Geistliche Arbeit - "wie eine nährende Frau ihre eigenen Kinder pflegt"

Geistliche Arbeit – „... wie eine nährende Frau ihre eigenen Kinder pflegt.“

Paulus vergleicht seine Arbeit unter den Gläubigen in Thessalonich und seine Haltung ihnen gegenüber mit einer Mutter. Und er hatte sich um diese noch jungen Gläubigen gekümmert, als wären es seine Kinder.

Obwohl Paulus nicht lange bei ihnen verweilen konnte – es war über einen Zeitraum von drei Sabbaten (vgl. Apg 17,2) –, hat er sich gegenüber den Thessalonichern (in geistlicher Weise) wie eine Mutter und wie ein Vater verhalten. In diesem kurzen Beitrag wollen wir gemeinsam darüber nach- denken, was wir von ihm und seiner „geistlichen Erziehung“ lernen können.

„Wir sind in eurer Mitte zart gewesen, wie eine nährende Frau ihre eigenen Kinder pflegt“ (1. Thes 2,7).

„Ebenso, wie ihr wisst, wie wir jeden Einzelnen von euch, wie ein Vater seine eigenen Kinder, euch ermahnt und getröstet undeuch bezeugt haben, würdig des Gottes zu wandeln ...“ (1. Thes 2,11.12).

„Wie eine nährende Frau ...“

Die beiden Bilder, die der Apostel benutzt, um seinen Dienst zu beschreiben, sind sehr anschaulich. Sie sind dem täglichen Leben entnommen. Eine nährende Frau ist gekennzeichnet durch zärtliche und liebevolle Pflege. Diese bringt sie pausenlos ihrem Baby (oder Kleinkind) entgegen. So war auch Paulus unter den Thessalonichern: Sie hatten sich gerade „von den Götzenbildern zu Gott bekehrt“ (Kap. 1,9) und waren geistlich gesehen im Stadium eines Kleinkindes. So waren sie sehr auf die Hilfe des Apostels angewiesen. Er gab ihnen die angemessene Nahrung und schützte sie vor Gefahren, die sie selbst vielleicht noch gar nicht wahrnehmen konnten.

„... und wie ein Vater ...“

Was kennzeichnet dagegen einen Vater? Er übernimmt – neben manchen anderen Aufgaben – die Funktion, seine Kinder zu ermahnen und zu trösten. Die Väter in Ephesus werden darauf hingewiesen, ihre Kinder in der Zucht und Ermahnung des Herrn auf zu erziehen (vgl. Eph 6,4). Dabei dürfen wir eher an Kinder denken, die schon etwas mehr Verständnis haben. Wie wichtig ist die geistliche Ermahnung! Schon im alten Bund des Volkes Israel sollten die Eltern in jeder Situation ihren Kindern die Worte Gottes lehren (vgl. 5. Mo 11,18.19).

Paulus nahm diese Aufgabe sehr ernst. Seine „Ermahnung war nicht aus Betrug, noch aus Unreinheit, noch mit List“ (Kap. 2,3). Diese üblen Beweggründe kennzeichnen falsche Arbeiter, die entweder den Gläubigen Dinge vorgaukeln, die nicht wahr sind (vgl. 2. Kor 11,13) oder sie mit fleischlichen Begierden anlocken (vgl. 2. Pet 2,18). Beides führt dazu, dass die Gedanken abgewendet werden von der Einfalt gegenüber dem Christus (vgl. 2. Kor 11,3). Dagegen bestand für Paulus das Ziel darin, dass die Gläubigen ihres Gottes würdig wandeln. Und wie tat er das? Er nahm sich die Zeit, jeden Einzelnen zu „erziehen“. Der Apostel richtete sich nicht nur mit allgemeinen Ermahnungen an alle, sondern gab auch jedem persönlich Hilfestellung.

... der die Gläubigen tröstet ...

