Bibel praktisch

Kamel, Schwein oder Schaf?

Priscilla hat sich intensiv mit der Bergpredigt beschäftigt und erkannt, dass sie als Jüngerin des Herrn Jesus eigentlich Licht in ihrer Umgebung sein sollte. Aber nicht selten sieht sie alles schwarz und hat keinen Funken Freude in sich. Johannes dagegen führt ein brillantes Christenleben vor, das seine gläubigen Freunde beeindruckt. Er selbst aber weiß, dass es bei ihm im Herzen ganz hohl ist und dass er sich am liebsten mit vollen Zügen ins Vergnügen stürzen möchte – und es auch manchmal heimlich tut. Wie können die beiden – und vielleicht auch wir – das Dilemma einer glücklosen Jüngerschaft lösen?

 

Der Mensch ist, was er isst

Essen wird in Gottes Wort nicht nur als ein Ausdruck der Gemeinschaft geschildert (vgl. zum Beispiel Off 3,20), sondern auch als ein Bild für die Aufnahme geistlicher Nahrung (vgl. zum Beispiel Joh 6,56: „Wer mein Fleisch isst ...“). Und dann ergibt sich daraus natürlich auch, dass die jeweilige Gemeinschaft, das angebotene Essen, der „Inhalt“ abfärbt auf den oder die Teilnehmer. Deshalb gibt uns Gott im Alten Testament, dem „Bilderbuch“ des Neuen, in 3. Mose 11 Unterricht, wie wir durch geeignete Nahrungsaufnahme ein echtes und überzeugendes Leben als Christen führen können. Zugleich warnt es uns vor Schäden verschiedener Art.

 

Der Schaf-Christ – Kennzeichen 1: Gut verdauen

Gottes irdisches Volk erhielt genaue Vorschriften darüber, welche Tiere es essen durfte. Dabei werden in 3. Mose 11,1–8 zwei wesentliche Merkmale erwähnt: Die Tiere mussten Wiederkäuer sein, und sie mussten ganz gespaltene Hufe haben, wie zum Beispiel Schafe, Kühe oder Ziegen. Aus 1. Korinther 9,10 und anderen Stellen des Neuen Testaments können wir entnehmen, dass diese Vorschriften für uns Christen zwar keine direkte, aber sehr wohl eine übertragene, geistliche Bedeutung haben. Diese wollen wir herausarbeiten und dann für unsere Fragestellung nutzen.

Jeremia spricht davon, dass er einmal Gottes Worte gegessen hat (Jer 15,16), und auch der Herr Jesus nennt sich das „Brot des Lebens“, also die Nahrung für seine Jünger. Wann haben wir zum letzten Mal für uns persönlich in Ruhe einen Text aus der Bibel gelesen? Und wie sieht es mit der Regelmäßigkeit der Bibellese aus? Nahrungsaufnahme ist also die erste Voraussetzung für Wachstum, sonst folgt der geistliche Hungertod!

Aber dann sollen wir auch über das Gelesene oder Gehörte gründlich nachdenken, es „wiederkäuen“: „Über deine Satzungen will ich sinnen“ (Ps 119,48). Wie geht das denn eigentlich? Zum Beispiel kann man sich einige Fragen zu den gelesenen Bibeltexten stellen und beantworten, um das Gelesene wirklich in sich aufzunehmen:

  • Was ist der sachliche Zusammenhang des Abschnittes?
  • An wen richtet sich der Text in „erster Instanz“?
  • Was sagt er mir über den Herrn Jesus?
  • Welche Aussagen (zum Beispiel über die Zukunft oder über die Christen) werden gemacht?
  • Was für praktische Hinweise kann ich für mich mitnehmen?
  • Muss ich mein Christenleben gegebenenfalls korrigieren?

Lasst uns mit neuer Motivation, mit Freude und mit der nötigen Ruhe Gottes Wort lesen, damit es unser Denken und unser Herz erfüllt! Dann tragen wir eines der beiden Kennzeichen eines „Schaf-Christen“.

 

Der Schaf-Christ – Kennzeichen 2: Lebensstil anpassen

Die Tiere mussten außerdem auch ganz gespaltene Hufe haben. Das befähigt die Tiere, sich abzustützen und so bei abschüssigem Gelände den Halt nicht zu verlieren. Gestärkt durch gut verdaute Nahrung konnten sie jetzt mit gespaltenen Hufen ein Abrutschen, Abgleiten und Versacken verhindern und auf festem Boden laufen. So kann auch ein Christ durch ein Leben mit seinem Herrn und genährt durch Gottes Wort in der Kraft des Heiligen Geistes den Anforderungen des Lebens entsprechen, ohne in die „Täler der Sünde“ abzurutschen.

Eine gute Aufnahme von Gottes Wort sollte immer einen entsprechenden Lebensstil nach sich ziehen:

„Um dieses bete ich, dass eure Liebe noch mehr und mehr überströme in Erkenntnis  und aller Einsicht, damit ihr prüfen mögt, was das Vorzüglichere ist, damit ihr lauter und ohne Anstoß seid auf den Tag Christi“ (Phil 1,9–10).

