Züchtigung
Der bekannte Erziehungswissenschaftler Wolfgang Brezinka schreibt in seinem Buch Erziehungsziele, Erziehungsmittel, Erziehungserfolg: „Nachdem die Christen ihr weltanschauliches Monopol verloren hatten und der Konkurrenz christlicher Bewegungen mit ihren anziehenden Idealen der (autonomen) Vernünftigkeit, des diesseitigen Glücks, der Toleranz, der Freiheit und der Menschenrechte ausgesetzt worden sind, sind in ihren zusammenschmelzenden Reihen viele meinungsbildende Personen vor allem zu beteuern bemüht, daß die meisten Ideale der modernen Heiden auch ihre Ideale sind. Statt die Unterscheidung der Geister zu wagen und sich abzugrenzen, hat man sich der sog. Welt bis zur Anbiederung geöffnet" (S.172).
Ich möchte versuchen, einige grundlegende Aspekte bibeltreuer Züchtigung (oder Erziehung) aufzuzeigen, ohne mich der Welt anzubiedern.
Darf man in unserer modernen, vom Geist des Humanismus geprägten Welt noch das Wort „Züchtigung" in den Mund nehmen?
Pädagogen, Soziologen und Psychologen tun sich schwer, wenn sie über dieses Thema reden sollen. Meistens wird das Wort von solchen, die sich beruflich mit Erziehung und Bildung junger Menschen befassen, in den Bereich des Überholten verwiesen.
Selbst viele christliche Pädagogen (und viele erziehende Eltern, die sich zu Christus als ihrem HERRN bekennen) bekommen ein schlechtes Gewissen, wenn sie über den Begriff und das Thema „Züchtigung" nachdenken oder gar ihr Kind „körperlich züchtigen".
Was sagt das BGB und das StGB?
Eltern dürfen ihren Kindern nach einem 1986 gefällten Urteil des Bundesgerichtshofes in Anlehnung an § 1631 (2) BGB („Entwürdigende Erziehungsmaßnahmen sind unzulässig") dennoch „eine gelegentlich wohlverdiente Tracht Prügel" geben. Das zählt noch nicht zu den „entwürdigenden Erziehungsmaßnahmen". In einem Kommentar von 1995 zu diesem Paragraphen heißt es: „Die körperliche Züchtigung ist nicht schon als solche entwürdigend; der Klaps auf die Hand und selbst eine wohl erwogene, nicht dem blinden Affekt des Elternteiles entspringende („verdiente") Tracht Prügel bleiben nach der Gesetz gewordenen Fassung der Bestimmung zulässige Erziehungsmaßnahmen."
Weiter heißt es: „Die Züchtigung muß sich jedoch in jedem Fall im Rahmen des durch den Erziehungszweck gebotenen Maßes halten, also Rücksicht nehmen auf Alter, Gesundheit und seelische Verfassung des Kindes" (Palandt, O.: BGB Kommentar, 54. Aufl., München 1995).
Weiter heißt es in einem Kommentar: „Die (wohl noch) herrschende Meinung hält eine Körperverletzung durch Ohrfeigen, Stockschläge oder ähnliche körperliche Züchtigungen für gerechtfertigt, wenn dies auf angemessene Weise durch einen Erziehungsberechtigten zu einem bestimmten Erziehungszweck erfolgt" (A. Schönke /H. Schröder: StGB, Kommentar, 23. Aufl., München 1988).
In neuerer Zeit gibt es allerdings auf höchster politischer Ebene Entwürfe, jede körperliche Züchtigung durch die Eltern unter Strafe zu stellen. Die Kinderkommission des Deutschen Bundestages hat vorgeschlagen, den Paragraphen 1631 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) folgendermaßen zu ändern: „Entwürdigende Erziehungsmaßnahmen, insbesondere Körperstrafe und seelisch verletzende Sanktionen, sind unzulässig."
An dieser Stelle möchte ich auch deutlich betonen, daß es in der Vergangenheit und Gegenwart erschreckende Kindesmißhandlungen durch tatsächlich entwürdigende Erziehungsmaßnahmen gegeben hat und gibt. Ich selbst habe bei Kindern eindeutige Anzeichen für Kindesmißhandlung feststellen müssen (verbrannte Fingerkuppen, blauer Rücken, Kopfverletzungen usw.). Übrigens sind christliche Elternhäuser davon nicht ohne weiteres ausgenommen.
