Bibel praktisch

Stanislav Petrow - Ein Denkmal für den Mann, der die Welt rettete

 Neulich fiel mein Blick auf der Internetseite der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf die Schlagzeile „Ein Denkmal für den Mann, der die Welt rettete“. Mein erster Gedanke war: Oh, die FAZ schreibt einen Artikel über Jesus Christus? Weit gefehlt. Der Artikel handelte von dem russischen Offizier Stanislaw Petrow[1]. Kennst du nicht? Dann geht es dir wie den meisten Menschen. Dabei hat die Menschheit ihm viel zu verdanken – seit jener Nacht im September 1983 mitten in der Hochphase des Kalten Krieges ...

 

Der geschichtliche Hintergrund

Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939–1945) entwickelte sich ein jahrzehntelanger Ost-West-Konflikt, bei dem es letztlich um die Vormachtstellung in der Welt ging. Die Westmächte wurden angeführt von den USA, die Ostmächte von der damaligen Sowjetunion. Weil es während der weltpolitischen Auseinandersetzung zwischen diesen beiden Supermächten nie zu einem direkten militärischen Krieg kam, spricht man von einem Kalten Krieg. Während dieser angespannten Jahrzehnte stand die Welt jedoch mehrere Male unmittelbar vor einem „heißen Krieg“, der nichts anderes als ein dritter Weltkrieg gewesen wäre. Dass es im Jahr 1983 nicht dazu kam, ist – menschlich gesehen – das Verdienst von Stanislaw Jewgrafowitsch Petrow.

Oberstleutnant Petrow hatte in der Nacht zum 26. September 1983 Dienst im Raketen-Frühwarnzentrum in der Nähe von Moskau. Kurz nach Mitternacht schrillt plötzlich die Alarmsirene: Das russische Warnsystem meldet den Start einer amerikanischen Atom-Rakete in Montana (Bundesstaat in den USA), die 28 Minuten später in Russland einschlagen würde. Greifen die USA die Sowjetunion mit Atomwaffen an? Für diesen Fall ist der sofortige atomare Gegenschlag vorgesehen. Im Kontrollzentrum richten sich die Blicke aller Mitarbeiter auf den verantwortlichen Offizier Stanislaw Petrow. Was würde er tun? Petrow muss eine weitreichende Entscheidung fällen. Die vielleicht wichtigste Entscheidung des 20. Jahrhunderts, wie manche später meinen. Niemals sei die Welt der atomaren Apokalypse näher gewesen als in dieser Nacht. Die Last eines drohenden Atomkriegs liegt schwer auf Petrows Schultern. Und er muss schnell reagieren.

Doch Petrow verfällt nicht in Panik, sondern analysiert nüchtern die Lage. Er kann sich nicht vorstellen, dass die Amerikaner mit einer einzelnen Atomrakete angreifen würden. So entschließt er sich, die Warnung des Computersystems als falschen Alarm zu werten und der Militärführung einen Fehlalarm zu melden. Als studierter Ingenieur kennt er die Tücken der Technik; er misstraut den Riesenrechnern und verlässt sich auf seinen Instinkt. Auch als das Überwachungssystem kurze Zeit später den Start weiterer amerikanischer Flugkörper meldet, bleibt Petrow trotzdem bei seiner Einschätzung – und liegt damit richtig. Wie sich später herausstellte, hatten technische Probleme zu dem Fehlalarm geführt: Reflektierte Sonnenstrahlen waren von dem Computersystem anscheinend als Raketen interpretiert worden.

 

Der Retter der Welt

Stanislaw Petrow hat mit seinem besonnenen Verhalten die Welt vor einem Atomkrieg gerettet. Die Bibel beschreibt uns eine andere Person, die in einem ganz anderen, absoluten Sinn die Welt rettete: Jesus Christus. Sein Name ist Programm: Der griechische Name „Jesus“ kommt aus dem Hebräischen und bedeutet „Der Herr ist Rettung“. Gott hatte diesen besonderen Namen für seinen Sohn vorgesehen. Deshalb ließ Er schon vor Jesu Geburt Joseph durch einen Engel ausrichten: „Du sollst seinen Namen Jesus nennen“ mit der Begründung, „denn er wird sein Volk erretten von ihren Sünden“ (Mt 1,21).

Später sagte Jesus einmal über sich selbst: „Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn errettet werde“ (Joh 3,17). Wodurch sollte dies geschehen? Indem Er am Kreuz stellvertretend für unsere Sünden gestorben ist. Durch den persönlichen Glauben an den Herrn Jesus Christus und an seinen Tod werden wir von unseren Sünden befreit – wir werden gerettet. Ja, Jesus Christus ist „wahrhaftig der Heiland [= Retter] der Welt“ (Joh 4,42)!

