Ich habe ein Problem

"Alle Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung sei von euch weggetan, samt aller Bosheit" (Eph 4,31)
Nein, bei mir läuft nicht alles "wie geschmiert". Ich im Alltag große Schwierigkeiten, meinen Zorn und meine Wut zu beherrschen. Es ist mir scheinbar unmöglich, in Streitsituationen — die für mich bei mehreren Kleinkindern täglich vorhanden sind — meine Gefühle in die richtigen Bahnen zu lenken. Manchmal richtet sich mein Ärger dann sogar gegen Gott selber. Bin ich wieder ruhiger geworden, fange ich häufig an zu verzweifeln, da die Früchte schon in unserer Familie sichtbar sind und mein Leben meinen Herrn so verunehrt!

Liebe(r) A.K.,
Sie sprechen auf Ihrer Karte ein Problem an, das häufig anzutreffen ist, leider auch bei jungen Christen. Sie haben bereits den ersten Schritt in die richtige Richtung getan, indem Sie sich eingestehen, dass Sie an Zorn- und Wutzuständen leiden. Die meisten Menschen wollen das nämlich zunächst gar nicht wahrhaben ("Was, ich soll an Zorn und Wut leiden? Nein, wenn die anderen mir das Leben nicht so schwer machen würden, dann wäre alles in Ordnung...!"). Sie schreiben auch von den Umständen, in denen diese auftreten, nämlich in täglichen Stress-Situationen mit mehreren kleinen Kindern. Das kann ich mir gut vorstellen. Wie Sie weiterhin erwähnen, neigen solche Gefühle dazu, sich zu verstärken. Auch schreiben Sie, dass sich Ihr Ärger manchmal sogar gegen Go selbst richtet. Und schließlich erwähnen Sie auch ehrlich Ihre Reaktion, wenn Sie die verheerenden Folgen sehen: es überkommt Sie nämlich Verzweiflung und Kummer.
Ich hoffe sehr, dass Ihnen bei der Bewältigung dieses Problems einige allgemeine Informationen und Ratschläge weiterhelfen.
Wenn sich Zorn und Wut äußern, sind die tieferen Ursachen eigentlich immer "Gefühle von Feindseligkeit", deren man sich meist gar nicht bewusst ist, weil ihre Wurzeln häufig in die Vergangenheit, oft in die frühe Jugend, zurückreichen. Diese Gefühle äußern sich durch entsprechendes Abreagieren und Übertragen auf andere, so auch auf Gott. Das ganze wird durch entsprechende Faktoren ausgelöst, wobei zu den häufigsten Faktoren Stress zählt.
Weitere mögliche Ursachen sind u.a. Ablehnung durch die Eltern (die beim Kind zu einer Haltung der Auflehnung führt), dann belastende Arbeitssituationen und körperliches Unwohlsein. Wenn gewisse "psychische Schwachstellen" unter Druck kommen, reagiert man sich ab auf andere (mittels Zorn, Wut, Aggression), oder man reagiert negativ gegen sich selbst, wodurch (häufig) Depressionen auftreten. Sehr wichtig ist, dass man sich dieser Vorgänge bewusst wird.

Ich möchte Ihnen gern folgende kurze Ratschläge geben:
1. Versuchen Sie herauszubekommen, welche belastenden Faktoren die entscheidende Rolle bei Ihnen spielen, wenn Zorn und Wut auftreten, und zwar indem Sie darüber beten oder auch mit einer Person Ihres Vertrauens sprechen.
2. Unternehmen Sie etwas, um den Druck zu vermindern, indem Sie sich Ruhepausen gönnen und eine Regelmäßigkeit in alle Ihre Aufgaben bringen; vielleicht können Sie auch bestimmte Aufgaben an andere delegieren.
3. Leiten Sie Schritte ein, wodurch Ihre psychische Tragfähigkeit erhöht wird, so dass eine gewisse Stabilität eintritt.
4. Üben Sie sich in einer anderen Haltung zu Ihren Kindern, indem Sie sich weniger über sie ärgern. Geben Sie den Kindern Regeln vor, und achten Sie darauf, dass diese von ihren Kindern eingehalten werden. Dabei sollten Sie sich immer vor Augen halten, dass Kinder keine Erwachsenen sind und sich deshalb anders verhalten dürfen.

Seien Sie sich darüber im klaren, dass Sie für diese Punkte Zeit brauchen. All das geht nicht von heute auf morgen.
Zur Ermutigung möchte ich Ihnen das Lesen und Bedenken folgender Bibelstellen empfehlen: Zunächst Philipper 4,8 (der Nachdruck liegt auf einer positiven Einstellung der Gedanken, und zwar zur Ehre des Herrn); weiterhin Hebräer 13,5b und Jesaja 41,10 (Hilfe und Unterstützung durch den Herrn) und schließlich Galater 5,22 (beachten Sie, dass die Frucht des Geistes das Ergebnis der Bemühungen und der Leitung des Geistes ist; nicht umsonst wird als letzter Teil dieser neunfachen Frucht die Enthaltsamkeit [oder: Selbstbeherrschung] erwähnt!).
Unser Gebet ist, dass diese Überlegungen Ihnen und weiteren Leserinnen und Lesern von FOLGE MIR NACH eine kleine Hilfestellung bieten. Gern sind wir bereit, Ihnen weiter behilflich zu sein, falls Sie dies wünschen. Bitte nehmen Sie in diesem Fall Verbindung mit uns auf.
Ihr Cor Reumerman