In der Tat sollte der Staat gegen echte Kindesmißhandlungen entschieden vorgehen und Eltern für eine solche Art der Züchtigung zur Rechenschaft ziehen.
Das Züchtigungsrecht für Lehrer ist prinzipiell abgeschafft. Ein Lehrer macht sich im Falle körperlicher Züchtigung straffällig. Es liegt nach § 340 des Strafgesetzbuches (StGB) der Tatbestand der Körperverletzung und ein im Wege des Disziplinarverfahrens zu ahnendes Dienstvergehen vor.
Wie sollen Christen nun denken und handeln?
Viele bibeltreue Christen, die ihren Herrn im Himmel lieben, ihre Kinder lieben und für sie sorgen und die körperliche Züchtigung als ein Mittel der Erziehung bejahen und für nötig erachten, sind in der letzten Zeit verunsichert worden und fragen sich, wem man nun eigentlich gehorchen soll: dem evtl. irgendwann verabschiedeten veränderten Paragraphen 1631 (2) oder dem Wort Gottes.
Eines ist klar: Das in der Bibel eindeutig verankerte Züchtigungsrecht der Eltern darf niemals so verstanden werden, dals Väter einfach nach Gutdünken in blinder Wut züchtigen und sich dann auf Gottes Willen berufen, als ob Gott so handeln würde.
Kindesmißhandlungen werden nicht vorkommen, wenn Eltern und Erzieher im Geiste Christi, aus Liebe zu ihrem Herrn und zum Wohl ihrer Kinder und auf der Grundlage des Wortes Gottes das Züchtigungsrecht anwenden.
Uns geht es jetzt darum, das Thema „Züchtigung" unter den folgenden vier Punkten zu behandeln:
- Zum Begriff „Züchtigung"
- Was sagt die Bibel zum Thema „Züchtigung"?
- Züchtigung bzw. Erziehung von Kindern
- Zum Nachdenken
1. Zum Begriff „Züchtigung"
Das Nomen „Züchtigung" ist verwandt mit den Begriffen „Züchter" (wer junge Tiere aufzieht), „züchtig" (wohl erzogen), „züchtigen" (strafen) und mit dem uns bekannten Wort „Zuchthaus" (im 16. Jh. für Erziehungsanstalt, seit dem 17. Jh. für Arbeitshaus, Gefängnis gebraucht). Der Begriff „Züchtigung" leitet sich von „Zucht" ab, und dieser Begriff läßt sich von dem Verb „ziehen" ableiten.
Züchtigung bedeutet also eigentlich „das Ziehen". Aus diesem Wort entwickelten sich schon sehr früh die Bedeutungen „Erziehung", „Ernährung", „Nachkommenschaft" und „Disziplin, Strafe, Anstand, Sittlichkeit"
Wir halten also fest: Das Wort „Züchtigung" bedeutet letztlich ein Ziehen zu etwas hin. So ist der Gezüchtigte ein Gezogener. Natürlich setzt dieses Ziehen
- einen festen Standpunkt, von dem aus man zieht,
- ein Ziel und
- eine Methode
voraus, wie der zu Ziehende zu dem idealen Ziel gebracht werden soll. Wo befindet sich der Standpunkt des Ziehenden, wer legt das Ziel fest, und wer bestimmt die „Zieh-Methoden"? Diese Fragen sind entscheidend.
Selbst Erziehungswissenschaftler, die sich z.B. der normativen Pädagogik oder Erziehungsphilosophie zuordnen lassen, reden davon, daß Erziehungsziele durch anerkannte Normen bestimmt werden müssen. Die Grundlage dieser Normen ist für sie die philosophische Ethik, die wiederum von einem bestimmten Menschenbild (einer philosophischen Anthropologie) ausgeht. Interessant ist, daß der bekannte Philosoph Max Horkheimer, einer der Begründer der sog. Frankfurter Schule, am Ende seines Lebens schrieb:
„Alle Versuche, die Moral, anstatt durch den Hinblick auf ein Jenseits, auf irdische Klugheit zu begründen ... beruhen auf harmonistischen Illusionen.
