Die Verheißungen Gottes und ihre Erfüllung

Die Verheißungen Gottes und ihre Erfüllung

Grundsätzliche Aussagen der Bibel über Verheißungen und deren Erfüllung

Was sind Verheißungen ?

Eine Verheißung ist die einem anderen gegebene bindende Zusage über ein bestimmtes Verhalten, das in der Zukunft erfolgen soll. In der Bibel bezieht sich dieser Begriff hauptsächlich auf Zusagen Gottes gegenüber seinem Volk oder einzelnen Gläubigen. Ihr Inhalt ist in der Regel Gottes rettendes bzw. bewahrendes Handeln in Gnade.

Die Erfüllung ist auf das Wesen des verheißenden Herrn gegründet:

Gottes Liebe:

Jesaja 43,1-4; Jeremia 31,3ff.

Gottes Treue:

Klagelieder 3,23; 5. Mose 32,4; (Psalm 89)

Gottes Allmacht:

2. Mose 6,3; Jeremia 32,27; Lukas 1,37; (1. Mose 17,1: Hier kommt der Titel Gottes, „der Allmächtige“ zum erstenmal vor)

Gottes Unwandelbarkeit:

Jakobus 1,17

 

Beispiele für Verheißungen an

Enzelperson

Abraham:      1.Mose 15; 22,17

Jakob:               1.Mose 28,13

 

bzw. an Personengruppen oder Völker

Israel:              2. Mose18,5

die Mühseligen:      Matthäus 11,28

gläubige Menschen Johannes:       14,3 u. 23

Verschiedene Verheißungen sind ohne Bedingungen aus Gottes freier Liebe gegeben. Bei manchen ist deren Erfüllung an Bedingungen geknüpft: an

Gehorsam: 5. Mose 28,1; Lukas 17,6

Glaube:     Galater 3,22; Römer 4,19-21

Liebe zu Gott: Jakobus 1,12

Anerkennung der Autorität: Epheser 6,2

 

 

 

Wichtig ist auch die genaue Kenntnis von Gottes Aussagen und die Annahme im Glauben und Gehorsam, damit wir sie richtig verstehen. Viele Gläubige der Gnadenzeit haben keine Heilsgewißheit oder sie rechnen damit, noch durch Gerichte gehen zu müssen (die so genannte Drangsalszeit, Läuterung), weil sie sich entweder nicht mit den entsprechenden Aussagen beschäftigt oder nicht das Vertrauen zu Gott haben, dass Er sein Wort auch einhält.

Verheißungen im Alten Testament

Die Verheißungen des Alten Testaments weisen zum größten Teil auf den zukünftigen Erlöser hin. So kündigt bereits die erste Verheißung an die Menschheit den an, der der Schlange den Kopf zertreten wird, nämlich Christus (1. Mose 3,15). Am Anfang sind die Verheißungen noch sehr allgemein bzw. ohne größere Einzelheiten. Im weiteren Verlauf werden sie jedoch immer klarer und umfassender.

Die Verheißungen weisen nicht nur auf den Erlöser hin, sondern zeigen auch den Weg der Rettung. Dabei geht es nicht um Weltverbesserung, sondern Gott verheißt die Gabe neuen Lebens sowie seines Geistes (Sacharja 12,10; Hesekiel 36,26).

Gott gibt seine Verheißungen zunächst unmittelbar (an Abraham, Isaak, Jakob, Mose), später durch seine Propheten, in Einzelfällen selbst durch ungläubige Leute (Bileam).

 

Hiob weiß, dass sein Erlöser lebt und dass es eine Auferstehung geben wird Hiob 19,25

Abraham

Isaak

Jakob

wird verheißen, dass aus ihrem Samen der Messias kommt bzw. dass in ihm alle Nationen gesegnet werden Galater 3,16; 1. Mose 26,4; 28,14, Hebräer 11,9.17
Abraham sieht, dass das Opfer von Gott ausersehen wird 1. Mose 22,18;
Jakob prophezeit, dass Schilo, der Friedenbringende, aus dem Stamm Juda kommt 1. Mose 49,10,
später 1.Chronika 5,1
Jesaja prophezeit, dass der Messias aus der Familie Isais kommen soll bzw. ein Nachkomme Davids sein wird Jesaja11,1
Jesaja 23,8; 33,15
Micha weissagt, dass der Messias in Bethlehem geboren werden wird Micha 5,1; Matthäus 2,5
Propheten berichten in den prophetischen Büchern und in den Psalmen über die Umstände seiner Geburt, sein Leben und sein Leiden Jesaja 9,1; 35,4; 53; Psalm 41,9, 55,12; Sacharja 11

