Andreas, der unscheinbare Jünger im Hintergrund

Andreas, der unscheinbare Jünger im Hintergrund

Lektionen für stille und für „laute“ Christen

Andreas war ein Jünger des Herrn Jesus, der nie in den Vordergrund getreten ist. Und dennoch lernen wir etwas Wesentliches von Andreas. In allen sieben Begebenheiten, in denen er besonders erwähnt wird, kommt er zu dem Herrn Jesus und bringt etwas oder jemand zu ihm. Ob wir mehr im Vordergrund oder mehr im Hintergrund stehen – das ist nicht ausschlaggebend. Entscheidend ist, welchen Platz der Herr Jesus in unserem Leben hat, und ob wir mit allem, was uns begegnet, zu Ihm kommen. Er wird uns niemals enttäuschen, und bei Ihm werden wir die Kraft für den nächsten Schritt in seiner Nachfolge als seine Jünger finden.

Andreas bringt seine Sünden zu dem Herrn Jesus (Johannes 1,35.44)

Andreas war ein Jünger Johannes’ des Täufers. Er war also ein Mensch, der eingesehen hatte, dass er Buße und Vergebung der Sünden nötig hat. Von Johannes hört er von dem Herrn Jesus, dem Lamm Gottes. Was tut er daraufhin? Er macht sich auf den Weg, um zu dem Herrn Jesus zu kommen! Er geht zu Ihm, folgt Ihm, erkundigt sich nach seinem Aufenthaltsort, folgt der Einladung des Herrn Jesus zu kommen und zu sehen, und bleibt den ganzen Tag bei Ihm.

Betrachten wir die Tatsache, dass Andreas zu Johannes, dem Prediger der Buße, kam, und sein Kommen zum Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt, zusammen, so finden wir in der Anwendung auf die heutige Zeit eine erste wichtige Lektion: Das Erste, womit jeder Mensch zu dem Herrn Jesus kommen muss, sind seine Schuld und seine Sünden. Das ist das Verlangen nach Vergebung und der Wunsch, den kennen zu lernen und bei dem zu bleiben, der das Lamm Gottes ist. Er, der Herr Jesus, wird niemand abweisen. Er wird dir die Sündenlast abnehmen, dich einladen zum Bleiben und dir etwas von sich selbst zeigen. So will Er jeden davon überzeugen, dass es sich lohnt, bei Ihm zu bleiben. Bist du schon so zu dem Herrn Jesus gekommen? Hast du Ihm deine Schuld und deine Hilflosigkeit gebracht und den Entschluss gefasst, bei Ihm zu bleiben? Andreas konnte nicht anders, weil er so von der Person des Herrn Jesus beeindruckt war. Er hatte in Ihm den Messias, den Christus, erkannt. Das war das, was er erkennen und verstehen konnte. Und es genügte, um den Entschluss zu fassen, bei Ihm zu bleiben.

Andreas bringt seinen Bruder zu dem Herrn Jesus (Johannes 1, 40-44)

Dieser Eindruck von dem Herrn Jesus genügte auch, um anderen von dem Herrn Jesus zu erzählen und sie zu Ihm zu führen. Das ist das Zweite, womit Andreas zum Herrn Jesus kommt. Er kommt mit seinem Bruder Simon, führt ihn zu dem Herrn, und auch Simon bleibt bei Ihm.

Sind wir auch so beeindruckt von der Person des Herrn Jesus, dass wir andere zu Ihm führen? Damit dürfen wir – wie Andreas – in unserer direkten Umgebung beginnen1.

Andreas bringt sein Leben zu dem Herrn Jesus (Matthäus 4,18–20 und Markus 1,16–18)

In der zweiten Begebenheit hören wir den Ruf des Herrn Jesus: „Komm, folge mir nach!“ Wer mit seinen Sünden zu dem Herrn Jesus gekommen ist, den möchte der Herr Jesus auch ganz für sich haben. Andreas hört den Ruf, verlässt alles und folgt Ihm nach. Mit seiner ganzen Zeit, seiner ganzen Kraft und seinem ganzen Leben kommt er zu dem Herrn Jesus. Von nun an möchte er ganz für Ihn leben. Kommen wir auch mit unserem ganzen Leben zu dem Herrn Jesus? Er hat doch einen Besitzanspruch darauf, weil Er einen so hohen Preis für uns bezahlt hat. Vielleicht denkst du, dass du doch eine Ausbildung machen oder einen Beruf ausüben musst. Aber das eine schließt das andere nicht aus. Auch in unseren ganz normalen Beschäftigungen können und sollen wir dem Herrn Jesus dienen. Was irgend wir tun – wir sollen es tun als dem Herrn (Kol 3,23.24). Gibt das unserer Beschäftigung nicht einen besonderen Sinn?

