Bibel praktisch

Samuel, der Abgesonderte für Gott

Samuel: Nasir, Prophet und Richter Seine Eltern: Elkana und Hanna Seine Abstammung: Nachkomme von den Söhnen Korahs aus der Familie der Kehatiter Heimatort: Ramathajim-Zophim, oder kurz Rama im Gebirge Ephraim

 

Der Knabe Samuel wächst zu einem Diener für Gott heran.

Samuels Eltern waren gottesfürchtige Leute. Zwar hatte der Levit Elkana zwei Frauen, was nicht nach Gottes Gedanken war und zu mancher Not in der Familie führte. Aber er hatte es im Herzen, seinem Gott gehorsam zu sein. Regelmäßig ging er jedes Jahr zusammen mit seiner Familie nach Silo, wo sich das Heiligtum Gottes befand, um dort anzubeten und zu opfern. Bei einem dieser Besuche erhielt die bis dahin kinderlose Hanna nach fl ehentlichem Gebet die Zusage von Gott, dass sie einen Sohn zur Welt bringen sollte. Als sich diese Verheißung Gottes erfüllte, gab sie diesem Sohn den Namen Samuel. Das bedeutet: „von Gott erhört“. Aus Dankbarkeit weihte sie ihn Gott. Ihm sollte er sein Leben lang dienen.

Bis er entwöhnt war, behielt sie ihn zu Hause. Aber dann brachten die Eltern ihn zum Hohenpriester Eli. Von frühester Kindheit an diente der Knabe Samuel dem Herrn vor Eli dem Priester. Dreimal wird uns diese Tatsache berichtet (Kap. 2,11.18; 3,1), weil sie so bedeutungsvoll war.

Elkana ging auch nach der Geburt Samuels jedes Jahr zum Haus Gottes. Diese Gelegenheit benutzte Hanna, ihrem heranwachsenden Jungen ein leinenes Ephod – ein Priesterkleid – zu bringen. Neben David war Samuel die einzige Person außerhalb der Familie Aarons, von der in der Bibel berichtet wird, dass sie ein Ephod trug. Die Lehrzeit im Hause Eli war alles andere als leicht. Der Hohepriester Eli war ihm kaum eine Hilfe. Und die Söhne Elis, Hophni und Pinehas, waren ihm mit ihrem gottlosen Verhalten eher ein Hindernis. Aber das, was ihm seine Mutter in seiner Kindheit ins Herz hineingelegt hatte, sicher auch die Gebete der Eltern, bewahrte ihn, zur Ehre Gottes heranzuwachsen. „Der Knabe Samuel wurde immer größer und angenehmer, sowohl bei dem Herrn als auch bei den Menschen“ (Kap. 2,26; siehe auch Vers 21). Erkennen wir den Wert davon, dass Kinder bereits vom Kleinkindalter an in aufrichtiger Ehrfurcht für Gott erzogen werden? Wenn wir bereits Kinder haben: Ist unser Verhalten ein lebendiges Zeugnis unseres Lebens mit unserem Gott für unsere Kinder? Ich bin überzeugt, wir schätzen diese Tatsachen viel zu gering ein. Wie leicht lassen wir uns in dieser wichtigen Angelegenheit durch den Geist dieser Zeit und nicht durch Gottes Wort prägen. Ein ähnliches Beispiel finden wir auch in den Eltern von Mose. Sowohl Mose als auch Samuel konnten dadurch zu einem Hinweis auf den Jungen Jesus werden, von dem uns in Lukas 2,52 gesagt wird: „Und Jesus nahm zu an Weisheit und an Größe und an Gunst bei Gott und Menschen.“

Die Nachlässigkeit Elis in dieser Frage zeigt sich in den katastrophalen Auswirkungen bei seinen Söhnen. Er ehrte sie mehr als Gott. Leider finden wir diesen Fehler auch bei dem gottesfürchtigen David.

Samuel verstand zunächst nicht soviel von Gottes Wirken, da Gott in seinen Tagen selten zu seinem Volk reden konnte. Die Bereitwilligkeit Samuels, auf Gott zu hören, erkennen wir aus seinen Worten: „Hier bin ich“, als Gott ihn rief. So konnte er Stück für Stück zu einem brauchbaren Werkzeug für Gott heranwachsen. Gott konnte zu Samuel und durch ihn zu seinem Volk reden. So wurde bald in ganz Israel deutlich, dass er ein Prophet Gottes war. Auch wir können in einer „dunklen Zeit“ durch ein Verhalten in Treue und Hingabe Wegweiser und Lichter für Gott sein. „Damit ihr untadelig und lauter seid, unbescholtene Kinder Gottes inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts, unter dem ihr scheint wie Lichter in der Welt, darstellend das Wort des Lebens“(Phil 2,15). Der Grundstein für eine solche Aufgabe wird meist schon in der Kinder- und Jugendzeit gelegt.

