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Augen und Ohren verschließen

Frage: ,,In Jesaja 33,15heißt es: 'Wer sein Ohr verstopft, um nicht von 1. Bluttaten zu hören, und seine Augen verschließt, um Böses nicht zu sehen: der wird auf Höhen wohnen, Felsenfesten sind seine Burg ...' Ist damit gemeint, tatsächlich die Augen vor z. B. Mordtaten, Vergewaltigungen, Schlägereien usw. zu verschließen oder einfach wegzuhören, oder ist damit das interessierte (manchmal auch lustvolle) Zuschauen (z. B. Filme) und Zuhören gemeint? - Ich meine, wir können doch nicht wegschauen von solchen Greueltaten, die uns ja tagtäglich in den Zeitungen und dem Rundfunk serviert werden. Oder?"

Antwort: Wenn man den Text in Jesaja 33,15 liest, kommt man unter den Eindruck, daß das bloße Zur-Kenntnis-Nehmen böser Dinge, nämlich das Hören von Bluttaten und das Sehen von Bösem, bereits Sünde ist. Hierbei muß man jedoch sorgfältig unterscheiden:

1. Gemeint ist in dieser Stelle zuerst einmal die bewußte Zurückweisung einer aktiven Teilnahme an den genannten Sünden. Das trifft auch für die beiden vorhergehenden Satzteile zu: „Wer den Gewinn der Bedrückungen verschmäht; wer seine Hände schüttelt, um keine Bestechung anzunehmen". Das Ohr vor Bluttaten zu verstopfen, bedeutet daher, es abzulehnen, in Mordpläne eingeweiht zu werden, oder sogar, Sich an einem Mord zu beteiligen. Das Verschließen der Augen, um Böses nicht zu sehen, bedeutet ebenfalls, sich nicht an Bösem zu beteiligen und sich nicht daran zu freuen, ob es nun andere ausführen oder jemand selbst aktiv daran beteiligt ist. In diesem Sinn übersetzt auch Prof. Hermann Menge diese Stelle so: ,,Wer seine Ohren verstopft, so daß sie nicht auf Mordpläne hörten, und seine Augen verschließt, so daß sie nicht wohlgefällig nach Bösem  ausschauen."

2. Dieser Vers bedeutet also durchaus nicht, daß die Kinder Israel und die Richter in Israel über das Böse hinwegsehen sollten, sondern ganz im Gegenteil, sie sollten das Böse aufspüren und entsprechend aus ihrer Mitte schaffen.


3. Eine Anwendung dieser Stelle können wir sicherlich in dem Sinn machen - wenn es auch nicht die eigentliche Auslegung ist -, daß wir es bewußt ablehnen, die Darstellung von Gewalttaten und/oder sonstigen Verdorbenheiten in Filmen oder ihre Beschreibung in Büchern zur Kenntnis zu nehmen. Aus Gottes Wort wissen wir, daß die Bosheit des menschlichen Herzens sehr groß ist: „Und der HERR sah, daß des Menschen Bosheit groß war auf Erden, und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag" (1. Mo 6,5). Einige Verse weiter heißt es: „Und die Erde war verderbt vor Gott, und die Erde war voll Gewalttat. Und Gott sah die Erde, und siehe, sie war verderbt; denn alles Fleisch hatte seinen Weg verderbt auf Erden" (V. 11.12). Wegen dieser Gewalttat und der völligen moralischen Verdorbenheit hat Gott damals die gesamte Menschheit außer Noah und seiner Familie durch die Flut gerichtet. Gewalttat und Verdorbenheit sind hier eine Zusammenfassung der Sünden, die die Menschen damals vor der Flut ausübten. Müssen wir nicht sagen, daß die heutige Zeit ebenfalls diese Charakterzüge trägt?


Wir sollten uns daher sehr bewußt allen negativen Einflüssen entziehen, wo immer es möglich ist, sonst werden wir Schaden erleiden. Gottes Wille ist unsere Heiligkeit (Eph 5,3; 1. Thes 4,3). Dem Reinen verheißt Gottes Wort große Segnungen (Jes 33,16.17). Wir wollen uns ermuntern, uns von aller Art des Bösen fernzuhalten (1. Thes 5,22).