Andreas und Petrus bringen ihre Sorgen zu dem Herrn Jesus (Markus 1,29–31)

Hier finden wir Andreas in seinem Haus, das ihm gemeinsam mit Petrus gehörte. Er öffnet dieses Haus für den Herrn und lädt Ihn und die anderen Jünger ein. Als der Herr Jesus das Haus betritt, kommen Simon und Andreas zu Ihm mit einem besonderen Anliegen. Die Schwiegermutter von Petrus ist krank. Davon erzählen sie dem Herrn Jesus. Sie kommen zu Ihm mit ihrer Sorge und mit ihrem Problem.

Spornt uns diese Begebenheit nicht dazu an, auch mit unseren Sorgen und Problemen zu dem Herrn Jesus zu kommen? Ihm ist keine Sorge zu klein und kein Problem zu groß. Er hört uns zu und wird uns auch eine Antwort geben.

Andreas bringt das, was vorhanden ist, zum Herrn Jesus (Johannes 6,3–13)

Die nächste Begebenheit, bei der wir Andreas finden, ist die Speisung der Fünftausend. Der Herr Jesus wollte eigentlich mit seinen Jüngern allein sein, doch eine große Volksmenge war Ihm gefolgt. Als der Herr sie sieht, hat Er Erbarmen mit ihnen und belehrt sie. Als es Abend wird, wollen die Jünger die vielen Menschen wegschicken. Sie selbst haben nicht das gleiche Erbarmen mit diesen Menschen, wie der Herr Jesus es hat. Doch der Herr fordert sie auf, den Volksmengen zu essen zu geben. Nur – die Jünger finden keine Möglichkeit, wie sie diese vielen Menschen sättigen könnten. Da kommt Andreas zu dem Herrn Jesus und berichtet Ihm von einem kleinen Knaben mit fünf Broten und mit zwei Fischen.

Andreas bringt das Wenige, das vorhanden ist, zu dem Herrn Jesus. Es ist „nur“ ein junger Mensch, der etwas mitgebracht hatte, und es sind „nur“ fünf Brote und zwei Fische, von denen Andreas berichten kann; aber das berichtet er seinem Herrn und Meister. Ob er es in dem Vertrauen tat, dass der Herr Jesus dieses Wenige benutzen könnte für die Speisung von so vielen Menschen? Der Nachsatz: „Aber was ist das für so viele“ scheint zu zeigen, dass Andreas dieses Vertrauen nicht hatte. Dennoch – er bringt das zu dem Herrn Jesus, was vorhanden ist.

Wieder spornt uns das Beispiel von Andreas an, zu dem Herrn Jesus zu kommen mit dem Wenigen, was uns zur Verfügung steht. Vielleicht stehen wir vor einer schwierigen Aufgabe und fühlen uns nicht in der Lage, diese Aufgabe zu bewältigen. Aber dann dürfen wir zu dem Herrn Jesus kommen. Wir dürfen Ihm bringen, was wir haben. Dann werden wir erleben, wie Er das Wenige zu viel mehr machen kann, als gerade benötigt wird!

Andreas bringt auch die sonderbarsten Anliegen zu dem Herrn Jesus (Johannes 12,20–22)

In Johannes 12 wird von dem Passahfest in Jerusalem berichtet. Anlässlich dieses Festes waren auch einige Griechen nach Jerusalem gekommen. Diese Griechen hatten einen besonderen Wunsch – sie wollten den Herrn Jesus sehen. Sie wenden sich mit ihrem Wunsch an Philippus. Anscheinend ist Philippus ratlos und wendet sich seinerseits an Andreas, um die Sache mit ihm zu besprechen. Doch welchen Rat gibt Andreas? Er rät das einzig Richtige – sie müssen sich an den Herrn Jesus selbst wenden. So kommen Andreas und Philippus zu dem Herrn Jesus und berichten Ihm von dem Wunsch der Griechen. Das ist für den Herrn Jesus der Anlass, etwas über seine Herrlichkeit und auch über seine Leiden zu sagen. Erkennen wir, dass es sich lohnt, mit allem zu dem Herrn Jesus zu kommen? Egal was uns begegnet – und wenn es die sonderbarsten Dinge sind (wie der Wunsch der Griechen Philippus und Andreas sonderbar erschienen sein mag) – wir dürfen es Ihm bringen. Vielleicht kommt ein „Mitjünger“ zu dir mit einer Frage oder einem Problem. Dann darfst du ihn zu dem Herrn Jesus bringen. Wenn solche in unserer Umgebung sind, die nicht selbst den direkten Weg zu dem Herrn Jesus finden (ob es „Griechen“ oder „Jünger“ sind), dürfen wir sie zu Ihm bringen. Er wird sich selbst denen offenbaren, die so zu Ihm kommen.

