Jesus Christus
Gehorsam und Freiwilligkeit am Vorbild unseres Herrn Jesus Christus
Der Gehorsam Jesu Christi
Der Gehorsam des Herrn Jesus ist in vieler Hinsicht beeindruckend. Er, der ewig Seiende und der Schöpfer, erniedrigte sich so sehr, dass Er Mensch wurde und „Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist“ (Phil 2,7). Zum Menschsein gehörte von Anfang an die Verpflichtung, sich Gott unterzuordnen und Ihm gehorsam zu sein. Und in diese Stellung begab sich der Herr Jesus. Nicht, dass Er aufgehört hätte Gott zu sein. Doch als Mensch verzichtete Er auf seine souveräne Verfügungsgewalt und wurde „gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz“ (Phil 2,8).
Bis zur Menschwerdung brauchte der Sohn Gottes niemals zu gehorchen, denn Er selbst war der Gebieter über alles: über Wind, Wellen, Tiere, Menschen und Engel. Er ist der Schöpfer aller Dinge und Er trägt „alle Dinge durch das Wort seiner Macht" (Heb 1,3). Ihm ist alles untertan und alle Geschöpfe sind verpflichtet, Ihm zu gehorchen. Doch Er erniedrigte sich, um ein gehorsames Kind (Lk 2,49.51) und ein gehorsamer Mann zu werden. Der Gebieter wurde Mensch und lernte aus Erfahrung, was Gehorsam ist – besonders an dem, was Er litt –, „obwohl Er Sohn war“ (Heb 5,8)! Unbegreifliche Erniedrigung! Allerdings musste der Herr Jesus nicht den Gehorsam lernen, wie wir gehorchen lernen müssen. Er lernte den Gehorsam, weil es für ihn als den Gebieter etwas Neues war. Wir dagegen lernen Gehorsam, weil wir von Natur ungehorsam sind.
Gehorsam und Liebe waren bei dem Herrn Jesus untrennbar miteinander verbunden, wie uns Johannes 14,31 zeigt: „… damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe und so tue, wie er mir geboten hat.“ Seine Motivation war immer die Liebe – die Liebe zu seinem himmlischen Vater und zu den verlorenen Menschen. Der Herr benötigte darüber hinaus niemals eine „zusätzliche Motivation“. Wie sehr es Gott, den Vater, erfreut haben muss, einen Menschen auf dieser Erde zu sehen, der Ihn von ganzem Herzen liebte und völlig gehorsam war, können wir nur erahnen.
Der Herr Jesus ließ sich nie von dem Gehorsam gegenüber seinem Vater abbringen. Selbst gegenüber seiner Mutter verhielt Er sich reserviert, als sie Ihn auf der Hochzeit zu Kana antreiben wollte, etwas zu unternehmen. Höflich und doch bestimmt sagte Er zu ihr: „Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen“ (Joh 2,4). Er handelte immer aus der Beziehung zu seinem himmlischen Vater.
Der Herr Jesus hat sich nie geweigert noch hat Er gezögert, den Willen Gottes zu tun. Nein, es war seine Speise, ihn täglich zu tun (Joh 4,34). Ohne diesen Willen konnte Er sozusagen gar nicht leben. Selbst in dem Moment, als die größten Leiden vor Ihm standen, war Er bereit, sich dem Willen des Vaters vollkommen unterzuordnen und gehorsam zu sein. Als der Herr Jesus in Gethsemane in ringendem Kampf war, betete Er: „Doch nicht was ich will, sondern was du willst!“ (Mk 14,36). In einem anderen Evangelium heißt es: „Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst“ (Mt 26,39). So finden wir beides – das Was und das Wie – in völligem Gehorsam und in Harmonie mit seinem Vater.
Wie fest war der Entschluss des Herrn, ans Kreuz zu gehen! Er machte sein Angesicht wie einen Kieselstein (Jes 50,7). Er war gehorsam, koste es, was es wolle. Ihm gebührt Anbetung!
Die Freiwilligkeit Jesu Christi
Der Herr Jesus kam freiwillig auf diese Erde, um das Opferlamm zu werden. Freiwillig heißt, etwas ohne Zwang durch Personen oder Umstände aus eigenem Antrieb zu tun. Natürlich entsprach alles, was der Herr tun wollte und tat, auch dem Willen seines Vaters im Himmel. Dennoch tat Er es von sich aus: „Siehe, ich komme; in der Rolle des Buches steht von mir geschrieben. Dein Wohlgefallen zu tun, mein Gott, ist meine Lust [o. mein Gefallen]“ (Ps 40,8).
Das Leben Jesu wird ja schon in vielen Bildern im Alten Testament vorgezeichnet und gerade im Bild des hebräischen Knechtes (2. Mo 21,1-6) finden wir seine Bereitschaft freiwillig und aus Liebe zu seinem Herrn (Gott), seiner Frau (Versammlung) und seinen Kindern (den Seinen) auf Rechte zu verzichten. Wie selbstlos diente Er den Menschen, auch dann, wenn Er müde war. Die Frau am Brunnen Jakobs erlebte das (Joh 4). Er kam an den Brunnen, um ihr Herz zu erreichen, denn das war sein Herzenswunsch. Dafür verzichtete Er auf Ruhe und Erholung.
