Die letzten Tage

In den zurückliegenden Monaten haben wieder einschneidende Veränderungen stattgefunden. Im September letzten Jahres unterzeichneten der israelische Ministerpräsident Rabin und der Palästinenserführer Arafat einen Friedensvertrag. Zwei Wochen später löste Präsident Jelzin das russische Parlament auf. Wir gewöhnen uns an solche durchgreifenden Ereignisse, ohne dass wir im allgemeinen länger darüber nachdenken.

Doch gerade in solch dramatischen Tagen stellen wir uns die Frage: Ist es bald so weit, dass der Herr Jesus wiederkommt? Sind es wirklich die letzten Tage, in denen wir leben?

Der Ausdruck "die letzten Tage" kommt in den Briefen des Neuen Testaments nur dreimal vor, und zwar in 2. Timotheus 3,1; Jakobus 5,3 und 2. Petrus 3,3. Wir wollen uns heute einmal fragen, welche Zeit z.B. der Apostel Petrus damit gemeint hat. Er nennt in seinem zweiten Brief in Kapitel 3 einige Kennzeichen dieser letzten Tage:

"Diesen zweiten Brief, Geliebte, schreibe ich euch bereits, in welchen beiden ich durch Erinnerung eure lautere Gesinnung aufwecke, damit ihr gedenket der von den heiligen Propheten zuvor gesprochenen Worte und des Gebotes des Herrn und Heilandes durch eure Apostel; indem ihr zuerst dieses wisset, dass in den letzten Tagen Spötter mit Spötterei kommen werden, die nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: Wo ist die VerheiBung seiner Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so von Anfang der Schöpfung an. Denn nach ihrem eigenen Willen ist ihnen dies verborgen, dass von alters her Himmel waren und eine Erde, entstehend aus Wasser und im Wasser durch das Wort Gottes, durch welche die damalige Welt, vom Wasser überschwemmt, unterging.

Die jetzigen Himmel aber und die Erde sind durch sein Wort aufbewahrt, für das Feuer behalten auf den Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen" (V. 1-7):

Der Apostel wollte die Empfänger seines Briefes gerne wachrütteln: sie sollten sich an die Worte der Propheten (des Alten Testaments) und die Gebote des Herrn und Heilandes durch die Apostel (des Neuen Testaments) erinnern. Ob jemand von uns diese Aufforderung wohl ausreichend beachtet? Das Wort Gottes stärkt unseren Glauben. Das haben wir in den letzten Tagen sehr nötig. Es ist gut, dieses Wort für sich selbst zu lesen und darüber nachzudenken, es ist aber auch gut, Gelegenheiten zu nutzen, wo wir das zu mehreren gemeinsam tun können. Das bewirkt echte, bleibende Gemeinschaft.

SPÖTTER

Woran kann man die letzten Tage erkennen? Wir sollen zuerst wissen, d.h. besonders auf eine Erscheinung achten, dass nämlich in dieser Zeit "Spötter mit Spötterei kommen werden". Hat es nicht immer schon Spötter gegeben? Das Alte Testament spricht häufig über solche Menschen. Doch hier geht es um eine besondere Art von Spöttern:

1. Sie leugnen die Verheißung der Ankunft des Herrn Jesus. Das schließt in sich, dass sie eine gewisse Kenntnis der Bibel haben. Ich denke hier an Menschen, die sich Christen nennen, aber nicht an das Kommen Christi glauben. Sie treiben ihren Spott mit den klaren Aussagen der Schrift.

2. Sie sagen, dass alles von Anfang der Schöpfung an so bleibt. Was verstehen sie wohl unter dem Begriff "Schöpfung"? Manche Menschen sprechen auch vom Erhalt der "Schöpfung", doch bedeutet das, dass sie damit schon an einen Schöpfer glauben?
Das Prinzip "es bleibt alles so" nennt man das "Uniformitätsprinzip". Danach hätte sich seit der "Schöpfung" nichts Entscheides mehr verändert. Jedenfalls hätte Gott danach nicht mehr lenkend in die Geschichte eingegriffen.

3. Was diese Spötter nicht wissen, ist dieses: Es gibt seit langer Zeit Himmel, und
eine Erde, die aus dem Wasser und im Wasser durch das Wort Gottes entstanden ist. Damit meint Petrus die Erschaffung und Zubereitung der Erde, wie sie in 1. Mose 1 beschrieben wird.

4. Außerdem wissen sie nicht, dass dieselbe Erde ("die damalige Welt" vor der Flut) durch eine weltweite Flutkatastrophe untergegangen ist.
Das wird uns in 1. Mose 6-8 sehr ausführlich beschrieben.

NACH IHREM EIGENEN WILLEN

Schade, dass diese Spötter das nicht wissen. Sie könnten es wissen. Doch sie sind nicht daran interessiert. Nach ihrem eigenen Willen ist ihnen das verborgen. Was hindert sie den denn daran, es zu wissen? Sollen sie wirklich Gottes Eingreifen in der Schöpfung und in der Sintflut, ja, Seine Existenz anerkennen? Das würde eine völlige Änderung ihres ganzen Denkens und Lebens bedeuten. Sie könnten nicht mehr "nach ihren eigenen Lüsten wandeln" (V. 3). Das aber wollen sie,ohne es einzugestehen.