 

Exkurs: Gottes Handeln vor und nach der Gesetzgebung

Im Alten Testament finden wir zwei Zeitperioden, in denen sich das Handeln Gottes bezüglich der Verheißungen unterscheidet:

Die Zeit vor dem Gesetz:

Gott redet in den meisten Fällen unmittelbar. Die Verheißungen sind in der Regel Einzelpersonen gegeben. Verheißungen haben keine Bedingungen. Die Patriarchen sahen die Verheißungen von Ferne. Sie hielten sich in dem Land der Verheißung auf, wie in einem fremden Land.

Die Zeit unter Gesetz:

Der Segen ist gebunden an Gehorsam und Treue. „Wenn ihr diese Dinge (Gesetz) tut, dann werdet ihr leben.“ Da ein Volk Gottes existiert, sind diesem die meisten Verheißungen gewidmet.

 

Die Grundlage aller Verheißungen des Alten Testamentes ist das Werk, das der Herr Jesus noch tun würde – also etwas Zukünftiges. Wenn auch vieles vom Gehorsam der Menschen abhängig war, so ist letztlich Gottes unendliche Gnade die Grundlage dafür.

Hinsichtlich des Friedensreiches Gottes gibt es sehr umfangreiche und detaillierte Verheißungen und Vorhersagen:

  • Der Messias herrscht in Gerechtigkeit. (Jesaja 32,1.16.17; Offenbarung 11,15; 20,4)
  • Der Fluch aus der Tier- und Pflanzenwelt ist zu größten Teilen weggenommen (außer den Aussagen bezüglich der Schlange, dem Angrenzenden des Toten Meeres/Sodom). (Jesaja 55,13; 65,25; Hesekiel 34,27; 47, 8-11; Psalm 85,12) Die Meere sind noch vorhanden. (Psalm 72,8; Jesaja 18,1; Hesekiel 47)
  • Es gibt noch Nationen. (Jesaja 60)
  • Es gibt noch/wieder einen Tempel in Jerusalem. (Hesekiel 40 –47)
  • Es ist noch Sünde möglich. (Psalm 101,8)
  • Der Tod ist noch nicht weggetan. (Jesaja 65, 20; Jesaja 66,24)

Eine Reihe von Verheißungen sind inzwischen in Erfüllung gegangen. Obwohl die Gläubigen des Alten Testamentes manches Mal die Erfüllung miterleben durften (Rettung aus Ägypten, Rückkehr aus Babel), so sind diese Ereignisse doch oft nur eine „Vorab-Erfüllung“ des eigentlichen Ausmaßes der zukünftigen Dinge.

Verheißungen im Neuen Testament

Die Verheißungen des Neuen Testamentes beruhen alle auf dem vollendeten Werk des Herrn Jesus (2. Korinther 1,20).

So verkündigte der Apostel Paulus den Juden in Antiochien die Erfüllung der zu den Vätern geschehenen Verheißung, dass jetzt, d.h. nach dem geschehenen Erlösungswerk, in dem Herrn Jesus jeder Glaubende gerechtfertigt werden kann (Apostelgeschichte 13,32f).

Dieser Glaube ist, wie auch zur Zeit des Alten Testaments, die Grundvoraussetzung für das Erfassen der Verheißungen.

Der Heilige Geist – Die große Verheißung im Neuen Testament

Eine der hervorragendsten Verheißungen des Herrn Jesus – die Gabe des Heiligen Geistes - ist bereits Wirklichkeit geworden.„Ich sende die Verheißung des Vaters auf euch“ (Lukas 24,49; Apostelgeschichte 1,4; 2,33; Galater 3,14; Epheser 1,13).

Sie gilt für alle, die den Herrn Jesus angenommen haben, die dem Evangelium geglaubt haben, seien sie Erwachsene oder Kinder, Nahe oder Ferne. Das bedeutet, Verheißungen des Neuen Testaments gelten nicht mehr nur den Gläubigen aus dem Volk Israel, sondern auch denen aus allen Völkern.

