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Züchtigung

3. Züchtigung bzw. Erziehung von Kindern

Den Vätern wird gesagt: „Ihr Väter, reizet eure Kinder nicht zum Zorn, sondern ziehet sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn" (Eph 6,4), und: „Ihr Väter, ärgert eure Kinder nicht, auf daß sie nicht mutlos werden" (Kol 3,21). In 1. Thessalonicher 2,11 vergleicht sich Paulus mit einem Vater, der seine eigenen Kinder ermahnt und tröstet; und in Hebräer 12,7 heißt es: „Wer ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?" Die in Epheser 6,4 gebrauchten Wörter könnten wie folgt erklärt werden:

  • aufziehen (ektrephete = ziehet auf, ernährt; vgl. 5,29): das Auferziehen ist ein Nahrunggeben von geistlicher, geistiger und materieller Nahrung; in diesem Wort wird die Gesamtsorgepflicht des Vaters ausgedrückt);
  • Zucht (paideia = Unterweisung, Züchti-gung; 2. Tim 3,16; Heb 12,5.7.8.11):
  • Ermahnung (nouthesia = auch: Warnung; 1. Kor 10,11; Tit 3,10; vgl. das Verb in Apg 20,31; Röm 15,14; 1. Kor 4,14; Kol 1,28; 3,16; 1. Thes 5,12.14; 2. Thes 3,15).

Es gibt einige sehr grundsätzliche Dinge, die in Israel Eltern hinsichtlich ihrer Kinder tun sollten:

  1. Die Eltern sollten Vorbilder im Beachten und Ausleben des Gesetzes sein und es ihren Kindern kundtun (5. Mo 4,9.10; Ps 78,5).
  2. Die Eltern sollten die Worte des Gesetzes ihren Kindern im Haus und auch auf allen gemeinsamen Wegen einschärfen (5. Мо 6,4-9; 11,18-21).
  3. Die Väter und Ältesten sollten auf die Fragen der Kinder antworten können (5. Mo 6,20-25; 32,7; Jos 4,6).

Ein verständiger Sohn ist ein Sohn, der das Gesetz befolgt (Spr 28,7), weil er frühzeitig daraus belehrt und darin erzogen wurde (vgl. Ps 71,5.17; 2. Tim 3,14.15).

Belehrung und Unterweisung in dem offenbarten Willen Gottes sind also die Voraussetzung für eine gottgewollte Erziehung. Dabei geht es jedoch nie um eine rein intellektuelle Bildung, sondern immer um eine Herzensbildung - modern gesagt: um eine ganzheitliche Erziehung. Belehrung und Leben sind untrennbare Bestandteile der Her-zensbildung. Die oben angeführten Punkte a) - c) beweisen das deutlich.

Ein wichtiges Erziehungsbuch in der Bibel ist das Buch der Sprüche. Salomo erinnert sich an die Belehrungen seines Vaters David (Spr 4,1-6). Damit begann die Erziehung Salomos. Später erhielt er von Gott Weis-heit, das Volk zu führen.

Aber es begann alles damit, daß David seinen Erziehungsauftrag ernstnahm. Wahrscheinlich hat David seinen Sohn Salomo auch körperlich gezüchtigt. Wir schließen das aus verschiedenen Textstellen.

 

Die körperliche Züchtigung ist von Gott gewollt

Die Weisheit gibt uns in den Sprüchen eindeutige Hinweise: „Züchtige deinen Sohn, weil noch Hoffnung da ist; aber trachte nicht danach, ihn zu töten" (19,18). „Wer seine Rute spart, haßt seinen Sohn, aber wer ihn liebhat, sucht ihn früh heim mit Züchtigung" (13,24). „Entziehe dem Knaben nicht die Züchtigung; wenn du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben. Du schlägst ihn mit der Rute, und du errettest seine Seele von dem Scheol [Tod]" (23, 13.14). „Züchtige deinen Sohn, so wird er dir Ruhe [Befriedigung] verschaffen und Wonne geben deiner Seele" (29,17). „Wund-striemen scheuern das Böse weg, und Schläge scheuern die Kammern des Leibes" (20,30).