„Deshalb hören auch wir nicht auf,... für euch zu beten und zu bitten, damit ihr erfüllt sein mögt mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht, um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen“ (Kol 1,9–10).

Wer zum Beispiel verstanden hat, dass der Herr Jesus sich für uns hingegeben hat, um uns aus dieser gegenwärtigen bösen Welt herauszunehmen (Gal 1,4), sollte sich prüfen, ob er in seinem Alltag diesem Ziel Gottes entspricht – und gegebenenfalls neu oder nun endlich auf Abstand gehen zu weltlichen Veranstaltungen oder Freunden.

Innere Zunahme an Verständnis von Gottes Gedanken und ein dementsprechender Lebensstil sollten immer parallel zueinander verlaufen und nicht auseinander klaffen. Wie Paulus für die Philipper und Kolosser bat, dürfen (und müssen!) wir den Herrn immer wieder um Kraft für eine solche Jüngerschaft „im Gleichschritt“ zwischen Theorie und Praxis bitten – und auch füreinander!

 

Der Kamel-Christ

Groß und majestätisch geht das Kamel, ein Wiederkäuer, durch die Wüste. Es hat keine gespaltenen Hufe und kann deshalb am  besten im Wüstensand laufen, aber nicht gut auf festem Boden.

Sind auch wir manchmal ganz erfüllt von Gottes Wort, haben es vielleicht auf einem Jugendtag oder in einem Zusammenkommen der Gläubigen mit großer Freude aufgenommen (entspricht: wiederkäuen)? Aber statt dann mit Freude den Weg mit dem Herrn zu gehen, in der Kraft, die Er schenken will, quälen wir uns mit Seufzen und Stöhnen durch unser Leben, sehen immer die vielen Probleme und haben keinen Halt im Alltag (entspricht: keine gespaltene Hufe). Und dann stellen wir fest, dass wir das gar nicht verwirklichen, was wir aus der Bibel meinten, verstanden zu haben. Ganz im Gegenteil – wir verspüren die Unfähigkeit, das Alltagsleben („Wüste“) mit unserem Herrn zu leben.

Niedergeschlagen überdenken wir unser Leben: Haben wir es vielleicht ohne wirkliche Nähe zum Herrn verbracht, ohne genügend stille Zeit vor Ihm am Morgen? Dann können wir uns natürlich nicht „im Herrn freuen“ (Phil 4,4). Oder haben wir nicht mehr daran gedacht, dass Christus in der Herrlichkeit als unser Kampfpreis Motivation und damit Kraft für ein Leben mit Ihm gibt (Phil 3,14)? Dann dürfen wir neu mit Ihm anfangen, und in der Kraft des Geistes auch das gut verdaute Wort Gottes „mit Freude und mit fröhlichem Herzen“ (5. Mo 28,47) ausleben! Das wird dann nicht nur Priscilla froh machen.

 

Der Schweine-Christ

Super, diese sogar ganz gespaltenen Hufe des Schweins! Ideal für einen stabilen Gang. Doch jeder weiß: Die Schweine lieben den Dreck über alles (vgl. 2. Pet 2,22). Und Gottes Wort nennt in 3. Mose 11 den Grund, warum das Volk keine Schweine essen durfte: Es war kein Wiederkäuer. Auch wir Christen können leider manchmal zu „Schweine-Christen“ werden:

Leben wir vielleicht manchmal nach außen hin tadellos (entspricht: gespaltene Hufe)? Sonntags besuchen wir in einwandfreiem Äußeren die Zusammenkünfte der Christen, singen im Chor mit und helfen auch bei der Renovierung des Versammlungsraums fleißig mit. Vielleicht bemühen wir uns auch krampfhaft, das Böse in uns in Schach zu halten. Aber innen sind wir vielleicht völlig leer (entspricht: kein Wiederkäuer), haben die Bibel seit Wochen oder Monaten kaum  gelesen, geschweige denn richtig über ihre Botschaft – auch die der Befreiung von der Macht der Sünde – nachgedacht. Und als Folge liegen unsere Interessen tatsächlich ganz woanders: zwielichtige Chatrooms oder Internetseiten, Discobesuche, Stammtisch, usw.. Glücklich? Weit gefehlt! Aber wie kommen wir aus einem solchen Kreislauf heraus?

Wir dürfen auch in einer solchen verkorksten Lage zu dem Herrn beten, ja schreien, und Er wird uns hören, uns unsere Sünden vergeben. Und dann wird Er uns auch die Kraft geben, um die Texte der Bibel nicht nur aufzunehmen, sondern auch gut zu verstehen und als festen Bestandteil unseres Denkens und unseres Willens festzuhalten. Sein Heiliger Geist wohnt in jedem Christen. Er gibt uns Verständnis des Wortes Gottes (Joh 16,13) und auch die Kraft, Gott wohlgefällig zu leben (Gal 5,24.25) und Nein zur Sünde zu sagen.