 

Ein vergessener Held

Stanislaw Petrow hat für sein umsichtiges Handeln keinen Verdienstorden erhalten – ganz im Gegenteil: Weil er die damaligen Vorfälle nicht vorschriftsmäßig dokumentiert hatte, soll er sogar einen Tadel von der Militärführung bekommen haben. Zunächst erfuhr niemand etwas von dem nächtlichen Geschehen, alles unterlag strengster Geheimhaltung. Nicht einmal seiner Frau durfte Stanislaw Petrow davon erzählen. Erst nach dem Zerfall der Sowjetunion berichteten Beteiligte von dem dramatischen Vorfall und Stanislaw Petrow bekam schließlich Dank und Anerkennung – besonders aus den westlichen Ländern. Der bescheidene und pflichtbewusste Offizier wurde in den westlichen Medien als der „vergessene Held“ bezeichnet[2]; im Jahr 2014 erschien der Film The man who saved the world, in dem Petrows Geschichte verfilmt wurde. Petrow selbst jedoch lehnte jeden Heldenstatus ab und machte bis zu seinem Tod am 19. Mai 2017 nie großes Aufheben um seine kluge Entscheidung in jener denkwürdigen Septembernacht.

Beim Lesen des eingangs erwähnten Zeitungsartikels musste ich an eine Begebenheit aus Prediger 9,13-18 denken: Ein armer, aber weiser Mann rettete eine belagerte Stadt in einer anscheinend aussichtslosen Situation vor dem angreifenden Feind. Die Rettung geschah nicht durch Waffen, sondern durch seine Weisheit (V. 18). Doch statt ihm ein Denkmal auf dem Markplatz zu bauen, vergaß man den Retter: „Aber kein Mensch erinnerte sich an diesen armen Mann“ (V. 15). Unvorstellbar, oder?!

Diese Begebenheit im Buch des Predigers spricht bildlich davon, dass uns der Herr Jesus – der Arme (2. Kor 8,9) und Weise (1. Kor 1,30) – aus der Macht Satans gerettet hat. Und auch die Reaktion der Menschen ist leider ähnlich: Nur wenige Menschen denken heute noch mit Dankbarkeit an die Rettung, die Jesus Christus für Menschen bewirkt hat. Viele haben noch nie etwas von Jesus Christus gehört, andere lehnen Ihn sogar bewusst ab. Eigentlich unvorstellbar, oder?! Übrigens gibt es noch eine Person in der Bibel, die als „Retter der Welt“ bezeichnet wird: Joseph (vgl. 1. Mo 41,45: „Zaphnat-Pahneach“ = Retter der Welt). Natürlich ist auch Joseph ein herrliches Vorausbild auf den Herrn Jesus.

 

Ein Denkmal für den Retter

In dem Zeitungsartikel wird schließlich berichtet, dass zwei Jahre nach dem Tod von Stanislaw Petrow endlich eine erste Gedenktafel in Deutschland zu Ehren des russischen Offiziers aufgestellt worden sei – in einem Park in Oberhausen. In drei Sprachen wird hier an Petrows Heldentat erinnert.

Dass die Menschen dieser Welt Jesus Christus vergessen haben, ist traurig, aber nicht verwunderlich. Aber wie sieht das bei uns Gläubigen aus, die wir Christus im Glauben angenommen haben und damit Nutznießer seiner Rettungstat vom Kreuz geworden sind? Erinnern wir uns im Alltag nicht viel zu selten in Dankbarkeit an den Heiland der Welt? 

Eine besondere Möglichkeit, an Ihn zu denken, ist das Gedächtnismahl (oder Abendmahl) am Sonntag. Wenige Stunden vor seinem Tod hat der Herr Jesus dieses Mahl eingeführt, verbunden mit einer Bitte: „Und er nahm Brot, dankte, brach und gab es ihnen und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird; dies tut zu meinem Gedächtnis“ (Lk 22,19). Der Herr möchte, dass wir beim Brotbrechen an Ihn und seinen Tod denken.

Der Herr hat dieses Mahl aber nicht nur eingeführt, weil wir Menschen so vergesslich sind. „Zu seinem Gedächtnis“ bedeutet mehr als nur die persönliche Erinnerung an Ihn. Wir dürfen Jesus Christus durch die Teilnahme am Brotbrechen auch öffentlich ehren, Ihm eine „Gedenkfeier“ halten – in einer Welt, die Ihn ignoriert. Jedes Mal, wenn wir das Gedächtnismahl essen und seinen Tod verkündigen, richten wir Ihm gewissermaßen ein Denkmal auf. Ein Denkmal für den Retter der Welt.



[1]   https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/gedenktafel-fuer-stanislaw-petrow-in-oberhausen-16197180.html
[2]   https://www.spiegel.de/geschichte/vergessener-held-a-948852.html