Alles, was mit Moral zusammenhängt, geht letztlich auf Theologie zurück" (Die Sehnsucht nach dem ganz Anderen, Furche Std-bücher, Bd. 97, S. 60f.).
Wir wollen nicht zurück zur Theologie als solcher, sondern wollen unseren Schöpfer-Gott in Seinem Wort nach Seinen Gedanken zum Thema „Züchtigung" fragen. ER allein kann uns den rechten Weg bei diesem schwierigen und so kontrovers diskutierten Thema zeigen.
2. Was sagt die Bibel zum Thema „Züchtigung"?
Züchtigung geschieht aufgrund der Tatsache, daß der Mensch von Natur aus böse und verdorben ist und daher sein Denken letztlich verderbt und orientierungslos ist und infolgedessen seine Handlungsweisen sündig sind - „Alle sind abgewichen, sie sind allesamt verderbt; da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht einer" (Ps 14,3; vgl. auch 1. Mo 6,5; Eph 2,1-3.12; 4,17-19 usw.).
Der Mensch braucht die Orientierung auf Gott hin. Wahre Harmonie gibt es nur in Gemeinschaft mit Gott, dem Schöpfer. Da Gott Seine Schöpfung aber nicht dem boshaften Willen des von IHM abgefallenen Geschöpfes überläßt, hat ER Mittel und Wege, um in das verkehrte Handeln des Menschen einzugreifen. Dieses Eingreifen ist Züchtigung. Das tut ER erstens durch unpersönliche Naturkräfte wie z.B. die Sintflut, Erdbeben, Trok-kenheit usw., und zweitens durch Autoritäten, die ER für die Aufrechterhaltung der Ordnung in der Schöpfung gegeben hat:
- die Obrigkeit: sie trägt das Schwert nicht umsonst und sorgt für die Ordnung und die Ruhe im Staat (Röm 13,1-7; 1. Tim 2,2; Tit 3,1; 1. Pet 2,13-17);
- die Eltern: sie erziehen ihre Kinder und gewöhnen sie dadurch an die grundlegenden Strukturen sozialen Miteinanders (Eph 6,1-4; Kol 3,20.21).
- die örtliche Gemeinde: sie ist gehalten, Unordnung in ihrer Mitte zu begegnen und notfalls einen Bösen hinauszutun (Gal 6,1; 1. Thes 5,14; 2. Thes 3,6.11-15; Röm 16,17.18; Tit 3,13; 1. Kor 5).
Diese Autoritätsinstanzen haben einen Züchtigungs- bzw. Bestrafungsauftrag!
Die erste in der Bibel ausgesprochene Züchtigung erfolgte als göttliche Reaktion auf den Sündenfall des ersten Menschenpaares („weil du ... getan ... gehört ..." - 1. Mo 3,14.17).
Damit ist deutlich belegt, daß Gott die Züchtigung nach dem Sündenfall in einer gefallenen Schöpfung für nötig erachtet.
Die zweite in der Bibel berichtete Züchtigung erfolgte ebenfalls von seiten Gottes als Reaktion auf den Brudermord Kains (1. Mo 4,11.12), wobei es bemerkenswert ist, daß Kain in seinem Gewissen (ohne ausdrücklichen Hinweis Gottes) die Möglichkeit (und moralische Notwendigkeit) der Blutrache empfindet (1. Mo 4,14).
Weitere Züchtigungen Gottes mit der gesamten damaligen Schöpfung durch die Sintflut finden wir in 1. Mose 6 - 7.
Schließlich delegiert Gott das Züchtigungs-prinzip als Gebot an den Menschen (1. Mo 9,5.6).
Viele Gesetzestexte in den fünf Büchern Mose bezeugen ebenfalls die Notwendigkeit der Züchtigung durch den Menschen: 2. Mose 15,26; 21,12ff.; 5. Mose 4,10; 5,1 - 26,19; 31,12.13 usw.).