Manchmal benötigen gerade junge Gläubige Trost – besonders dann, wenn sie Erfahrungen machen müssen, die bei ihnen tiefe Wunden hinterlassen. Paulus kannte den Gott allen Trostes und war in der Lage, die zu trösten, die in allerlei Bedrängnis sind – das traf besonders auf die Thessalonicher zu (vgl. Kap. 1,6) – durch den Trost, mit dem er selbst von Gott getröstet worden war (vgl. 2. Kor 1,3.4).

... wie seine eigenen Kinder ...

Noch etwas fällt auf, wenn wir Paulus als geistlichen Vater beobachten. Er muss solch eine Hingabe und Liebe gegenüber den Thessalonichern gezeigt haben, dass er sie wie seine eigenen Kinder behandelt hat. Ist dieses Verhalten nicht nachahmenswert? Leider treffen wir es nicht so häufig an. Damals war das nicht anders: „Denn wenn ihr zehntausend Erzieher in Christus hättet, so doch nicht viele Väter“, schrieb Paulus an die Korinther (1. Kor 4,15). Im Gegensatz zu einem Erzieher, der seine Aufgabe letztlich nur als Beruf ausübte, leistete Paulus – wie ein Elternpaar – eine Betreuung mit ganzem Herzen. An einer Stelle lesen wir von ihm: „Darum wacht, und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Nacht und Tag nicht aufgehört habe, einen jeden mit Tränen zu ermahnen“ (Apg 20,31). Seine Mühe ging so weit, dass er sogar sein Leben aufs Spiel setzte. Warum tat er das? „So, da wir ein sehnliches Verlangen nach euch haben [oder: von Liebe zu euch erfüllt sind] ... weil ihr uns lieb geworden wart“ (Kap. 2,8).

„... ohne Selbstliebe ...“

Obwohl Paulus die Thessalonicher wie seine eigenen Kinder behandelte, hütete er sich davor, die Gläubigen an sich zu binden. Es ging ihm keineswegs um seine eigene Person. Er wollte nicht gerühmt werden. Sein Ziel bestand einzig darin, dass Christus verherrlicht wurde. Deshalb suchte er auch keine Ehre von Menschen, weder von den Thessalonichern, „noch von anderen“ (Kap. 2,6).

„... und nicht als Menschengefällige“

Andererseits ließ der Apostel sich auch nicht von den Thessalonichern binden. So wie Vater und Mutter sich nicht vorrangig an den Vorstellungen ihrer Kinder orientieren, so suchte Paulus nicht die Gunst der Thessalonicher. Er lebte vor seinem Gott, und es war sein Wunsch, die ihm übertragene Aufgabe treu auszuführen: „Sondern so, wie wir von Gott als bewährt befunden worden sind, mit dem Evangelium betraut zu werden, so reden wir, nicht um Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft“ (Kap. 2,4).

Wie ausgewogen und Frucht bringend war doch die geistliche Erziehung von Paulus! Sie ist beispielhaft für alle, denen „geistliche Kinder“ anvertraut sind.

Auch wir sind nicht verwaist!

Vielleicht ist unter den Lesern jemand, der wie die Thessalonicher noch jung im Glauben ist und sich auch eine gute geistliche „Erziehung“ wünscht. Hast du schon nach solchen Erziehern Ausschau gehalten oder um sie gebetet? Möglicherweise beklagst du dich aber auch zu Recht darüber, dass niemand da ist, der dir die nötige Betreuung gibt. Dann lass dich daran erinnern, dass der Herr Jesus gesagt hat: „Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen, ich komme zu euch“ (Joh 14,18). Er selbst ist in der Person des Heiligen Geistes zu uns gekommen und möchte (in Ehrfurcht gesagt) die Rolle von Vater und Mutter übernehmen. Niemand kann uns näher sein als Er – geschweige denn eine liebevollere Zuwendung geben! Lasst uns Ihm stets dafür danken!