Der Heilige Geist ist den Gläubigen Siegel, Unterpfand, Kraft aus der Höhe sowie der Sachwalter vom Vater hier auf dieser Erde1.

Verheißungen in ganz neuer „Dimension“

Durch den Heiligen Geist sind wir jetzt auch befähigt, die neuen, christlichen Verheißungen zu erfassen , zu genießen und dementsprechend zu wandeln2.

Es gibt z.B. die Verheißung

  • des ewigen Lebens (1. Johannes 2,25) dass wir Erben Gottes, Miterben Christi sind 3(Römer 8,17)
  • des ewigen Erbes, welches unvergänglich im Himmel aufbewahrt ist (Hebräer 9,15)
  • der Wohnungen im Vaterhaus4 (Johannes 14,2)
  • seiner Wiederkunft (2. Petrus 3)
  • seiner Gegenwart bei allen Gläubigen (Matthäus 28,20)
  • seiner persönlichen Gegenwart in der Mitte solcher, die in seinem Namen versammelt sind (Matthäus 18,20)
  • der Bewahrung vor dem Gericht (Offenbarung 3,10).

Die Sicherheit der Verheißungen

Gläubige des Neuen Testamentes haben viele Vorbilder und Beweise, dass und wie Gott den Gläubigen des Alten Testamentes bzw. dem Volk Israel seine Verheißungen erfüllt hat:

Abraham:

Gott gab ihm einen Sohn von Sarah

die Patriarchen:

Gott gab dem Volk Israel das Land

Josef:

Gott führte die Kinder Israel aus Ägypten

das Volk Israel:

die Sendung des Messias

die Juden:

die Rückkehr aus Babel

Manchmal hat Er den Zeitpunkt der Erfüllung vorher bekannt gegeben, manchmal nicht. Aber immer stand Er zu seinem Wort.

Der ewige Gott bereut nicht ...

Die Bibel zeigt uns, daß Gott Seine Zusagen nicht bereut. Als der Allwissende weiß Er vor dem Anfang schon das Ende (Jesaja 46,10). In gleicher Weise sehen wir das bei dem Herrn Jesus (Johannes 2,15; 13,3; 18,4).

„Nicht ein Mensch ist Gott, dass er lüge, noch ein Menschensohn, dass er bereue. Sollte er gesprochen haben und es nicht tun, und geredet haben und es nicht aufrecht halten?“ (4. Mose 23,19; 1. Samuel 15,29) „...in der Hoffnung des ewigen Lebens, welches Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor ewigen Zeiten.“ (Titus 1,2)

„Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar.“ (Römer 11,29)

Gott hat sogar einen Eid benutzt, um die Unwandelbarkeit seines Ratschlusses zu bezeugen, obwohl in seiner Natur die Unwandelbarkeit begründet ist (und Er auch den Menschen gebietet, nicht zu schwören. „Euer Ja sei ja und euer Nein nein (Hebräer 6,17-20; Jakobus 5,12). Bei Ihm gibt es keine Veränderung noch eines Wechsels Schatten (Jakobus 1,17).

Die Sicherheit beruht aber auch auf seiner Allmacht. Ihm ist keine Sache unmöglich (Römer 4,21; Jeremia 32,17+27).

... und handelt in seinen Wegen doch unterschiedlich

Wir müssen jedoch sorgfältig unterscheiden zwischen Gottes Ratschlüssen und seinem Regierungshandeln. Sein Ratschluss ist grundsätzlicher Natur und damit ewig, sein Regierungshandeln ist der Weg, auf dem Er – bei allen eintretenden Umständen –sein Ziel erreicht. So finden wir z.B. in 1. Mose 6,6.7, dass es Gott reute, den Menschen gemacht zu haben. Hier zeigt Gott, wie Er über die Menschen denkt und wie Er mit ihnen handelt, obwohl Er seinen Ratschluss schon längst, d.h. vor Erschaffung des Kosmos (Weltall), gefasst hatte.

Besonders deutlich wird uns dieser Umstand in Jeremia 18,8-10. Hier werden uns sowohl Gottes Gnadenhandeln als auch seine Erziehungswege deutlich.

Weitere Gelegenheiten:

1. Samuel 15,11 Die Verwerfung Sauls  

2. Samuel 24,16/1. Chronika 21,15 Gott bricht das Gericht über Israel und David ab.

Psalm 106,45/Jeremia 42,0

Wie gehe ich persönlich im Jahr 2002 mit den Verheißungen der Bibel um, und wie prägen sie mein Leben?

