Mehr als ein Dialektproblem

Ein Tourist berichtete, wie er im Nahen Osten einmal an einem Brunnen, wo Hirten ihre Schafe tränkten, haltgemacht hatte, um einige Fotos zu machen.
"Die Herden", so erzählte er, "die drei verschiedenen Hirten gehörten, stießen sich da herum, um an die Steintröge zukommen, die mit dem begehrten frischen Wasser gefüllt waren. Als ich all diese Schafe sah, wie sie durcheinandertrampelten und sich hin- und herstießen, fragte ich mich, wie wohl jeder Hirte seine Schafe wiedererkennen würde. Aber als die Tiere fertig waren mit Trinken, nahm einer der Hirten seinen Stab und rief: "Mehn-ah!" (Folgt mir!). So fort setzten sich seine Schafe ab und sammelten sich hinter ihm. Dann rief der zweite Hirte: "Mehn-ah!", und bald war auch er von seinen Schafen umgeben. Darauf fragte ich den dritten Hirten, ob seine Schafe mir wohl folgen würden. Seine Antwort war einfach "Versuchen Sie es!" Ich rief: "Mehn-ah! Mehnah!". Die Schafe hoben die Köpfe, sahen mich (wie es mir schien) erstaunt an, aber nicht eines rührte sich. "Folgen sie niemand anders als Ihnen?" fragte ich ihn. - "Nie! Höchstens, wenn ein Schaf krank ist; sonst folgt es nie einem anderen."
Aus "Der Herr ist nahe"