Herz - Biblische Begriffe

Biblische Begriffe: Herz

Das Herz - ein zentraler Begriff im Leben der Menschen. und zwar nicht nur im medizinischen Sinn als Organ mit der wichtigen Aufgabe, den Blutkreislauf beim Menschen und bei vielen Tieren zu gewährleisten. Um die 800 Mal kommt dieses Wort in der Heiligen Schrift vor, in unterschiedlicher Bedeutung, kaum aber im Sinn des eben genannten Körperorgans. Dies ist allenfalls gemeint im Zusammenhang mit dem "Herzklopfen", das bei innerer Unruhe durch Furcht, eine ausgesprochene Lüge oder überhaupt durch Sünde, aber auch durch freudige Erwartung hervorgerufen wird (vgl. 1. Mo 42,28; 1. Sam 24,6: 2. Sam 24,10: PS 38,10; Jes 60,5). Denn die Bibel ist kein Naturkundebuch, das sich mit Einzelfragen lebender Körper befasst. Darum wird der Begriff Herz auch nie in Verbindung mit einem Tier verwendet.

Das Herz - Zentrum der Persönlichkeit

So wie das Herz im menschlichen Körper eine wirklich zentrale Funktion, wenn nicht die zentrale Funktion innehat, so ist auch mit diesem Begriff in seiner übertragenen Bedeutung das eigentliche Zentrum des Menschen gemeint (manchmal auch einer Sache - z. B. PS 46,2 „Herz des Meeres"), das Zentrum, von dem alles ausgeht, oder was irgendwie das Wesentliche und Wichtigste ist. So verwendet die Bibel diesen Begriff fast immer. Manchmal ist dann die Person selbst gemeint, das "Ich", in einigen Fallen sogar Gott selbst (1.Mo 6,6; 1.Sam 13,14; 2. Chr 7,16).1

So verbinden sich mit dem Herzen unsere Zuneigungen und Abneigungen, Liebe und Hass, Treue und Untreue, unsere Empfindungen wie Freude und Traurigkeit, Niedergeschlagenheit und Optimismus. Vor allem aber bedeutet es den ,,Sitz" der Persönlichkeit und damit des Willens, der Energie, der Entschlossenheit und der Entscheidungen.

Verschiedene Stellen der Schrift machen dies deutlich:

Sprüche 4:23: ,.Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens." - Die "Ausgänge des Lebens" entsprechen ohne Zweifel den Zielen und Grundeinstellungen, für die der Mensch sich entscheidet, und zwar sowohl auf moralischem als auch auf geistlich-religiösem Gebiet.

Lukas 10, 27 (zitiert 5. Mo 6,5): "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft und mit deinem ganzen Verstande...". Hier wird deutlich zu allererst vom Herzen, das Gott in Liebe zugewandt sein soll, gesprochen. erst dann von Seele, Leib (Kraft) und Verstand.

In Richter 5,15.16 wird berichtet von "Beratungen des Herzens" und von "Beschlüssen des Herzens", in Lukas 2,35 sagt der alte Simeon in Bezug auf den Herrn Jesus, den er als kleines Kind auf seine Arme nahm: .,Siehe, dieser ist gesetzt zum Fall und Aufstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird ... damit die Überlegungen vieler Herzen offenbar werden". Beratungen, Überlegungen und Beschlüsse finden im Herzen ihren Ausgangspunkt, hier wird das Für und Wider abgewogen und hier formt sich auch die Haltung, die der Einzelne gegenüber Gott und seinem auf die Erde gesandten Sohn Jesus Christus einnimmt.

Dabei kann das Herz redlich sein (2. Kö 10,15), es kann willig sein (2. Mo 35,22), es kann „ungeteilt" auf den HERRN gerichtet sein (2. Kö 20.3; Jes 38,3). Es kann aber auch feige sein (3. Mo 26,36), verstockt sein (5. Mo 2,30; PS 81,12), widerspenstig (Jer 5,23); es kann ein „verstecktes Herz" sein (Spr 7,10), d.h. es kann bemüht sein, vor Gott und dem Nächsten die wahren Absichten zu verbergen, "gleisnerisch" (Hos 10,2), nämlich aalglatt und arglistig.

Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist, denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens. (Spr 4,23)

Ein neues Herz

Gottes Wort gibt über das Herz des Menschen ein klares Urteil: ..Arglistig ist das Herz, mehr als alles, und verderbt ist es; wer mag es kennen?" (Jer 17,9). Und: "aus dem Herzen kommen hervor böse Gedanken, Mord, Ehebruch. ..." (Mt 15,19) Es ist das Herz des in Sünde gefallenen Menschen. Es ist unser Herz von Natur. Wenn wir diese Aussagen über das Herz vergleichen mit der Aussage der Heiligen Schrift über die "Werke des Fleisches" (Ga15,19.20), so müssen wir erkennen, dass das Herz moralisch gesehen der "Ort" ist, wo das "Fleisch" sich befindet, wo es wirkt. Wenn durch die Wirkung des Wortes Gottes und des Heiligen Geistes in einem umkehrbereiten und glaubenden Herzen die neue Geburt stattgefunden hat gibt Gott dem Menschen ein neues Herz und einen neuen Geist (Hes 36,26; Jer 24.7); ein sich selbst verurteilendes Herz "reinigt [Gott] durch den Glauben" (Apg 15,9). Es wird gereinigt „durch den Gehorsam gegen die Wahrheit'' (1. Pe 1,22), „durch das Blut Jesu" (Heb 10,19.22).

In dieses neue und gereinigte Herz gibt Gott seinen Geist, ist „seine Liebe ausgegossen" (2. Kor 1,22; Rö 5,5), in diesem Herzen soll "der Christus durch den Glauben wohnen" (Eph 3,17).

Gott prüft das Herz

Das Herz - „wer mag es kennen?", so fragte der Prophet, und er fährt fort: „Ich, der HERR, erforsche das Herz..."(Jer 17,10). Wir mögen meinen, unser eigenes Herz gut zu kennen, ein weiser Mann, Salomo, dagegen sagt in seinem Gebet: „...denn du, du allein kennst das Herz aller Menschenkinder" (1.Kö 8,39). Gott ist der "Herzenskenner" (Apg 1,24; 15,8). Wir irren uns oft in Bezug auf unsere Mitmenschen und können - und dürfen - ihre Motive und Gedanken nicht beurteilen, aber wir irren uns sicher ebenso sehr, wenn es um uns selbst geht. Unser Herz kann mit ,,Wahnsinn",mit "Blindheit" und mit „Erstarrung" geschlagen sein (5.Mo 28.65). Darum bittet ein erfahrener gläubiger Mann: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal (d.h. der zu Schmerz oder Unglück führt) bei mir ist, und leite mich auf ewigem Weg!" (PS 139,23.24) Auf diese Weise, in Demut vor Gott und der Bereitschaft, Böses in unseren Herzen ZU verurteilen, werden wir geöffnet sein für das Wort Got- tes und seine Weisungen.

Ein reines Herz

"Glückselig,die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott sehen." (Mt 5,8). Ein reines Herz ist zunächst ein gereinigtes Herz. Ein solches Herz kennt den Herrn Jesus und freut sich in seiner Gegenwart, ein solches Herz "ruft den Herrn an" (2. Tim 2,22), es unterwirft sich Ihm in Liebe und Ehrerbietung und hält seine „Gebotes" und sein „Wort" (Joh 14,21.23). Das bedeutet nicht, zu einem hohen Grad an „praktischer Reinheit" gelangt zu sein, sondern vielmehr beständige Wachsamkeit über unsere Herzen und innere Entschiedenheit, dem Herrn zu folgen - alles nur möglich im Vertrauen auf seine Gnade.

„Gib mir, mein Sohn, dein Herz, und laß deine Augen Gefallen haben an meinen Wegen!" (Spr 23.26) Wenn unser Herz unserem Herrn gehört, wenn wir Ihn hören. dann werden auch wir sagen: "Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Weg zu uns redete und als er uns die Schriften öffnete?" (Lk 24-32)

Mein Sohn, wenn dein Herz weise ist, so wird auch mein Herz sich freuen. (Spr 23,15)

 

1 Auch der Begriff Seele wird oft für die Person verwendet, bedeutet aber mehr die Tatsache des (natürlichen) Lebens: Herz spricht vom inneren Leben der Person, und deren Beziehungen und Verantwortlichkeiten in geistlicher und moralischer Hinsicht, nämlich Gott und auch Menschen gegenüber.