Kindertaufe

Kindertaufe

Ich habe eine Frage über die Taufe, speziell die Kindertaufe: Wenn ein Kind im Alter von 4 Jahren bekennt, bekehrt zu sein und dann mit 7 Jahren den Wunsch äußert, sich taufen zu lassen, ist das nach der Bibel in Ordnung? Bisher bin ich immer davon ausgegangen, dass man ein gewisses Verständnis von den Vorgängen haben sollte, und dazu auch etwas älter sein sollte.

Vielen Dank im Voraus für die Antwort.

Herzliche Grüße Elisabeth

 

Liebe Elisabeth,

vielen Dank für Deinen Brief an die Redaktion von Folge mir nach mit Deiner Frage zur Taufe. Deine Frage ist von der Art, wie wir sie alle häufig gerne stellen: „Ist dies oder das nach der Bibel ‚in Ordnung’?“ Und dann hätten wir gerne eine Antwort „ja“ oder „nein“. Doch so einfach liegen die Dinge oft nicht. Und eine solche Antwort wirst Du daher von mir auch nicht erwarten können. Aber ich will doch versuchen, Deine Frage von der Bibel her zu beantworten.

Zuerst allerdings scheint es mir unerlässlich, einige Begriffe zu definieren, die oft sehr unscharf verwendet werden. Du schreibst in Deinem Brief von Kindertaufe, offenkundig im Gegensatz zur Erwachsenentaufe. Beide Begriffe sind meines Erachtens unglücklich gewählt, da sie bei dem vorliegenden Sachverhalt eher verwirren als klären. Es hat in der Christenheit seit jeher in dieser Frage zwei grundsätzlich unterschiedliche Auffassungen gegeben.

Haustaufe

Da ist zum einen die sogenannte Haustaufe (dieser Ausdruck erscheint mir erheblich treffender als der Begriff „Kindertaufe“). Hier werden unmündige Kinder gläubiger Eltern (das „Haus“) getauft, ohne ein persönliches Glaubensbekenntnis vorauszusetzen. Neben der Tatsache, dass mit dieser Form der Taufe in der Christenheit manche falschen und verderblichen Lehren Eingang gefunden haben, gibt es allerdings auch manche geschätzte, bibeltreue Ausleger der Schrift, die aufgrund ihres Schriftverständnisses Anhänger der Haustaufe sind (wobei sie die damit in der Christenheit verbundenen falschen Lehren entschieden ablehnen). Ich möchte diesen Punkt hier nicht weiter ausführen, zumal die zugrunde liegende Frage diesen Aspekt nicht betrifft. Es geht bei dem geschilderten Fall nicht um eine Kindertaufe im Sinn der Haustaufe.

Glaubenstaufe

Der „Haustaufe“ gegenüber steht die sogenannte Glaubenstaufe (auch dieser Begriff scheint mir treffender als Erwachsenentaufe). Der Täufling wird aufgrund seines persönlichen Glaubensbekenntnisses getauft. Dabei ist die Frage, ob der Täufling Kind, Jugendlicher oder Erwachsener ist, sekundär. Die Bibel enthält viele Beispiele, dass solche, die glaubten, getauft wurden. Dabei enthält die Bibel keine „Altersangaben“. Somit muss jeder Fall für sich beurteilt werden. Du wirst sicher nicht von mir erwarten, dass ich in einem konkreten, mir völlig unbekannten Fall eine „Ferndiagnose“ abgeben soll. Dieses Urteil wird sich in erster Linie der Taufende zu bilden haben.

Taufe von Kindern und Jugendlichen

Auch Kinder und Jugendliche können sich zu dem Herrn Jesus bekehren und den aufrichtigen Wunsch haben, dies durch die Taufe zu bekennen. Bei sehr jungen Kindern ist sicher in besonderem Maß ein geistliches Urteil notwendig, um sicher zu gehen, dass nicht andere Faktoren (Druck der Eltern; „der ältere Bruder hat sich taufen lassen, also will ich auch“; etc.) die Entscheidung beeinflusst haben. Es geht also weder um ein Gesetz („Taufe erst ab 12,5 Jahren“) noch um einen unnüchternen Enthusiasmus („Hurra, bei uns werden schon die Siebenjährigen getauft“), sondern darum, dass geistliche Brüder jeden einzelnen Fall nach der Schrift und vor dem Herrn prüfen.

Verständnis beim Täufling

Zu der Frage, ob nicht bei dem Täufling ein Verständnis vorauszusetzen ist, möchte ich zwei Gedanken anfügen. Von Petrus wird einmal gesagt: „er wusste nicht, was er sagte“ (Lk 9,33). Etwas frei angewendet, können wir sicher sagen, dass es grundsätzlich nicht normal ist, wenn ein Gläubiger etwas tut (oder sagt), ohne zu wissen, warum. Andererseits ist Verständnis oder Erkenntnis im umfassenden Sinn keine Voraussetzung, um christliche Vorrechte wahrzunehmen. Was die Bedeutung der Taufe (oder auch des Brotbrechens) betrifft, sind mir manche Dinge erst klar geworden, als ich schon längst getauft war (bzw. am Brotbrechen teilnahm). Ich glaube auch kaum, dass die ersten Christen, die in der Apostelgeschichte getauft wurden, schon die von Paulus in seinen späteren Briefen damit verbundenen Wahrheiten kannten. Ich hoffe, dass meine Gedanken ein wenig Klarheit gebracht haben.

 

So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, damit, so wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln. (Römer 6,4)