Tunnel-Lektion

Jahrelang hatten wir als Familie im Flachland gelebt. Dann wies uns Gott einen neuen Arbeits- und Lebensraum im Südwesten unseres Landes an. Von der neuen Heimat ist es ein Katzensprung bis in die schöne Schweiz, die wir bis dahin nur von Postkarten oder begeisterten Reiseerzählungen lieber Freunde kannten. Unvergesslich wird uns unsere erste Reise durch dieses Land bleiben. Es gab so vieles zu sehen: schneebedeckte Berge, grüne Almen und viele Seen. Auf unserer Reise durchfuhren wir manch einen Tunnel. Unsere Kinder schrieben sie alle auf. Ich glaube, es waren 47. Später fiel uns auf, wie diese Tunnel manchmal Situationen in unserem Leben gleichen. Darf ich diesen Vergleich einfach einmal auf Dein Leben übertragen?
=> Aus dem hellen Tag geht es in die Dunkelheit hinein. So gibt es auch in Deinem Leben Zeiten der Dunkelheit, der Not, der Schwierigkeiten und Probleme. Aber nur auf diesem Weg kommst Du durch den Berg. Nie jedoch ist ein Tunnel ganz dunkel. Es brennen immer einige Lichter. So scheint auch in Deine Schwierigkeiten die Gnade und Liebe Deines himmlischen Herrn hinein.
=> Manchmal siehst Du dieses himmlische Licht nicht? Dann setze doch einfach mal Deine Sonnenbrille ab — das vergisst man leicht beim Einfahren in den Tunnel —, sofort sieht alles wieder heller aus. Es gibt auch getrübte Blicke, an denen wir selbst schuld sind.
=> An vielen Tunneleingängen steht der Name des Tunnels. So haben auch Deine "Tunnel" oft ganz bestimmte Namen: Krankheit, Traurigkeit, Unverstandensein, Alleinsein, Gegnerschaft, Pubertät ... Aber manchmal kommen auch Tunnel, die keinen Namen haben: da weißt Du vielleicht selbst nicht, wie Du das ganze Elend, das Dich beschleicht, bezeichnen sollst ("Weltschmerz?"). Und doch ist Gott auch im namenlosen Elend gegenwärtig!
=> Oft ist an den Tunneln auch deren Länge angegeben: Manche sind nur einige hundert Meter lang, andere viele Kilometer. So weißt Du manchmal schon vorher, wie lange eine Übung dauern wird (z.B. Militärzeit). Ist es nicht Güte Gottes, wenn Er Dir vorher schon klarmacht, dass die Not eine zeitliche Begrenzung hat?
=> Manchmal gibt es in einem Tunnel zusätzliche Probleme: da gibt es eine Baustelle, wo Du langsamer fahren musst (dabei willst Du ja eigentlich so schnell wie möglich wieder raus aus der Dunkelheit), oder einen Unfall oder eine enge Kurve. Du denkst dann vielleicht in Deinen Umständen: "Ist es nicht schon schlimm genug, dass Gott Nöte in meinem Leben zulässt? Und dann gibt es noch zusätzliche Schwierigkeiten!" — Aber auch das darfst Du Deinem Gott sagen. Er hat bei allem, was Er tut, Gedanken des Segens für Dich.
=> In den Tunneln der Alpen waren wir fast nie allein. Andere Autofahrer waren da und erhellten mit ihren Lichtern zusätzlich die Dunkelheit. So siehst auch Du um Dich her Menschen, die durch ihre Anwesenheit Deinen Lebensweg erhellen. Siehst Du sie?
=> Und jetzt noch das Schönste: Jeder Tunnel hat ein Ende! Und dann genießt Du die Helligkeit und die Sonne viel mehr als vorher. Auch Deine Schwierigkeiten gehen einmal zu Ende, und gerade nach der Dunkelheit von Prüfungen darfst Du vermehrte Freude in und an Gott haben.
Noch einen Tunnelvers zum Abschluss aus Psalm 139: "Auch Finsternis würde vor dir nicht verfinstern, und die Nacht würde leuchten wie der Tag, die Finsternis wäre wie das Licht."
Andreas Meißner