Johannes der Täufer - ein Lebensprogramm

Johannes der Täufer - ein Lebensprogramm

"Da war ein Mensch, von Gott gesandt, sein Name Johannes. Dieser kam zum Zeugnis, damit er zeugte von dem Licht, damit alle durch ihn glaubten. Er war nicht das Licht, sondern damit er zeugte von dem Licht. " (Johannes 1,6-8)

Diese Verse fassen ein erfülltes Leben zusammen. Es handelt sich zwar um das "Lebensprogramm" eines einzigartigen Mannes - Johannes des Täufers. Doch lassen sich diese Worte auch leicht auf uns übertragen. Ja, sie fordern uns als Zeugen des Herrn Jesus heraus.

Die Herrlichkeit des Herrn Jesus Christus (Joh 1,1-5)

Wer ist denn Jesus Christus. von dem Johannes zeugte und von dem auch wir zeugen sollen? Die ersten Verse des Evangeliums geben eine gewaltige Antwort auf diese Frage.

Verse 1-3: Alles hat einen Anfang, alles ist geworden. Nur Gott nicht. Er. der Schöpfer, ist schon immer da gewesen. So weit man auch zurückdenken mag, bis zu den Uranfängen des Weltalls - "im Anfang war das Wort". Er - d.h. der Sohn, der Herr Jesus -, der Gott ist - war schon, von jeher.

Vers 4: Da auch alle Lebewesen einen Anfang haben, haben sie ihr Leben von Gott bekommen. Nur Gott hat Leben in sich selbst so dass von dem Herrn Jesus gesagt werden kann: "In ihm war Leben". Schon von Ewigkeit her, "im Anfang", war Leben in Ihm.

Als "das Wort" Fleisch, d.h. Mensch, wude (V. 14), wurde dieses Leben offenbart, sichtbar gemacht. Alles, was der Herr Jesus als Mensch tat und sagte, zeigte, wer Gott ist. Das Mensch gewordene "Wort" hat den unsichtbaren Gott kundgemacht (V. 18) .So wurde Er "das Licht der Menschen".

Vers 5: Die Menschen dieser Welt brauchen dieses Licht, denn sie sind in Unwissenheit über Gott (und damit auch über ihren eigenen Zustand). Sie sind in der "Finsternis". Obwohl der Herr Jesus als das ,,wahrhaftige Licht" jeden Menschen ins Licht gestellt hat (V. 9), blieb die Finsternis, denn die Welt kannte Ihn nicht (V. 10).

Wenn man in einem dunklen Raum das Licht anschaltet. muss die Finsternis weichen. Geht es aber um die Herzen der Menschen, gibt es kein entsprechendes Naturgesetz, da der Mensch einen Willen hat. Wer nicht glauben will, kann sich dem "Licht" verschließen - dann bleibt es für ihn dunkel: "Das Licht scheint in der Finsternis. und die Finsternis hat es nicht erfasst".

Das Ende von Vers 5 erscheint wie eine dunkle Wolkenfront: Die "Finsterniss" dieser Welt bildet einen starken Kontrast zu den Herrlichkeiten des wahrhaftigen Lichts.

Auf der einen Seite ist Licht, auf der anderen Finsternis. Auf der einen Seite ist Gott, auf der anderen der Mensch - nicht nur als hinfälliges, kleines Geschöpf, sondern auch als Sünder.

"Da war ein Mensch "

Stellen wir uns einmal vor, Vers 6 würde hier enden: ,,Da war ein Mensch" - Punkt. Das wäre eine Aussage. die auf jeden Menschen zutrifft, der die Bühne dieser Welt betreten hat. Wenn man weiter nichts sagen kann. ist das zu wenig. Ein Mensch ist zwar ein hochbegabtes, wertvolles Geschöpf, aber ein Sünder in der Finsternis, der, wenn er nicht glauben will, ewig verloren geht.

Es gab und gibt auch Gläubige. von denen rückblickend kaum mehr gesagt werden kann als: "Da war ein Mensch". Sie sind da und es ist zu befürchten, dass sie fast spurlos wieder verschwinden werden. Nur wenige erkennen sie überhaupt als Christen. Viele sind damit zufrieden, nicht in die Hölle zu kommen. Dass Gott sie auch zu einem Dienst aussenden will, darüber scheinen sie noch nie so richtig nachgedacht zu haben.

Für Johannes ging der Satz weiter: "Da war ein Mensch, von Gott gesandt"!

