Geist/ruach Frauen/Versammlung

Geist/ruach

Frauen/Versammlung

Ich habe zwei Fragen zum Urtext der Bibel und da wusste ich nicht so genau, an wen ich mich da wenden könnte und schließlich kam ich auf die Idee, euch zu schreiben. Einmal geht es um den Vers „und der Geist Gottes schwebte über den Wassern“. Im Reliunterricht kam nämlich der Gedanke auf, dass Gott ja auch weiblich sein könnte. Nachdem unser Lachen abgeebbt war, meinte meine Lehrerin, diese Idee wäre gar nicht so abwegig, da in dem obigen Vers im Urtext „ruach“ stehen würde, und das wäre weiblich (im Deutschen ist Geist ja männlich, „der Geist“). Das ist zwar meiner Ansicht nach überhaupt kein Zeichen für diese komische Idee, doch meine Lehrerin sagte dann noch, im Urtext stehe dort, wo bei uns „schweben“ steht, ein Wort gleichbedeutend mit „brüten“.

Ich möchte sofort dabei sagen, dass ich glaube, dass diese Gedanken ganz falsch sind, weil Gott einfach etwas ist, was wir nicht ergründen können und was nicht in unser menschliches Schema einzuordnen ist, aber ich würde trotzdem gern wissen, was da nun wirklich steht. Ich denke, wenn im Urtext so etwas stehen würde, dann hätten die Übersetzer vor allem in der neuen Übersetzung dann auch so übersetzt, andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass unsere Religionslehrerin einfach etwas Falsches behauptet. Könnt ihr mir da weiterhelfen?

Dann habe ich noch eine andere Frage: Eine Bekannte in der Schule, die in eine Pfingst-Gemeinde geht, konnte überhaupt nicht begreifen, warum bei uns die Frauen nicht lehren. Ich habe dann den Vers in 1. Korinther 14 angeführt, in dem es heißt, dass Frauen in der Versammlung schweigen sollen und dass es schändlich für sie ist, in der Versammlung zu reden. Da meinte sie jedoch, im Urtext würde da Singular stehen, also Paulus würde da eine bestimmte Frau meinen, die negativ aufgefallen war und sich deswegen nicht mehr beteiligen sollte. Das kann ich mir unmöglich vorstellen, und deswegen würde ich auch hier gerne wissen, was wirklich im Urtext steht.

Ich bin gespannt auf die Antwort, Eure Margrit

 

Liebe Margrit,

gern beantworte ich Dir die drei Fragen, die alle drei ja wohl in die Richtung zielen, das sogenannte „weibliche Element“ zu stärken (im Sinn des Feminismus).

Zu 1. Mose 1,2: „Und der Geist Gottes schwebte über den Wassern“. Das Wort ruach (Geist, Hauch) ist in der Tat grammatisch gesehen weiblich. Das hat aber ausschließlich grammatische Bedeutung und gibt überhaupt keinen Hinweis auf das Geschlecht der „besitzenden“ Person. [Der Ausdruck „die Seele des Knaben“ bedeutet ja auch nicht, dass der Knabe nun weiblich zu sehen wäre ...] In den verschiedenen Sprachen haben Gegenstände oft auch ganz unterschiedliches (grammatisches) Geschlecht, z.B. der Verstand (m.), aber frz. intelligence (f.); die Sorge (f.), frz. le souci (m.); griech. pneuma (neutrum) der Geist; etc. Und selbst bei Personenbezeichnungen haben wir im Deutschen nicht immer das inhaltlich „richtige“ Geschlecht, s. das Weib (neutrum).

Das Wort m‘rachephet (schweben/d) heißt nicht „brüten“, sondern „schweben, zittern“, es beinhaltet eine Bewegung, nicht ein ruhiges Darüberliegen wie bei „brüten“. Dieses Wort kommt im AT nur dreimal vor und bedeutet nie „brüten“ [1. Mo 1,2; 5. Mo 32,11 (schweben); Jer 23,9 (zittern)]. Außerdem könnte man fragen, ob etwa das deutsche Wort „brüten“ eine rein weibliche Tätigkeit bezeichnen und damit einen weiteren Hinweis auf weiblich geben soll. Auch männliche Vögel brüten.

Du hast völlig recht, wenn Du bemerkst, dass „Gott einfach etwas ist, was wir nicht ergründen können und was nicht in unser menschliches Schema einzuordnen ist“. Wenn Er sich selbst als Vater bezeichnet („wie ein Vater sich über die Kinder erbarmt“, Ps 103,13) oder sagt: „Wie einen, den seine Mutter tröstet, so werde ich euch trösten“ (Jes 66,13), dann gibt Er damit Empfindungen unterschiedlicher Art an – wie sie vergleichsweise bei Vätern oder Müttern anzutreffen sind.

Nun noch kurz zu der Frage des Schweigens von Frauen in den Zusammenkünften (1. Kor 14,34.35). In Vers 34 steht eindeutig der Plural (im Grundtext). In Vers 35 b steht das Wort „Frau“ im Griechischen ohne Artikel, was bedeutet, dass nicht eine bestimmte, nicht einmal eine einzelne Frau gemeint ist, sondern Frau als solche – in allgemeinem Sinn.

Was das Lehren von Frauen betrifft, was die Bekannte ja wohl meinte, so ist auch hier Gottes Wort eindeutig: 1. Timotheus 2,12 sagt: „Ich erlaube aber einer Frau nicht, zu lehren noch über den Mann zu herrschen, sondern still zu sein“.

Ich wünsche Dir standhaftes Festhalten an Gottes Wort und den Segen, den Gott damit verbunden hat, auch Freude beim Lesen der Heiligen Schrift und sende herzliche Grüße

Rainer Brockhaus