde von dem Verhalten natürlich nicht überrascht, sondern Er hatte es schon vorausgesagt) sprachen.

„Und der Herr wandte sich um und blickte Petrus an; und Petrus erinnerte sich an das Wort des Herrn, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn heute kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich“ (Lk 22,61.62).

Was muss das für ein Blick gewesen sein! Ein Mann, der mit voller Überzeugung gesagt hatte, dass er den Herrn Jesus auf keinen Fall verleugnen würde, und der doch völlig versagt hatte, brach unter dem Blick des leidenden Heilands völlig zusammen. Was für ein heilsamer Blick!

Kennen wir auch solch einen „Blick“ unseres Retters? Vielleicht trifft uns ein Bibelwort auf dem Kalender oder in den Zusammenkünften ins Gewissen. Dann spricht der Herr zu uns, der für uns am Kreuz gelitten hat! Musste dich schon ein solcher Blick treffen, weil du dich auf einem Weg befindest, der deinen Retter verunehrt? Oder ist dein Herz vielleicht mittlerweile so hart, dass dich kein Blick mehr wirklich treffen kann? Petrus traf der Blick mitten ins Herz. Dieser Mann, gewöhnt an harte Fischerarbeit, den so schnell nichts umhauen konnte, der bestimmt auch nicht zimperlich war, brach in Tränen aus. Es flossen bittere, aber auch heilsame Tränen, denn diese Erfahrung brachte ihn letztlich zurück zu seinem Heiland.

Wenn der Herr Jesus durch Worte oder andere Umstände so ernst zu uns redet, ist es gut, wenn wir auch solche bitteren/ heilsamen Tränen (innerlich oder äußerlich) vergießen. Öffne doch dein Herz für die Liebe des Herrn, damit du wieder neu seine Nähe spüren und dich in seiner Nähe wohl fühlen kannst.

Wenn wir so über den Blick unseres Heilands nachdenken, dann trifft das Wort Davids aus Psalm 34 auch auf uns zu: „Sie blickten auf ihn und wurden erheitert, und ihre Angesichter wurden nicht beschämt.“