Nach 5. Mose 21,18-21 war es in Israel so, daß ein unbändiger und widerspenstiger Sohn, ein Schlemmer und Weinsäufer, der seinen Eltern nicht gehorchte und deren Züchtigung kontinuierlich verwarf, von den Eltern zu den Ältesten der Stadt gebracht und zum Tor seines Ortes hinausgeführt werden mußte. Außerhalb der Stadt muß-ten die Eltern die Schuld des Sohnes öffentlich vor allen Leuten nennen. Anschließend wurde der Sohn von den Bewohnern der Stadt gesteinigt.

Warum geschah das? „Und ganz Israel soll es hören und sich fürchten." Dieser Text zeigt uns, wie Gott den Ungehorsam den Eltern gegenüber beurteilt (Spr 30,17).

Die körperliche Züchtigung wird als Erziehungsmittel der Eltern in der Schrift klar gelehrt (vgl. Heb 12,6b.7b.8b). Wenn in Epheser 6,4 gesagt wird: „Ziehet sie auf in der Zucht und Ermahnung des Herrn", so bedeutet das ein Auferziehen nach Erziehungs-prinzipien des Herrn, die durch Zucht (Züch-tigung, Zurechtweisung) und ernstliche Ermahnung (nouthesia = ernste Mahnung) gekennzeichnet sind.

Dabei ist zu beachten, daß der Vater keinerlei Schuld an dem Verhalten seines Kindes haben sollte (z.B. dadurch, daß er sein Kind gereizt hat; Eph 6,4a).


Erziehungsprinzipien

Wir wollen an dieser Stelle einige Erzie-hungsprinzipien her-ausstellen, die Gottes Wort im Neuen Testament lehrt:

  1. Kinder sollten im Willen Gottes insbesondere durch die Väter unterwiesen werden. Kinder sollten zum Gehorsam erzogen werden, selbst der Herr war seinen Eltern untertan - wieviel mehr müssen wir Menschen Gehorsam lernen - und das beginnt in der Kindheit (Eph 6,1).
  2. Wenn ein Kind gezüchtigt werden muß, weil es ungehorsam war, dann ist nicht immer die körperliche Züchtigung das geeignete Mittel. Paideuo bedeutet auch "zurechtweisen" durch unterweisende und ermahnende Worte. Die von Gott abhängig lebenden Eltern werden sich vom Herrn zeigen las-sen, „was dran ist".
  3. Wenn ein Kind körperlich gezüchtigt werden muß, sollte das nicht mit einem Körperteil geschehen, sondern mit einer Rute - das sagt jedenfalls die Schrift. Warum legt das Wort Gottes Wert dar-auf?

Eine Rute muß zunächst geholt werden. Während dieser Zeit bleibt Zeit zum Besinnen und zum Gebet für den, der züchtigt, und für den zu Züchtigenden. „Muß mein Sohn wirklich jetzt körperlich gezüchtigt werden? Ist die Rute für das Vergehen eine angemessene Züchtigung?"

Wenn die körperliche Zucht wirklich notwendig ist, dann ist es zunächst wichtig, daß dem Kind die Notwendigkeit der körperlichen Züchtigung erklärt wird. Die Liebe zu dem Kind muß die Triebkraft der Züchtigung sein. Danach wird man übrigens nicht mehr im Zorn und unkontrolliert schlagen. Es kann dann sein, daß der Vater mehr Tränen vergießt als das Kind.

Die biegsame Rute ist weniger gefährlich als ein Stock oder die Hand. Der gezielte und dem Alter des Kindes angemessene Schlag mit der Rute auf den Po tut zwar weh, aber es kann weiter nichts passieren.

Anschließend sollte dem Kind deutlich gezeigt werden, daß man es trotz der bösen Tat und des Ungehorsams dennoch liebhat. Man sollte mit ihm beten und die Sünde beim Namen nennen. Nachdem das Kind seine Schuld bekannt hat, sollte man es in den Arm nehmen, ihm vergeben und seine Liebe zeigen.