"Von Gott gesandt"

Johannes hat verstanden. dass sein ganzes Leben Gott gehört. Er war bereit, von Gott gesandt zu werden, wie. wann und wohin Er wollte. Er hat gleichsam die immer aktuelle Frage Gottes aus Jesaja 6 gehört: "Wen soll ich senden, und wer wird für uns gehen?" - und geantwortet: „Hier bin ich. sende mich" (Jes 6,8).

Wir entdecken dort drei wichtige Elemente, die zu jeder Berufung gehören. Sie sind zu bedeutsam, um übergangen zu werden, obwohl sie in Johannes 1 nur angedeutet werden:

1. Joh 1,1-5a: Die Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn (vgl. Jes 6,1-4)

2. Joh 1,5b.6a: Die Erkenntnis der eigenen Unwürdigkeit (vgl. Jes 6,5-7)

3. Joh 1,6b.: Die Bereitschaft, ausgesendet zu werden (vgl. Jes 6,8).

In Jesaja 6 sieht der Prophet "den Herrn sitzen auf hohem und erhabenem Thron, und seine Schleppen erfüllten den Tempel" (V 1) und "Seraphim standen über ihm, ein jeder von ihnen hatte sechs Flügel" (V 2). Das ist schon beachtenswert, denn

1. mit zwei flügeln bedeckten sie ihr Angesicht - vor der Herrlichkeit des Herrn

2. mit zwei Flügeln bedeckten sie ihre Füße - im Bewusstsein ihrer Unwürdigkeit vor Ihm

3. mit zwei Flügeln flogen sie - stets bereit, von Ihm zu einem Dienst gesandt zu werden.

Vor allem finden wir bei Jesaja selbst, dass er

 1. die Herrlichkeit des Herrn sieht (V 1-4)

2. seine eigene Unwürdigkeit erkennt (V5- 7) und

3. bereit ist, gesendet zu werden (V 8).

Dieselben Elemente finden wir auch bei der Berufung Mose. (2. Mose 3):

1. Gott erschien ihm im brennenden Dornbusch "Und er sprach: ICH BIN der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verbarg Mose sein Angesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen"(V 6).

2. Nachdem Gott den Grund Seines Erscheinens erklärt hatte, sagte Mose: "WER BIN ICH, dass ich zu dem Pharao gehen, und dass ich die Kinder Israel aus Ägypten herausführen sollte?" (V. 11).

3. Gott antwortete darauf: ,,Weil ICH mit dir sein werde" (V 12).Mit anderen Worten: "Du hast recht, Mose: In dir selbst bist du nichts. Entscheidend ist, wer Ich bin!". Etwas später sagte Gott: "ICH BIN, DER ICH BIN ... So sollst du zu den Kindern Israel sagen: 'ICH BIN' hat mit zu euch gesandt" (V 14).- Da war ein Mensch, von Gott gesandtl

Hast Du die Herrlichkeit des Herrn erkannt? Bist Du Dir Deiner Unwürdigkeit, Ihm zu dienen, bewusst? Dann erfüllst Du die wesentlichen Voraussetzungen, um von Gott gesandt zu werden. Willst Du nicht sagen: "Hier bin ich, sende mich"?

Wird man in diesen Satz Deinen Namen einsetzen können: "Da war ein Mensch, von Gott gesandt, sein Name ..."?

"Sein Name Johannes"

Der Name Johannes bedeutet übrigens "Der HERR (Jahwe, Jehova) ist gnädig" oder .,Der HERR hat begnadigt". Wir möchten das zum Anlass nehmen, uns daran zu erinnern, dass alles, auch jede Sendung zum Dienst, nur Gnade ist. Ob Gott uns zu einem Dienst aussenden will, der in den Augen der Menschen groß oder klein erscheint - wir haben weder das eine noch das andere verdient. Wenn wir, angesichts seiner Herrlichkeit, unsere eigene Unwürdigkeit erkannt haben, werden wir das gut verstehen.

"Dieser kam zum Zeugnis ..."

Johannes war zu einem besonderen Dienst gesandt. Doch was wir in Vers 7 und 8 von ihm lesen, können wir leicht auf uns übertragen. Zwei Dinge werden uns mitgeteilt:

1. Der Zweck der Sendung: "Dieser kam zum Zeugnis, damit er zeugte von dem Licht ...Er war nicht das Licht, sondern damit er zeugte von dem Licht" (V 7a. 8).