Andreas bringt seine Fragen zu dem Herrn Jesus (Markus 13,1–4)

Wieder einmal wird Andreas gemeinsam mit Petrus, Jakobus und Johannes erwähnt. Diese vier Männer, die der Herr Jesus an einem Tag in seine Nachfolge gerufen hatte, sind bei dem Herrn Jesus auf dem Ölberg. Sie haben dort die Gelegenheit, Ihm für sich allein eine Frage zu stellen. Sie kommen zu Ihm, um in seiner direkten Umgebung zu sein. So haben sie die Gelegenheit, Ihn zu befragen.

Kommen wir auch zu dem Herrn Jesus, um in seiner unmittelbaren Nähe zu sein und mit Ihm unsere Fragen in Bezug auf seine Person zu besprechen? Die vier Jünger hatten eine Frage, die sich auf die Ankunft des Herrn Jesus bezog. Sie wollten die Umstände seiner Ankunft genauer kennen lernen. Der Herr Jesus lässt ihre Fragen nicht unbeantwortet.

Zwar ist der Herr Jesus nicht mehr körperlich auf dieser Erde. Aber auch heute gibt es noch die Gelegenheit, besonders zu Ihm hinzutreten, um Ihn etwas zu fragen – wenn wir uns einfach etwas Zeit nehmen für Ihn. Wir dürfen im Gebet das mit Ihm besprechen, was wir erlebt haben. Dann werden wir ruhig über diese Dinge, und unsere Gedanken werden frei, um sein Wort auf- zunehmen. Wenn wir dann die Bibel aufschlagen, werden wir erleben, wie der Herr Jesus uns begegnet. Das können wir ganz persönlich tun – wir können es auch tun mit unseren Freunden, wie hier Andreas mit seinen drei Mitjüngern zu dem Herrn Jesus hintrat.

Andreas war kein Einzelgänger (Mt 10,1–4;Mk 3,13–19;Lk 6,12–16; Apg 1,12–14)

Auch in diesen Begebenheiten finden wir Andreas – im Kreis der anderen Jünger und einiger Frauen – wie er zu dem Herrn Jesus kommt.

Wenn wir in der vorigen Begebenheit daran gedacht haben, dass wir persönliche Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus pflegen dürfen, denken wir bei diesen Begebenheiten besonders daran, dass wir auch gemeinsam mit anderen Gläubigen dem Herrn dienen dürfen und Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus haben dürfen. Sind wir bereitwillig zu kommen, wenn der Herr uns in einen gemeinsamen Dienst mit anderen beruft? Liegt uns daran, dahin zu kommen, wo wir mit anderen Gläubigen gemeinsam erleben dürfen, dass Er selbst in der Mitte ist? Andreas wollte dort nicht fehlen – wie er immer zu dem Herrn Jesus kommen wollte, so kam er auch jetzt, um einmütig mit den anderen in dem Obersaal zu beten.

Zu dem Herrn Jesus kommen – das macht uns Andreas vor. Sein Name bedeutet „männlich“ oder „stark“. In 1. Korinther 16,13 werden wir aufgefordert: “Seid mannhaft, seid stark!” Wie können wir mannhaft und stark werden? Indem wir wie Andreas zu dem Herrn Jesus kommen in jeder Situation unseres Lebens!

„Im Übrigen, Brüder, seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.“ (Epheser 6,10)

 

1 Andreas begann damit in seiner Familie und brachte seinen eigenen Bruder zu dem Herrn Jesus. Es scheint aber so, als hätte er auch in seiner Stadt von dem Herrn Jesus erzählt und so Philippus „vorbereitet“, dass dieser dem Ruf des Herrn in Johannes 1,43 Folge leistete und auch dem Herrn Jesus nachfolgte.