In 1. Mose 1 - 2 hatte Gott dem Menschen alles gegeben. Das Gebot, nicht von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen, war ein Hinweis darauf, daß der Mensch wahres Glück und wahre Freiheit nur in Abhängigkeit von seinem Schöpfer und im Gehorsam seinem Schöpfer gegenüber genießen kann.
Wenn der Mensch autonom (selbstherrlich) reagiert und die Rechte seines Schöpfers leugnet, hat das moralische Folgen. Die von dem Schöpfer ausgesprochenen Züchtigungswege sollen allen Menschen klarmachen,
- daß Autorität letztlich von Gott kommt, also immer von oben - nie von unten;
- daß Gott auf der Erde Autoritäten gibt, denen wir Gehorsam schuldig sind;
- daß ein Übertreten von Geboten, die entweder durch Gott selbst oder durch von Gott eingesetzte Instanzen gegeben wurden, Strafe (Züchtigung) nach sich ziehen muß;
- daß ein Volk, welches ein von Gott gegebenes Züchtigungsrecht anerkennt, ein gesegnetes Volk ist (vgl. 3. Mo 26; 5. Mo 27-28).
- daß Gebote von Menschen (z.B. Eltern, Obrigkeit) niemals über Gottes Gebote gestellt werden dürfen (vgl. Mk 7,7.9.13). Es gilt immer: Man muß Gott mehr gehorchen als Menschen (vgl. Apg 4,19; 5,29; Dan 3,17.18).
Züchtigung in der Familie
Die Bibel bezeugt deutlich, daß die Familie die primäre Einrichtung ist, wo unsere Kinder den Willen Gottes hinsichtlich aller für den Menschen grundlegend wichtigen Beziehungen kennenlernen. In der Familie „ziehen" (erziehen) die Eltern ihre Kinder auf nach den Geboten, Satzungen und Verordnungen Got-tes. Die Eltern sind verantwortlich dafür, daß die Kinder in dem Willen Gottes erzogen werden.
In der Familie, der kleinsten Zelle des Staates, lernen Kinder den Gehorsam (5. Mo 4,9.10; 6,4-9; 11,18-21; 31,12.13; 32,7; Jos 4,6; Ps 78,5-8; Spr 28,7; Eph 6,4, siehe auch Ps 71,5.17; Jes 59,21). Dieser Gehorsam den Eltern gegenüber ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, daß man später dem unsichtbaren Gott gehorchen kann und will. Andererseits ist es wichtig, daß Eltern - als Erziehende - Gottes Erziehungsmethoden anerkennen, um selbst gute Erzieher zu sein.
Ein Übertreten des Willens Gottes wird durch den für das Kind sichtbaren Repräsentanten Gottes, im wesentlichen den Vater, geahndet (1. Mo 18,19; 5. Mo 4,9; Eph 6,4). Er hat die Aufgabe, Gottes Willen in der Familie Geltung zu verschaffen, wobei er dies in der Liebe Christi und in der Kraft des Heiligen Geistes tun soll. Erziehung ist immer Erziehung im Herrn, d.h., der Erziehende fragt den Herrn nach Seinem Willen.
Gott legt die Züchtigungs- bzw. Erziehungsprinzipien fest. Wenn wir sie in der Erziehung von Kindern und Jugendlichen annehmen, wird Gottes Segen uns und unsere Kinder begleiten.
Züchtigung oder Strafe in der Kindheit und Jugendzeit soll immer dann erfolgen, wenn gegen die von Gott verliehene Autorität der Eltern oder die von Gott gegebenen Instanzen rebelliert wird (vgl. z.B. 5. Mo 21,18).
Kinder und Jugendliche lernen niemals nur durch Unterweisung (als ob der Mensch nur Verstand wäre), sondern in der Regel durch Erfahrung. Die Züchtigung (Strafe) als Erziehungsmittel erfolgt beim Übertreten eindeutiger Willensäußerungen von z.B. den Eltern, wobei diese auch in einer körperlichen Züchtigung bestehen kann. Durch die wie immer auch erfolgte Züchtigung wird die Willensbildung des Kindes geformt. Züchtigung oder „Strafe" bedeutet im Alten Testament auch immer „Zurechtweisung" (vgl. z.B. das hebr. Wort jachach in Sprüche 3,12 und 28,23).