KEINE SCHÖPFUNG?

In gewisser Hinsicht kann man sagen, dass unser "modernes Zeitalter" etwa in der Mitte des vorigen Jahrhunderts seinen Anfang genommen hat, als Charles Darwin 1859 sein aufsehenerregendes Buch "The Origin of Species" (Der Ursprung der Arten) veröffentlichte. Die Hauptthese dieses Buches war, dass sich alle Lebewesen über sehr lange Zeiträume aus einem gemeinsamen Urahn entwickelt hätten.
Und damit meinte man, das Eingreifen Gottes in der Erschaffung der Erde vor einigen Jahrtausenden in das Reich der Fabeln verwiesen zu haben.
Das Erschreckende ist aber, dass nicht nur solche "Wissenschaftler", die mit der Bibel nichts anfangen können, die Evolutionstheorie aufnahmen, sondern vor allem auch Leute, die es aufgrund ihrer Kenntnis der Bibel hätten besser wissen können. Bis zur Jahrhundertwende glaubte man im allgemeinen noch an einen Schöpfer-Gott und an eine weltweite Sintflut, doch dann öffnete man sich mehr und mehr dem evolutionistischen Gedankengut. Und schließlich leugnete man
(a) die Erschaffung der Erde (V. 5)
(b) den Untergang der "damaligen" Welt durch die Flut (V. 6) und daher auch
(c) die zukünftige Auflösung des gegenwärtigen Himmels und der Erde durch das kommende Gericht Gottes (V. 7).

Die Leugnung der Flut ist von elementarer Bedeutung, weil sie die geschichtliche Zuverlässigkeit der Bibel antastet. So leugnet die moderne Theologie ja im besonderen die geschichtliche Zuverlässigkeit von 1. Mose 111. Und wer diese leugnet, muss auch die vielen Zitate und Anspielungen auf diese Kapitel im Neuen Testament anders auslegen. Mehr als einmal hat der Herr Jesus selbst sich in den Evangelien auf Begebenheiten dieser Kapitel bezogen! Wusste Er nicht, worüber Er sprach?

Spötter haben seit der Abfassung dieses Briefes gespottet. Doch seit einigen Jahrzehnten begründen sie ihren Spott mit der Behauptung, dass es keine weltweite Flut gegeben habe. Diese Prophezeiung des Apostels Petrus erfüllt sich also in unseren Tagen. Das erinnert uns an die Worte des Herrn Jesus in Lukas 4,21: "Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt."

Und wenn es keine Flut gegeben hat, dann ist die Beschreibung von der Erbauung der Arche durch Noah auch ein Märchen. Wenn es sich bestätigen sollte, dass die Arche auf dem Berg Ararat in der Türkei unter Eis begraben ist - und es gibt Hinweise von Augenzeugen für diese Annahme -, dann hätten die Spötter weniger zu spotten. Ob sie trotzdem weiter an eine Evolution glauben würden?

DIE TAGE VOR DER FLUT

In Matthäus 24,36-39 vergleicht der Herr Jesus Christus die Tage, die Seinem Kommen unmittelbar vorausgehen werden, mit den Tagen, in denen Noah die Arche baute, bis er schließlich in sie hineinging: "Von jenem Tage aber und jener Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel der Himmel, sondern mein Vater allein. Aber gleichwie die Tage Noahs waren, also wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. Denn gleichwie sie in den Tagen vor der Flut waren: sie aßen und tranken, sie heirateten und verheirateten, bis zu dem Tage, da Noah in die Arche ging, und sie es nicht erkannten, bis die Flut kam und alle wegraffte, also wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein."

Er sagt hier, dass niemand den Zeitpunkt Seines Kommens weiß, nennt aber deutliche Kennzeichen der Zeitspanne, die Seinem Kommen vorausgeht: Der wesentliche Lebensinhalt dieser Menschen würde in Essen, Trinken und Heiraten bestehen.
An sich sind diese Dinge nicht verwerflich — ganz im Gegenteil: sie sind Segnungen, die Gott uns Menschen geschenkt hat —, doch wenn Menschen für nichts anderes leben und Gott und Sein Handeln in ihrem Denken keinen Platz hat, dann ist ihr Lebensziel verfehlt. Gott hat den Menschen geschaffen, dass er Ihm diene.
Die letzten Tage sind die Tage, die dem Kommen des Herrn vorausgehen. Und wenn das Eingreifen Gottes in die Geschehnisse hier auf der Erde in den Köpfen der meisten Menschen um uns herum keinen Platz mehr hat, sondern ihre Prioritäten völlig diesseitig ausgerichtet sind, so ist das für einen Jünger Jesu kein Grund, sich anzupassen.

Im Gegenteil: Gerade das ist für uns der Beweis, dass unser Herr bald kommt. Wir wollen uns ermuntern, diesem Herrn entschieden nachzufolgen und Ihm zu dienen.
Werner Mücher