Wir haben bereits bei den Verheißungen im Alten Testament festgestellt, dass sie auch persönlichen Charakter haben und im Glauben in Anspruch genommen werden müssen.

Hierin ist uns Abraham das leuchtende Vorbild: Er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde gestärkt, Gott die Ehre gebend (Römer 4,20). Zweifel rauben uns die Sicherheit. Wir müssen uns hüten, an Gottes Verheißungen zu zweifeln, wenn sie sich nicht zu dem von uns erwarteten Zeitpunkt erfüllen (2. Petrus 3).

Verheißungen kennen lernen – und festhalten!

Wir dürfen die Gewissheit haben, dass Gott das, was Er verheißen hat, auch ausführen wird und kann (Römer 4,21).

Wir können natürlich nur Verheißungen festhalten, die wir vorher kennen gelernt haben. Dazu ist es unbedingt notwendig, sein Wort zu studieren. Eine wertvolle Hilfe ist auch der Besuch von Zusammenkünften der Christen, in denen wir Gottes Wahrheit tiefer in uns aufnehmen können.

Und dann dürfen und sollen wir uns fest an diese Verheißungen klammern und an ihnen festhalten (Hebräer 10,23), darin ausharren (Hebräer 10,36.35), auch wenn sie nicht sofort, nachdem wir sie „entdeckt“ haben, eintreffen.

Der Herr zögert zum Beispiel die Verheißung seines Kommens nicht hinaus, sondern möchte noch viele zur Umkehr bringen. Gottes Zeitrechnung ist oft anders als die unsrige (2. Petrus 3,9).

Die Beschäftigung mit fremden Lehren wie der Philosophie, der Spott der Mitmenschen und auch die Magnetwirkung der Welt können uns den Segen schnell wieder rauben. Deshalb laßt uns den Herrn immer wieder um Kraft bitten, nahe bei Ihm und seinen Verheißungen zu bleiben.

Die große Verheißung für die Zukunft: Er kommt bald!

Die besondere Zusage des Herrn Jesus: „Siehe ich komme bald“ (eilends), steht unmittelbar vor ihrer Erfüllung. Diese Tatsache sollte uns doppelt wach halten bzw.

  • Lebe ich in der Erwartung des Herrn Jesus? Wird mein Leben dadurch geprägt?
  • Hat sein Kommen vielleicht etwas Beschämendes für mich, weil mein Lebenswandel nicht in Übereinstimmung mit Gott ist?

Diese beiden Fragen sollten wir uns aufrichtig vor dem Herrn beantworten und unser Leben bzw. unsere Einstellung, wenn nötig, entsprechend ändern – mit seiner Hilfe!

Titus 2 gibt uns eine wertvolle Hilfestellung zu einem glücklichen Leben in der Hoffnung auf das Kommen des Herrn Jesus.

Wir dürfen:

  • die Gnade in Anspruch nehmen
  • die Gottlosigkeit und die weltlichen Lüste verleugnen
  • besonnen, gerecht und gottselig leben
  • die glückselige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des Herrn Jesus erwarten allen Fleiß anwenden und nicht träge werden
  • Nachahmer derer sein, die uns im Glauben vorangegangen sind. (Wie viele wertvolle Vorbilder finden wir dazu in der Bibel (Hebräer 6,11.12; 13,7)!

Gottes Verheißungen sind etwas Herrliches. Selbst wenn sie zum Teil nicht uns, sondern dem Volk Israel gelten, so haben sie doch alle mit dem Herrn Jesus zu tun. Und Er sollte nicht nur der Mittelpunkt der Ratschlüsse Gottes, sondern auch unsere ganze Freude sein.

 

1 Epheser 1,13.14; Lukas 24,49; Johannes 14,16

2 Grundvoraussetzung für das ist natürlich auch das neue Leben (2. Korinther 5,17; Römer 6,4)

3 Erst dann wird auch die Verheißung der Erlösung unseres Körpers Wirklichkeit, während wir die Erlösung unserer Seele bereits jetzt besitzen.

4 Deshalb darf ein Christ auch auf die himmlische Herrlichkeit hoffen (1. Petrus 1,3; Römer 8,18)