Buchbesprechung

Eltern - Hirten der Herzen

Es gibt inzwischen sehr viele Ehe- und Familienbücher auf dem christlichen „Markt“. Die besten zeichnen sich dadurch aus, dass die biblische Belehrung auf Basis der Bibel im Zentrum steht. Zwar dürfte ein großer Teil der Zielgruppe von „Folge mir nach“ noch nicht in der Verantwortung stehen, Kinder zu erziehen. Auf kürzere oder längere Sicht wird dies jedoch auf sehr viele zutreffen.

Dieses sehr aktuelle Buch unterscheidet sich von den gängigen Erziehungsbüchern, indem der Autor deutlich macht, wie wichtig es ist, bei allen Erziehungsbemühungen das Herz des Kindes zu erreichen. Eltern sollten sich als Hirten ihrer Kinder verstehen. Dieses Bild passt sehr gut, da man mit der Aufgabe des Hirten zwei Kerntätigkeiten verbinden kann, die auch für die elterliche Erziehung gültig sind:

  1. Kommunikation
  2. Zucht

Der Autor betont die Notwendigkeit, Gehorsam vonseiten der Kinder zu fordern. Aber er macht deutlich, dass es nicht um einen Verhaltensgehorsam geht, sondern um einen Gehorsam des Herzens. Das Beispiel, das im Buchauszug unten angeführt wird, verdeutlicht den Unterschied anschaulich. Kinder sind in der Lage, ihr Verhalten in einem äußerlichen Gehorsam an die Vorschriften der Eltern anzupassen. Aber damit haben sie noch nicht gelernt, sich mit ihrem Herzen dem Willen der Eltern unterzuordnen.

Tripp legt sehr viel Wert darauf, dass Kinder lernen müssen, Epheser 6,1 zu verinnerlichen: „Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern im Herrn.“ Kinder gehorchen also nicht einfach ihren Eltern. Sondern durch ihren Gehorsam den Eltern gegenüber sind sie dem Herrn Jesus Christus selbst gehorsam. Und mit diesem Ziel sollen Eltern ihre Kinder anleiten.

Dazu ist es wichtig, dass Eltern nicht einfach Regeln aufstellen und deren Einhaltung kontrollieren, sondern das Herz und Gewissen ihrer Kinder suchen und erreichen. Es ist leicht, schlichte Anweisungen zu geben. Aber es kostet Zeit und Energie, das Herz der Kinder zu erreichen, das dann auch bestimmte Verhaltensweisen auslöst.

Um dieses zu erreichen, sei sehr viel Kommunikation nötig. Tripp betont, dass es darum geht, dass man von „Mund zu Mund“ redet: Das heißt, Eltern müssen zuhören können. Wenn sie das nicht lernten, während ihre Kinder klein sind, so dass sich diese ernst genommen fühlen und Vertrauen zu den Eltern aufbauen, würden jugendliche Kinder später nicht mehr zu den Eltern kommen und mit diesen reden. Allerdings sei Kommunikation allein nicht ausreichend, um Kinder zu erziehen. Eltern stehe eine ganze Anzahl von Mitteln zur Verfügung, die ermahnenden Charakter und Zuchtmittel sind. Letztlich würden Kinder allerdings ohne die Rute – ein zielgerichtetes, nicht im Zorn oder Affekt ausgeübtes körperliches Züchtigen mit Augenmaß – nicht lernen, den Eltern und dem Herrn Jesus gehorsam zu sein.

Und genau das sollte das Ziel der christlichen Erziehung sein: Das Ziehen zu dem Herrn Jesus, hin zum Kreuz, wo Sünder Vergebung finden und befähigt werden, Hoffnung und Kraft zu einem Leben zu haben, das Ihn ehrt.

Im zweiten Teil des Buches wendet sich Tedd Tripp den unterschiedlichen Lehrmethoden zu, die in den drei unterschiedenen Altersstufen der Kinder anwendbar sind: vom Säuglingsalter bis zum Kindesalter; im Kindesalter; bei Jugendlichen. Da diese Buchbesprechung das Buch nicht ersetzen, sondern dazu anregen soll, das Buch zu kaufen, überlasse ich es euch, auch diese Themen zu „erforschen“.

Das Buch ist gut zu lesen, gibt nützliche Hinweise für die Erziehung von Kindern und lädt zum Nachdenken ein. Es ist im 3L-Verlag erschienen, umfasst 248 Seiten und kostet 10,20 Euro. Es ist über den Herausgeber von „Folge mir nach“ – Christliche Schriftenverbreitung, siehe Adresse und Telefonnummer im Impressum – zu beziehen.

 

Buchauszug:

Lasst uns ein bekanntes Beispiel aus einer Familie herausgreifen, in der es zwei oder mehr Kinder gibt. Die Kinder spielen und fangen an, sich um ein bestimmtes Spielzeug zu streiten. Die übliche Frage ist: „Wer hatte es zuerst?“ Diese Frage sorgt sich nicht um das Herz. Die Frage „Wer hatte es zuerst?“, fragt nach Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit setzt sich für das Kind ein, das schneller war, das Spielzeug zu schnappen. Wenn wir uns in dieser Sache um das Herz kümmern, sieht die ganze Angelegenheit ganz anders aus.

Dann hast du zwei Schuldige. Beide Kinder zeigen sich dem anderen gegenüber „herzenshart“ – beide sind selbstsüchtig. Beide Kinder sagen: „Du und dein Glück sind mir egal. Mir geht’s nur um mich selbst. Ich will dieses Spielzeug haben. Ich brauche es, um glücklich zu sein. Ich möchte es haben und glücklich sein, egal, was das für dich bedeutet.“

Was die Einstellung ihrer Herzen angeht, hast du zwei Kinder, die sündigen. Zwei Kinder, die sich selbst wichtiger sind als das andere. Du hast zwei Kinder, die Gottes Gebot übertreten ... (S. 22)

Bedenke, dass die Eltern-Kind-Beziehung vergänglich ist, die Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau jedoch bestehen bleibt ...

Die Aufgabe der Erziehung kommt zu einem Ende. Wir sind nicht länger die Hirten vor Ort. Dieser Teil unserer Beziehung ist beendet. Dies trifft zu, wenn die Kinder heiraten oder einfach als Erwachsene ihren Platz in der Gesellschaft einnehmen. Gott hat es so vorgesehen, dass unsere Aufgabe als Eltern zeitlich begrenzt ist. Letzten Endes musst du deine Kinder Gott anvertrauen. Was aus ihnen wird, hängt nicht nur von dem ab, was du getan hast, um prägende Einflüsse bereitzustellen. Es wird von dem Wesen ihrer Hingabe an Gott abhängen. Schlussendlich überl.sst du sie Gott, in dem Bewusstsein, dass du deine Kinder dem Gott anvertrauen kannst, der mit dir so gnädig umgegangen ist. (S. 247)