Der Wert der Züchtigung
Die Züchtigung durch Gott geschieht immer aus Liebe, weil Gottes Natur Liebe ist (1. Joh 4,8.16). Er sucht das Wohl Seines Volkes und will es in Übereinstimmung mit Seinem göttlichen Willen bringen. Da sich das böse menschliche Herz aber dem Willen des Schöpfers nicht unterordnen will, muß ER nach Seiner Weisheit dem sündigen Eigenwillen des Menschen widerstehen. Dieser Widerstand wirkt sich im Bewußtsein des Menschen als Züchtigung aus, eine Züchtigung, die zum Guten mitwirkt. Die Bibel lehrt eindeutig und klar die Notwendigkeit der Züchtigung: „Wen der Herr liebt, den züchtigt er, und zwar wie ein Vater den Sohn, an dem er Wohlgefallen hat" (Spr 3,12). „Strafe den Weisen, und er wird dich lieben. Gib dem Weisen, so wird er noch weiser" (Spr 9,8.9). „Weist man den Verständigen zurecht, so wird er Erkenntnis verstehen" (Spr 19,25). ,Wer einen Menschen straft, wird hernach mehr Gunst finden, als wer mit der Zunge schmeichelt" (Spr 28,23). Gottes Wille ist, daß Menschen, die zu Seinem Volk gehören, IHM, d.h. Seinem Gesetz (der Thora), gehorchen. Wenn das Volk ungehorsam sein würde, dann würde Gott sie züchtigen, ja, Er würde sie sogar siebenmal mehr züchtigen (3. Mo 26,18.28).
„So erkenne in deinem Herzen, daß, wie ein Mann seinen Sohn züchtigt, der HERR, dein Gott, dich züchtigt; und beobachte die Gebote des HERRN, um auf seinen Wegen zu wandeln und ihn zu fürchten" (5, Mo 8,5-8).
Einige wichtige Prinzipien über das Thema „Züchtigung" lernen wir aus der Handlungsweise Gottes:
- Gott züchtigt, weil Er den zu Erziehenden liebt (Spr 3,12; Heb 12,6; Offb 3,19).
- Gott züchtigt, aber Er verbindet auch, und Seine Hände heilen (Hi 5,17.18).
- Gott züchtigt immer mit einem Ziel, angemessen und gerecht, damit solche, die zu Seinem Volk gehören, Seiner Heiligkeit teilhaftig werden (Heb 12,10).
- Gott züchtigt, um dem Menschen Seinen göttlichen Willen zu zeigen, um ihn zu lehren (Ps 94,12).
Wir begreifen dann auch einige Aussprüche in dem Buch der Sprüche: „Die Zurechtweisungen der Zucht sind der Weg des Lebens" (6,23); „wer aber die Zucht beachtet, ist klug" (15,5) und „wird geehrt" (13,18), ja, „Rute und Zucht geben Weisheit" (29,15). Andererseits: „Wer Zucht haßt, ist dumm" (12,1) und „geht irre" (10,17). „Sterben wird er, weil ihm Zucht mangelt" (5,23).
Der Prophet Jeremia klagt über das ungehorsame Volk, weil es keine Zucht (im Sinne von Unterweisung) annehmen will (2,30; 5,3; 7,28; 17,23; 32,33; 35,13). Die Züchtigung Gottes kam über das Volk, weil es autonom (nach eigenem Gutdünken) handeln wollte.
Im Neuen Testament ist das Wort „züchtigen" bzw. „Züchtigung" oder „Zucht" die Ubersetzung eines Wortes, wovon unser Wort „Pädagogik" abgeleitet ist. Das griechische Wort paideuo bedeutet „zurechtweisen" (2. Tim 2,25), „unterweisen" (Apg 7,22; 22,3; Tit 2,12), „körperlich züchtigen" (Lk 23,16.22) und ganz allgemein „Züchtigen" (Heb 12,6.7.10; Offb 3,19), wobei in 1. Korinther 11,32 Krankheit und sogar der Tod ein Züchtigungsmittel des Herrn sind.
Die Grundlage für alle Züchtigung (paideia = Unterweisung) ist die von Gott eingegebene Schrift (2. Tim 3,16).
(2. Teil in Heft 5/95)
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