Die körperliche Züchtigung sollte immer die Ausnahme sein - nicht die Regel.

 

4. Zum Nachdenken

Der eine oder andere Leser mag die oben dargelegten Gedanken ablehnen. Vielleicht erscheinen sie zu hart, mit zu wenig Liebe gepaart. Man wird vielleicht erklären: „Wir sollten besser ein anderes Wort für 'Züchti-gung' bzw. 'Zucht' erfinden." Dahinter steckt der - natürlich unbewußt vorherrschende - Gedanke eines humanistischen Erziehungs- und Bildungserbes. Der Geist dieses Erbes läßt eine konsequente bibelori-entierte Erziehung nicht so ohne weiteres in unserem Herzen zu. Aber, lieber Leser, wir kommen ohne Züchtigung (Erziehung) in einem moralischen Universum nicht aus. Die Polizei fragt Dich nicht, ob Du mit dem Strafmandat in Höhe von DM 150 und einigen Punkten in Flensburg einverstanden bist. Der Richter in unserer Demokratie wird Dich bestrafen, wenn Du gegen das Grundgesetz, das Bürgerliche Gesetzbuch oder sonstige Gesetze verstößt. In der Schule werden Ord-nungsmaßnahmen ausgesprochen, wenn der Verstoß gegen die Schulordnung nachweislich und vorsätzlich ausgeführt worden ist. Es gibt Parteiausschlüsse, Disqualifikationen beim Sport, harte Gefängnisstrafen usw.

Du kritisierst die körperliche Züchtigung in der Familie? Nun, dann bedenke bitte fol-gendes:

1. Es ist empirisch keinesfalls nachgewie-sen, daß die körperliche Züchtigung durch Eltern, die ihre Kinder lieben und wirklich für sie sorgen, auf das seelische Gesamtbe-finden des Kindes neurotisch wirkt.

2. Die Reformation des Erziehungswesens seit den späten 60er Jahren zeigt inzwischen ihre Früchte. Es gibt in unserer Zeit mehr neurotische und in psychologischer Behandlung befindliche Kinder als früher. Lehrer, die die körperliche Züchtigung vor einigen Jahren als Erziehungsmittel noch konsequent ablehnten, treten heute für eine gelegentliche körperliche Züchtigung durchaus ein - sogar in der Schule.

3. Wieso sind eigentlich verbale Gewaltanwendungen in Form von Argumentations-überlegenheit oder das Prinzip der sog. „lo-gischen Folgen", d h., man muß das ausba-den, was man verbockt hat, besser als körperliche Züchtigung? Wer bestimmt eigentlich den Standard für „gute" und „schlechte" Erziehung? Und welche Kriterien liegen diesem Standard zugrunde? Und warum sollten diese besser sein als andere? Ich möchte an dieser Stelle keine erzie-hungsphilosophische Debatte provozieren. Aber ich möchte denen, die klare biblische Erziehungsprinzipien im Sinne eines modernistischen Erziehungsgeistes relativieren oder ganz über Bord werfen, fragen, inwieweit sie Gottes Wort für die Erziehung noch ernstnehmen und ob sie jemals wirklich über das Wesen der Erziehung nachgedacht haben.

4. Bleiben wir bei dem Grundsatz: „Deshalb, an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen" (Mt 7,20): Was sind die Früchte moderner erziehungsphilosophischer Anschauungen? Vor der Drogensucht unter Jugendlichen, den Gewaltanwendungen unter Kindern auf Schulhöfen, den großen Nöten der Jugend-ämter, Erziehungsberatungsstellen, psychologischen Beratungsstellen usw. wollen wir nicht die Augen verschließen.

Die vor einigen Jahrzehnten propagierte Freiheit einer zukünftigen emanzipierten, antiautoritären Gesellschaft ist ausgeblieben. Dieses Versprechen war einfach Bluff, Illusion und Utopie. Das erkennen sogar manche Soziologen unserer Zeit an.

Es gibt nur einen Weg, wie wir in der Erziehung mit Erfolg rechnen können: Besinnen wir uns wieder auf Gottes untrügliches Wort.

Gott weiß es einfach besser!