2. Das Ziel der Sendung: ,,damit alle durch ihn glaubten" (V 7b).

Johannes kam zum Zeugnis. Er war ausgesandt: "damit er zeugte von dem Licht", d.h. von dem Herrn Jesus (siehe V 9). Sollen wir nicht auch seine Zeugen sein (vgl. Apg 1,8)? Sollen wir nicht scheinen "wie Lichter in der Welt, darstellend das Wort des Lebens", d.h. den Herrn Jesus (Phil 2,15)?

Der Täufer war nicht "das Licht". Wir sind es genauso wenig. In dem Bild von Phil 2,15 sind wir nicht die Sonne, sondern "Lichter in der Welt". Damit sind die nächtlichen Lichtträger gemeint, vor allem die Sterne, aber auch der Mond.

Sterne und Mond lehren uns, wie wir seine Zeugen sein können:

1. Die Sterne sind für unser Auge kleine Lichter im Vergleich zur Sonne. Trotzdem können sie den Menschen zu Weg weisern werden, Kapitäne können anhand der Sterne navigieren. weil jeder Stern seinen festen Platz hat. Wenn wir von Gott gesandt sind, dann sind wir dort, wo Er uns haben möchte.

2. Der Mond und die Planeten haben in sich selbst kein Licht. Sie sind nicht das Licht. aber sie "zeugen" davon, indem sie das Licht der Sonne reflektieren. Wahrend die Welt im Finstern liegt, "Sehen" sie die Sonne und scheinen sie „wie Lichter in der Welt". Mit uns ist es nicht anders.

Wie Johannes von dem Licht zeugte, sehen wir beispielhaft in den Versen 19-34: "Und dies ist das Zeugnis des Johannes...". Als er gefragt wurde, wer er sei, lenkte er in seiner Antwort die Blicke sogleich von sich weg, auf Christus hin. Er zeugte von ihm als

1. dem HERRN (Jahwe, Jehova) und verheißenen Messias (V 23)

2. dem, dessen er nicht würdig war, die Riemen seiner Sandale zu lösen (V 27)

3. dem Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt (V 29)

4. dem Ewigseienden, der vor ihm war (V 30)

5. dem, auf den der Geist wie eine Taube herniederfahren und bleiben konnte (V 32)

6. dem, der mit Heiligem Geist tauft (V 33)

7. dem Sohn Gottes (V 34).

Christus - das ist es, was letztlich alle Menschen benötigen. Ihn dürfen wir predigen (vgl. Apg 8,5), damit möglichst alle glauben.

"Damit alle durch ihn glaubten"

Haben alle Menschen dem Zeugnis des Johannes geglaubt? Nein. Auch heute ist so ein Ergebnis nicht zu erwarten. Unsere Verantwortung ist, von Ihm zu zeugen. Die Resultate unseres Zeugnisses können wir getrost Gott überlassen.

Es muss uns aber aufrütteln, wenn wir lesen. wie sich Johannes darum bemühte, dass möglichst alle glaubten. Verwirklichen wir das, so grenzen wir niemand von der Verkündigung der guten Botschaft aus und geben auch niemand auf. Wir werden nicht fertig werden, solange wir leben.

Der Dienst gegenüber einem Menschen ist auch dann nicht zu Ende, wenn wir ihn zum Heiland bringen durften: Jungbekehrte sollen weiter geführt werden. Das illustrieren uns die Verse 35-42.

Johannes der Täufer stand dort mit zwei von seinen Jüngern, "hinblickend auf Jesus", und da kam es über seine Lippen: „Siehe, das Lamm Gottes!" Ein Zeugnis, das mit einem derart brennenden Herzen gegeben wird, bleibt nicht ohne Wirkung. Die beiden Jünger folgten dem Herrn Jesus nach! Sie suchten nicht irgend etwas, sie suchten Ihn. So fanden sie den Ort, "wo er sich aufhielt". Das ist ein Bild von dem ,,Ort", wo Er in der Mitte ist, wo zwei oder drei versammelt sind in seinem Namen (Mt 18,20).

Andreas - einer der beiden Jünger - durfte wiederum seinen Bruder Petrus zu dem Herrn Jesus führen. Eine „Kettenreaktion" wurde ausgelöst, die einen unermesslichen Segen hervorbrachte. Denken wir nur an den Dienst des Apostels Petrus, von dem heute noch Millionen Menschen profitieren.

Wir vergessen aber nicht, dass ein entscheidender Impuls dazu von Johannes dem Täufer ausging - "ein Mensch, von Gott gesandt".

Da war ein Mensch, von Gott gesandt, sein Name Johannes (Joh 1,6)