 

Samuels Richter- und Prophetendienst

Die Liebe Samuels zu Gott ließ auch die Liebe zu Gottes Volk in seinem Herzen wachsen. So wurde er, wie es später von Nehemia berichtet wird, zu einem Mann, dem das Wohl des Volkes Gottes am Herzen lag (Neh 2,10). Er rief das Volk auf, sich von den Götzen weg zu dem Herrn hinzuwenden und Ihm allein zu dienen. Er wusste auch, wohin er sich zu wenden hatte, damit diese Umkehr Wirklichkeit werden konnte. Samuel flehte zu Gott für sein Volk. Das Ergebnis ließ deshalb nicht lange auf sich warten (siehe Kapitel 7,4). Auch als das Volk ihn in gewissem Sinn ablehnte, wollte er nicht aufhören, für dieses zu Gott zu flehen und sie den guten und richtigen Weg zu lehren (Kapitel 12,23). Wir wollen uns durch dieses wertvolle Vorbild anspornen lassen, nicht aufzugeben, sondern ebenfalls die Not des Volkes Gottes vor unseren Herrn zu bringen. Ein anhaltendes Gebet ist heute noch so wirksam wie damals. Auch junge Leute können darin ein wirkungsvolles Werkzeug für Gott sein.

Es war Samuel nicht egal, welchen Weg das Volk Gottes ging, weil er es aufrichtig liebte. Die vielen falschen Dinge, von denen er hörte oder die er sah, ließen sein Herz nicht kalt. Aus diesem Grund zog er Jahr für Jahr von Rama aus durch das Land, um seine Volksgenossen auf den Willen Gottes und ihre Fehler aufmerksam zu machen. Er bemühte sich, das Volk Gottes zu richten, d.h. ihnen das Wort Gottes vorzustellen, damit sie ihr Versagen, ihre Sünden im Licht dieses Wortes bekannten. Wichtige Stationen auf diesen Reisen waren Bethel, Gilgal und Mizpa, von deren Bedeutung nicht nur die Namen sondern auch ihre Geschichte reden. Ausgangs- und Zielpunkt war aber immer Rama, sein Wohnort. Dort hatte er Gott einen Altar gebaut, um anzubeten. Dort sammelte er Kraft und Weisheit für diesen schweren und wichtigen Dienst. Ich denke, das sollte auch uns deutlich machen, wie notwendig ein solcher Platz der Stille zur Anbetung Gottes, zum Gebet und zur Beschäftigung mit der Bibel für uns ist. Ohne einen solchen Platz ist ein brauchbarer Dienst für Gott und den Herrn Jesus unmöglich.

Im weiteren Verlauf der Geschichte Samuels sehen wir, wieviel Energie für diese Aufgabe nötig war. Es begegnete ihm nicht nur Gleichgültigkeit, sondern auch Verachtung und Widerstand. Manchmal wollte er mutlos werden. Die größten Enttäuschungen seines Lebens waren sicherlich der Wunsch des Volkes nach einem König, wie es die heidnischen Völker ringsumher hatten, und schließlich die Verwerfung Sauls auf Grund seines Ungehorsams Gott gegenüber. Traurig muss Samuel auch über die Tatsache gewesen sein, dass seine Söhne nicht in seine Fußstapfen traten. Lange trauerte Samuel wegen Saul. Aber wie David stärkte er sich in seinem Gott (1. Sam 30,6). Lasst auch uns das immer wieder tun. Wie gelingt uns das? In dem wir den oben genannten Platz – sozusagen Rama – aufsuchen. Dort finden wir den Herrn Jesus. Wir sehen sein Vorbild und hören seine Stimme – natürlich in seinem Wort. Sind wir mit Ihm beschäftigt, lernen wir auch seine Zusagen kennen, dass Er uns nicht allein lässt, sondern in allen Umständen zu Hilfe kommt. Das hat auch Samuel immer wieder erlebt.

Samuels Alter und Tod

Nach dem letzten großen Auftrag Gottes, David zu salben, hören wir nur noch wenig von Samuel. Wir lesen, dass er nach Rama in sein Haus ging. Selbstlos hatte er dem Volke Gottes gedient. Nie hatte er sich in irgendeiner Weise bereichert oder aus seiner Position einen Vorteil gezogen. So fiel es ihm auch nicht schwer, sich in die Stille zurückzuziehen. Seine Zeit war abgelaufen. Gott hatte einen anderen mit den Aufgaben betraut, die bis jetzt er ausgefüllt hatte. Solches Zurückziehen will gelernt sein. Schließlich wechselte er in seinem Alter noch den Wohnort. David hatte Zuflucht bei ihm gesucht. Gemeinsam mit ihm war er in das nahe gelegene Najoth gezogen. Als Samuel starb, versammelte sich ganz Israel, um ihm in Rama, seiner Heimatstadt, die letzte Ruhestätte hier auf dieser Erde zu geben. Sie trauerten um ihn und stellten eine große Totenklage um ihn an. Ob sie aber wirklich den Verlust empfanden, der mit dem Abscheiden dieses Mannes Gottes verbunden war? Sie hatten einen Beter verloren, der in großer Hingabe ihre Anliegen vor Gott gebracht hatte.

Aber man kann den Eindruck nicht beiseite schieben, dass ihnen das leichter fiel, als zu seinen Lebzeiten seine Ermahnungen und Hinweise anzunehmen.

Auf Grund seines selbstlosen Wirkens für sein Volk stellt Gott diesen für sein Volk so wertvollen Mann auf eine Stufe mit Mose (Ps 99,6; Jer 15,1). Auch in der „Allee der Glaubenshelden“ in Hebräer 11 ist ihm ein Denkmal aufgestellt.