Bibel praktisch

Unser Leben: für Gott – getrennt von der Welt

„Ich ermahne euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer, was euer vernünftiger Dienst ist. Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist“ (Röm 12,1.2).

 

Die vorausgegangene Belehrung

Bevor der Apostel Paulus die gläubigen Römer im Hinblick auf ihr praktisches Leben ermahnt, stellt er ihnen das Evangelium Gottes in vollem Umfang vor (Röm 1–8). Er zeigt, dass wir von Natur verlorene Sünder sind (Röm 1,18-3,20). Doch durch die Gerechtigkeit Gottes können wir jetzt auf der Grundlage des Blutes des Herrn Jesus durch Glauben umsonst gerechtfertigt werden (Röm 3,21-26). Das Ergebnis ist der Friede mit Gott (Röm 5,1).

Des Weiteren lernen wir durch das Evangelium, dass wir uns in einer Stellung von Gerechten befinden (Röm 5,19). Durch den Tod des Herrn Jesus und das Mitgestorbensein mit Ihm (Röm 6,8) sind wir der Sünde gestorben (Röm 6,2) und von dieser freigesprochen worden (Röm 6,7). Und so, wie wir der Sünde gestorben sind, so sind wir auch dem Gesetz getötet worden (Röm 7,4). Das Resultat dieser Wahrheiten führt zu dem „Triumphruf“: „Also ist jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind“ (Röm 8,1). Diese Tatsache dürfen wir jetzt im Glauben erfassen und uns darauf stützen. Der Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus hat uns das alles erworben.

Aus ehemaligen Sündern, die sich in einem verlorenen Zustand befanden, sind nun Kinder Gottes geworden, die eine Beziehung zu Ihm haben und den Heiligen Geist besitzen (vgl. Röm 8,14-16). Es stellt sich jetzt die Frage, wie wir diese Stellung in unserem Leben verwirklichen.

 

Die neue Lebensausrichtung – eine Antwort

Wir werden vom Apostel nun ermahnt, unsere Leiber Gott darzustellen.

Unser Leib gehört Gott (1. Thes 5,23; 1. Kor 6,19.20). Er hat ein Anrecht daran und darf von uns erwarten, dass wir Ihm diesen zur Verfügung stellen. Denn nur dadurch können wir Ihm dienen. Der Leib ist sozusagen das „Instrument“, durch das wir seinen Willen ausüben können. In Römer 6,13 heißt es schon: „Stellt euch selbst Gott dar als Lebende aus den Toten und eure Glieder Gott zu Werkzeugen der Gerechtigkeit.“

Damit haben wir eine neue Lebensausrichtung. Vor unserer Bekehrung stellten wir unseren Leib unseren eigenen Begierden zur Verfügung. Alles drehte sich nur um uns. Jetzt stellen wir unseren Leib jemand anderem dar – Gott!

Ein Beispiel dafür finden wir bei Tabitha, die ihre Fähigkeiten dafür einsetzte, Kleidung für die Gläubigen anzufertigen (Apg 9,36-40), oder bei Epaphroditus, der sein Leben aufs Spiel setzte, weil er dem Apostel Paulus Geld brachte (Phil 2,30).

 

Als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Schlachtopfer

Seinen Körper Gott darstellen als Schlachtopfer. Wie ist das zu verstehen? Wenn früher im Alten Bund ein Israelit Gott ein Schlachtopfer bringen wollte, musste er ein Tier hergeben. Und so geben auch wir heute etwas auf, um es Gott zur Verfügung zu stellen – nicht ein Tier, sondern unseren Leib. Es ist eine Weihe oder Hingabe unseres Lebens an Gott und an den Herrn Jesus (Mt 9,9; 16,24). Dieses „Schlachtopfer“ ist durch drei Attribute gekennzeichnet, über die wir im Folgenden nachdenken wollen:

1.)    lebendig

Ein „lebendiges Schlachtopfer“ klingt zunächst wie ein Widerspruch in sich. Doch das ist es nicht. Das Schlachtopfer bedeutet: Hingabe an Gott. Diese wird lebendig, wenn wir unsere Energie, unsere Zeit und unsere Fähigkeiten für Gott einsetzen. Gleichzeitig drückt es auch aus, dass wir uns Gott nur solange hingeben können, wie wir leben.

2.)    heilig

Gott hat uns geheiligt (1. Kor 6,11). Er hat uns aus der Welt herausgenommen und uns zu sich gezogen (Gal 1,4). Damit sind wir beiseitegesetzt worden und für Ihn reserviert. Nun besitzen wir eine Heiligkeit, die unantastbar ist. Das ist unsere Stellung. Doch neben unserer Stellung gibt es auch eine praktische Heiligkeit, der wir nachjagen sollen (Heb 12,14). Um diese geht es hier. Wir erreichen sie, indem wir uns bewusst von der Welt getrennt halten und keine Freundschaft mit ihr eingehen. Stattdessen ist unsere Gemeinschaft mit Gott, dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus (1. Joh 1,3). Zugleich müssen wir unsere Herzen vor Verunreinigungen bewahren und uns gegebenenfalls durch ein Bekenntnis davon reinigen. Nur dann können wir praktisch heilig leben. Ein Leben in Heiligkeit ist also kein Leben in einem Vakuum, wo man sich von der Welt trennt (absondert) und als Folge davon allein ist, sondern es handelt sich um eine glückliche Gemeinschaft mit Gott. 