Die Freiwilligkeit unseres Herrn wird schon in den Anordnungen des Brandopfers angedeutet (3. Mo 1,1-3). Das Brandopfer war ein freiwilliges Opfer, was darauf hinweist, dass der Herr Jesus sich freiwillig in den Tod gegeben hat.
Wenn der Herr Jesus sein Leben hier auf der Erde „nur“ in Gehorsam gelebt hätte, wäre das schon großartig gewesen. Doch die Freiwilligkeit verleiht dem Leben unseres geliebten Herrn zusätzlich einen besonderen Glanz. Er konnte sagen: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse“ (Joh 10,18).
Freiwilligkeit ist immer mit Empfindungen der Liebe und Zuneigung verbunden. Wie wir schon gesehen haben, hatte keiner auf der Erde eine größere Liebe als der Herr Jesus. Er hat uns so sehr geliebt, dass Er sich freiwillig für uns hingegeben hat. Dafür Ihm gebührt Anbetung!
Gehorsam und Freiwilligkeit – eine wunderbare Harmonie
Der Gehorsam des Herrn sowie seine Freiwilligkeit sind für sich betrachtet einzigartig und anbetungswürdig. Beide Eigenschaften sind im Leben Jesu vollkommen ausgewogen zutage getreten. Gerade im Johannesevangelium finden wir einige Beispiele dieser einzigartigen Harmonie.
So sagt der Herr Jesus in Johannes 8,42: „Wenn Gott euer Vater wäre, würdet ihr mich lieben, denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen; denn ich bin auch nicht von mir selbst aus gekommen, sondern er hat mich gesandt.“ Hier finden wir beides in einem Satz: die Freiwilligkeit seines Kommens auf diese Erde einerseits und den Gehorsam des Sohnes andererseits. Er war gekommen, weil der Vater Ihn gesandt hatte.
Ein weiteres Beispiel finden wir in Johannes 10,17-18, wo der Herr sagt: „Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme. Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Gewalt es zu lassen und habe Gewalt es wieder zu nehmen. Dieses Gebot habe ich von meinem Vater empfangen.“ Auch hier wieder Freiwilligkeit und Gehorsam in einer Aussage.
Was für eine wunderbare Person ist unser Herr, der zu jeder Zeit vollkommen gehorsam war und zugleich alles in eigener Freiwilligkeit tat! Richtig erfassen können wir diese Harmonie nicht. Bei uns mangelt es oft an beidem.
Und wir?
Obwohl der Herr Jesus für uns immer unerreichbar bleibt, ist und bleibt Er unser Vorbild. Wenn wir Ihn in seiner Erniedrigung betrachten und dabei innerlich berührt sind, dann kommt doch der Wunsch auf, Ihm ähnlicher zu werden. Wir Menschen sind von Natur aus „Söhne des Ungehorsams“. Deshalb brauchen wir eine neue Natur, die zu wahrem Gehorsam fähig ist. Dem natürlichen Menschen widerstrebt es, eine Autorität über sich anzuerkennen. Wir wollen am liebsten frei und unabhängig sein. Doch wer rein gewaschen ist durch das Blut Jesu, hat nicht nur die Pflicht gehorsam zu sein, sondern er besitzt auch eine neue Natur, die gehorsam sein will (1. Pet 1,2.14; 1. Joh 5,3). Insofern handelt es sich für uns nicht um einen sklavischen Gehorsam, sondern um einen Gehorsam aus Liebe – also um einen freiwilligen Gehorsam. Denken wir an Johannes 14,15 und 21: „Wenn ihr mich liebt, so haltet meine Gebote“ und: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Hier werden Gehorsam und Liebe direkt miteinander verbunden.
Ist unser Gehorsam ein freiwilliger, bereitwilliger und freudiger Gehorsam? Ist es ein Gehorsam der unserem Herrn Freude bereitet? Der Gläubige weiß, was Ihm wohlgefällt. Und doch tun wir oft Dinge, von denen wir genau wissen, dass sie Ungehorsam bedeuten.
Wie wir schon bei dem Herrn Jesus gesehen haben, kommt es in unserem Glaubensleben auf unsere Herzenshaltung an. Letztlich ist es eine Frage der Liebe. Vielleicht können wir sagen, dass wir umso größeren Gehorsam und umso größere Freiwilligkeit zeigen, je größer unsere Liebe zum Herrn Jesus ist.
Wenn etwas freiwillig geschieht, werden die Dinge anders getan, als wenn jemand nur im Pflichtbewusstsein handelt. Das sieht man schon in den kleinen alltäglichen Dingen. Deshalb wollen wir uns immer wieder ernsthaft fragen, ob und was wir für den Herrn aus Gehorsam und Liebe freiwillig tun. – Wir wollen uns von dem Herrn selbst anspornen lassen, uns freiwillig Ihm zu geben. Das wird dann zum reichen Segen für uns sein. Und wie sehr wird unser Herr dadurch geehrt!
Denn wenn ich dies freiwillig tue, so habe ich Lohn.
(1. Korinther 9,17)
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