3.)  Gott wohlgefällig

Aus einem Leben praktischer Heiligkeit geht ein Gott wohlgefälliges Leben hervor. Das beinhaltet, dass wir Ihm den Platz in unseren Herzen geben, in dem Er Mittelpunkt unserer Überlegungen, Entscheidungen, Handlungen … ist und in dem sein Wort die Richtschnur für alles bildet. Das hat zur Folge, dass wir nach seinem Willen fragen.

Die lebendige, heilige und Gott wohlgefällige Darstellung unseres Körpers bezeichnet die Bibel als „vernünftigen Dienst“. Es ist die logische Folge, die aus der christlichen Lehre hervorgeht, und gleichzeitig unsere angemessene Antwort an Gott.

 

Gleichförmigkeit der Welt – eine Gefahr

Auf die erste Ermahnung folgt eine zweite: „Und seid nicht gleichförmig dieser Welt“ (Röm 12,2). Der Begriff „gleichförmig“ beschreibt eine äußere Form. Darunter können wir unser Verhalten, unser Denken, unsere „Sprache“, unsere Kleidung – unser ganzes äußeres Erscheinungsbild – verstehen. Das kann schnell durch den Einfluss der Welt geprägt werden. Das Verhalten der Welt bzw. dieses Zeitlaufs steht im Widerspruch zu Gottes Wort. Es umgibt uns wie Luft, so dass wir in Gefahr stehen, uns davon beeinflussen zu lassen. Doch machen wir uns bewusst, dass unsere neue Natur und Stellung eine ganze andere Ausrichtung hat als die Welt. Deshalb sollen wir ihr nicht gleichförmig sein.

 

Die Verwandlung – ein Prozess, der der Gleichförmigkeit entgegenwirkt

„Sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung eures Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist“ (Röm 12,2). Wir sollen dieser Welt nicht gleichförmig sein, sondern uns verwandeln lassen. Das bedeutet nicht, dass in uns etwas Neues geschaffen wird, wie bei der Neugeburt (Joh 3,5 f.). Verwandlung ist vielmehr ein Prozess, bei dem etwas Bestehendes umgestaltet wird.

Dazu kann uns ein Beispiel helfen: Bevor die schönen Schmetterlinge uns im Sommer erfreuen, waren sie Raupen. Diese haben einen Verwandlungsprozess erlebt, der vom Ei über die Raupe zur Puppe bis hin zum Schmetterling ging. Während dieses Prozesses wurde also kein neues Lebewesen gezeugt, sondern das Bestehende wurde verwandelt.

Diese Verwandlung bezieht sich mehr auf unser Inneres, auf unseren Sinn. Dieser soll erneuert werden. Zwar ist er grundsätzlich schon erneuert worden, aber praktisch müssen wir noch täglich daran arbeiten (Kol 3,10). Dazu benötigen wir ein Mittel, das unseren Sinn verändern kann und uns im geistlichen Verständnis wachsen lässt. Es ist Gottes Wort. Wenn wir es regelmäßig unter Gebet und der Wirkung des Heiligen Geistes lesen, wird es unseren Sinn erneuern.

Das führt dazu, dass wir prüfen, „was der gute und wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist“. Gott möchte, dass wir in unserem geistlichen Verständnis wachsen und das, was wir verstanden haben, in unsere Lebenspraxis umsetzen. Dadurch werden wir Christus ähnlicher. Wir lernen dazu und werden mehr nach Gottes Willen fragen. Das macht uns glücklich.

Das alles betrifft sowohl den Bereich unseres Lebens, unseres Verhaltenes, (Kol 3,5 f.) als auch unseren konkreten Dienst für Gott. Während wir also immer mehr verwandelt werden, sondern wir uns zugleich von den Grundsätzen der Welt ab. Das entspricht dem Charakter des neuen Menschen, den wir angezogen haben (Kol 3,10).

                                                                                                  

Christus – das Vorbild

Für jeden Gläubigen ist der Herr Jesus das vollkommene Vorbild – auch bei diesem Thema. Er stellte sein Leben in völliger Heiligkeit Gott zur Verfügung. Er war in  Gemeinschaft mit Ihm und diente Ihm Tag für Tag. Seine Speise war es, den Willen dessen zu tun, der Ihn gesandt hat, und sein Werk zu vollbringen (Joh 4,34). Diesen Willen hat Er bis zum Letzten erfüllt – bis in den Tod.

Nun dürfen wir Ihm nachfolgen (Joh 10,27). Wenn wir unser Leben auch nicht preisgeben müssen, so dürfen wir unsere Leiber Gott zur Verfügung stellen und uns dabei mit Christus beschäftigen. Es wird eine Auswirkung auf unser Leben haben.

 

„Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt nach demselben Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, als durch den Herrn, den Geist“ (2. Kor 3,18).